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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der encyklopädischen Darstellungen.
digt fühlen konnte. Kann Lonicer, wenigstens was den zoologischen
Abschnitt seines Werks betrifft, nur als einseitiger Compilator betrachtet
werden, so steht ihm -- und durch diesen Namen wird der Ruhm
Deutschlands, auch in diesem Zeitalter der Zoologie neue Bahnen an-
gewiesen zu haben, neu gefestigt -- Conrad Gesner gegenüber, ein
Mann, welcher im besten Sinne des Worts deutsche Gelehrsamkeit und
sorgfältige Beobachtungsgabe mit einander verband. In Gesner's
Werken sind so viele Beobachtungen von Zeitgenossen und Mittheilun-
gen aus kurz zuvor erschienenen Schriften enthalten, daß ein Blick auf
das ihm in dieser Richtung zu Gebote stehende litterarische Material
vielleicht nicht unzweckmäßig wäre. Doch waren die benutzten Schriften
vorzüglich solche über einzelne Abtheilungen des Thierreichs, wie die
Schriften Belon's, Rondelet's u. a. Sie werden später besprochen wer-
den. Gesner eigen war das Talent des universellen Zusammenfassens.

Ist auch das Leben Gesner's öfter ausführlich beschrieben wor-
den11), so gehört doch eine kurze Mittheilung der wichtigsten Züge aus
demselben um so mehr hierher, als es eben für ein in mehrfacher Be-
ziehung typisches Lebensbild eines deutschen Gelehrten gelten kann, und
da ja seine Leistungen in jeder Weise grundlegend für die neuere Zoolo-
gie genannt werden müssen. Conrad Gesner wurde am 26. März
1516 in Zürich als der Sohn eines Kürschners Urs Gesner geboren,
welcher als Reformirter in dem Treffen bei Zug (mit Zwingly) 1531
blieb. Den ersten Unterricht erhielt Conrad Gesner von seiner Mutter
Bruder, dem Prediger Friccius, welcher ihn nicht bloß in die philolo-
gischen Studien, sondern als großer Pflanzen- und Gartenfreund auch
in die Natur einführte. Schon vor seinem Vater verlor er diesen seinen
ersten Lehrer und fand eine Zeit lang bei J. J. Ammianus Aufnahme
als Schüler. Da er indeß nach seines Vaters Tode theils in Folge eig-
ner Erkrankung, theils wegen der kriegerischen Unruhen in der Schweiz

11) Hauptquelle ist Schmiedel im ersten Theil seiner Ausgabe der botani-
schen Werke Gesner's. Nürnberg 1751 (lateinisch). Ferner Memoir of Gesner.
in Sir W. Jardine's Naturalist's Library (Horses by Ch. Hamilton Smith.
Edinburgh, 1841).
Die Hauptdaten finden sich im Auszug bei Cuvier, a. a. O.
S. 83 (sehr kurz), E. Meyer, Gesch. der Botanik. Bd. 4. S. 323. u. a. O.

Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
digt fühlen konnte. Kann Lonicer, wenigſtens was den zoologiſchen
Abſchnitt ſeines Werks betrifft, nur als einſeitiger Compilator betrachtet
werden, ſo ſteht ihm — und durch dieſen Namen wird der Ruhm
Deutſchlands, auch in dieſem Zeitalter der Zoologie neue Bahnen an-
gewieſen zu haben, neu gefeſtigt — Conrad Gesner gegenüber, ein
Mann, welcher im beſten Sinne des Worts deutſche Gelehrſamkeit und
ſorgfältige Beobachtungsgabe mit einander verband. In Gesner's
Werken ſind ſo viele Beobachtungen von Zeitgenoſſen und Mittheilun-
gen aus kurz zuvor erſchienenen Schriften enthalten, daß ein Blick auf
das ihm in dieſer Richtung zu Gebote ſtehende litterariſche Material
vielleicht nicht unzweckmäßig wäre. Doch waren die benutzten Schriften
vorzüglich ſolche über einzelne Abtheilungen des Thierreichs, wie die
Schriften Belon's, Rondelet's u. a. Sie werden ſpäter beſprochen wer-
den. Gesner eigen war das Talent des univerſellen Zuſammenfaſſens.

Iſt auch das Leben Gesner's öfter ausführlich beſchrieben wor-
den11), ſo gehört doch eine kurze Mittheilung der wichtigſten Züge aus
demſelben um ſo mehr hierher, als es eben für ein in mehrfacher Be-
ziehung typiſches Lebensbild eines deutſchen Gelehrten gelten kann, und
da ja ſeine Leiſtungen in jeder Weiſe grundlegend für die neuere Zoolo-
gie genannt werden müſſen. Conrad Gesner wurde am 26. März
1516 in Zürich als der Sohn eines Kürſchners Urs Gesner geboren,
welcher als Reformirter in dem Treffen bei Zug (mit Zwingly) 1531
blieb. Den erſten Unterricht erhielt Conrad Gesner von ſeiner Mutter
Bruder, dem Prediger Friccius, welcher ihn nicht bloß in die philolo-
giſchen Studien, ſondern als großer Pflanzen- und Gartenfreund auch
in die Natur einführte. Schon vor ſeinem Vater verlor er dieſen ſeinen
erſten Lehrer und fand eine Zeit lang bei J. J. Ammianus Aufnahme
als Schüler. Da er indeß nach ſeines Vaters Tode theils in Folge eig-
ner Erkrankung, theils wegen der kriegeriſchen Unruhen in der Schweiz

11) Hauptquelle iſt Schmiedel im erſten Theil ſeiner Ausgabe der botani-
ſchen Werke Gesner's. Nürnberg 1751 (lateiniſch). Ferner Memoir of Gesner.
in Sir W. Jardine's Naturalist's Library (Horses by Ch. Hamilton Smith.
Edinburgh, 1841).
Die Hauptdaten finden ſich im Auszug bei Cuvier, a. a. O.
S. 83 (ſehr kurz), E. Meyer, Geſch. der Botanik. Bd. 4. S. 323. u. a. O.
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[274/0285] Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. digt fühlen konnte. Kann Lonicer, wenigſtens was den zoologiſchen Abſchnitt ſeines Werks betrifft, nur als einſeitiger Compilator betrachtet werden, ſo ſteht ihm — und durch dieſen Namen wird der Ruhm Deutſchlands, auch in dieſem Zeitalter der Zoologie neue Bahnen an- gewieſen zu haben, neu gefeſtigt — Conrad Gesner gegenüber, ein Mann, welcher im beſten Sinne des Worts deutſche Gelehrſamkeit und ſorgfältige Beobachtungsgabe mit einander verband. In Gesner's Werken ſind ſo viele Beobachtungen von Zeitgenoſſen und Mittheilun- gen aus kurz zuvor erſchienenen Schriften enthalten, daß ein Blick auf das ihm in dieſer Richtung zu Gebote ſtehende litterariſche Material vielleicht nicht unzweckmäßig wäre. Doch waren die benutzten Schriften vorzüglich ſolche über einzelne Abtheilungen des Thierreichs, wie die Schriften Belon's, Rondelet's u. a. Sie werden ſpäter beſprochen wer- den. Gesner eigen war das Talent des univerſellen Zuſammenfaſſens. Iſt auch das Leben Gesner's öfter ausführlich beſchrieben wor- den 11), ſo gehört doch eine kurze Mittheilung der wichtigſten Züge aus demſelben um ſo mehr hierher, als es eben für ein in mehrfacher Be- ziehung typiſches Lebensbild eines deutſchen Gelehrten gelten kann, und da ja ſeine Leiſtungen in jeder Weiſe grundlegend für die neuere Zoolo- gie genannt werden müſſen. Conrad Gesner wurde am 26. März 1516 in Zürich als der Sohn eines Kürſchners Urs Gesner geboren, welcher als Reformirter in dem Treffen bei Zug (mit Zwingly) 1531 blieb. Den erſten Unterricht erhielt Conrad Gesner von ſeiner Mutter Bruder, dem Prediger Friccius, welcher ihn nicht bloß in die philolo- giſchen Studien, ſondern als großer Pflanzen- und Gartenfreund auch in die Natur einführte. Schon vor ſeinem Vater verlor er dieſen ſeinen erſten Lehrer und fand eine Zeit lang bei J. J. Ammianus Aufnahme als Schüler. Da er indeß nach ſeines Vaters Tode theils in Folge eig- ner Erkrankung, theils wegen der kriegeriſchen Unruhen in der Schweiz 11) Hauptquelle iſt Schmiedel im erſten Theil ſeiner Ausgabe der botani- ſchen Werke Gesner's. Nürnberg 1751 (lateiniſch). Ferner Memoir of Gesner. in Sir W. Jardine's Naturalist's Library (Horses by Ch. Hamilton Smith. Edinburgh, 1841). Die Hauptdaten finden ſich im Auszug bei Cuvier, a. a. O. S. 83 (ſehr kurz), E. Meyer, Geſch. der Botanik. Bd. 4. S. 323. u. a. O.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/285>, abgerufen am 25.11.2024.