Vorgang dieser Schlußfolge wiederholt sich in unserm Geiste in jedem bewußten Augenblicke, und wir gebahren damit wieder eben so unbewußt, wie etwa die tausend complicirten Nervenströmungen und Muskelzuckungen sich im Arme des Klavierspielers wiederholen, während er spielt und während er, ohne jene einzelnen Willensakte besonders sich vorzu¬ stellen, bloß den Gang der Melodie, und an keine einzige jener tausendfachen Bewegungen denkt. -- Angekommen nun an der Stelle, wo wir gerade das Verhältniß der eigenen Monas zu andern Ideen betrachtend erwägen, und wo uns die mannichfaltigen Beziehungen bald hemmender, bald fördernder Art klar werden sollen, welche zu andern Seelen sich ergeben, scheint es jedenfalls nothwendig, in der Kürze noch einmal den ganzen Vorgang in seinen wesentlichen Momenten sich zu vergegenwärtigen, durch welchen wir von dem Vorhandensein eines Aeußern, ja eines durch besondere Ideen bestimmten Aeußern, Kunde empfangen. Man wolle also daran sich erinnern, erstens, daß Alles was wir ein wahrgenommenes Aeußeres nennen, allerdings nur die durch den Conflict eines Aeußern mit dem unbewußten Material unsers Organismus erregte Umstimmung in die¬ sem letztern ist, eine Umstimmung, welche sogleich durch eine vom Nerven vermittelte Beziehung derselben auf die bewußte Sphäre, zur Vorstellung erhoben wird. Zweitens wolle man daran gedenken, daß wir nur durch eine gewisse besondere Folge jener Umstimmungen und unse¬ rer Vorstellungen davon, eine Folge, für deren Besonderes und Eigenthümliches wir eine bestimmte Nothwendigkeit in unserm Innern selbst nicht gegeben finden, gedrängt werden, diesen somit erlangten Vorstellungen den Gedanken eines nicht bloß uns Angehörigen, sondern wo anders her Wirkenden und uns Bestimmenden unterzulegen, sonach also eine wirklich vorhandene und auf uns bezogene Außen¬ welt außerhalb unsers Seins anzunehmen; drittens end¬ lich, daß wir daran uns erinnern, daß nur jene deutliche
Vorgang dieſer Schlußfolge wiederholt ſich in unſerm Geiſte in jedem bewußten Augenblicke, und wir gebahren damit wieder eben ſo unbewußt, wie etwa die tauſend complicirten Nervenſtrömungen und Muskelzuckungen ſich im Arme des Klavierſpielers wiederholen, während er ſpielt und während er, ohne jene einzelnen Willensakte beſonders ſich vorzu¬ ſtellen, bloß den Gang der Melodie, und an keine einzige jener tauſendfachen Bewegungen denkt. — Angekommen nun an der Stelle, wo wir gerade das Verhältniß der eigenen Monas zu andern Ideen betrachtend erwägen, und wo uns die mannichfaltigen Beziehungen bald hemmender, bald fördernder Art klar werden ſollen, welche zu andern Seelen ſich ergeben, ſcheint es jedenfalls nothwendig, in der Kürze noch einmal den ganzen Vorgang in ſeinen weſentlichen Momenten ſich zu vergegenwärtigen, durch welchen wir von dem Vorhandenſein eines Aeußern, ja eines durch beſondere Ideen beſtimmten Aeußern, Kunde empfangen. Man wolle alſo daran ſich erinnern, erſtens, daß Alles was wir ein wahrgenommenes Aeußeres nennen, allerdings nur die durch den Conflict eines Aeußern mit dem unbewußten Material unſers Organismus erregte Umſtimmung in die¬ ſem letztern iſt, eine Umſtimmung, welche ſogleich durch eine vom Nerven vermittelte Beziehung derſelben auf die bewußte Sphäre, zur Vorſtellung erhoben wird. Zweitens wolle man daran gedenken, daß wir nur durch eine gewiſſe beſondere Folge jener Umſtimmungen und unſe¬ rer Vorſtellungen davon, eine Folge, für deren Beſonderes und Eigenthümliches wir eine beſtimmte Nothwendigkeit in unſerm Innern ſelbſt nicht gegeben finden, gedrängt werden, dieſen ſomit erlangten Vorſtellungen den Gedanken eines nicht bloß uns Angehörigen, ſondern wo anders her Wirkenden und uns Beſtimmenden unterzulegen, ſonach alſo eine wirklich vorhandene und auf uns bezogene Außen¬ welt außerhalb unſers Seins anzunehmen; drittens end¬ lich, daß wir daran uns erinnern, daß nur jene deutliche
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Vorgang dieſer Schlußfolge wiederholt ſich in unſerm Geiſte
in jedem bewußten Augenblicke, und wir gebahren damit
wieder eben ſo unbewußt, wie etwa die tauſend complicirten
Nervenſtrömungen und Muskelzuckungen ſich im Arme des
Klavierſpielers wiederholen, während er ſpielt und während
er, ohne jene einzelnen Willensakte beſonders ſich vorzu¬
ſtellen, bloß den Gang der Melodie, und an keine einzige
jener tauſendfachen Bewegungen denkt. — Angekommen nun
an der Stelle, wo wir gerade das Verhältniß der eigenen
Monas zu andern Ideen betrachtend erwägen, und wo uns
die mannichfaltigen Beziehungen bald hemmender, bald
fördernder Art klar werden ſollen, welche zu andern Seelen
ſich ergeben, ſcheint es jedenfalls nothwendig, in der Kürze
noch einmal den ganzen Vorgang in ſeinen weſentlichen
Momenten ſich zu vergegenwärtigen, durch welchen wir von
dem Vorhandenſein eines Aeußern, ja eines durch beſondere
Ideen beſtimmten Aeußern, Kunde empfangen. Man wolle
alſo daran ſich erinnern, erſtens, daß Alles was wir
ein wahrgenommenes Aeußeres nennen, allerdings nur die
durch den Conflict eines Aeußern mit dem unbewußten
Material unſers Organismus erregte Umſtimmung in die¬
ſem letztern iſt, eine Umſtimmung, welche ſogleich durch
eine vom Nerven vermittelte Beziehung derſelben auf die
bewußte Sphäre, zur Vorſtellung erhoben wird.
Zweitens wolle man daran gedenken, daß wir nur durch
eine gewiſſe beſondere Folge jener Umſtimmungen und unſe¬
rer Vorſtellungen davon, eine Folge, für deren Beſonderes
und Eigenthümliches wir eine beſtimmte Nothwendigkeit in
unſerm Innern ſelbſt nicht gegeben finden, gedrängt
werden, dieſen ſomit erlangten Vorſtellungen den Gedanken
eines nicht bloß uns Angehörigen, ſondern wo anders her
Wirkenden und uns Beſtimmenden unterzulegen, ſonach
alſo eine wirklich vorhandene und auf uns bezogene Außen¬
welt außerhalb unſers Seins anzunehmen; drittens end¬
lich, daß wir daran uns erinnern, daß nur jene deutliche
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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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