Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. litterarisch so regen Zeit andere Schriftsteller sich nicht auch an derMeisterung des neu eindringenden Stoffes hätten versuchen sollen. Von Commentaren erwähnt Jourdain234) nach einem Manuscript der Sorbonne einen solchen zu der Thiergeschichte von Gerard von Broglio. Und vielleicht mögen sich auch noch andere handschriftlich hier und da finden. Von selbständigen Abhandlungen, welche ausdrück- lich als den Thieren gewidmet bezeichnet sind, werden noch zwei ange- führt: eine Schrift von Bartholomäus de Bragantiis, de animalibus ex multis collectus235), und eine andere von Engel- bert, Abt von Admont in Steiermark, de naturis animalium236), beide aus dem dreizehnten Jahrhundert. Welcher Art aber diese Schrif- ten waren, ist beim Mangel näherer Kenntniß derselben nicht zu er- rathen. Es ist dies die Zeit, wo die zum Theil in neueren Sprachen geschriebenen Thierbücher und Bestiarii sich mit den letzten Formen des Physiologus berühren, welcher jetzt aus der Litteratur zu ver- schwinden beginnt. Der Sammel- und Schreibefleiß der mittelalterlichen Gelehrten 234) a. a. O. S. 75. 237) Merkwürdig erscheint die Angabe Pouchet's (a. a. O. S. 70), daß die
Die Zoologie des Mittelalters. litterariſch ſo regen Zeit andere Schriftſteller ſich nicht auch an derMeiſterung des neu eindringenden Stoffes hätten verſuchen ſollen. Von Commentaren erwähnt Jourdain234) nach einem Manuſcript der Sorbonne einen ſolchen zu der Thiergeſchichte von Gerard von Broglio. Und vielleicht mögen ſich auch noch andere handſchriftlich hier und da finden. Von ſelbſtändigen Abhandlungen, welche ausdrück- lich als den Thieren gewidmet bezeichnet ſind, werden noch zwei ange- führt: eine Schrift von Bartholomäus de Bragantiis, de animalibus ex multis collectus235), und eine andere von Engel- bert, Abt von Admont in Steiermark, de naturis animalium236), beide aus dem dreizehnten Jahrhundert. Welcher Art aber dieſe Schrif- ten waren, iſt beim Mangel näherer Kenntniß derſelben nicht zu er- rathen. Es iſt dies die Zeit, wo die zum Theil in neueren Sprachen geſchriebenen Thierbücher und Bestiarii ſich mit den letzten Formen des Phyſiologus berühren, welcher jetzt aus der Litteratur zu ver- ſchwinden beginnt. Der Sammel- und Schreibefleiß der mittelalterlichen Gelehrten 234) a. a. O. S. 75. 237) Merkwürdig erſcheint die Angabe Pouchet's (a. a. O. S. 70), daß die
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Die Zoologie des Mittelalters.
litterariſch ſo regen Zeit andere Schriftſteller ſich nicht auch an der
Meiſterung des neu eindringenden Stoffes hätten verſuchen ſollen.
Von Commentaren erwähnt Jourdain 234) nach einem Manuſcript der
Sorbonne einen ſolchen zu der Thiergeſchichte von Gerard von
Broglio. Und vielleicht mögen ſich auch noch andere handſchriftlich
hier und da finden. Von ſelbſtändigen Abhandlungen, welche ausdrück-
lich als den Thieren gewidmet bezeichnet ſind, werden noch zwei ange-
führt: eine Schrift von Bartholomäus de Bragantiis, de
animalibus ex multis collectus 235), und eine andere von Engel-
bert, Abt von Admont in Steiermark, de naturis animalium 236),
beide aus dem dreizehnten Jahrhundert. Welcher Art aber dieſe Schrif-
ten waren, iſt beim Mangel näherer Kenntniß derſelben nicht zu er-
rathen. Es iſt dies die Zeit, wo die zum Theil in neueren Sprachen
geſchriebenen Thierbücher und Bestiarii ſich mit den letzten Formen
des Phyſiologus berühren, welcher jetzt aus der Litteratur zu ver-
ſchwinden beginnt.
Der Sammel- und Schreibefleiß der mittelalterlichen Gelehrten
hat aber ferner der Nachwelt nicht bloß ein Bild davon hinterlaſſen,
wie man damals die Thierwelt, das Thierleben wiſſenſchaftlich oder
wenigſtens geiſtig erfaßte, ſondern in manchen Handſchriften ſind auch
figürliche Darſtellungen enthalten, welche ein noch objectiveres Zeug-
niß von der Auffaſſung der thieriſchen Formen zu geben im Stande
ſind. Nach den hierüber bekannten, in Thierbüchern verſchiedenen
Werthes gefundenen Zeichnungen entſprechen aber dieſe Abbildungen
vollſtändig den unbeſtimmten, zuweilen rein fantaſtiſchen Vorſtellungen
von den Thieren. Dies wird vor Allem ſchon durch die Thatſache be-
ſtätigt, daß auch, wie freilich noch bis in ſpätere Zeiten, alle fabelhaf-
ten Thiere mit gleicher Sorgfalt dargeſtellt wurden 237).
234) a. a. O. S. 75.
235) ſ. Quetif et Echard, Scriptores ordin. Praedicat. Tom. I.
Lutet. 1719. p. 258 (um 1270).
236) ſ. Fabricius, Biblioth. latin. Tom. V. p. 295 (zweite Hälfte des
13. Jahrhunderts).
237) Merkwürdig erſcheint die Angabe Pouchet's (a. a. O. S. 70), daß die
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