Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. senheit tüchtiger Lehrer dem Orden sehr wünschenswerth machen mußte,er blieb aber dann von 1248 bis 1260 in Cöln, freilich auch jetzt nicht ohne öftere Unterbrechungen, da er theils als Prediger, theils als Pro- vincial seines Ordens, zu welcher Stellung er 1254 gewählt wurde, vielfach nach außen zu wandern veranlaßt wurde. Wegen des Pariser Universitätsstreites war er 1256 in Italien. 1260 wurde er Bischof von Regensburg, legte jedoch bereits 1262 dieses Amt wieder nieder, um wieder in Cöln zu lehren und zu schreiben und von hier aus neue Sendungen zu erfüllen, zu denen er berufen wurde. Ob er auf dem Concil in Lyon im Jahre 1274 gegenwärtig war, ist sehr zweifelhaft. Er starb 1280. Albert, welchem der Zuname des Großen bereitwillig zuge- 208) Aus Stellen wie der folgenden läßt sich doch in Bezug auf die Aufeinan-
derfolge oder eine spätere Ueberarbeitung der einzelnen Schriften nichts schließen: "ita quod expertus sum in villa mea super Danubium, ubi sunt plurimae cavernae in muris et lapidibus, quod omni anno post aequinoctium autumni congregantur ibi pisces". (Opp. Tom. VI. p. 224). Die villa mea super Danu- bium ist doch nur Lauingen und nicht "das Schlößchen Donaustauf" bei Regens- burg, wie Sighart meint, welcher daraus folgert, daß Albert nach seiner Abdi- cation vom bischöflichen Sitz in Regensburg Zusätze zu der Schrift gemacht habe. Die Zoologie des Mittelalters. ſenheit tüchtiger Lehrer dem Orden ſehr wünſchenswerth machen mußte,er blieb aber dann von 1248 bis 1260 in Cöln, freilich auch jetzt nicht ohne öftere Unterbrechungen, da er theils als Prediger, theils als Pro- vincial ſeines Ordens, zu welcher Stellung er 1254 gewählt wurde, vielfach nach außen zu wandern veranlaßt wurde. Wegen des Pariſer Univerſitätsſtreites war er 1256 in Italien. 1260 wurde er Biſchof von Regensburg, legte jedoch bereits 1262 dieſes Amt wieder nieder, um wieder in Cöln zu lehren und zu ſchreiben und von hier aus neue Sendungen zu erfüllen, zu denen er berufen wurde. Ob er auf dem Concil in Lyon im Jahre 1274 gegenwärtig war, iſt ſehr zweifelhaft. Er ſtarb 1280. Albert, welchem der Zuname des Großen bereitwillig zuge- 208) Aus Stellen wie der folgenden läßt ſich doch in Bezug auf die Aufeinan-
derfolge oder eine ſpätere Ueberarbeitung der einzelnen Schriften nichts ſchließen: „ita quod expertus sum in villa mea super Danubium, ubi sunt plurimae cavernae in muris et lapidibus, quod omni anno post aequinoctium autumni congregantur ibi pisces“. (Opp. Tom. VI. p. 224). Die villa mea super Danu- bium iſt doch nur Lauingen und nicht „das Schlößchen Donauſtauf“ bei Regens- burg, wie Sighart meint, welcher daraus folgert, daß Albert nach ſeiner Abdi- cation vom biſchöflichen Sitz in Regensburg Zuſätze zu der Schrift gemacht habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0235" n="224"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> ſenheit tüchtiger Lehrer dem Orden ſehr wünſchenswerth machen mußte,<lb/> er blieb aber dann von 1248 bis 1260 in Cöln, freilich auch jetzt nicht<lb/> ohne öftere Unterbrechungen, da er theils als Prediger, theils als Pro-<lb/> vincial ſeines Ordens, zu welcher Stellung er 1254 gewählt wurde,<lb/> vielfach nach außen zu wandern veranlaßt wurde. Wegen des Pariſer<lb/> Univerſitätsſtreites war er 1256 in Italien. 1260 wurde er Biſchof<lb/> von Regensburg, legte jedoch bereits 1262 dieſes Amt wieder nieder,<lb/> um wieder in Cöln zu lehren und zu ſchreiben und von hier aus neue<lb/> Sendungen zu erfüllen, zu denen er berufen wurde. Ob er auf dem<lb/> Concil in Lyon im Jahre 1274 gegenwärtig war, iſt ſehr zweifelhaft.<lb/> Er ſtarb 1280.</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118637649">Albert</persName></hi>, welchem der Zuname <hi rendition="#g">des Großen</hi> bereitwillig zuge-<lb/> ſtanden werden kann, iſt jedenfalls die bedeutendſte litterariſche Erſchei-<lb/> nung auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften im dreizehnten Jahr-<lb/> hundert. Von ſeinen rein theologiſchen und moraliſchen Schriften ab-<lb/> geſehen iſt ſchon die Thatſache, daß er es unternahm, das ganze philo-<lb/> ſophiſche Gebäude des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> mit ſeinen metaphyſiſchen wie phy-<lb/> ſiſchen Seiten zu bearbeiten, zu paraphraſiren und mit dem Kirchen-<lb/> glauben in eine nicht bloß formelle Uebereinſtimmung zu bringen, ein<lb/> mehr als ausreichender Beweis für das Verſtändniß, was er von ſeiner<lb/> Zeit hatte, und folglich auch für den Einfluß, welchen er auf dieſelbe<lb/> äußern mußte. Leider iſt es nicht möglich, ſeine außerordentlich zahl-<lb/> reichen Schriften, und nicht einmal die hier vorzüglich intereſſirenden<lb/> Abſchnitte, in eine nur einigermaßen haltbare chronologiſche Ordnung<lb/> zu bringen. Die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Theile entſtanden<lb/> ſind, geht theils aus ſeinen eigenen Angaben, theils aus den Citaten<lb/> früherer Schriften in den ſpätern hervor <note xml:id="seg2pn_18_1" next="#seg2pn_18_2" place="foot" n="208)">Aus Stellen wie der folgenden läßt ſich doch in Bezug auf die Aufeinan-<lb/> derfolge oder eine ſpätere Ueberarbeitung der einzelnen Schriften nichts ſchließen:<lb/> „<hi rendition="#aq">ita quod expertus sum in villa mea super Danubium, ubi sunt plurimae<lb/> cavernae in muris et lapidibus, quod omni anno post aequinoctium autumni<lb/> congregantur ibi pisces</hi>“. (<hi rendition="#aq">Opp. Tom. VI. p. 224</hi>). Die <hi rendition="#aq">villa mea super Danu-<lb/> bium</hi> iſt doch nur Lauingen und nicht „das Schlößchen Donauſtauf“ bei Regens-<lb/> burg, wie <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11737704X">Sighart</persName></hi> meint, welcher daraus folgert, daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118637649">Albert</persName> nach ſeiner Abdi-<lb/> cation vom biſchöflichen Sitz in Regensburg Zuſätze zu der Schrift gemacht habe.</note>. Danach ſind die Bücher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0235]
Die Zoologie des Mittelalters.
ſenheit tüchtiger Lehrer dem Orden ſehr wünſchenswerth machen mußte,
er blieb aber dann von 1248 bis 1260 in Cöln, freilich auch jetzt nicht
ohne öftere Unterbrechungen, da er theils als Prediger, theils als Pro-
vincial ſeines Ordens, zu welcher Stellung er 1254 gewählt wurde,
vielfach nach außen zu wandern veranlaßt wurde. Wegen des Pariſer
Univerſitätsſtreites war er 1256 in Italien. 1260 wurde er Biſchof
von Regensburg, legte jedoch bereits 1262 dieſes Amt wieder nieder,
um wieder in Cöln zu lehren und zu ſchreiben und von hier aus neue
Sendungen zu erfüllen, zu denen er berufen wurde. Ob er auf dem
Concil in Lyon im Jahre 1274 gegenwärtig war, iſt ſehr zweifelhaft.
Er ſtarb 1280.
Albert, welchem der Zuname des Großen bereitwillig zuge-
ſtanden werden kann, iſt jedenfalls die bedeutendſte litterariſche Erſchei-
nung auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften im dreizehnten Jahr-
hundert. Von ſeinen rein theologiſchen und moraliſchen Schriften ab-
geſehen iſt ſchon die Thatſache, daß er es unternahm, das ganze philo-
ſophiſche Gebäude des Ariſtoteles mit ſeinen metaphyſiſchen wie phy-
ſiſchen Seiten zu bearbeiten, zu paraphraſiren und mit dem Kirchen-
glauben in eine nicht bloß formelle Uebereinſtimmung zu bringen, ein
mehr als ausreichender Beweis für das Verſtändniß, was er von ſeiner
Zeit hatte, und folglich auch für den Einfluß, welchen er auf dieſelbe
äußern mußte. Leider iſt es nicht möglich, ſeine außerordentlich zahl-
reichen Schriften, und nicht einmal die hier vorzüglich intereſſirenden
Abſchnitte, in eine nur einigermaßen haltbare chronologiſche Ordnung
zu bringen. Die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Theile entſtanden
ſind, geht theils aus ſeinen eigenen Angaben, theils aus den Citaten
früherer Schriften in den ſpätern hervor 208). Danach ſind die Bücher
208) Aus Stellen wie der folgenden läßt ſich doch in Bezug auf die Aufeinan-
derfolge oder eine ſpätere Ueberarbeitung der einzelnen Schriften nichts ſchließen:
„ita quod expertus sum in villa mea super Danubium, ubi sunt plurimae
cavernae in muris et lapidibus, quod omni anno post aequinoctium autumni
congregantur ibi pisces“. (Opp. Tom. VI. p. 224). Die villa mea super Danu-
bium iſt doch nur Lauingen und nicht „das Schlößchen Donauſtauf“ bei Regens-
burg, wie Sighart meint, welcher daraus folgert, daß Albert nach ſeiner Abdi-
cation vom biſchöflichen Sitz in Regensburg Zuſätze zu der Schrift gemacht habe.
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