Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Physiologus. unter einem Namen gekommen sein mag, welcher kaum mit Sicherheitauf eine bestimmte Art zu beziehen ist, ist trotz der großen Ueberein- stimmung zweifelhaft. Dasselbe Thier wird auch in den Commentaren zu dem Sechstagewerk der Schöpfung erwähnt (z. B. Eustathius); auch wird hier gleichfalls angegeben, daß es mit erhobenen Schwingen (oder Flossen) mit voll unter Segel gehenden Schiffen gewissermaßen wettschwimme, bis es ermüdet umkehre. An die Echeneis kann wohl ebenso wenig gedacht werden, als an die Argonauta. Die Schilderung des Steinbockes (caprea, dorcas oder Die Sage von einem großen Walfisch findet sich mit den beiden 51) Basilius in der 7. Homilie zu 1. Mose 1, 20, 21 (Opera ed. Garnier,
Paris, 1721. Tom. I. p. 68); Eustathius im Commentar zum Hexaemeron (ed. Leo Allatius. Lugduni, 1729. p. 19). Der Name aspidokhelone kehrt über- all wieder, zum Theil verstümmelt, aspidohelune, aspis, syrisch espes, angelsäch- sisch fastitocalon, in einer Leipziger lateinischen Handschrift fastilon, isländisch aspedo. Den im altfranzösischen prosaischen Physiologus des Pierre Picard vor- kommenden Namen Lacovie betrachtet Cahier als Umwandlung von Maclovie und bringt ihn mit der Legende in Verbindung, nach welcher S. Malo (Maclovius) auf dem Rücken eines solchen Walfisches die Messe gelesen haben soll. Phyſiologus. unter einem Namen gekommen ſein mag, welcher kaum mit Sicherheitauf eine beſtimmte Art zu beziehen iſt, iſt trotz der großen Ueberein- ſtimmung zweifelhaft. Daſſelbe Thier wird auch in den Commentaren zu dem Sechstagewerk der Schöpfung erwähnt (z. B. Euſtathius); auch wird hier gleichfalls angegeben, daß es mit erhobenen Schwingen (oder Floſſen) mit voll unter Segel gehenden Schiffen gewiſſermaßen wettſchwimme, bis es ermüdet umkehre. An die Echeneis kann wohl ebenſo wenig gedacht werden, als an die Argonauta. Die Schilderung des Steinbockes (caprea, dorcas oder Die Sage von einem großen Walfiſch findet ſich mit den beiden 51) Baſilius in der 7. Homilie zu 1. Moſe 1, 20, 21 (Opera ed. Garnier,
Paris, 1721. Tom. I. p. 68); Euſtathius im Commentar zum Hexaemeron (ed. Leo Allatius. Lugduni, 1729. p. 19). Der Name ἀσπιδοχελώνη kehrt über- all wieder, zum Theil verſtümmelt, aspidohelune, aspis, ſyriſch espes, angelſäch- ſiſch fastitocalon, in einer Leipziger lateiniſchen Handſchrift fastilon, isländiſch aspedo. Den im altfranzöſiſchen proſaiſchen Phyſiologus des Pierre Picard vor- kommenden Namen Lacovie betrachtet Cahier als Umwandlung von Maclovie und bringt ihn mit der Legende in Verbindung, nach welcher S. Malo (Maclovius) auf dem Rücken eines ſolchen Walfiſches die Meſſe geleſen haben ſoll. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" n="127"/><fw place="top" type="header">Phyſiologus.</fw><lb/> unter einem Namen gekommen ſein mag, welcher kaum mit Sicherheit<lb/> auf eine beſtimmte Art zu beziehen iſt, iſt trotz der großen Ueberein-<lb/> ſtimmung zweifelhaft. Daſſelbe Thier wird auch in den Commentaren<lb/> zu dem Sechstagewerk der Schöpfung erwähnt (z. B. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118682741">Euſtathius</persName>);<lb/> auch wird hier gleichfalls angegeben, daß es mit erhobenen Schwingen<lb/> (oder Floſſen) mit voll unter Segel gehenden Schiffen gewiſſermaßen<lb/> wettſchwimme, bis es ermüdet umkehre. An die Echeneis kann wohl<lb/> ebenſo wenig gedacht werden, als an die Argonauta.</p><lb/> <p>Die Schilderung des <hi rendition="#g">Steinbockes</hi> (<hi rendition="#aq">caprea, dorcas</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">dor-<lb/> con</hi> gr.), welcher in der Bibel an mehreren Stellen erwähnt wird,<lb/> ſchließt ſich am meiſten an Hohes Lied 8, 14. Auf ſein ſcharfes Geſicht<lb/> weiſen ſchon ältere Etymologien ſeines griechiſchen Namens, von wel-<lb/> chem alſo auch wahrſcheinlich die Deutung ausgieng. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName></hi> ſagt<lb/> gar, daß er ſelbſt des Nachts ſähe (28, 11).</p><lb/> <p>Die Sage von einem großen <hi rendition="#g">Walfiſch</hi> findet ſich mit den beiden<lb/> im Phyſiologus erwähnten Zügen bei <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118637797">Baſilius</persName></hi> und<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118682741">Euſtathius</persName></hi><lb/> gelegentlich des Schöpfungsberichtes<note place="foot" n="51)"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118637797">Baſilius</persName></hi> in der 7. Homilie zu 1. Moſe 1, 20, 21 (<hi rendition="#aq">Opera ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124182674">Garnier</persName>,<lb/> Paris, 1721. Tom. I. p. 68</hi>); <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118682741">Euſtathius</persName></hi> im Commentar zum Hexaemeron<lb/> (<hi rendition="#aq">ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118846566">Leo Allatius</persName>. Lugduni, 1729. p. 19</hi>). Der Name ἀσπιδοχελώνη kehrt über-<lb/> all wieder, zum Theil verſtümmelt, <hi rendition="#aq">aspidohelune, aspis,</hi> ſyriſch <hi rendition="#aq">espes,</hi> angelſäch-<lb/> ſiſch <hi rendition="#aq">fastitocalon,</hi> in einer Leipziger lateiniſchen Handſchrift <hi rendition="#aq">fastilon,</hi> isländiſch<lb/><hi rendition="#aq">aspedo.</hi> Den im altfranzöſiſchen proſaiſchen Phyſiologus des Pierre Picard vor-<lb/> kommenden Namen <hi rendition="#aq">Lacovie</hi> betrachtet <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/138701709">Cahier</persName></hi> als Umwandlung von <hi rendition="#aq">Maclovie</hi><lb/> und bringt ihn mit der Legende in Verbindung, nach welcher S. Malo (Maclovius)<lb/> auf dem Rücken eines ſolchen Walfiſches die Meſſe geleſen haben ſoll.</note>, die gleich zu erwähnende Ge-<lb/> ſchichte von der Inſelbildung ſchon bei <hi rendition="#g">Nearchus</hi>, dem Zeitgenoſſen<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118501828">Alexander</persName>'s des Großen<note place="foot" n="52)">in der Ausgabe von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11954153X">C. Müller</persName> (Didot), <hi rendition="#aq">Script. rer. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118501828">Alex</persName>. p. 66.</hi><lb/> 25. Fragm.</note>. Sie wird von allen Bearbeitungen des<lb/> Phyſiologus wiedergegeben mit Ausnahme der ſpäteren lateiniſchen und<lb/> der althochdeutſchen, vielleicht weil am Entſtehungsorte dieſer eine Be-<lb/> kanntſchaft mit dem Meere und ſeiner Bewohner kaum vorausgeſetzt<lb/> werden konnte. Der Walfiſch ſoll ſo groß werden, daß er mit dem<lb/> Rücken aus dem Waſſer emporragend von den Schiffern für eine Inſel<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0138]
Phyſiologus.
unter einem Namen gekommen ſein mag, welcher kaum mit Sicherheit
auf eine beſtimmte Art zu beziehen iſt, iſt trotz der großen Ueberein-
ſtimmung zweifelhaft. Daſſelbe Thier wird auch in den Commentaren
zu dem Sechstagewerk der Schöpfung erwähnt (z. B. Euſtathius);
auch wird hier gleichfalls angegeben, daß es mit erhobenen Schwingen
(oder Floſſen) mit voll unter Segel gehenden Schiffen gewiſſermaßen
wettſchwimme, bis es ermüdet umkehre. An die Echeneis kann wohl
ebenſo wenig gedacht werden, als an die Argonauta.
Die Schilderung des Steinbockes (caprea, dorcas oder
dor-
con gr.), welcher in der Bibel an mehreren Stellen erwähnt wird,
ſchließt ſich am meiſten an Hohes Lied 8, 14. Auf ſein ſcharfes Geſicht
weiſen ſchon ältere Etymologien ſeines griechiſchen Namens, von wel-
chem alſo auch wahrſcheinlich die Deutung ausgieng. Plinius ſagt
gar, daß er ſelbſt des Nachts ſähe (28, 11).
Die Sage von einem großen Walfiſch findet ſich mit den beiden
im Phyſiologus erwähnten Zügen bei Baſilius und
Euſtathius
gelegentlich des Schöpfungsberichtes 51), die gleich zu erwähnende Ge-
ſchichte von der Inſelbildung ſchon bei Nearchus, dem Zeitgenoſſen
Alexander's des Großen 52). Sie wird von allen Bearbeitungen des
Phyſiologus wiedergegeben mit Ausnahme der ſpäteren lateiniſchen und
der althochdeutſchen, vielleicht weil am Entſtehungsorte dieſer eine Be-
kanntſchaft mit dem Meere und ſeiner Bewohner kaum vorausgeſetzt
werden konnte. Der Walfiſch ſoll ſo groß werden, daß er mit dem
Rücken aus dem Waſſer emporragend von den Schiffern für eine Inſel
51) Baſilius in der 7. Homilie zu 1. Moſe 1, 20, 21 (Opera ed. Garnier,
Paris, 1721. Tom. I. p. 68); Euſtathius im Commentar zum Hexaemeron
(ed. Leo Allatius. Lugduni, 1729. p. 19). Der Name ἀσπιδοχελώνη kehrt über-
all wieder, zum Theil verſtümmelt, aspidohelune, aspis, ſyriſch espes, angelſäch-
ſiſch fastitocalon, in einer Leipziger lateiniſchen Handſchrift fastilon, isländiſch
aspedo. Den im altfranzöſiſchen proſaiſchen Phyſiologus des Pierre Picard vor-
kommenden Namen Lacovie betrachtet Cahier als Umwandlung von Maclovie
und bringt ihn mit der Legende in Verbindung, nach welcher S. Malo (Maclovius)
auf dem Rücken eines ſolchen Walfiſches die Meſſe geleſen haben ſoll.
52) in der Ausgabe von C. Müller (Didot), Script. rer. Alex. p. 66.
25. Fragm.
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