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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Zoologische Kenntnisse des Alterthums.


Die Urzeit.

Wie im Mittelalter die Zoologie da wissenschaftlich zu werden be-
ginnt, wo dasselbe den von den Griechen erworbenen, von den Arabern
behüteten Schatz von Thatsachen zu heben versucht, so konnte auch das
classische Alterthum keine Wissenschaft von den Thieren entstehen lassen,
ohne daß hier wiederum eine einfache und anspruchslose Kenntniß von
Thieren vorausgegangen wäre. Ueberall geht ja dem Naturwissen eine
Naturbetrachtung voraus, welche, vor jeder Verwerthung des Gesehe-
nen zu Nutz und Frommen einer nur in sich selbst Zweck und Befrie-
digung findenden Wissenschaft, je nach den geistigen und körperlichen
Bedürfnissen des Menschen nutzbringend zu machen versucht wird.

Den Anstoß zu einer wissenschaftlichen Behandlung gibt der erste
Versuch, eine beobachtete Erscheinung zu erklären. Von der eigenthüm-
lichen Natur des Betrachteten hängt es ab, ob eine Erklärung schon
früher oder erst später verlangt und demgemäß versucht wird. Bei den
sinnvoll sogenannten Natur- "vorgängen" waren die dieselben als solche
auszeichnenden Bewegungen das Auffallendere, sich nicht von selbst Er-
gebende, daher zunächst der Erklärung Bedürftige. Hier versuchte sich
daher schon früh Scharfsinn und Witz in Aufstellung von Deutungen
und Lehrsätzen. Die Thierwelt bot vor Allem Mannichfaltigkeit der
Form dar; diese versuchte man aufzufassen; die an den Thieren beo-
bachteten Bewegungen wurden aus ihrer Menschenähnlichkeit erklärt 1).

1) Die Beurtheilung der Thiere, ihres Lebens, ihres Baues u. s. w. geschah
noch bis in die neuere Zeit im Anschluß an das vom Menschen her Bekannte. Wie
Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.


Die Urzeit.

Wie im Mittelalter die Zoologie da wiſſenſchaftlich zu werden be-
ginnt, wo daſſelbe den von den Griechen erworbenen, von den Arabern
behüteten Schatz von Thatſachen zu heben verſucht, ſo konnte auch das
claſſiſche Alterthum keine Wiſſenſchaft von den Thieren entſtehen laſſen,
ohne daß hier wiederum eine einfache und anſpruchsloſe Kenntniß von
Thieren vorausgegangen wäre. Ueberall geht ja dem Naturwiſſen eine
Naturbetrachtung voraus, welche, vor jeder Verwerthung des Geſehe-
nen zu Nutz und Frommen einer nur in ſich ſelbſt Zweck und Befrie-
digung findenden Wiſſenſchaft, je nach den geiſtigen und körperlichen
Bedürfniſſen des Menſchen nutzbringend zu machen verſucht wird.

Den Anſtoß zu einer wiſſenſchaftlichen Behandlung gibt der erſte
Verſuch, eine beobachtete Erſcheinung zu erklären. Von der eigenthüm-
lichen Natur des Betrachteten hängt es ab, ob eine Erklärung ſchon
früher oder erſt ſpäter verlangt und demgemäß verſucht wird. Bei den
ſinnvoll ſogenannten Natur- „vorgängen“ waren die dieſelben als ſolche
auszeichnenden Bewegungen das Auffallendere, ſich nicht von ſelbſt Er-
gebende, daher zunächſt der Erklärung Bedürftige. Hier verſuchte ſich
daher ſchon früh Scharfſinn und Witz in Aufſtellung von Deutungen
und Lehrſätzen. Die Thierwelt bot vor Allem Mannichfaltigkeit der
Form dar; dieſe verſuchte man aufzufaſſen; die an den Thieren beo-
bachteten Bewegungen wurden aus ihrer Menſchenähnlichkeit erklärt 1).

1) Die Beurtheilung der Thiere, ihres Lebens, ihres Baues u. ſ. w. geſchah
noch bis in die neuere Zeit im Anſchluß an das vom Menſchen her Bekannte. Wie
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[[9]/0020] Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums. Die Urzeit. Wie im Mittelalter die Zoologie da wiſſenſchaftlich zu werden be- ginnt, wo daſſelbe den von den Griechen erworbenen, von den Arabern behüteten Schatz von Thatſachen zu heben verſucht, ſo konnte auch das claſſiſche Alterthum keine Wiſſenſchaft von den Thieren entſtehen laſſen, ohne daß hier wiederum eine einfache und anſpruchsloſe Kenntniß von Thieren vorausgegangen wäre. Ueberall geht ja dem Naturwiſſen eine Naturbetrachtung voraus, welche, vor jeder Verwerthung des Geſehe- nen zu Nutz und Frommen einer nur in ſich ſelbſt Zweck und Befrie- digung findenden Wiſſenſchaft, je nach den geiſtigen und körperlichen Bedürfniſſen des Menſchen nutzbringend zu machen verſucht wird. Den Anſtoß zu einer wiſſenſchaftlichen Behandlung gibt der erſte Verſuch, eine beobachtete Erſcheinung zu erklären. Von der eigenthüm- lichen Natur des Betrachteten hängt es ab, ob eine Erklärung ſchon früher oder erſt ſpäter verlangt und demgemäß verſucht wird. Bei den ſinnvoll ſogenannten Natur- „vorgängen“ waren die dieſelben als ſolche auszeichnenden Bewegungen das Auffallendere, ſich nicht von ſelbſt Er- gebende, daher zunächſt der Erklärung Bedürftige. Hier verſuchte ſich daher ſchon früh Scharfſinn und Witz in Aufſtellung von Deutungen und Lehrſätzen. Die Thierwelt bot vor Allem Mannichfaltigkeit der Form dar; dieſe verſuchte man aufzufaſſen; die an den Thieren beo- bachteten Bewegungen wurden aus ihrer Menſchenähnlichkeit erklärt 1). 1) Die Beurtheilung der Thiere, ihres Lebens, ihres Baues u. ſ. w. geſchah noch bis in die neuere Zeit im Anſchluß an das vom Menſchen her Bekannte. Wie

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/20>, abgerufen am 24.11.2024.