Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. dem Geiste des letzten Idioms nicht gerecht werden. Oft führt er ein-fach das griechische Wort ohne weiteres mit lateinischen Buchstaben an ohne weitere Erklärung, die er wahrscheinlich nicht überall geben konnte. So hart und unlateinisch daher seine Uebersetzung ist, so ist sie doch gerade des genannten Umstandes wegen sehr wichtig191). Handschriften seiner, sämmtliche zoologische Schriften des Aristoteles umfassenden Uebersetzung sind nicht eben selten. Frägt man nun nach dem, was denn eigentlich den Eintritt des 191) Beispielsweise sei hier angeführt: eti tois topois ta men troglodu-
tika u. s. w. ist bei ihm: adhuc haec quidem cavernosa etc.; eti ta men amuntika ta de phulaktika heißt: adhuc haec quidem amintica haec autem silactica. Oder weiter im 13. Kapitel des ersten Buches, wo die Ausdrücke bifies, monofies, itron (etron), epision, cholas, diazoma, cotilidon herübergenommen werden ohne Uebersetzung. -- Ich besitze von einem Theile der Thiergeschichte in dieser Uebersetzung Abschrift nach zwei auf der Universitätsbibliothek befindlichen Handschriften. Proben der Uebersetzung hat auch Jourdain, a. a. O. S. 426 flgde, gegeben. Die Zoologie des Mittelalters. dem Geiſte des letzten Idioms nicht gerecht werden. Oft führt er ein-fach das griechiſche Wort ohne weiteres mit lateiniſchen Buchſtaben an ohne weitere Erklärung, die er wahrſcheinlich nicht überall geben konnte. So hart und unlateiniſch daher ſeine Ueberſetzung iſt, ſo iſt ſie doch gerade des genannten Umſtandes wegen ſehr wichtig191). Handſchriften ſeiner, ſämmtliche zoologiſche Schriften des Ariſtoteles umfaſſenden Ueberſetzung ſind nicht eben ſelten. Frägt man nun nach dem, was denn eigentlich den Eintritt des 191) Beiſpielsweiſe ſei hier angeführt: ἔτι τοῖς τόποις τὰ μὲν τρωγλοδυ-
τικά u. ſ. w. iſt bei ihm: adhuc haec quidem cavernosa etc.; ἔτι τὰ μὲν ἀμυντικὰ τὰ δὲ φυλακτικά heißt: adhuc haec quidem amintica haec autem silactica. Oder weiter im 13. Kapitel des erſten Buches, wo die Ausdrücke bifies, monofies, itron (ἦτρον), epision, cholas, diazoma, cotilidon herübergenommen werden ohne Ueberſetzung. — Ich beſitze von einem Theile der Thiergeſchichte in dieſer Ueberſetzung Abſchrift nach zwei auf der Univerſitätsbibliothek befindlichen Handſchriften. Proben der Ueberſetzung hat auch Jourdain, a. a. O. S. 426 flgde, gegeben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0221" n="210"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> dem Geiſte des letzten Idioms nicht gerecht werden. Oft führt er ein-<lb/> fach das griechiſche Wort ohne weiteres mit lateiniſchen Buchſtaben an<lb/> ohne weitere Erklärung, die er wahrſcheinlich nicht überall geben<lb/> konnte. So hart und unlateiniſch daher ſeine Ueberſetzung iſt, ſo iſt<lb/> ſie doch gerade des genannten Umſtandes wegen ſehr wichtig<note place="foot" n="191)">Beiſpielsweiſe ſei hier angeführt: ἔτι τοῖς τόποις τὰ μὲν τρωγλοδυ-<lb/> τικά u. ſ. w. iſt bei ihm: <hi rendition="#aq">adhuc haec quidem cavernosa etc.; </hi>ἔτι τὰ μὲν<lb/> ἀμυντικὰ τὰ δὲ φυλακτικά heißt: <hi rendition="#aq">adhuc haec quidem amintica haec autem<lb/> silactica.</hi> Oder weiter im 13. Kapitel des erſten Buches, wo die Ausdrücke <hi rendition="#aq">bifies,<lb/> monofies, itron (ἦτρον), epision, cholas, diazoma, cotilidon</hi> herübergenommen<lb/> werden ohne Ueberſetzung. — Ich beſitze von einem Theile der Thiergeſchichte in<lb/> dieſer Ueberſetzung Abſchrift nach zwei auf der Univerſitätsbibliothek befindlichen<lb/> Handſchriften. Proben der Ueberſetzung hat auch <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/135818745">Jourdain</persName></hi>, a. a. O. S. 426<lb/> flgde, gegeben.</note>.<lb/> Handſchriften ſeiner, ſämmtliche zoologiſche Schriften des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName><lb/> umfaſſenden Ueberſetzung ſind nicht eben ſelten.</p><lb/> <p>Frägt man nun nach dem, was denn eigentlich den Eintritt des<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> zu einem für die Geſchichte der Naturwiſſenſchaften, beſon-<lb/> ders der Zoologie, ſo wichtigen Ereigniß gemacht hat, ſo könnte man<lb/> vielleicht meinen, es würde ſchon hinreichen, einfach auf die Form und<lb/> den Inhalt der betreffenden Schriften hinzuweiſen. So wenig indeſſen<lb/> die bloße Kenntniß derſelben genügte, unter den Arabern eine wiſſen-<lb/> ſchaftliche Zoologie erblühen zu laſſen, ſo unwirkſam ſein Einfluß für<lb/> dieſe Seite des Wiſſens bei den Römern geweſen war, ſo waren ſicher-<lb/> lich auch jetzt beſondere Umſtände für ſeine Wirkſamkeit bedingend.<lb/> Nach den wiederholten Verboten, welche wie früher erwähnt den <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118505238">Aver-<lb/> roës</persName> und durch ihn auch <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> getroffen hatten, muß man wohl<lb/> annehmen, daß die platoniſirende Richtung der Realiſten die Jünger<lb/> der Wiſſenſchaft nicht völlig befriedigte. Man hatte die ganze Kunſt<lb/> der Dialektik auf ariſtoteliſche Vorſchriften gegründet und ſah nun zum<lb/> erſten Male, daß eine ganze Summe werthvollſten Wiſſens von dem-<lb/> ſelben Schriftſteller dargeboten wurde, welcher die formale Seite der<lb/> Bildung ſo lange ſchon beherrſcht hatte. Als äußere Veranlaſſung zum<lb/> lebendigen Ergreifen des ſich nun erſchließenden Stoffes mag wohl<lb/> auch nicht mit Unrecht der Wetteifer einzelner Lehrer oder Lehrgemein-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0221]
Die Zoologie des Mittelalters.
dem Geiſte des letzten Idioms nicht gerecht werden. Oft führt er ein-
fach das griechiſche Wort ohne weiteres mit lateiniſchen Buchſtaben an
ohne weitere Erklärung, die er wahrſcheinlich nicht überall geben
konnte. So hart und unlateiniſch daher ſeine Ueberſetzung iſt, ſo iſt
ſie doch gerade des genannten Umſtandes wegen ſehr wichtig 191).
Handſchriften ſeiner, ſämmtliche zoologiſche Schriften des Ariſtoteles
umfaſſenden Ueberſetzung ſind nicht eben ſelten.
Frägt man nun nach dem, was denn eigentlich den Eintritt des
Ariſtoteles zu einem für die Geſchichte der Naturwiſſenſchaften, beſon-
ders der Zoologie, ſo wichtigen Ereigniß gemacht hat, ſo könnte man
vielleicht meinen, es würde ſchon hinreichen, einfach auf die Form und
den Inhalt der betreffenden Schriften hinzuweiſen. So wenig indeſſen
die bloße Kenntniß derſelben genügte, unter den Arabern eine wiſſen-
ſchaftliche Zoologie erblühen zu laſſen, ſo unwirkſam ſein Einfluß für
dieſe Seite des Wiſſens bei den Römern geweſen war, ſo waren ſicher-
lich auch jetzt beſondere Umſtände für ſeine Wirkſamkeit bedingend.
Nach den wiederholten Verboten, welche wie früher erwähnt den Aver-
roës und durch ihn auch Ariſtoteles getroffen hatten, muß man wohl
annehmen, daß die platoniſirende Richtung der Realiſten die Jünger
der Wiſſenſchaft nicht völlig befriedigte. Man hatte die ganze Kunſt
der Dialektik auf ariſtoteliſche Vorſchriften gegründet und ſah nun zum
erſten Male, daß eine ganze Summe werthvollſten Wiſſens von dem-
ſelben Schriftſteller dargeboten wurde, welcher die formale Seite der
Bildung ſo lange ſchon beherrſcht hatte. Als äußere Veranlaſſung zum
lebendigen Ergreifen des ſich nun erſchließenden Stoffes mag wohl
auch nicht mit Unrecht der Wetteifer einzelner Lehrer oder Lehrgemein-
191) Beiſpielsweiſe ſei hier angeführt: ἔτι τοῖς τόποις τὰ μὲν τρωγλοδυ-
τικά u. ſ. w. iſt bei ihm: adhuc haec quidem cavernosa etc.; ἔτι τὰ μὲν
ἀμυντικὰ τὰ δὲ φυλακτικά heißt: adhuc haec quidem amintica haec autem
silactica. Oder weiter im 13. Kapitel des erſten Buches, wo die Ausdrücke bifies,
monofies, itron (ἦτρον), epision, cholas, diazoma, cotilidon herübergenommen
werden ohne Ueberſetzung. — Ich beſitze von einem Theile der Thiergeſchichte in
dieſer Ueberſetzung Abſchrift nach zwei auf der Univerſitätsbibliothek befindlichen
Handſchriften. Proben der Ueberſetzung hat auch Jourdain, a. a. O. S. 426
flgde, gegeben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |