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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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Kreislauf vom Unbewußten durch das Bewußte und wieder
zum Unbewußten.

Endlich kann man nicht tiefer eingehen in die Be¬
trachtung der Art und Weise, wie unendliche Individuen
in der Menschheit immer neu sich verwirklichen, ohne be¬
müht zu sein zugleich auch über die Ursachen der unge¬
heuren Verschiedenartigkeit derselben zur genaueren Einsicht
zu gelangen; denn wenn auch aus höheren Gründen klar
ist, daß nichts Wirklichgewordenes in der Welt dem an¬
dern völlig gleich sein kann, so tritt doch in menschlichen
Seelen und menschlichen Lebensformen eine Verschiedenheit
hervor, die, wenn wir Millionen und Millionen verglei¬
chen, nur immer deutlicher und mächtiger sich bemerklich
machen wird.

Ein genaueres Bedenken dieser Verschiedenheit mensch¬
licher Seelen wird uns dann lehren, es habe dieselbe im¬
mer einen zweifachen Grund: einmal den, der in dem
ursprünglichen Gottesgedanken der Menschheit

liegt, und einmal den, der gegeben wird durch die
Verhältnisse
, unter welchen diese Gedanken
sich darleben
. Die Idee der Menschheit, als Gattung,
muß nämlich eben, in wie fern sie eine Idee höherer gött¬
licher Energie ist, als irgend sonst eine, von welcher wir
Erfahrung haben, allerdings schon in sich unendliche Mög¬
lichkeiten individueller Ideen enthalten, und eben wegen
jener höhern Energie im Allgemeinen, wird auch das
Differente dieser Individualitäten um so stärker bereits in
diesem seinem ursprünglichen Gottesgedanken selbst begrün¬
det sein, ja es ist eigentlich, eben so wie die größere Zahl
durch die Menge inbegriffener Einheiten von der geringeren
sich unterscheidet, eben so dieses Enthalten einer größeren
Differenz von Einzelheiten das hauptsächlichste Document
der höhern Energie des Grundgedankens der Menschheit
überhaupt. Einen ursprünglichen Gegensatz bemerken wir
zuerst, welcher durch all diese Unendlichkeit der innerhalb

Kreislauf vom Unbewußten durch das Bewußte und wieder
zum Unbewußten.

Endlich kann man nicht tiefer eingehen in die Be¬
trachtung der Art und Weiſe, wie unendliche Individuen
in der Menſchheit immer neu ſich verwirklichen, ohne be¬
müht zu ſein zugleich auch über die Urſachen der unge¬
heuren Verſchiedenartigkeit derſelben zur genaueren Einſicht
zu gelangen; denn wenn auch aus höheren Gründen klar
iſt, daß nichts Wirklichgewordenes in der Welt dem an¬
dern völlig gleich ſein kann, ſo tritt doch in menſchlichen
Seelen und menſchlichen Lebensformen eine Verſchiedenheit
hervor, die, wenn wir Millionen und Millionen verglei¬
chen, nur immer deutlicher und mächtiger ſich bemerklich
machen wird.

Ein genaueres Bedenken dieſer Verſchiedenheit menſch¬
licher Seelen wird uns dann lehren, es habe dieſelbe im¬
mer einen zweifachen Grund: einmal den, der in dem
urſprünglichen Gottesgedanken der Menſchheit

liegt, und einmal den, der gegeben wird durch die
Verhältniſſe
, unter welchen dieſe Gedanken
ſich darleben
. Die Idee der Menſchheit, als Gattung,
muß nämlich eben, in wie fern ſie eine Idee höherer gött¬
licher Energie iſt, als irgend ſonſt eine, von welcher wir
Erfahrung haben, allerdings ſchon in ſich unendliche Mög¬
lichkeiten individueller Ideen enthalten, und eben wegen
jener höhern Energie im Allgemeinen, wird auch das
Differente dieſer Individualitäten um ſo ſtärker bereits in
dieſem ſeinem urſprünglichen Gottesgedanken ſelbſt begrün¬
det ſein, ja es iſt eigentlich, eben ſo wie die größere Zahl
durch die Menge inbegriffener Einheiten von der geringeren
ſich unterſcheidet, eben ſo dieſes Enthalten einer größeren
Differenz von Einzelheiten das hauptſächlichſte Document
der höhern Energie des Grundgedankens der Menſchheit
überhaupt. Einen urſprünglichen Gegenſatz bemerken wir
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[61/0077] Kreislauf vom Unbewußten durch das Bewußte und wieder zum Unbewußten. Endlich kann man nicht tiefer eingehen in die Be¬ trachtung der Art und Weiſe, wie unendliche Individuen in der Menſchheit immer neu ſich verwirklichen, ohne be¬ müht zu ſein zugleich auch über die Urſachen der unge¬ heuren Verſchiedenartigkeit derſelben zur genaueren Einſicht zu gelangen; denn wenn auch aus höheren Gründen klar iſt, daß nichts Wirklichgewordenes in der Welt dem an¬ dern völlig gleich ſein kann, ſo tritt doch in menſchlichen Seelen und menſchlichen Lebensformen eine Verſchiedenheit hervor, die, wenn wir Millionen und Millionen verglei¬ chen, nur immer deutlicher und mächtiger ſich bemerklich machen wird. Ein genaueres Bedenken dieſer Verſchiedenheit menſch¬ licher Seelen wird uns dann lehren, es habe dieſelbe im¬ mer einen zweifachen Grund: einmal den, der in dem urſprünglichen Gottesgedanken der Menſchheit liegt, und einmal den, der gegeben wird durch die Verhältniſſe, unter welchen dieſe Gedanken ſich darleben. Die Idee der Menſchheit, als Gattung, muß nämlich eben, in wie fern ſie eine Idee höherer gött¬ licher Energie iſt, als irgend ſonſt eine, von welcher wir Erfahrung haben, allerdings ſchon in ſich unendliche Mög¬ lichkeiten individueller Ideen enthalten, und eben wegen jener höhern Energie im Allgemeinen, wird auch das Differente dieſer Individualitäten um ſo ſtärker bereits in dieſem ſeinem urſprünglichen Gottesgedanken ſelbſt begrün¬ det ſein, ja es iſt eigentlich, eben ſo wie die größere Zahl durch die Menge inbegriffener Einheiten von der geringeren ſich unterſcheidet, eben ſo dieſes Enthalten einer größeren Differenz von Einzelheiten das hauptſächlichſte Document der höhern Energie des Grundgedankens der Menſchheit überhaupt. Einen urſprünglichen Gegenſatz bemerken wir zuerſt, welcher durch all dieſe Unendlichkeit der innerhalb

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/77>, abgerufen am 24.11.2024.