sind Thatsachen, an welche hier nur erinnert zu werden braucht. Es gehört aber eben so nothwendig in den ganzen Entwickelungsgang ihres allmählichen Einflusses, daß sich die beiden Orden bald den Unterricht fast ausschließlich aneigneten. Wollten sie hierbei einflußreich bleiben, so mußten sie sich der brennenden Streitfragen der einzelnen Zeiten bemächtigen und sie im Sinne der ihnen gewordenen Aufgabe zu lösen suchen. Das haben sie gethan; in welcher Weise -- das zu untersuchen gehört nur zum kleinsten Theile hierher. Sicher ist aber, daß aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert kein für die Entwickelung der Naturwissenschaften, besonders der hier allein berücksichtigten Zoologie bedeutungsvoller Name zu nennen ist, welcher nicht einem Franzis- kaner oder Dominikaner angehörte. Thomas Cantipratensis und sein Uebersetzer Jakob von Maerland und Conrad von Megenberg, Albert der Große und Vincenz von Beauvais waren Dominikaner, Roger Baco und Bartholomäus Anglicus waren Franziskaner. Aber ehe ihre Behandlungsweise der Zoologie geschildert werden kann, muß der Wege gedacht werden, auf welchen das Abendland mit den Schriften des Aristoteles wieder bekannt wurde.
Die Zoologie der Araber.
Culturhistorische Charakteristik der Araber.
Wo bis jetzt von wissenschaftlicher Entwickelung zu sprechen war, stellten sich als Träger derselben überall Glieder der großen arischen Völkerfamilie dar. Dazu trat dann als mächtigstes Element der eigen- thümlichen Richtung einer neuen Culturbildung das dem semitischen Volksstamme Palästina's entspringende Christenthum. Die Summe des antiken Wissens, welches anfangs vom Christenthum feindlich zu- rückgewiesen doch als unentbehrlicher Grund eines Weiterbaues erkannt wurde, gelangte, fast ausschließlich in seinem formalen Theile, zur ein- seitigen Verbreitung durch den sich aus dem übrigen Volke herauslö-
Die Zoologie der Araber.
ſind Thatſachen, an welche hier nur erinnert zu werden braucht. Es gehört aber eben ſo nothwendig in den ganzen Entwickelungsgang ihres allmählichen Einfluſſes, daß ſich die beiden Orden bald den Unterricht faſt ausſchließlich aneigneten. Wollten ſie hierbei einflußreich bleiben, ſo mußten ſie ſich der brennenden Streitfragen der einzelnen Zeiten bemächtigen und ſie im Sinne der ihnen gewordenen Aufgabe zu löſen ſuchen. Das haben ſie gethan; in welcher Weiſe — das zu unterſuchen gehört nur zum kleinſten Theile hierher. Sicher iſt aber, daß aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert kein für die Entwickelung der Naturwiſſenſchaften, beſonders der hier allein berückſichtigten Zoologie bedeutungsvoller Name zu nennen iſt, welcher nicht einem Franzis- kaner oder Dominikaner angehörte. Thomas Cantipratenſis und ſein Ueberſetzer Jakob von Maerland und Conrad von Megenberg, Albert der Große und Vincenz von Beauvais waren Dominikaner, Roger Baco und Bartholomäus Anglicus waren Franziskaner. Aber ehe ihre Behandlungsweiſe der Zoologie geſchildert werden kann, muß der Wege gedacht werden, auf welchen das Abendland mit den Schriften des Ariſtoteles wieder bekannt wurde.
Die Zoologie der Araber.
Culturhiſtoriſche Charakteriſtik der Araber.
Wo bis jetzt von wiſſenſchaftlicher Entwickelung zu ſprechen war, ſtellten ſich als Träger derſelben überall Glieder der großen ariſchen Völkerfamilie dar. Dazu trat dann als mächtigſtes Element der eigen- thümlichen Richtung einer neuen Culturbildung das dem ſemitiſchen Volksſtamme Paläſtina's entſpringende Chriſtenthum. Die Summe des antiken Wiſſens, welches anfangs vom Chriſtenthum feindlich zu- rückgewieſen doch als unentbehrlicher Grund eines Weiterbaues erkannt wurde, gelangte, faſt ausſchließlich in ſeinem formalen Theile, zur ein- ſeitigen Verbreitung durch den ſich aus dem übrigen Volke herauslö-
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Die Zoologie der Araber.
ſind Thatſachen, an welche hier nur erinnert zu werden braucht. Es
gehört aber eben ſo nothwendig in den ganzen Entwickelungsgang ihres
allmählichen Einfluſſes, daß ſich die beiden Orden bald den Unterricht
faſt ausſchließlich aneigneten. Wollten ſie hierbei einflußreich bleiben,
ſo mußten ſie ſich der brennenden Streitfragen der einzelnen Zeiten
bemächtigen und ſie im Sinne der ihnen gewordenen Aufgabe zu löſen
ſuchen. Das haben ſie gethan; in welcher Weiſe — das zu unterſuchen
gehört nur zum kleinſten Theile hierher. Sicher iſt aber, daß aus dem
dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert kein für die Entwickelung der
Naturwiſſenſchaften, beſonders der hier allein berückſichtigten Zoologie
bedeutungsvoller Name zu nennen iſt, welcher nicht einem Franzis-
kaner oder Dominikaner angehörte. Thomas Cantipratenſis und ſein
Ueberſetzer Jakob von Maerland und Conrad von Megenberg, Albert
der Große und Vincenz von Beauvais waren Dominikaner, Roger
Baco und Bartholomäus Anglicus waren Franziskaner. Aber ehe
ihre Behandlungsweiſe der Zoologie geſchildert werden kann, muß der
Wege gedacht werden, auf welchen das Abendland mit den Schriften
des Ariſtoteles wieder bekannt wurde.
Die Zoologie der Araber.
Culturhiſtoriſche Charakteriſtik der Araber.
Wo bis jetzt von wiſſenſchaftlicher Entwickelung zu ſprechen war,
ſtellten ſich als Träger derſelben überall Glieder der großen ariſchen
Völkerfamilie dar. Dazu trat dann als mächtigſtes Element der eigen-
thümlichen Richtung einer neuen Culturbildung das dem ſemitiſchen
Volksſtamme Paläſtina's entſpringende Chriſtenthum. Die Summe
des antiken Wiſſens, welches anfangs vom Chriſtenthum feindlich zu-
rückgewieſen doch als unentbehrlicher Grund eines Weiterbaues erkannt
wurde, gelangte, faſt ausſchließlich in ſeinem formalen Theile, zur ein-
ſeitigen Verbreitung durch den ſich aus dem übrigen Volke herauslö-
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/162>, abgerufen am 03.03.2025.
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