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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Physiologus.
Grund für den Dammhirsch, wie Berger de Xivrey für das
Elenn41). Da mehrere andere Züge im Physiologus auf eine Ent-
stehung desselben in Alexandrien unter der Wirkung nicht mehr (oder
noch nicht) nachzuweisender koptischer Einflüsse hinweisen (vergl. unten
die Artikel Wildesel und Phönix), so liegt der Gedanke nahe, auch hier
der Andeutung Bochart's zu folgen42) und das Wort Antholops
auf das koptische Pantholops zurückzuführen, was an der erwähnten
Stelle (und an andern, z. B. 1. Könige, 4, 23) für das, auch von
der syrischen Peschito beibehaltene, Jachmur gewählt sein dürfte. Das
Naturgeschichtliche ist auf bestimmte Angaben älterer Autoren nicht zu-
rückzuführen, sondern ist aus Einzelheiten zusammengesetzt, welche an
Factisches anknüpfend in's Fabelhafte erweitert sind.

Für den Elefanten brauchen keine biblischen Citate angeführt
zu werden; seine Erwähnung im alten und neuen Testamente ist zwei-
fellos43). Das Naturgeschichtliche, was der Physiologus von ihm an-
gibt, setzt sich aus mehreren Angaben zusammen. Daß er die Kniee
nicht beugen kann (daher stehend schläft) erwähnen Strabo, Diodor,
Aelian, Solinus, Agatharchides (nach Aristoteles, hist. anim. 2, 5
soll er sich nur nicht zugleich auf beide Beine niederlassen können, wes-
halb er sich auf die eine oder die andere Seite neige). Die Mandra-
gora (die Dudaim der Lea) wird allerdings bei andern Autoren nicht
so wie im Physiologus direct mit der Fortpflanzung des Elefanten in
Beziehung gebracht. Dagegen erwähnt Aelian (8, 17) seine Begattung
und seine Schamhaftigkeit. Auch der Feindschaft zwischen Elefant und
Drachen gedenkt Aelian (6, 21).

Die Schilderung des Löwen, von dem gleichfalls mehrere "Na-

41) Traditions teratologiques. Paris, 1836. p. 299-302; aus der Schrift
de monstris et belluis (Handschrift des 10. Jahrhunderts).
42) a. a. O. col. 914.
43) Interessant ist es, daß der Elefant im isländischen Physiologus, wie schon
im 10. Jahrhundert in der altisländischen Poesie, mit dem persischen Namen
Phil benannt wird, welcher wohl sicher mit der Verbreitung der Alexandersage nach
Norden gekommen war. Das hier über den Elefanten Gesagte ist aber von den an-
dern Physiologis verschieden und schließt sich an die Elefanten im 1. Maccab.3,34;
8, 6, besonders aber 6, 37 an.

Phyſiologus.
Grund für den Dammhirſch, wie Berger de Xivrey für das
Elenn41). Da mehrere andere Züge im Phyſiologus auf eine Ent-
ſtehung deſſelben in Alexandrien unter der Wirkung nicht mehr (oder
noch nicht) nachzuweiſender koptiſcher Einflüſſe hinweiſen (vergl. unten
die Artikel Wildeſel und Phönix), ſo liegt der Gedanke nahe, auch hier
der Andeutung Bochart's zu folgen42) und das Wort Antholops
auf das koptiſche Pantholops zurückzuführen, was an der erwähnten
Stelle (und an andern, z. B. 1. Könige, 4, 23) für das, auch von
der ſyriſchen Peſchito beibehaltene, Jachmur gewählt ſein dürfte. Das
Naturgeſchichtliche iſt auf beſtimmte Angaben älterer Autoren nicht zu-
rückzuführen, ſondern iſt aus Einzelheiten zuſammengeſetzt, welche an
Factiſches anknüpfend in's Fabelhafte erweitert ſind.

Für den Elefanten brauchen keine bibliſchen Citate angeführt
zu werden; ſeine Erwähnung im alten und neuen Teſtamente iſt zwei-
fellos43). Das Naturgeſchichtliche, was der Phyſiologus von ihm an-
gibt, ſetzt ſich aus mehreren Angaben zuſammen. Daß er die Kniee
nicht beugen kann (daher ſtehend ſchläft) erwähnen Strabo, Diodor,
Aelian, Solinus, Agatharchides (nach Ariſtoteles, hist. anim. 2, 5
ſoll er ſich nur nicht zugleich auf beide Beine niederlaſſen können, wes-
halb er ſich auf die eine oder die andere Seite neige). Die Mandra-
gora (die Dudaim der Lea) wird allerdings bei andern Autoren nicht
ſo wie im Phyſiologus direct mit der Fortpflanzung des Elefanten in
Beziehung gebracht. Dagegen erwähnt Aelian (8, 17) ſeine Begattung
und ſeine Schamhaftigkeit. Auch der Feindſchaft zwiſchen Elefant und
Drachen gedenkt Aelian (6, 21).

Die Schilderung des Löwen, von dem gleichfalls mehrere „Na-

41) Traditions tératologiques. Paris, 1836. p. 299-302; aus der Schrift
de monstris et belluis (Handſchrift des 10. Jahrhunderts).
42) a. a. O. col. 914.
43) Intereſſant iſt es, daß der Elefant im isländiſchen Phyſiologus, wie ſchon
im 10. Jahrhundert in der altisländiſchen Poeſie, mit dem perſiſchen Namen
Phil benannt wird, welcher wohl ſicher mit der Verbreitung der Alexanderſage nach
Norden gekommen war. Das hier über den Elefanten Geſagte iſt aber von den an-
dern Phyſiologis verſchieden und ſchließt ſich an die Elefanten im 1. Maccab.3,34;
8, 6, beſonders aber 6, 37 an.
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[123/0134] Phyſiologus. Grund für den Dammhirſch, wie Berger de Xivrey für das Elenn 41). Da mehrere andere Züge im Phyſiologus auf eine Ent- ſtehung deſſelben in Alexandrien unter der Wirkung nicht mehr (oder noch nicht) nachzuweiſender koptiſcher Einflüſſe hinweiſen (vergl. unten die Artikel Wildeſel und Phönix), ſo liegt der Gedanke nahe, auch hier der Andeutung Bochart's zu folgen 42) und das Wort Antholops auf das koptiſche Pantholops zurückzuführen, was an der erwähnten Stelle (und an andern, z. B. 1. Könige, 4, 23) für das, auch von der ſyriſchen Peſchito beibehaltene, Jachmur gewählt ſein dürfte. Das Naturgeſchichtliche iſt auf beſtimmte Angaben älterer Autoren nicht zu- rückzuführen, ſondern iſt aus Einzelheiten zuſammengeſetzt, welche an Factiſches anknüpfend in's Fabelhafte erweitert ſind. Für den Elefanten brauchen keine bibliſchen Citate angeführt zu werden; ſeine Erwähnung im alten und neuen Teſtamente iſt zwei- fellos 43). Das Naturgeſchichtliche, was der Phyſiologus von ihm an- gibt, ſetzt ſich aus mehreren Angaben zuſammen. Daß er die Kniee nicht beugen kann (daher ſtehend ſchläft) erwähnen Strabo, Diodor, Aelian, Solinus, Agatharchides (nach Ariſtoteles, hist. anim. 2, 5 ſoll er ſich nur nicht zugleich auf beide Beine niederlaſſen können, wes- halb er ſich auf die eine oder die andere Seite neige). Die Mandra- gora (die Dudaim der Lea) wird allerdings bei andern Autoren nicht ſo wie im Phyſiologus direct mit der Fortpflanzung des Elefanten in Beziehung gebracht. Dagegen erwähnt Aelian (8, 17) ſeine Begattung und ſeine Schamhaftigkeit. Auch der Feindſchaft zwiſchen Elefant und Drachen gedenkt Aelian (6, 21). Die Schilderung des Löwen, von dem gleichfalls mehrere „Na- 41) Traditions tératologiques. Paris, 1836. p. 299-302; aus der Schrift de monstris et belluis (Handſchrift des 10. Jahrhunderts). 42) a. a. O. col. 914. 43) Intereſſant iſt es, daß der Elefant im isländiſchen Phyſiologus, wie ſchon im 10. Jahrhundert in der altisländiſchen Poeſie, mit dem perſiſchen Namen Phil benannt wird, welcher wohl ſicher mit der Verbreitung der Alexanderſage nach Norden gekommen war. Das hier über den Elefanten Geſagte iſt aber von den an- dern Phyſiologis verſchieden und ſchließt ſich an die Elefanten im 1. Maccab.3,34; 8, 6, beſonders aber 6, 37 an.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/134>, abgerufen am 22.11.2024.