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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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Persönlichkeit ihrem Wesen nach bedingenden Idee, macht
es begreiflich, daß eine solche, eben ihrer Ewigkeit nach,
nicht nur und allein in einem einzigen menschlichen Dasein
sich darleben könne, sondern daß sie für eine unendliche
Reihe von Daseinsformen bestimmt sein müsse. Die älte¬
sten Anschauungen der Menschheit haben daher auch immer
etwas von dieser Erkenntniß empfangen und in mannich¬
faltigen oft seltsamen Symbolen und Gleichnissen wieder¬
gegeben; immer aber sind es die altindischen Lehren von
der unendlichen Durchbildung der Seele durch unendliche
Daseinsformen, welche in dieser Beziehung, wie in vielen
andern höchsten Ergebnissen der Philosophie die Wahrheit
im durchsichtigsten Gewande gezeigt haben, und es ist nicht
zu sagen wie viel stoffartiger schon die Lehren griechischer
Philosophen sich gestalten, welche die Ewigkeit der zur
Möglichkeit des Bewußtseins bestimmten Ideen in dem Ge¬
danken einer sogenannten Seelenwanderung anschaulich zu
machen versuchten. Ueberhaupt wird man sich bei der Er¬
wägung eines jeden solchen Versuchs überzeugen, daß unser
Geist zwar fähig ist die Ewigkeit seines Wesens an und
für sich zu erkennen, daß es aber durchaus vergeblich sei,
von der Art und Weise wie die Grundidee unserer Seele
und unseres Geistes sich ihrer Ewigkeit nach noch außer¬
halb der Gränzen des gegenwärtigen menschlichen Daseins
bethätigen könne, irgend eine besondere und ausführlichere
Vorstellung sich erschaffen zu wollen.

Nachdem wir also im Vorhergehenden dargestellt, was
überhaupt ewig und was vergänglich sei, nachdem wir denn
erkannt hatten, daß die Grundidee gerade der eigensten
Eigenthümlichkeit der Seele nothwendig als ewig zu denken
sei, und nachdem wir aufmerksam gemacht hatten auf den
ungeheuern Unterschied, welcher besteht zwischen der ewig
sich selbst gleichen, der Nothwendigkeit unterworfenen und
der zur Freiheit und Fortschreitung bestimmten Ideen, so
war denn ferner hervorzuheben gewesen, daß allerdings ein

Perſönlichkeit ihrem Weſen nach bedingenden Idee, macht
es begreiflich, daß eine ſolche, eben ihrer Ewigkeit nach,
nicht nur und allein in einem einzigen menſchlichen Daſein
ſich darleben könne, ſondern daß ſie für eine unendliche
Reihe von Daſeinsformen beſtimmt ſein müſſe. Die älte¬
ſten Anſchauungen der Menſchheit haben daher auch immer
etwas von dieſer Erkenntniß empfangen und in mannich¬
faltigen oft ſeltſamen Symbolen und Gleichniſſen wieder¬
gegeben; immer aber ſind es die altindiſchen Lehren von
der unendlichen Durchbildung der Seele durch unendliche
Daſeinsformen, welche in dieſer Beziehung, wie in vielen
andern höchſten Ergebniſſen der Philoſophie die Wahrheit
im durchſichtigſten Gewande gezeigt haben, und es iſt nicht
zu ſagen wie viel ſtoffartiger ſchon die Lehren griechiſcher
Philoſophen ſich geſtalten, welche die Ewigkeit der zur
Möglichkeit des Bewußtſeins beſtimmten Ideen in dem Ge¬
danken einer ſogenannten Seelenwanderung anſchaulich zu
machen verſuchten. Ueberhaupt wird man ſich bei der Er¬
wägung eines jeden ſolchen Verſuchs überzeugen, daß unſer
Geiſt zwar fähig iſt die Ewigkeit ſeines Weſens an und
für ſich zu erkennen, daß es aber durchaus vergeblich ſei,
von der Art und Weiſe wie die Grundidee unſerer Seele
und unſeres Geiſtes ſich ihrer Ewigkeit nach noch außer¬
halb der Gränzen des gegenwärtigen menſchlichen Daſeins
bethätigen könne, irgend eine beſondere und ausführlichere
Vorſtellung ſich erſchaffen zu wollen.

Nachdem wir alſo im Vorhergehenden dargeſtellt, was
überhaupt ewig und was vergänglich ſei, nachdem wir denn
erkannt hatten, daß die Grundidee gerade der eigenſten
Eigenthümlichkeit der Seele nothwendig als ewig zu denken
ſei, und nachdem wir aufmerkſam gemacht hatten auf den
ungeheuern Unterſchied, welcher beſteht zwiſchen der ewig
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[474/0490] Perſönlichkeit ihrem Weſen nach bedingenden Idee, macht es begreiflich, daß eine ſolche, eben ihrer Ewigkeit nach, nicht nur und allein in einem einzigen menſchlichen Daſein ſich darleben könne, ſondern daß ſie für eine unendliche Reihe von Daſeinsformen beſtimmt ſein müſſe. Die älte¬ ſten Anſchauungen der Menſchheit haben daher auch immer etwas von dieſer Erkenntniß empfangen und in mannich¬ faltigen oft ſeltſamen Symbolen und Gleichniſſen wieder¬ gegeben; immer aber ſind es die altindiſchen Lehren von der unendlichen Durchbildung der Seele durch unendliche Daſeinsformen, welche in dieſer Beziehung, wie in vielen andern höchſten Ergebniſſen der Philoſophie die Wahrheit im durchſichtigſten Gewande gezeigt haben, und es iſt nicht zu ſagen wie viel ſtoffartiger ſchon die Lehren griechiſcher Philoſophen ſich geſtalten, welche die Ewigkeit der zur Möglichkeit des Bewußtſeins beſtimmten Ideen in dem Ge¬ danken einer ſogenannten Seelenwanderung anſchaulich zu machen verſuchten. Ueberhaupt wird man ſich bei der Er¬ wägung eines jeden ſolchen Verſuchs überzeugen, daß unſer Geiſt zwar fähig iſt die Ewigkeit ſeines Weſens an und für ſich zu erkennen, daß es aber durchaus vergeblich ſei, von der Art und Weiſe wie die Grundidee unſerer Seele und unſeres Geiſtes ſich ihrer Ewigkeit nach noch außer¬ halb der Gränzen des gegenwärtigen menſchlichen Daſeins bethätigen könne, irgend eine beſondere und ausführlichere Vorſtellung ſich erſchaffen zu wollen. Nachdem wir alſo im Vorhergehenden dargeſtellt, was überhaupt ewig und was vergänglich ſei, nachdem wir denn erkannt hatten, daß die Grundidee gerade der eigenſten Eigenthümlichkeit der Seele nothwendig als ewig zu denken ſei, und nachdem wir aufmerkſam gemacht hatten auf den ungeheuern Unterſchied, welcher beſteht zwiſchen der ewig ſich ſelbſt gleichen, der Nothwendigkeit unterworfenen und der zur Freiheit und Fortſchreitung beſtimmten Ideen, ſo war denn ferner hervorzuheben geweſen, daß allerdings ein

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/490>, abgerufen am 24.11.2024.