Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.1. Sprachliche Begründung ältester Thierkenntniß. übertragen Meth), aber nicht für das so früh bewunderte Honig sam-melnde Insect Allgemeingut geworden ist6). Dagegen ist es ein an- heimelnder Gedanke, daß auch unsern Urstammvätern jene zudringlichen kleinen Diebe nicht gefehlt haben, zu deren Verfolgung im Laufe der Thiergeschichte bereits ein Thier ein früheres abgelöst hat. Das Sans- kritwort maush wird griech. mus, bleibt latein. mus und ist das hd. Maus. Die Katze hat erst später die Rolle der Mäusevertilgerin übernommen, obschon sie bereits in Indien altbekannt war7). Den Mäusen als lästige Begleiter des Menschen nicht unähnlich ist die Fliege oder Mücke zu erwähnen, welche durch musca, griech. muia, Skrt. makshika ihr hohes Alterthum (wenn auch in diesem Falle natürlich nicht in einer nachweisbar bestimmten Art) bestätigt8). Auch der Aus- druck für das Gewürm im Allgemeinen ist alt: Skrt.krmi wird elmis, vermis, goth. vaurmi, hd. Wurm (littauisch noch kirminis). Von wilden Thieren ist zunächst des Bären zu gedenken, dessen 6) Skrt. bhramara führt auf bremo, Bremse; druna Skrt. kann nicht Drohne sein; Imme ist griech. empis, lat. apis; auch Biene schließt sich vielleicht an apis. 7) catus und Katze stammen aus einer semitischen Quelle. (vgl. indeß den Artikel Katze von Hildebrand in Grimm's Wörterbuch, 5. Bd.). Das gewöhn- lich als Katze gedeutete ailouros ist Mustela foina, der Hausmarder, wie Rolle- ston nachgewiesen hat (Journ. of Anat. and Physiol. Vol. II. (2. Ser.) 1867, p. 47. 437. Die ägyptische Katze erhielt später den Namen von ihrem Vorgänger in den griechischen Häusern, gale. 8) Gleich alt ist vielleicht der Floh (psulla, pulex, Floh) und die Laus, für deren Eier (Nisse) der Name in denselben Sprachen sich findet. 9) s. Grimm's deutsches Wörterbuch Bd. 1. u. d. W.
1. Sprachliche Begründung älteſter Thierkenntniß. übertragen Meth), aber nicht für das ſo früh bewunderte Honig ſam-melnde Inſect Allgemeingut geworden iſt6). Dagegen iſt es ein an- heimelnder Gedanke, daß auch unſern Urſtammvätern jene zudringlichen kleinen Diebe nicht gefehlt haben, zu deren Verfolgung im Laufe der Thiergeſchichte bereits ein Thier ein früheres abgelöſt hat. Das Sans- kritwort mûsh wird griech. μυς, bleibt latein. mus und iſt das hd. Maus. Die Katze hat erſt ſpäter die Rolle der Mäuſevertilgerin übernommen, obſchon ſie bereits in Indien altbekannt war7). Den Mäuſen als läſtige Begleiter des Menſchen nicht unähnlich iſt die Fliege oder Mücke zu erwähnen, welche durch musca, griech. μυῖα, Skrt. makshika ihr hohes Alterthum (wenn auch in dieſem Falle natürlich nicht in einer nachweisbar beſtimmten Art) beſtätigt8). Auch der Aus- druck für das Gewürm im Allgemeinen iſt alt: Skrt.kṛmi wird ἕλμις, vermis, goth. vaurmi, hd. Wurm (littauiſch noch kirminis). Von wilden Thieren iſt zunächſt des Bären zu gedenken, deſſen 6) Skrt. bhramara führt auf βρέμω, Bremſe; druṇa Skrt. kann nicht Drohne ſein; Imme iſt griech. ἔμπις, lat. apis; auch Biene ſchließt ſich vielleicht an apis. 7) catus und Katze ſtammen aus einer ſemitiſchen Quelle. (vgl. indeß den Artikel Katze von Hildebrand in Grimm's Wörterbuch, 5. Bd.). Das gewöhn- lich als Katze gedeutete αἴλουρος iſt Mustela foina, der Hausmarder, wie Rolle- ſton nachgewieſen hat (Journ. of Anat. and Physiol. Vol. II. (2. Ser.) 1867, p. 47. 437. Die ägyptiſche Katze erhielt ſpäter den Namen von ihrem Vorgänger in den griechiſchen Häuſern, γαλῆ. 8) Gleich alt iſt vielleicht der Floh (ψύλλα, pulex, Floh) und die Laus, für deren Eier (Niſſe) der Name in denſelben Sprachen ſich findet. 9) ſ. Grimm's deutſches Wörterbuch Bd. 1. u. d. W.
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übertragen Meth), aber nicht für das ſo früh bewunderte Honig ſam-
melnde Inſect Allgemeingut geworden iſt 6). Dagegen iſt es ein an-
heimelnder Gedanke, daß auch unſern Urſtammvätern jene zudringlichen
kleinen Diebe nicht gefehlt haben, zu deren Verfolgung im Laufe der
Thiergeſchichte bereits ein Thier ein früheres abgelöſt hat. Das Sans-
kritwort mûsh wird griech. μυς, bleibt latein. mus und iſt das hd.
Maus. Die Katze hat erſt ſpäter die Rolle der Mäuſevertilgerin
übernommen, obſchon ſie bereits in Indien altbekannt war 7). Den
Mäuſen als läſtige Begleiter des Menſchen nicht unähnlich iſt die Fliege
oder Mücke zu erwähnen, welche durch musca, griech. μυῖα, Skrt.
makshika ihr hohes Alterthum (wenn auch in dieſem Falle natürlich
nicht in einer nachweisbar beſtimmten Art) beſtätigt 8). Auch der Aus-
druck für das Gewürm im Allgemeinen iſt alt: Skrt.kṛmi wird ἕλμις,
vermis, goth. vaurmi, hd. Wurm (littauiſch noch kirminis).
Von wilden Thieren iſt zunächſt des Bären zu gedenken, deſſen
jetziger hochdeutſcher Name zwar andern Urſprung hat 9), welcher aber
durch Skrt. ṛksha, griech. ἄρκτοσ, latein. ursus, celtiſch art, auf die
urſprünglich weite Verbreitung hinweiſt. Während der Bär von An-
fang an erkannt wurde und keiner Verwechſelung mit andern großen
Thieren unterlag, ſcheint ſich die Reihe von Namen für Wolf und
Fuchs trotz ihres ſpätern Gegenſatzes früher noch vermiſcht zu haben.
Von dem Stamm vṛka, zerreiſſen im Skrt., iſt durch griech. λύκος
das latein. lupus, andrerſeits hircus, dann aber (wohl auch ἀλώπηξ
und) vulpes, Wolf abzuleiten. Ein hohes Alter hat auch der Biber zu
6) Skrt. bhramara führt auf βρέμω, Bremſe; druṇa Skrt. kann nicht
Drohne ſein; Imme iſt griech. ἔμπις, lat. apis; auch Biene ſchließt ſich vielleicht
an apis.
7) catus und Katze ſtammen aus einer ſemitiſchen Quelle. (vgl. indeß den
Artikel Katze von Hildebrand in Grimm's Wörterbuch, 5. Bd.). Das gewöhn-
lich als Katze gedeutete αἴλουρος iſt Mustela foina, der Hausmarder, wie Rolle-
ſton nachgewieſen hat (Journ. of Anat. and Physiol. Vol. II. (2. Ser.) 1867,
p. 47. 437. Die ägyptiſche Katze erhielt ſpäter den Namen von ihrem Vorgänger
in den griechiſchen Häuſern, γαλῆ.
8) Gleich alt iſt vielleicht der Floh (ψύλλα, pulex, Floh) und die Laus, für
deren Eier (Niſſe) der Name in denſelben Sprachen ſich findet.
9) ſ. Grimm's deutſches Wörterbuch Bd. 1. u. d. W.
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