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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Die Zoologie des Mittelalters.
17. Buche citirt, zwar allerdings als liber de animalibus, aber eben
nur bei den Falken. Im ganzen übrigen Text des 9.-23. Buches
fehlt Albert vollständig. Sein Tractat über die Seele wird im dritten
Buche, andere Schriften von ihm im 4.-8. Buche angezogen. Aber
in den botanischen und zoologischen Theilen fehlt sein Name mit Aus-
nahme jenes Kapitels. Sehr häufig erscheint unter den Gewährsmän-
nern auch ein Physiologus. Am nächsten liegt hier die Vermu-
thung, daß dies das früher geschilderte Thierbuch sei. Wenn nun auch
Einzelnes, so z. B. die Geschichte vom Biber mit dem im oben erör-
terten "Physiologus" Mitgetheilten übereinstimmt, so weisen doch zahl-
reiche andere Citate auf einen entschieden vom Verfasser jener Schrift
verschiedenen Schriftsteller hin233). Außerdem wird noch ein "Physi-
cus" angeführt. Ob unter diesen beiden Bezeichnungen etwa ein be-
kannterer Schriftsteller gemeint ist, bleibt noch zu ermitteln. Auch Jo-
rath
erscheint wieder und zwar ungleich häufiger als bei Albert dem
Großen. Sieht man sich unter der großen Zahl von Autoren um, so
findet man zwar manche Klassiker nicht, aber es sind doch alle Katego-
rien vertreten: Naturforscher, Dichter, Aerzte; unter den Arabern sind
es vorzugsweise medicinische Schriftsteller, Avicenna, Rasis, Hali.
Die Reihe der christlichen Schriftsteller beginnt mit den Kirchenvätern,
Augustinus, Basilius, Gregorius, Ambrosius; dann folgen Glossato-
ren, Exegeten der Bibel und Chronisten bis herab auf Jacob von Vitry.
Daß Vincenz die früheren Reisen in Asien kannte und für die betref-
fenden Theile seines Werkes benutzte, wurde schon erwähnt. Neben
den Autoren kommt endlich sehr häufig noch ein Actor vor. Bereits
E. Meyer hat gezeigt, daß dies Vincenz selbst, der Red-actor des
ganzen Materials ist. Für eine Litterärgeschichte des dreizehnten Jahr-
hunderts wäre jedenfalls eine kritische Bearbeitung des Litteraturbe-
standes, wie ihn Vincenz vor sich gehabt haben muß, von großem In-

233) So läßt Vincenz den Physiologus sagen: Psittacus, qui vulgo pa-
pagabio, i. e. principalis seu nobilis gabio dicitur. Loligo aliquando quin-
que cubitorum capitur. Botaurus quasi bootaurus dicitur. Cor bubonis
si appositum fuerit mulieri dormienti in parte sinistra omnia quae gessit (ut
dicitur) narrabit.

Die Zoologie des Mittelalters.
17. Buche citirt, zwar allerdings als liber de animalibus, aber eben
nur bei den Falken. Im ganzen übrigen Text des 9.-23. Buches
fehlt Albert vollſtändig. Sein Tractat über die Seele wird im dritten
Buche, andere Schriften von ihm im 4.-8. Buche angezogen. Aber
in den botaniſchen und zoologiſchen Theilen fehlt ſein Name mit Aus-
nahme jenes Kapitels. Sehr häufig erſcheint unter den Gewährsmän-
nern auch ein Phyſiologus. Am nächſten liegt hier die Vermu-
thung, daß dies das früher geſchilderte Thierbuch ſei. Wenn nun auch
Einzelnes, ſo z. B. die Geſchichte vom Biber mit dem im oben erör-
terten „Phyſiologus“ Mitgetheilten übereinſtimmt, ſo weiſen doch zahl-
reiche andere Citate auf einen entſchieden vom Verfaſſer jener Schrift
verſchiedenen Schriftſteller hin233). Außerdem wird noch ein „Phyſi-
cus“ angeführt. Ob unter dieſen beiden Bezeichnungen etwa ein be-
kannterer Schriftſteller gemeint iſt, bleibt noch zu ermitteln. Auch Jo-
rath
erſcheint wieder und zwar ungleich häufiger als bei Albert dem
Großen. Sieht man ſich unter der großen Zahl von Autoren um, ſo
findet man zwar manche Klaſſiker nicht, aber es ſind doch alle Katego-
rien vertreten: Naturforſcher, Dichter, Aerzte; unter den Arabern ſind
es vorzugsweiſe mediciniſche Schriftſteller, Avicenna, Raſis, Hali.
Die Reihe der chriſtlichen Schriftſteller beginnt mit den Kirchenvätern,
Auguſtinus, Baſilius, Gregorius, Ambroſius; dann folgen Gloſſato-
ren, Exegeten der Bibel und Chroniſten bis herab auf Jacob von Vitry.
Daß Vincenz die früheren Reiſen in Aſien kannte und für die betref-
fenden Theile ſeines Werkes benutzte, wurde ſchon erwähnt. Neben
den Autoren kommt endlich ſehr häufig noch ein Actor vor. Bereits
E. Meyer hat gezeigt, daß dies Vincenz ſelbſt, der Red-actor des
ganzen Materials iſt. Für eine Litterärgeſchichte des dreizehnten Jahr-
hunderts wäre jedenfalls eine kritiſche Bearbeitung des Litteraturbe-
ſtandes, wie ihn Vincenz vor ſich gehabt haben muß, von großem In-

233) So läßt Vincenz den Phyſiologus ſagen: Psittacus, qui vulgo pa-
pagabio, i. e. principalis seu nobilis gabio dicitur. Loligo aliquando quin-
que cubitorum capitur. Botaurus quasi bootaurus dicitur. Cor bubonis
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dicitur) narrabit.
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[240/0251] Die Zoologie des Mittelalters. 17. Buche citirt, zwar allerdings als liber de animalibus, aber eben nur bei den Falken. Im ganzen übrigen Text des 9.-23. Buches fehlt Albert vollſtändig. Sein Tractat über die Seele wird im dritten Buche, andere Schriften von ihm im 4.-8. Buche angezogen. Aber in den botaniſchen und zoologiſchen Theilen fehlt ſein Name mit Aus- nahme jenes Kapitels. Sehr häufig erſcheint unter den Gewährsmän- nern auch ein Phyſiologus. Am nächſten liegt hier die Vermu- thung, daß dies das früher geſchilderte Thierbuch ſei. Wenn nun auch Einzelnes, ſo z. B. die Geſchichte vom Biber mit dem im oben erör- terten „Phyſiologus“ Mitgetheilten übereinſtimmt, ſo weiſen doch zahl- reiche andere Citate auf einen entſchieden vom Verfaſſer jener Schrift verſchiedenen Schriftſteller hin 233). Außerdem wird noch ein „Phyſi- cus“ angeführt. Ob unter dieſen beiden Bezeichnungen etwa ein be- kannterer Schriftſteller gemeint iſt, bleibt noch zu ermitteln. Auch Jo- rath erſcheint wieder und zwar ungleich häufiger als bei Albert dem Großen. Sieht man ſich unter der großen Zahl von Autoren um, ſo findet man zwar manche Klaſſiker nicht, aber es ſind doch alle Katego- rien vertreten: Naturforſcher, Dichter, Aerzte; unter den Arabern ſind es vorzugsweiſe mediciniſche Schriftſteller, Avicenna, Raſis, Hali. Die Reihe der chriſtlichen Schriftſteller beginnt mit den Kirchenvätern, Auguſtinus, Baſilius, Gregorius, Ambroſius; dann folgen Gloſſato- ren, Exegeten der Bibel und Chroniſten bis herab auf Jacob von Vitry. Daß Vincenz die früheren Reiſen in Aſien kannte und für die betref- fenden Theile ſeines Werkes benutzte, wurde ſchon erwähnt. Neben den Autoren kommt endlich ſehr häufig noch ein Actor vor. Bereits E. Meyer hat gezeigt, daß dies Vincenz ſelbſt, der Red-actor des ganzen Materials iſt. Für eine Litterärgeſchichte des dreizehnten Jahr- hunderts wäre jedenfalls eine kritiſche Bearbeitung des Litteraturbe- ſtandes, wie ihn Vincenz vor ſich gehabt haben muß, von großem In- 233) So läßt Vincenz den Phyſiologus ſagen: Psittacus, qui vulgo pa- pagabio, i. e. principalis seu nobilis gabio dicitur. Loligo aliquando quin- que cubitorum capitur. Botaurus quasi bootaurus dicitur. Cor bubonis si appositum fuerit mulieri dormienti in parte sinistra omnia quae gessit (ut dicitur) narrabit.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/251>, abgerufen am 22.11.2024.