sich theils in solche, welche Aeußeres ertödten und zur Ernährung verwenden, wie die Gallenabsonderung und ähnliche, theils in solche, welche durch ihr Absondern Inneres befreien und beleben, wie die Athmung. End¬ lich aber wird die Fortbildung der Gattung die Auf¬ gabe eines eigenthümlichen organischen Systems: -- So gewiß nun jede dieser Provinzen, jedes dieser Systeme ent¬ steht durch ein besonderes unbewußtes Walten der Seele, so gewiß muß für jede derselben ein besonderes Dominium in den eigenthümlich innerlichen Regungen der Seele vorhanden sein und bleiben, und wird dadurch dem Bewußtsein, wenn dieses sich entwickelt hat, von hier aus eine eigenthümliche Färbung mittheilen können. Auf diese Weise also werden entstehen jene eigen¬ thümlich empfundenen Stimmungen des bewußten Seelen¬ lebens (Gefühle), welche von organischen Vorgängen, die selbst wieder nur durch gewisse unbewußte seelische Rich¬ tungen bedingt waren, auf das Bewußtsein reflektirt er¬ scheinen. Man kann diese Stimmungen als besondere Kreise betrachten, in denen ein und dasselbe Gefühl bald erhöht, bald vermindert, bald nach einer plus-, bald nach einer minus-Seite sich offenbart. Nur vorläufig wollen wir die wichtigsten Vorgänge dieser Art andeuten, später¬ hin wird sich zu ausführlicher Betrachtung derselben Ge¬ legenheit finden.
So liegt also z. B., was die Sphäre der Ernährung betrifft, in ihrer psychischen Seite vornämlich jenes Ge¬ fühl, das sich in der plus-Seite auf lebensfrische Behaup¬ tung der Existenz, oder in der minus-Seite auf Ver¬ kümmerung und Elend derselben gründet, als womit denn selbst im bewußten Seelenleben späterhin eine große Man¬ nichfaltigkeit von Zuständen anhebt. Fülle eines kräftigen Blutlebens und gesunde starke Thätigkeit des Herzens im Organischen ist begleitet von einer, oder ist vielmehr selbst eine unbewußte Stimmung der Seele, welche bei Entwick¬
ſich theils in ſolche, welche Aeußeres ertödten und zur Ernährung verwenden, wie die Gallenabſonderung und ähnliche, theils in ſolche, welche durch ihr Abſondern Inneres befreien und beleben, wie die Athmung. End¬ lich aber wird die Fortbildung der Gattung die Auf¬ gabe eines eigenthümlichen organiſchen Syſtems: — So gewiß nun jede dieſer Provinzen, jedes dieſer Syſteme ent¬ ſteht durch ein beſonderes unbewußtes Walten der Seele, ſo gewiß muß für jede derſelben ein beſonderes Dominium in den eigenthümlich innerlichen Regungen der Seele vorhanden ſein und bleiben, und wird dadurch dem Bewußtſein, wenn dieſes ſich entwickelt hat, von hier aus eine eigenthümliche Färbung mittheilen können. Auf dieſe Weiſe alſo werden entſtehen jene eigen¬ thümlich empfundenen Stimmungen des bewußten Seelen¬ lebens (Gefühle), welche von organiſchen Vorgängen, die ſelbſt wieder nur durch gewiſſe unbewußte ſeeliſche Rich¬ tungen bedingt waren, auf das Bewußtſein reflektirt er¬ ſcheinen. Man kann dieſe Stimmungen als beſondere Kreiſe betrachten, in denen ein und daſſelbe Gefühl bald erhöht, bald vermindert, bald nach einer plus-, bald nach einer minus-Seite ſich offenbart. Nur vorläufig wollen wir die wichtigſten Vorgänge dieſer Art andeuten, ſpäter¬ hin wird ſich zu ausführlicher Betrachtung derſelben Ge¬ legenheit finden.
So liegt alſo z. B., was die Sphäre der Ernährung betrifft, in ihrer pſychiſchen Seite vornämlich jenes Ge¬ fühl, das ſich in der plus-Seite auf lebensfriſche Behaup¬ tung der Exiſtenz, oder in der minus-Seite auf Ver¬ kümmerung und Elend derſelben gründet, als womit denn ſelbſt im bewußten Seelenleben ſpäterhin eine große Man¬ nichfaltigkeit von Zuſtänden anhebt. Fülle eines kräftigen Blutlebens und geſunde ſtarke Thätigkeit des Herzens im Organiſchen iſt begleitet von einer, oder iſt vielmehr ſelbſt eine unbewußte Stimmung der Seele, welche bei Entwick¬
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ſich theils in ſolche, welche Aeußeres ertödten und zur
Ernährung verwenden, wie die Gallenabſonderung
und ähnliche, theils in ſolche, welche durch ihr Abſondern
Inneres befreien und beleben, wie die Athmung. End¬
lich aber wird die Fortbildung der Gattung die Auf¬
gabe eines eigenthümlichen organiſchen Syſtems: — So
gewiß nun jede dieſer Provinzen, jedes dieſer Syſteme ent¬
ſteht durch ein beſonderes unbewußtes Walten der
Seele, ſo gewiß muß für jede derſelben ein beſonderes
Dominium in den eigenthümlich innerlichen
Regungen der Seele vorhanden ſein und bleiben, und
wird dadurch dem Bewußtſein, wenn dieſes ſich entwickelt
hat, von hier aus eine eigenthümliche Färbung mittheilen
können. Auf dieſe Weiſe alſo werden entſtehen jene eigen¬
thümlich empfundenen Stimmungen des bewußten Seelen¬
lebens (Gefühle), welche von organiſchen Vorgängen,
die ſelbſt wieder nur durch gewiſſe unbewußte ſeeliſche Rich¬
tungen bedingt waren, auf das Bewußtſein reflektirt er¬
ſcheinen. Man kann dieſe Stimmungen als beſondere
Kreiſe betrachten, in denen ein und daſſelbe Gefühl bald
erhöht, bald vermindert, bald nach einer plus -, bald nach
einer minus -Seite ſich offenbart. Nur vorläufig wollen
wir die wichtigſten Vorgänge dieſer Art andeuten, ſpäter¬
hin wird ſich zu ausführlicher Betrachtung derſelben Ge¬
legenheit finden.
So liegt alſo z. B., was die Sphäre der Ernährung
betrifft, in ihrer pſychiſchen Seite vornämlich jenes Ge¬
fühl, das ſich in der plus -Seite auf lebensfriſche Behaup¬
tung der Exiſtenz, oder in der minus -Seite auf Ver¬
kümmerung und Elend derſelben gründet, als womit denn
ſelbſt im bewußten Seelenleben ſpäterhin eine große Man¬
nichfaltigkeit von Zuſtänden anhebt. Fülle eines kräftigen
Blutlebens und geſunde ſtarke Thätigkeit des Herzens im
Organiſchen iſt begleitet von einer, oder iſt vielmehr ſelbſt
eine unbewußte Stimmung der Seele, welche bei Entwick¬
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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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