der unbewußten Seele ausgesagt haben, alle diese Unmit¬ telbarkeit, diese Nothwendigkeit, dieses in sich Vollendetsein, und der Uebung und des Eingewöhnens nicht Bedürfende, dieses Unermüdliche, dieses ganz Unwillkürliche und alles dieses Unergründliche mit dem durchaus Unbewußten theilt, es ist unbedingt der erste Strahl, die erste große eigen¬ thümliche Seelenrichtung, welche hier der Erwägung sich darstellt. Ein anderes großes und mächtiges Reich, ja der eigentliche Herd und Mittelpunkt des bewußten Seelenlebens, ist die Erkenntniß, die Welt klarer, bestimmter, be¬ nannter Vorstellungen, das Reich des Denkens, welches in sich in das Unendliche sich fortgliedernd allerdings und ganz streng nach dem Cartes'schen Satze: "Ich denke, also bin ich" zuerst das Dasein des selbstbewußten Geistes setzt und verbürgt. Wenn die Welt des Gefühls auf dem ganz Concreten ruht und durchaus im Subjectiven sich hält, so ist die Welt der Erkenntniß durchaus auf Abstraction ge¬ gründet und in ihr strebt das Subject überall nach Objec¬ tivität und endlich zum ganz Allgemeinen. Wäre aber die zum Bewußtsein gekommene Seele bloß Gefühl und Er¬ kenntniß, so müßte sie, in sich selbst versinkend, sich aufgeben und verlieren, denn keine Art von Bestimmung des Aeußern und Innern, kein Entschluß und keine That würde als Lebensresultat jemals hervortreten und eben dadurch auch alle Selbstentwicklung -- alles Wachsthum des An-sich¬ seins der Idee -- unmöglich werden. Das, was also im unbewußten Leben der Seele als eins und untheilbar, inner¬ halb seiner Welt des Schaffens, Fortbildens, Leidens und Thuns erscheint, diese fortwährende Reaction gegen jede Perception, dieses stäte vom Leben untrennbare Thun, die¬ ses worin nun wieder die Seele von dem durch Abstraction gewonnenen Allgemeinen wieder auf das ganz Be¬ sondre sich richtet, es muß nun auch als ein Besondres unterschieden werden, welches dem Gefühl und dem Erken¬ nen als Wille und That gegenübertritt, und obwohl zwar
der unbewußten Seele ausgeſagt haben, alle dieſe Unmit¬ telbarkeit, dieſe Nothwendigkeit, dieſes in ſich Vollendetſein, und der Uebung und des Eingewöhnens nicht Bedürfende, dieſes Unermüdliche, dieſes ganz Unwillkürliche und alles dieſes Unergründliche mit dem durchaus Unbewußten theilt, es iſt unbedingt der erſte Strahl, die erſte große eigen¬ thümliche Seelenrichtung, welche hier der Erwägung ſich darſtellt. Ein anderes großes und mächtiges Reich, ja der eigentliche Herd und Mittelpunkt des bewußten Seelenlebens, iſt die Erkenntniß, die Welt klarer, beſtimmter, be¬ nannter Vorſtellungen, das Reich des Denkens, welches in ſich in das Unendliche ſich fortgliedernd allerdings und ganz ſtreng nach dem Cartes'ſchen Satze: „Ich denke, alſo bin ich“ zuerſt das Daſein des ſelbſtbewußten Geiſtes ſetzt und verbürgt. Wenn die Welt des Gefühls auf dem ganz Concreten ruht und durchaus im Subjectiven ſich hält, ſo iſt die Welt der Erkenntniß durchaus auf Abſtraction ge¬ gründet und in ihr ſtrebt das Subject überall nach Objec¬ tivität und endlich zum ganz Allgemeinen. Wäre aber die zum Bewußtſein gekommene Seele bloß Gefühl und Er¬ kenntniß, ſo müßte ſie, in ſich ſelbſt verſinkend, ſich aufgeben und verlieren, denn keine Art von Beſtimmung des Aeußern und Innern, kein Entſchluß und keine That würde als Lebensreſultat jemals hervortreten und eben dadurch auch alle Selbſtentwicklung — alles Wachsthum des An-ſich¬ ſeins der Idee — unmöglich werden. Das, was alſo im unbewußten Leben der Seele als eins und untheilbar, inner¬ halb ſeiner Welt des Schaffens, Fortbildens, Leidens und Thuns erſcheint, dieſe fortwährende Reaction gegen jede Perception, dieſes ſtäte vom Leben untrennbare Thun, die¬ ſes worin nun wieder die Seele von dem durch Abſtraction gewonnenen Allgemeinen wieder auf das ganz Be¬ ſondre ſich richtet, es muß nun auch als ein Beſondres unterſchieden werden, welches dem Gefühl und dem Erken¬ nen als Wille und That gegenübertritt, und obwohl zwar
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der unbewußten Seele ausgeſagt haben, alle dieſe Unmit¬
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und der Uebung und des Eingewöhnens nicht Bedürfende,
dieſes Unermüdliche, dieſes ganz Unwillkürliche und alles
dieſes Unergründliche mit dem durchaus Unbewußten theilt,
es iſt unbedingt der erſte Strahl, die erſte große eigen¬
thümliche Seelenrichtung, welche hier der Erwägung ſich
darſtellt. Ein anderes großes und mächtiges Reich, ja der
eigentliche Herd und Mittelpunkt des bewußten Seelenlebens,
iſt die Erkenntniß, die Welt klarer, beſtimmter, be¬
nannter Vorſtellungen, das Reich des Denkens, welches in
ſich in das Unendliche ſich fortgliedernd allerdings und ganz
ſtreng nach dem Cartes'ſchen Satze: „Ich denke, alſo
bin ich“ zuerſt das Daſein des ſelbſtbewußten Geiſtes ſetzt
und verbürgt. Wenn die Welt des Gefühls auf dem ganz
Concreten ruht und durchaus im Subjectiven ſich hält, ſo
iſt die Welt der Erkenntniß durchaus auf Abſtraction ge¬
gründet und in ihr ſtrebt das Subject überall nach Objec¬
tivität und endlich zum ganz Allgemeinen. Wäre aber die
zum Bewußtſein gekommene Seele bloß Gefühl und Er¬
kenntniß, ſo müßte ſie, in ſich ſelbſt verſinkend, ſich aufgeben
und verlieren, denn keine Art von Beſtimmung des Aeußern
und Innern, kein Entſchluß und keine That würde als
Lebensreſultat jemals hervortreten und eben dadurch auch
alle Selbſtentwicklung — alles Wachsthum des An-ſich¬
ſeins der Idee — unmöglich werden. Das, was alſo im
unbewußten Leben der Seele als eins und untheilbar, inner¬
halb ſeiner Welt des Schaffens, Fortbildens, Leidens und
Thuns erſcheint, dieſe fortwährende Reaction gegen jede
Perception, dieſes ſtäte vom Leben untrennbare Thun, die¬
ſes worin nun wieder die Seele von dem durch Abſtraction
gewonnenen Allgemeinen wieder auf das ganz Be¬
ſondre ſich richtet, es muß nun auch als ein Beſondres
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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/280>, abgerufen am 25.11.2024.
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