"Begattung" gebildet hat) das Neue entsteht, und zwar entsteht indem ein Elementartheil, d. i. eine Urzelle des einen Individuums, den Begriff des Eikeims annimmt, damit sich nun daran nicht bloß ebendieselbe Idee desjenigen Organismus, von welcher diese Urzelle ursprünglich ein Fragment war, sondern ein besonderer Ausdruck der Idee der Gattung überhaupt darlebe und offenbare.
Während also in jenem ersten Falle wirklich das In¬ dividuum zeugen und sich vervielfältigen kann, indem seine Idee immer neu in Elementartheilen sich setzt, welche nur abgetrennt zu werden brauchen um dieselbe Idee wieder als neuer Organismus zu offenbaren, so wird im zweiten höhern Falle immer nur die Gattung, welche zu ihrer Repräsentation allemal mindestens zweier Indivi¬ duen bedarf, sich zeugend und sich vervielfältigend verhalten. Macht man sich dies Verhältniß recht deutlich, so ist daraus sehr viel, theils für Verständniß der Bedeu¬ tung geschlechtlicher Zeugung, theils für Verständniß des höhern Lebenkreises überhaupt zu gewinnen. Daß die Idee eines Organismus, welche nur offenbar werden kann, indem ein an sich bloß Ideelles -- die Gattung -- sich in ihr immer neu und eigenthümlich darlebt und setzt, höherer Bedeutung sein müsse, als eine Idee, welche schon an jedem Fragment ihres eigenen Organismus sich vervielfältigen, und neu, und doch immer wieder nur als dieselbe sich darleben kann, ist wohl an und für sich klar. Eben so aber stellt sich geschlechtliche Zeugung jetzt in einer höhern Bedeutung dar, denn in ihr repräsentiren die beiden wirklichen realen Organismen welche zeugen, ein Ideales -- die an und für sich nie körperlich erscheinende Idee der Gattung, und geben so Gelegenheit, daß aber¬ mals eine oder mehrere der unendlichen Ideen von Individuen, welche in dem Begriffe der Gattung enthalten sind, von nun an wirklich zur Erscheinung kommen.
In dieser Beziehung sind denn überhaupt die Auf¬
„Begattung“ gebildet hat) das Neue entſteht, und zwar entſteht indem ein Elementartheil, d. i. eine Urzelle des einen Individuums, den Begriff des Eikeims annimmt, damit ſich nun daran nicht bloß ebendieſelbe Idee desjenigen Organismus, von welcher dieſe Urzelle urſprünglich ein Fragment war, ſondern ein beſonderer Ausdruck der Idee der Gattung überhaupt darlebe und offenbare.
Während alſo in jenem erſten Falle wirklich das In¬ dividuum zeugen und ſich vervielfältigen kann, indem ſeine Idee immer neu in Elementartheilen ſich ſetzt, welche nur abgetrennt zu werden brauchen um dieſelbe Idee wieder als neuer Organismus zu offenbaren, ſo wird im zweiten höhern Falle immer nur die Gattung, welche zu ihrer Repräſentation allemal mindeſtens zweier Indivi¬ duen bedarf, ſich zeugend und ſich vervielfältigend verhalten. Macht man ſich dies Verhältniß recht deutlich, ſo iſt daraus ſehr viel, theils für Verſtändniß der Bedeu¬ tung geſchlechtlicher Zeugung, theils für Verſtändniß des höhern Lebenkreiſes überhaupt zu gewinnen. Daß die Idee eines Organismus, welche nur offenbar werden kann, indem ein an ſich bloß Ideelles — die Gattung — ſich in ihr immer neu und eigenthümlich darlebt und ſetzt, höherer Bedeutung ſein müſſe, als eine Idee, welche ſchon an jedem Fragment ihres eigenen Organismus ſich vervielfältigen, und neu, und doch immer wieder nur als dieſelbe ſich darleben kann, iſt wohl an und für ſich klar. Eben ſo aber ſtellt ſich geſchlechtliche Zeugung jetzt in einer höhern Bedeutung dar, denn in ihr repräſentiren die beiden wirklichen realen Organismen welche zeugen, ein Ideales — die an und für ſich nie körperlich erſcheinende Idee der Gattung, und geben ſo Gelegenheit, daß aber¬ mals eine oder mehrere der unendlichen Ideen von Individuen, welche in dem Begriffe der Gattung enthalten ſind, von nun an wirklich zur Erſcheinung kommen.
In dieſer Beziehung ſind denn überhaupt die Auf¬
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„Begattung“ gebildet hat) das Neue entſteht, und
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des einen Individuums, den Begriff des Eikeims annimmt,
damit ſich nun daran nicht bloß ebendieſelbe Idee desjenigen
Organismus, von welcher dieſe Urzelle urſprünglich ein
Fragment war, ſondern ein beſonderer Ausdruck der Idee
der Gattung überhaupt darlebe und offenbare.
Während alſo in jenem erſten Falle wirklich das In¬
dividuum zeugen und ſich vervielfältigen kann, indem
ſeine Idee immer neu in Elementartheilen ſich ſetzt, welche
nur abgetrennt zu werden brauchen um dieſelbe Idee wieder
als neuer Organismus zu offenbaren, ſo wird im zweiten
höhern Falle immer nur die Gattung, welche zu ihrer
Repräſentation allemal mindeſtens zweier Indivi¬
duen bedarf, ſich zeugend und ſich vervielfältigend
verhalten. Macht man ſich dies Verhältniß recht deutlich,
ſo iſt daraus ſehr viel, theils für Verſtändniß der Bedeu¬
tung geſchlechtlicher Zeugung, theils für Verſtändniß des
höhern Lebenkreiſes überhaupt zu gewinnen. Daß die
Idee eines Organismus, welche nur offenbar werden kann,
indem ein an ſich bloß Ideelles — die Gattung — ſich
in ihr immer neu und eigenthümlich darlebt und ſetzt,
höherer Bedeutung ſein müſſe, als eine Idee, welche
ſchon an jedem Fragment ihres eigenen Organismus ſich
vervielfältigen, und neu, und doch immer wieder nur als
dieſelbe ſich darleben kann, iſt wohl an und für ſich
klar. Eben ſo aber ſtellt ſich geſchlechtliche Zeugung jetzt in
einer höhern Bedeutung dar, denn in ihr repräſentiren die
beiden wirklichen realen Organismen welche zeugen, ein
Ideales — die an und für ſich nie körperlich erſcheinende
Idee der Gattung, und geben ſo Gelegenheit, daß aber¬
mals eine oder mehrere der unendlichen Ideen von
Individuen, welche in dem Begriffe der Gattung enthalten
ſind, von nun an wirklich zur Erſcheinung kommen.
In dieſer Beziehung ſind denn überhaupt die Auf¬
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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/73>, abgerufen am 24.11.2024.
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