Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.1. Sprachliche Begründung ältester Thierkenntniß. ferner wieder aus dem geographischen Verhalten der Thiere, welchehierbei genannt werden, nicht bloß eine Hindeutung auf den vermuth- lichen Ursitz der Völker, sondern, was hier zunächst in Betracht kommt, es stellt sich darin der Kern dar, um welchen sich bei der späteren Ent- wickelung die weiteren zoologischen Kenntnisse ansammelten3). Ungemein merkwürdig ist es, daß die Thiere, welche noch heute mit deren Urgeschichte aufklären oder wenigstens neben anderen Beweismitteln auf- klären helfen, z. B. die längere Verbindung der slavischen mit den indischen oder persischen Stämmen, wie sie bereits Kuhn angedeutet hat (Indische Studien von Weber, 1. Bd. S. 324 Anm.). Eine solche Untersuchung könnte indeß nur von zwei zu diesem Zwecke sich verbindenden Forschern, einem Sprachforscher und Na- turforscher ausgeführt werden. 3) Den ersten Versuch zu einer solchen Zusammenstellung machte A. W. von
Schlegel in seiner Indischen Bibliothek, Bd. 1. 1823. S. 238, Ueber Thierna- men. -- Außer Curtius, Griechische Etymologie, sind zu vergleichen: Kuhn, Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker. Programm. Berlin, 1845, abgedruckt in Weber's Indischen Studien, Bd. 1. S. 321. Förstemann, Sprachlich-naturhistorisches, in: Kuhn's Zeitschr. für vergleich. Sprachforschung, 1. Jahrg. 1852. S. 491. 3. Jahrg. 1854. S. 43. J. Grimm, Geschichte der deutschen Sprache, S. 28 u. flgde (Namen des Viehs). Pictet, Les Origines indo-europeennes ou les Aryas primitifs. Paris, 1859. I. Partie, p. 329-410. M. Müller, Chips from a German Workshop. Vol. II. p. 42. (1. ed.). Bruno Kneisel, Culturzustand der indogermanischen Völker vor ihrer Trennung. Pro- gramm. Naumburg, 1867. Bacmeister, Ursprung der Thiernamen, in: Aus- land, 1866, S. 924. 997. 1867, S. 91. 472. 507. 1133. -- Ueber Hausthiere s. auch Link, Urwelt und Alterthum, 1. Bd. 2. Aufl. S. 369 u. flgde. 1. Sprachliche Begründung älteſter Thierkenntniß. ferner wieder aus dem geographiſchen Verhalten der Thiere, welchehierbei genannt werden, nicht bloß eine Hindeutung auf den vermuth- lichen Urſitz der Völker, ſondern, was hier zunächſt in Betracht kommt, es ſtellt ſich darin der Kern dar, um welchen ſich bei der ſpäteren Ent- wickelung die weiteren zoologiſchen Kenntniſſe anſammelten3). Ungemein merkwürdig iſt es, daß die Thiere, welche noch heute mit deren Urgeſchichte aufklären oder wenigſtens neben anderen Beweismitteln auf- klären helfen, z. B. die längere Verbindung der ſlaviſchen mit den indiſchen oder perſiſchen Stämmen, wie ſie bereits Kuhn angedeutet hat (Indiſche Studien von Weber, 1. Bd. S. 324 Anm.). Eine ſolche Unterſuchung könnte indeß nur von zwei zu dieſem Zwecke ſich verbindenden Forſchern, einem Sprachforſcher und Na- turforſcher ausgeführt werden. 3) Den erſten Verſuch zu einer ſolchen Zuſammenſtellung machte A. W. von
Schlegel in ſeiner Indiſchen Bibliothek, Bd. 1. 1823. S. 238, Ueber Thierna- men. — Außer Curtius, Griechiſche Etymologie, ſind zu vergleichen: Kuhn, Zur älteſten Geſchichte der indogermaniſchen Völker. Programm. Berlin, 1845, abgedruckt in Weber's Indiſchen Studien, Bd. 1. S. 321. Förſtemann, Sprachlich-naturhiſtoriſches, in: Kuhn's Zeitſchr. für vergleich. Sprachforſchung, 1. Jahrg. 1852. S. 491. 3. Jahrg. 1854. S. 43. J. Grimm, Geſchichte der deutſchen Sprache, S. 28 u. flgde (Namen des Viehs). Pictet, Les Origines indo-européennes ou les Aryas primitifs. Paris, 1859. I. Partie, p. 329-410. M. Müller, Chips from a German Workshop. Vol. II. p. 42. (1. ed.). Bruno Kneiſel, Culturzuſtand der indogermaniſchen Völker vor ihrer Trennung. Pro- gramm. Naumburg, 1867. Bacmeiſter, Urſprung der Thiernamen, in: Aus- land, 1866, S. 924. 997. 1867, S. 91. 472. 507. 1133. — Ueber Hausthiere ſ. auch Link, Urwelt und Alterthum, 1. Bd. 2. Aufl. S. 369 u. flgde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0022" n="11"/><fw place="top" type="header">1. Sprachliche Begründung älteſter Thierkenntniß.</fw><lb/> ferner wieder aus dem geographiſchen Verhalten der Thiere, welche<lb/> hierbei genannt werden, nicht bloß eine Hindeutung auf den vermuth-<lb/> lichen Urſitz der Völker, ſondern, was hier zunächſt in Betracht kommt,<lb/> es ſtellt ſich darin der Kern dar, um welchen ſich bei der ſpäteren Ent-<lb/> wickelung die weiteren zoologiſchen Kenntniſſe anſammelten<note place="foot" n="3)">Den erſten Verſuch zu einer ſolchen Zuſammenſtellung machte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118607960">A. W. <hi rendition="#g">von<lb/> Schlegel</hi></persName> in ſeiner Indiſchen Bibliothek, Bd. 1. 1823. S. 238, Ueber Thierna-<lb/> men. — Außer <hi rendition="#g">Curtius</hi>, Griechiſche Etymologie, ſind zu vergleichen: <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116601825">Kuhn</persName></hi>,<lb/> Zur älteſten Geſchichte der indogermaniſchen Völker. Programm. Berlin, 1845,<lb/> abgedruckt in <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/104075945">Weber</persName></hi>'s Indiſchen Studien, Bd. 1. S. 321. <hi rendition="#g">Förſtemann</hi>,<lb/> Sprachlich-naturhiſtoriſches, in: <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116601825">Kuhn</persName></hi>'s Zeitſchr. für vergleich. Sprachforſchung,<lb/> 1. Jahrg. 1852. S. 491. 3. Jahrg. 1854. S. 43. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118542257">J. <hi rendition="#g">Grimm</hi></persName>, Geſchichte der<lb/> deutſchen Sprache, S. 28 u. flgde (Namen des Viehs). <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116179104">Pictet</persName></hi>, Les Origines<lb/> indo-européennes ou les Aryas primitifs. Paris, 1859. I. Partie, p. 329-410.<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118737449">M. <hi rendition="#g">Müller</hi></persName>, Chips from a German Workshop. Vol. II. p. 42. (1. ed.)</hi>. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1028352670">Bruno<lb/> Kneiſel</persName></hi>, Culturzuſtand der indogermaniſchen Völker vor ihrer Trennung. Pro-<lb/> gramm. Naumburg, 1867. <hi rendition="#g">Bacmeiſter</hi>, Urſprung der Thiernamen, in: Aus-<lb/> land, 1866, S. 924. 997. 1867, S. 91. 472. 507. 1133. — Ueber Hausthiere ſ.<lb/> auch <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/104268190">Link</persName></hi>, Urwelt und Alterthum, 1. Bd. 2. Aufl. S. 369 u. flgde.</note>.</p><lb/> <p>Ungemein merkwürdig iſt es, daß die Thiere, welche noch heute<lb/> als Hausthiere werthvoll und zum Theil unentbehrlich ſind, auch die<lb/> am älteſten bekannten waren. Schon das Wort <hi rendition="#g">Vieh</hi> iſt ſelbſt ein<lb/> altes (Sanskrit <hi rendition="#aq">paçu,</hi> griech. πῶν<hi rendition="#aq">,</hi> latein. <hi rendition="#aq">pecus,</hi> gothiſch <hi rendition="#aq">faihu,<lb/> fihu</hi>). Das <hi rendition="#g">Rind</hi> geht in verſchiedenen Alters- und Geſchlechtsnamen,<lb/> welche zuweilen wechſeln, durch die meiſten hierhergehörigen Sprachen<lb/> (ſo: Skrt. <hi rendition="#aq">go,</hi> griech. βοῦς, lat. <hi rendition="#aq">bos,</hi> hochdeutſch <hi rendition="#aq">chuo,</hi> <hi rendition="#g">Kuh</hi>; Skrt.<lb/><hi rendition="#aq">ukshan,</hi> lat. <hi rendition="#aq">vacca,</hi> goth. <hi rendition="#aq">auhsan,</hi> hd. <hi rendition="#g">Ochs</hi>; Skrt. <hi rendition="#aq">sthûra,</hi> griech.<lb/> und lat. <hi rendition="#aq">taurus,</hi> hd. <hi rendition="#g">Stier</hi>). Das Schaf, deſſen ariſche Urbenen-<lb/> nung uns verloren gegangen iſt, heißt Skrt. <hi rendition="#aq">avi,</hi> griech. ὄϊς<hi rendition="#aq">,</hi> latein.<lb/><hi rendition="#aq">ovis;</hi> im Gothiſchen heißt ein Schafſtall noch <hi rendition="#aq">avistr;</hi> das hochdeutſche<lb/> Aue wird nur dialektiſch für Lamm gebraucht. Die Bezeichnungen für<lb/><hi rendition="#g">Ziege</hi> haben ſich geſpalten; möglicherweiſe ſtanden ſie, bei der ſo<lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="2)">mit deren Urgeſchichte aufklären oder wenigſtens neben anderen Beweismitteln auf-<lb/> klären helfen, z. B. die längere Verbindung der ſlaviſchen mit den indiſchen oder<lb/> perſiſchen Stämmen, wie ſie bereits <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116601825">Kuhn</persName></hi> angedeutet hat (Indiſche Studien von<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/104075945">Weber</persName>, 1. Bd. S. 324 Anm.). Eine ſolche Unterſuchung könnte indeß nur von<lb/> zwei zu dieſem Zwecke ſich verbindenden Forſchern, einem Sprachforſcher und Na-<lb/> turforſcher ausgeführt werden.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0022]
1. Sprachliche Begründung älteſter Thierkenntniß.
ferner wieder aus dem geographiſchen Verhalten der Thiere, welche
hierbei genannt werden, nicht bloß eine Hindeutung auf den vermuth-
lichen Urſitz der Völker, ſondern, was hier zunächſt in Betracht kommt,
es ſtellt ſich darin der Kern dar, um welchen ſich bei der ſpäteren Ent-
wickelung die weiteren zoologiſchen Kenntniſſe anſammelten 3).
Ungemein merkwürdig iſt es, daß die Thiere, welche noch heute
als Hausthiere werthvoll und zum Theil unentbehrlich ſind, auch die
am älteſten bekannten waren. Schon das Wort Vieh iſt ſelbſt ein
altes (Sanskrit paçu, griech. πῶν, latein. pecus, gothiſch faihu,
fihu). Das Rind geht in verſchiedenen Alters- und Geſchlechtsnamen,
welche zuweilen wechſeln, durch die meiſten hierhergehörigen Sprachen
(ſo: Skrt. go, griech. βοῦς, lat. bos, hochdeutſch chuo, Kuh; Skrt.
ukshan, lat. vacca, goth. auhsan, hd. Ochs; Skrt. sthûra, griech.
und lat. taurus, hd. Stier). Das Schaf, deſſen ariſche Urbenen-
nung uns verloren gegangen iſt, heißt Skrt. avi, griech. ὄϊς, latein.
ovis; im Gothiſchen heißt ein Schafſtall noch avistr; das hochdeutſche
Aue wird nur dialektiſch für Lamm gebraucht. Die Bezeichnungen für
Ziege haben ſich geſpalten; möglicherweiſe ſtanden ſie, bei der ſo
2)
3) Den erſten Verſuch zu einer ſolchen Zuſammenſtellung machte A. W. von
Schlegel in ſeiner Indiſchen Bibliothek, Bd. 1. 1823. S. 238, Ueber Thierna-
men. — Außer Curtius, Griechiſche Etymologie, ſind zu vergleichen: Kuhn,
Zur älteſten Geſchichte der indogermaniſchen Völker. Programm. Berlin, 1845,
abgedruckt in Weber's Indiſchen Studien, Bd. 1. S. 321. Förſtemann,
Sprachlich-naturhiſtoriſches, in: Kuhn's Zeitſchr. für vergleich. Sprachforſchung,
1. Jahrg. 1852. S. 491. 3. Jahrg. 1854. S. 43. J. Grimm, Geſchichte der
deutſchen Sprache, S. 28 u. flgde (Namen des Viehs). Pictet, Les Origines
indo-européennes ou les Aryas primitifs. Paris, 1859. I. Partie, p. 329-410.
M. Müller, Chips from a German Workshop. Vol. II. p. 42. (1. ed.). Bruno
Kneiſel, Culturzuſtand der indogermaniſchen Völker vor ihrer Trennung. Pro-
gramm. Naumburg, 1867. Bacmeiſter, Urſprung der Thiernamen, in: Aus-
land, 1866, S. 924. 997. 1867, S. 91. 472. 507. 1133. — Ueber Hausthiere ſ.
auch Link, Urwelt und Alterthum, 1. Bd. 2. Aufl. S. 369 u. flgde.
2) mit deren Urgeſchichte aufklären oder wenigſtens neben anderen Beweismitteln auf-
klären helfen, z. B. die längere Verbindung der ſlaviſchen mit den indiſchen oder
perſiſchen Stämmen, wie ſie bereits Kuhn angedeutet hat (Indiſche Studien von
Weber, 1. Bd. S. 324 Anm.). Eine ſolche Unterſuchung könnte indeß nur von
zwei zu dieſem Zwecke ſich verbindenden Forſchern, einem Sprachforſcher und Na-
turforſcher ausgeführt werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |