teresse; das bis jetzt darüber Bekannt gewordene genügt nicht, wie schon aus einzelnen der vorstehenden Bemerkungen hervorgeht.
Von größerer Wichtigkeit ist hier die Frage, ob Vincenz durch den Besitz eines so viel größeren litterarischen Materials auf einen dem ent- sprechend höheren Standpunkt geführt worden ist, ob er eine wirklich wissenschaftliche Verwerthung des reichen thatsächlichen Bestandes ver- sucht hat. Unstreitig steht er aber in dieser Hinsicht dem Albert weit nach. Seine allgemeinen Einleitungen, sowie die beiden der Anatomie und Physiologie gewidmeten Bücher (das 22. und 23.) enthalten zwar neben den verschiedenen Detailschilderungen auch allgemeine Sätze, vorzüglich nach Aristoteles und Plinius; aber von einer ähnlichen Ver- arbeitung, wie sie bei Albert dem Großen zu Tage tritt, ist hier nichts vorhanden. Völlig mosaikartig stehen die einzelnen Stellen der verschie- denen Schriftsteller neben einander, ohne jegliches Wort einer kritischen eingehenden Beurtheilung. Die Bemerkungen Vincenz's selbst enthal- ten meistens Verweisungen auf andere Stellen seines Werkes zur Ver- vollständigung der allgemeinen Uebersicht, nirgends aber eigne selbstän- dige Ausführungen; höchstens faßt er zuweilen das Vorgetragene noch- mals kurz zusammen.
Die Anordnung des Stoffes ist ziemlich der in Thomas' Schrift eingehaltenen gleich. Nach kurzen allgemeinen Einleitungen zu jedem Buche enthält das 17. die Vögel, das 18. die Fische und Seemonstra, das 19. die Zug- und Zuchtthiere, das 20. die wilden Thiere, das 21. "die übrigen Thiere, nämlich Schlangen, kriechende Thiere und Wür- mer", und zwar sämmtlich einzeln in alphabetischer Reihenfolge, wobei auch hier der zugängliche lateinische Name die Einordnung in's Alpha- bet bestimmte. Hier und da ist Vincenz vom Alphabet etwas abgewichen, z. B. im 20. Buche, wo er die kleinen Thiere besonders am Schlusse auf die großen folgen läßt. Auch finden sich fast die gleichen Wie- derholungen bei nicht erkannten Synonymen, wie bei Thomas Canti- pratensis. Die Zahl der aufgeführten einzelnen Formen erscheint des- halb bei Vincenz größer, weil er meistentheils die mit verschiedenen Namen bezeichneten Alters- und zuweilen auch Geschlechtsformen be- sonders an den betreffenden Stellen im Alphabet untergebracht hat (wie
tereſſe; das bis jetzt darüber Bekannt gewordene genügt nicht, wie ſchon aus einzelnen der vorſtehenden Bemerkungen hervorgeht.
Von größerer Wichtigkeit iſt hier die Frage, ob Vincenz durch den Beſitz eines ſo viel größeren litterariſchen Materials auf einen dem ent- ſprechend höheren Standpunkt geführt worden iſt, ob er eine wirklich wiſſenſchaftliche Verwerthung des reichen thatſächlichen Beſtandes ver- ſucht hat. Unſtreitig ſteht er aber in dieſer Hinſicht dem Albert weit nach. Seine allgemeinen Einleitungen, ſowie die beiden der Anatomie und Phyſiologie gewidmeten Bücher (das 22. und 23.) enthalten zwar neben den verſchiedenen Detailſchilderungen auch allgemeine Sätze, vorzüglich nach Ariſtoteles und Plinius; aber von einer ähnlichen Ver- arbeitung, wie ſie bei Albert dem Großen zu Tage tritt, iſt hier nichts vorhanden. Völlig moſaikartig ſtehen die einzelnen Stellen der verſchie- denen Schriftſteller neben einander, ohne jegliches Wort einer kritiſchen eingehenden Beurtheilung. Die Bemerkungen Vincenz's ſelbſt enthal- ten meiſtens Verweiſungen auf andere Stellen ſeines Werkes zur Ver- vollſtändigung der allgemeinen Ueberſicht, nirgends aber eigne ſelbſtän- dige Ausführungen; höchſtens faßt er zuweilen das Vorgetragene noch- mals kurz zuſammen.
Die Anordnung des Stoffes iſt ziemlich der in Thomas' Schrift eingehaltenen gleich. Nach kurzen allgemeinen Einleitungen zu jedem Buche enthält das 17. die Vögel, das 18. die Fiſche und Seemonſtra, das 19. die Zug- und Zuchtthiere, das 20. die wilden Thiere, das 21. „die übrigen Thiere, nämlich Schlangen, kriechende Thiere und Wür- mer“, und zwar ſämmtlich einzeln in alphabetiſcher Reihenfolge, wobei auch hier der zugängliche lateiniſche Name die Einordnung in's Alpha- bet beſtimmte. Hier und da iſt Vincenz vom Alphabet etwas abgewichen, z. B. im 20. Buche, wo er die kleinen Thiere beſonders am Schluſſe auf die großen folgen läßt. Auch finden ſich faſt die gleichen Wie- derholungen bei nicht erkannten Synonymen, wie bei Thomas Canti- pratenſis. Die Zahl der aufgeführten einzelnen Formen erſcheint des- halb bei Vincenz größer, weil er meiſtentheils die mit verſchiedenen Namen bezeichneten Alters- und zuweilen auch Geſchlechtsformen be- ſonders an den betreffenden Stellen im Alphabet untergebracht hat (wie
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Das dreizehnte Jahrhundert.
tereſſe; das bis jetzt darüber Bekannt gewordene genügt nicht, wie
ſchon aus einzelnen der vorſtehenden Bemerkungen hervorgeht.
Von größerer Wichtigkeit iſt hier die Frage, ob Vincenz durch den
Beſitz eines ſo viel größeren litterariſchen Materials auf einen dem ent-
ſprechend höheren Standpunkt geführt worden iſt, ob er eine wirklich
wiſſenſchaftliche Verwerthung des reichen thatſächlichen Beſtandes ver-
ſucht hat. Unſtreitig ſteht er aber in dieſer Hinſicht dem Albert weit
nach. Seine allgemeinen Einleitungen, ſowie die beiden der Anatomie
und Phyſiologie gewidmeten Bücher (das 22. und 23.) enthalten zwar
neben den verſchiedenen Detailſchilderungen auch allgemeine Sätze,
vorzüglich nach Ariſtoteles und Plinius; aber von einer ähnlichen Ver-
arbeitung, wie ſie bei Albert dem Großen zu Tage tritt, iſt hier nichts
vorhanden. Völlig moſaikartig ſtehen die einzelnen Stellen der verſchie-
denen Schriftſteller neben einander, ohne jegliches Wort einer kritiſchen
eingehenden Beurtheilung. Die Bemerkungen Vincenz's ſelbſt enthal-
ten meiſtens Verweiſungen auf andere Stellen ſeines Werkes zur Ver-
vollſtändigung der allgemeinen Ueberſicht, nirgends aber eigne ſelbſtän-
dige Ausführungen; höchſtens faßt er zuweilen das Vorgetragene noch-
mals kurz zuſammen.
Die Anordnung des Stoffes iſt ziemlich der in Thomas' Schrift
eingehaltenen gleich. Nach kurzen allgemeinen Einleitungen zu jedem
Buche enthält das 17. die Vögel, das 18. die Fiſche und Seemonſtra,
das 19. die Zug- und Zuchtthiere, das 20. die wilden Thiere, das 21.
„die übrigen Thiere, nämlich Schlangen, kriechende Thiere und Wür-
mer“, und zwar ſämmtlich einzeln in alphabetiſcher Reihenfolge, wobei
auch hier der zugängliche lateiniſche Name die Einordnung in's Alpha-
bet beſtimmte. Hier und da iſt Vincenz vom Alphabet etwas abgewichen,
z. B. im 20. Buche, wo er die kleinen Thiere beſonders am Schluſſe
auf die großen folgen läßt. Auch finden ſich faſt die gleichen Wie-
derholungen bei nicht erkannten Synonymen, wie bei Thomas Canti-
pratenſis. Die Zahl der aufgeführten einzelnen Formen erſcheint des-
halb bei Vincenz größer, weil er meiſtentheils die mit verſchiedenen
Namen bezeichneten Alters- und zuweilen auch Geſchlechtsformen be-
ſonders an den betreffenden Stellen im Alphabet untergebracht hat (wie
V. Carus, Geſch. d. Zool. 16
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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