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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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ist mit Einwirkungen auf die unbewußte Region unsers
Daseins.

Als das gewaltigste Verhältniß dieser Art mögen wir
betrachten die Art und Weise wie das leibliche sich Dar¬
leben unserer Seele und unsers Geistes zu den Lebens¬
verhältnissen des Planeten gestellt ist. Wir pflegen dies
unter dem Begriff der Natur des Bodens und des Klimas
zusammenzufassen, und wie bedeutend diese Verhältnisse
für Entwicklung und Wirksamkeit des Geistes sind, wer
wüßte das nicht! Ob unsere Sinne früh von Heiterkeit
und Helle des Himmels, Reinheit und Schöne der Luft,
milder Temperatur und großartiger Bildung von Land und
Gewässer angesprochen werden, oder ob sie von kalten
feuchten Nebeln umgeben sind und bei Mangel an Licht
und reiner Luft verkümmern, das wird allemal eine ganz
wesentlich verschiedene Bildung des Geistes geben! -- ja
diese Verschiedenheit würde noch viel schärfer hervortreten,
verstände der erfindungsreiche Geist des Menschen nicht sich
Mittel zu schaffen, welche die Unvollkommenheiten des
Klimas in hohem Grade zu ersetzen, zu verbessern geeignet
sind. Merkwürdig ist jedoch alsdann, wie selbst diese Mittel
sich, so zu sagen, ein neues besseres Klima zu schaffen
(durch Erfindung unserer Heizungen, Erleuchtungen, Häuser¬
einrichtungen u. s. w.), kurz diese gewissermaßen künstliche
Natur -- abermals auf eigene Weise auf Entwicklung un¬
sers Geistes Einfluß übt. Die immer sich steigernde Künst¬
lichkeit unserer socialen Denkungsweisen, vieles von der
Ungesundheit und Schwächlichkeit der modernen Geistes¬
richtungen, die von dem einfach rein Naturgemäßen immer
mehr abweichenden conventionellen Vorstellungsarten, sie
werden großentheils nur mit erklärlich durch die factice Na¬
tur, in welcher mehr und mehr die Menschen sich eingelebt
haben und immer tiefer einleben.

Wer auf diese Dinge genauer Achtung gibt, wird sich
dann leicht überzeugen, daß jenes erst in unserer Zeit her¬

iſt mit Einwirkungen auf die unbewußte Region unſers
Daſeins.

Als das gewaltigſte Verhältniß dieſer Art mögen wir
betrachten die Art und Weiſe wie das leibliche ſich Dar¬
leben unſerer Seele und unſers Geiſtes zu den Lebens¬
verhältniſſen des Planeten geſtellt iſt. Wir pflegen dies
unter dem Begriff der Natur des Bodens und des Klimas
zuſammenzufaſſen, und wie bedeutend dieſe Verhältniſſe
für Entwicklung und Wirkſamkeit des Geiſtes ſind, wer
wüßte das nicht! Ob unſere Sinne früh von Heiterkeit
und Helle des Himmels, Reinheit und Schöne der Luft,
milder Temperatur und großartiger Bildung von Land und
Gewäſſer angeſprochen werden, oder ob ſie von kalten
feuchten Nebeln umgeben ſind und bei Mangel an Licht
und reiner Luft verkümmern, das wird allemal eine ganz
weſentlich verſchiedene Bildung des Geiſtes geben! — ja
dieſe Verſchiedenheit würde noch viel ſchärfer hervortreten,
verſtände der erfindungsreiche Geiſt des Menſchen nicht ſich
Mittel zu ſchaffen, welche die Unvollkommenheiten des
Klimas in hohem Grade zu erſetzen, zu verbeſſern geeignet
ſind. Merkwürdig iſt jedoch alsdann, wie ſelbſt dieſe Mittel
ſich, ſo zu ſagen, ein neues beſſeres Klima zu ſchaffen
(durch Erfindung unſerer Heizungen, Erleuchtungen, Häuſer¬
einrichtungen u. ſ. w.), kurz dieſe gewiſſermaßen künſtliche
Natur — abermals auf eigene Weiſe auf Entwicklung un¬
ſers Geiſtes Einfluß übt. Die immer ſich ſteigernde Künſt¬
lichkeit unſerer ſocialen Denkungsweiſen, vieles von der
Ungeſundheit und Schwächlichkeit der modernen Geiſtes¬
richtungen, die von dem einfach rein Naturgemäßen immer
mehr abweichenden conventionellen Vorſtellungsarten, ſie
werden großentheils nur mit erklärlich durch die factice Na¬
tur, in welcher mehr und mehr die Menſchen ſich eingelebt
haben und immer tiefer einleben.

Wer auf dieſe Dinge genauer Achtung gibt, wird ſich
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[393/0409] iſt mit Einwirkungen auf die unbewußte Region unſers Daſeins. Als das gewaltigſte Verhältniß dieſer Art mögen wir betrachten die Art und Weiſe wie das leibliche ſich Dar¬ leben unſerer Seele und unſers Geiſtes zu den Lebens¬ verhältniſſen des Planeten geſtellt iſt. Wir pflegen dies unter dem Begriff der Natur des Bodens und des Klimas zuſammenzufaſſen, und wie bedeutend dieſe Verhältniſſe für Entwicklung und Wirkſamkeit des Geiſtes ſind, wer wüßte das nicht! Ob unſere Sinne früh von Heiterkeit und Helle des Himmels, Reinheit und Schöne der Luft, milder Temperatur und großartiger Bildung von Land und Gewäſſer angeſprochen werden, oder ob ſie von kalten feuchten Nebeln umgeben ſind und bei Mangel an Licht und reiner Luft verkümmern, das wird allemal eine ganz weſentlich verſchiedene Bildung des Geiſtes geben! — ja dieſe Verſchiedenheit würde noch viel ſchärfer hervortreten, verſtände der erfindungsreiche Geiſt des Menſchen nicht ſich Mittel zu ſchaffen, welche die Unvollkommenheiten des Klimas in hohem Grade zu erſetzen, zu verbeſſern geeignet ſind. Merkwürdig iſt jedoch alsdann, wie ſelbſt dieſe Mittel ſich, ſo zu ſagen, ein neues beſſeres Klima zu ſchaffen (durch Erfindung unſerer Heizungen, Erleuchtungen, Häuſer¬ einrichtungen u. ſ. w.), kurz dieſe gewiſſermaßen künſtliche Natur — abermals auf eigene Weiſe auf Entwicklung un¬ ſers Geiſtes Einfluß übt. Die immer ſich ſteigernde Künſt¬ lichkeit unſerer ſocialen Denkungsweiſen, vieles von der Ungeſundheit und Schwächlichkeit der modernen Geiſtes¬ richtungen, die von dem einfach rein Naturgemäßen immer mehr abweichenden conventionellen Vorſtellungsarten, ſie werden großentheils nur mit erklärlich durch die factice Na¬ tur, in welcher mehr und mehr die Menſchen ſich eingelebt haben und immer tiefer einleben. Wer auf dieſe Dinge genauer Achtung gibt, wird ſich dann leicht überzeugen, daß jenes erſt in unſerer Zeit her¬

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/409>, abgerufen am 22.11.2024.