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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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bilde gerade dieser besondern seelischen Indivi¬
dualität vollkommen angemessene Verhältniß der
Lebensbewegungen des Denkens
, Fühlens und
Wollens
, in rastlos fortgehendem Erzeugen, Un¬
tertauchen und Wiederhervorrufen der bewußten
Welt des Geistes
. -- Bei dieser Begriffsbestimmung
wird man sich an das erinnern, was weiter oben über das
"Natürliche" in dem Leben der bewußten Seele gesagt
worden ist. Gerade dieses Natürliche ist es nämlich auch
was das Denken, das Fühlen, das Wollen einer gesunden
Seele auszeichnet. Auch hiemit ist noch durchaus kein be¬
sonders edler und bedeutungsvoller Charakter der Seele
gemeint und bezeichnet, es kann vielmehr vorkommen und
kommt wirklich vor diese Gesundheit der Seele auf den
verschiedensten Stufen geistiger Energie, bei der rohen
Seele des Wilden, wie bei dem tief durchgebildeten Euro¬
päer, bei dem Kinde wie bei dem Manne und bei dem
Greise; aber wie wir sagten, daß bei der Gesundheit des
unbewußten Lebens dieser Zustand einen eigenen Hauch und
Schimmer über das leibliche Leben verbreite und ihre
Selbstständigkeit und Energie steigere, so finden wir auch,
daß diese vorzugsweise sogenannte "Seelengesundheit" nicht
nur gerade die Individualität des Geistes an welcher sie
bemerkt wird, immer, so viel sie deren fähig ist, mit einem
gewissen Reiz umkleidet, sondern daß sie auch gerade die Selbst¬
ständigkeit und das Vermögen zur That, das Können dieser
geistigen Individualität auf das Maximum erhöht. Erst
wenn man die Lehre von der Gesundheit der bewußten
Seele in dieser Weise versteht, daß man darunter den
normalen Gang aller innern Lebensbewegungen des Geistes
begreift, bekommt sie einen bestimmten Sinn und höhere
Bedeutung; man blickt dann auf die große innere Mannich¬
faltigkeit dieser ganzen Region, man gedenkt des stäten
Wechsels von Untergehen und Aufgehen des Bewußtseins,
und erhält nun so erst gewissermaßen das Recht, ein ge¬

bilde gerade dieſer beſondern ſeeliſchen Indivi¬
dualität vollkommen angemeſſene Verhältniß der
Lebensbewegungen des Denkens
, Fühlens und
Wollens
, in raſtlos fortgehendem Erzeugen, Un¬
tertauchen und Wiederhervorrufen der bewußten
Welt des Geiſtes
. — Bei dieſer Begriffsbeſtimmung
wird man ſich an das erinnern, was weiter oben über das
Natürliche“ in dem Leben der bewußten Seele geſagt
worden iſt. Gerade dieſes Natürliche iſt es nämlich auch
was das Denken, das Fühlen, das Wollen einer geſunden
Seele auszeichnet. Auch hiemit iſt noch durchaus kein be¬
ſonders edler und bedeutungsvoller Charakter der Seele
gemeint und bezeichnet, es kann vielmehr vorkommen und
kommt wirklich vor dieſe Geſundheit der Seele auf den
verſchiedenſten Stufen geiſtiger Energie, bei der rohen
Seele des Wilden, wie bei dem tief durchgebildeten Euro¬
päer, bei dem Kinde wie bei dem Manne und bei dem
Greiſe; aber wie wir ſagten, daß bei der Geſundheit des
unbewußten Lebens dieſer Zuſtand einen eigenen Hauch und
Schimmer über das leibliche Leben verbreite und ihre
Selbſtſtändigkeit und Energie ſteigere, ſo finden wir auch,
daß dieſe vorzugsweiſe ſogenannte „Seelengeſundheit“ nicht
nur gerade die Individualität des Geiſtes an welcher ſie
bemerkt wird, immer, ſo viel ſie deren fähig iſt, mit einem
gewiſſen Reiz umkleidet, ſondern daß ſie auch gerade die Selbſt¬
ſtändigkeit und das Vermögen zur That, das Können dieſer
geiſtigen Individualität auf das Maximum erhöht. Erſt
wenn man die Lehre von der Geſundheit der bewußten
Seele in dieſer Weiſe verſteht, daß man darunter den
normalen Gang aller innern Lebensbewegungen des Geiſtes
begreift, bekommt ſie einen beſtimmten Sinn und höhere
Bedeutung; man blickt dann auf die große innere Mannich¬
faltigkeit dieſer ganzen Region, man gedenkt des ſtäten
Wechſels von Untergehen und Aufgehen des Bewußtſeins,
und erhält nun ſo erſt gewiſſermaßen das Recht, ein ge¬

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[425/0441] bilde gerade dieſer beſondern ſeeliſchen Indivi¬ dualität vollkommen angemeſſene Verhältniß der Lebensbewegungen des Denkens, Fühlens und Wollens, in raſtlos fortgehendem Erzeugen, Un¬ tertauchen und Wiederhervorrufen der bewußten Welt des Geiſtes. — Bei dieſer Begriffsbeſtimmung wird man ſich an das erinnern, was weiter oben über das „Natürliche“ in dem Leben der bewußten Seele geſagt worden iſt. Gerade dieſes Natürliche iſt es nämlich auch was das Denken, das Fühlen, das Wollen einer geſunden Seele auszeichnet. Auch hiemit iſt noch durchaus kein be¬ ſonders edler und bedeutungsvoller Charakter der Seele gemeint und bezeichnet, es kann vielmehr vorkommen und kommt wirklich vor dieſe Geſundheit der Seele auf den verſchiedenſten Stufen geiſtiger Energie, bei der rohen Seele des Wilden, wie bei dem tief durchgebildeten Euro¬ päer, bei dem Kinde wie bei dem Manne und bei dem Greiſe; aber wie wir ſagten, daß bei der Geſundheit des unbewußten Lebens dieſer Zuſtand einen eigenen Hauch und Schimmer über das leibliche Leben verbreite und ihre Selbſtſtändigkeit und Energie ſteigere, ſo finden wir auch, daß dieſe vorzugsweiſe ſogenannte „Seelengeſundheit“ nicht nur gerade die Individualität des Geiſtes an welcher ſie bemerkt wird, immer, ſo viel ſie deren fähig iſt, mit einem gewiſſen Reiz umkleidet, ſondern daß ſie auch gerade die Selbſt¬ ſtändigkeit und das Vermögen zur That, das Können dieſer geiſtigen Individualität auf das Maximum erhöht. Erſt wenn man die Lehre von der Geſundheit der bewußten Seele in dieſer Weiſe verſteht, daß man darunter den normalen Gang aller innern Lebensbewegungen des Geiſtes begreift, bekommt ſie einen beſtimmten Sinn und höhere Bedeutung; man blickt dann auf die große innere Mannich¬ faltigkeit dieſer ganzen Region, man gedenkt des ſtäten Wechſels von Untergehen und Aufgehen des Bewußtſeins, und erhält nun ſo erſt gewiſſermaßen das Recht, ein ge¬

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/441>, abgerufen am 22.11.2024.