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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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und in Wärme, Duft und elektrischer Spannung sich kund
gibt, wodurch auch der bewußte Geist gerührt wird. Ueber¬
haupt ist bei dieser Gelegenheit abermals daran zu erinnern,
wie es diejenige Seite sinnlicher Erkenntniß des bewußten
Geistes sei, welche wir mit dem Namen des Geruchs be¬
legen, worin, eben weil ihr stets der in der Luft sich auf¬
lösende Organismus vernehmbar wird, namentlich die Wahr¬
nehmung der Qualität unbewußter Existenz einer andern
Seele gewährt wird. -- Es findet sich eine Stelle im zwei¬
ten Theil des Faust, die dieses Eigenthümliche, noch selten
Verstandene und noch gar nicht Ausgesprochene, merkwürdig
zu Tage bringt. Es heißt da wo Paris erscheinen muß
im Kreis der Damen:

"Zum Weihrauchdampf was duftet so gemischt,
Das mir das Herz im Innersten erfrischt?
eine andere:
"Fürwahr! es dringt ein Hauch tief ins Gemüth,
Er kommt von ihm!"
die dritte:

"Es ist des Wachsthums Blüthe
Im Jüngling als Ambrosia bereitet
Und atmosphärisch rings umher verbreitet."

Und so ist denn eine ganz merkwürdige Reihe ver¬
schiedener Ueberwirkungen unbewußten Seelenlebens nicht
bloß zum eigenen Selbstbewußtsein, sondern auch zu dem
einer andern Seele entschieden vorhanden. Streng genom¬
men könnte man auch diese Ueberwirkungen in mittelbare
und unmittelbare eintheilen; die ersteren würden die sein,
wo das Unbewußte als solches dem andern Unbewußten sich
mittheilt und durch dieses erst auf die Sphäre höhern
Bewußtseins wirkt. Auf diese Weise dringen manche Regun¬
gen dunkler Gefühle magnetisch erst in eine andere Indivi¬
dualität über und kommen erst dort auch zur Wahrneh¬
mung des Bewußtseins. Am deutlichsten tritt dies wieder
bei krankmachenden magnetischen und sexuellen Einwir¬
kungen hervor. Dort strömt unbewußt von beiden Seiten

und in Wärme, Duft und elektriſcher Spannung ſich kund
gibt, wodurch auch der bewußte Geiſt gerührt wird. Ueber¬
haupt iſt bei dieſer Gelegenheit abermals daran zu erinnern,
wie es diejenige Seite ſinnlicher Erkenntniß des bewußten
Geiſtes ſei, welche wir mit dem Namen des Geruchs be¬
legen, worin, eben weil ihr ſtets der in der Luft ſich auf¬
löſende Organismus vernehmbar wird, namentlich die Wahr¬
nehmung der Qualität unbewußter Exiſtenz einer andern
Seele gewährt wird. — Es findet ſich eine Stelle im zwei¬
ten Theil des Fauſt, die dieſes Eigenthümliche, noch ſelten
Verſtandene und noch gar nicht Ausgeſprochene, merkwürdig
zu Tage bringt. Es heißt da wo Paris erſcheinen muß
im Kreis der Damen:

„Zum Weihrauchdampf was duftet ſo gemiſcht,
Das mir das Herz im Innerſten erfriſcht?
eine andere:
„Fürwahr! es dringt ein Hauch tief ins Gemüth,
Er kommt von ihm!“
die dritte:

„Es iſt des Wachsthums Blüthe
Im Jüngling als Ambroſia bereitet
Und atmoſphäriſch rings umher verbreitet.“

Und ſo iſt denn eine ganz merkwürdige Reihe ver¬
ſchiedener Ueberwirkungen unbewußten Seelenlebens nicht
bloß zum eigenen Selbſtbewußtſein, ſondern auch zu dem
einer andern Seele entſchieden vorhanden. Streng genom¬
men könnte man auch dieſe Ueberwirkungen in mittelbare
und unmittelbare eintheilen; die erſteren würden die ſein,
wo das Unbewußte als ſolches dem andern Unbewußten ſich
mittheilt und durch dieſes erſt auf die Sphäre höhern
Bewußtſeins wirkt. Auf dieſe Weiſe dringen manche Regun¬
gen dunkler Gefühle magnetiſch erſt in eine andere Indivi¬
dualität über und kommen erſt dort auch zur Wahrneh¬
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[390/0406] und in Wärme, Duft und elektriſcher Spannung ſich kund gibt, wodurch auch der bewußte Geiſt gerührt wird. Ueber¬ haupt iſt bei dieſer Gelegenheit abermals daran zu erinnern, wie es diejenige Seite ſinnlicher Erkenntniß des bewußten Geiſtes ſei, welche wir mit dem Namen des Geruchs be¬ legen, worin, eben weil ihr ſtets der in der Luft ſich auf¬ löſende Organismus vernehmbar wird, namentlich die Wahr¬ nehmung der Qualität unbewußter Exiſtenz einer andern Seele gewährt wird. — Es findet ſich eine Stelle im zwei¬ ten Theil des Fauſt, die dieſes Eigenthümliche, noch ſelten Verſtandene und noch gar nicht Ausgeſprochene, merkwürdig zu Tage bringt. Es heißt da wo Paris erſcheinen muß im Kreis der Damen: „Zum Weihrauchdampf was duftet ſo gemiſcht, Das mir das Herz im Innerſten erfriſcht? eine andere: „Fürwahr! es dringt ein Hauch tief ins Gemüth, Er kommt von ihm!“ die dritte: „Es iſt des Wachsthums Blüthe Im Jüngling als Ambroſia bereitet Und atmoſphäriſch rings umher verbreitet.“ Und ſo iſt denn eine ganz merkwürdige Reihe ver¬ ſchiedener Ueberwirkungen unbewußten Seelenlebens nicht bloß zum eigenen Selbſtbewußtſein, ſondern auch zu dem einer andern Seele entſchieden vorhanden. Streng genom¬ men könnte man auch dieſe Ueberwirkungen in mittelbare und unmittelbare eintheilen; die erſteren würden die ſein, wo das Unbewußte als ſolches dem andern Unbewußten ſich mittheilt und durch dieſes erſt auf die Sphäre höhern Bewußtſeins wirkt. Auf dieſe Weiſe dringen manche Regun¬ gen dunkler Gefühle magnetiſch erſt in eine andere Indivi¬ dualität über und kommen erſt dort auch zur Wahrneh¬ mung des Bewußtſeins. Am deutlichſten tritt dies wieder bei krankmachenden magnetiſchen und ſexuellen Einwir¬ kungen hervor. Dort ſtrömt unbewußt von beiden Seiten

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/406>, abgerufen am 22.11.2024.