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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Die Zoologie der Araber.
Jahre 1283 starb, noch weniger als sein Vorgänger Achmed von Tus
der Blüthezeit der arabischen Wissenschaften angehörte, sondern vor-
züglich durch seine Compilationen aus älteren Schriftstellern von Werth
ist. So werden bei den Mittheilungen über Thiere von bekannten arabi-
schen Schriftstellern Avicenna (meist in Bezug auf die medicinische An-
wendung der einzelnen Thiere) und der oben genannte Dschahif citirt;
ferner noch Muhammed ben Zakarija el-Razi, Zakarija ben Jahja ben
Chakan
, "der Spanier" Abu Hamid (Verfasser eines Buchs der Wun-
der, kitab el-Adschaib), Ibn Elfeki (Abubekr Achmed ibn Muhammed
el Hamadani
), Abderrachman ben Harun el Maghribi u. a. Oefter
erwähnt werden auch die Verfasser zweier, zu Kazwini's Zeit wohlbe-
kannter arabischer Werke, der Tuchfat el-Gharaib (Geschenk der Wun-
derbarkeiten) und der Adschaib el-achbar (wunderbare Geschichten).
Häufig beruft sich Kazwini auch auf den Bericht von Kaufleuten, also
Reisenden, deren Glaubwürdigkeit indeß nicht weiter untersucht wird.
Von Griechen werden (außer dem im astronomischen Theil vorkommen-
den Ptolemaeus) nur Hippokrates und Aristoteles citirt, letz-
terer nur bei Erwähnung der Kämpfe zwischen den Pygmäen und Kra-
nichen nach einer untergeschobenen oder wenigstens jetzt nicht auffind-
baren Stelle (häufiger wird er im Abschnitt über die Mineralien ange-
zogen). Endlich wird von Belinas ein Buch Chawass el-Haiwan
(die besondern Eigenthümlichkeiten der Thiere) angeführt. Ueber diesen
Schriftsteller wird später noch die Rede sein müssen.

Was nun des Kazwini zoologische Anschauungen betrifft, so ist
von dem besonnenen Urtheil des Aristoteles, welcher doch zu seiner Zeit
bereits längst bekannt und verbreitet war, allerdings nichts zu bemerken.
Vielmehr werden nicht bloß die Thierschilderungen häufig zu wirklich
wunderbaren Geschichten, sondern es verräth sich auch in den allgemei-
neren Ansichten nur allzuoft der Einfluß der dogmatisch beschränkten
Denkweise. Alle Körper, welche aus den ursprünglichen Elementen her-
vorgegangen sind, bilden eine ununterbrochene Stufenreihe vom Unvoll-
kommnen zum Vollkommnen. Sie beginnt mit der Erde und den mit
dieser zusammenhängenden Mineralien und geht dann weiter zu den
Pflanzen, den Thieren, den Menschen und schließt mit den Engeln.

Die Zoologie der Araber.
Jahre 1283 ſtarb, noch weniger als ſein Vorgänger Achmed von Tus
der Blüthezeit der arabiſchen Wiſſenſchaften angehörte, ſondern vor-
züglich durch ſeine Compilationen aus älteren Schriftſtellern von Werth
iſt. So werden bei den Mittheilungen über Thiere von bekannten arabi-
ſchen Schriftſtellern Avicenna (meiſt in Bezug auf die mediciniſche An-
wendung der einzelnen Thiere) und der oben genannte Dſchahif citirt;
ferner noch Muhammed ben Zakarija el-Razi, Zakarija ben Jahja ben
Chakan
, „der Spanier“ Abu Hamid (Verfaſſer eines Buchs der Wun-
der, kitab el-Adschaib), Ibn Elfeki (Abubekr Achmed ibn Muhammed
el Hamadani
), Abderrachman ben Harun el Maghribi u. a. Oefter
erwähnt werden auch die Verfaſſer zweier, zu Kazwini's Zeit wohlbe-
kannter arabiſcher Werke, der Tuchfat el-Gharaib (Geſchenk der Wun-
derbarkeiten) und der Adschaib el-achbar (wunderbare Geſchichten).
Häufig beruft ſich Kazwini auch auf den Bericht von Kaufleuten, alſo
Reiſenden, deren Glaubwürdigkeit indeß nicht weiter unterſucht wird.
Von Griechen werden (außer dem im aſtronomiſchen Theil vorkommen-
den Ptolemaeus) nur Hippokrates und Ariſtoteles citirt, letz-
terer nur bei Erwähnung der Kämpfe zwiſchen den Pygmäen und Kra-
nichen nach einer untergeſchobenen oder wenigſtens jetzt nicht auffind-
baren Stelle (häufiger wird er im Abſchnitt über die Mineralien ange-
zogen). Endlich wird von Belinas ein Buch Chawass el-Haiwân
(die beſondern Eigenthümlichkeiten der Thiere) angeführt. Ueber dieſen
Schriftſteller wird ſpäter noch die Rede ſein müſſen.

Was nun des Kazwini zoologiſche Anſchauungen betrifft, ſo iſt
von dem beſonnenen Urtheil des Ariſtoteles, welcher doch zu ſeiner Zeit
bereits längſt bekannt und verbreitet war, allerdings nichts zu bemerken.
Vielmehr werden nicht bloß die Thierſchilderungen häufig zu wirklich
wunderbaren Geſchichten, ſondern es verräth ſich auch in den allgemei-
neren Anſichten nur allzuoft der Einfluß der dogmatiſch beſchränkten
Denkweiſe. Alle Körper, welche aus den urſprünglichen Elementen her-
vorgegangen ſind, bilden eine ununterbrochene Stufenreihe vom Unvoll-
kommnen zum Vollkommnen. Sie beginnt mit der Erde und den mit
dieſer zuſammenhängenden Mineralien und geht dann weiter zu den
Pflanzen, den Thieren, den Menſchen und ſchließt mit den Engeln.

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[167/0178] Die Zoologie der Araber. Jahre 1283 ſtarb, noch weniger als ſein Vorgänger Achmed von Tus der Blüthezeit der arabiſchen Wiſſenſchaften angehörte, ſondern vor- züglich durch ſeine Compilationen aus älteren Schriftſtellern von Werth iſt. So werden bei den Mittheilungen über Thiere von bekannten arabi- ſchen Schriftſtellern Avicenna (meiſt in Bezug auf die mediciniſche An- wendung der einzelnen Thiere) und der oben genannte Dſchahif citirt; ferner noch Muhammed ben Zakarija el-Razi, Zakarija ben Jahja ben Chakan, „der Spanier“ Abu Hamid (Verfaſſer eines Buchs der Wun- der, kitab el-Adschaib), Ibn Elfeki (Abubekr Achmed ibn Muhammed el Hamadani), Abderrachman ben Harun el Maghribi u. a. Oefter erwähnt werden auch die Verfaſſer zweier, zu Kazwini's Zeit wohlbe- kannter arabiſcher Werke, der Tuchfat el-Gharaib (Geſchenk der Wun- derbarkeiten) und der Adschaib el-achbar (wunderbare Geſchichten). Häufig beruft ſich Kazwini auch auf den Bericht von Kaufleuten, alſo Reiſenden, deren Glaubwürdigkeit indeß nicht weiter unterſucht wird. Von Griechen werden (außer dem im aſtronomiſchen Theil vorkommen- den Ptolemaeus) nur Hippokrates und Ariſtoteles citirt, letz- terer nur bei Erwähnung der Kämpfe zwiſchen den Pygmäen und Kra- nichen nach einer untergeſchobenen oder wenigſtens jetzt nicht auffind- baren Stelle (häufiger wird er im Abſchnitt über die Mineralien ange- zogen). Endlich wird von Belinas ein Buch Chawass el-Haiwân (die beſondern Eigenthümlichkeiten der Thiere) angeführt. Ueber dieſen Schriftſteller wird ſpäter noch die Rede ſein müſſen. Was nun des Kazwini zoologiſche Anſchauungen betrifft, ſo iſt von dem beſonnenen Urtheil des Ariſtoteles, welcher doch zu ſeiner Zeit bereits längſt bekannt und verbreitet war, allerdings nichts zu bemerken. Vielmehr werden nicht bloß die Thierſchilderungen häufig zu wirklich wunderbaren Geſchichten, ſondern es verräth ſich auch in den allgemei- neren Anſichten nur allzuoft der Einfluß der dogmatiſch beſchränkten Denkweiſe. Alle Körper, welche aus den urſprünglichen Elementen her- vorgegangen ſind, bilden eine ununterbrochene Stufenreihe vom Unvoll- kommnen zum Vollkommnen. Sie beginnt mit der Erde und den mit dieſer zuſammenhängenden Mineralien und geht dann weiter zu den Pflanzen, den Thieren, den Menſchen und ſchließt mit den Engeln.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/178>, abgerufen am 22.11.2024.