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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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Gegensatzes einer am vollkommensten erstarrten consolidirten
Masse, zu einer in jenem halbflüssigen Urzustande alles
Organischen, am vollkommensten Verweilenden. Es ist daher
dieses Erstarrte überall in genauer Wechselbeziehung mit
den Centralmassen des Nervensystems, als in welchen eben
jener elementare Zustand des Organischen mit merkwürdiger
Reinheit erhalten wird. So viel Abtheilungen des Rücken¬
marks, in der Zahl der Nervenpaare ausgesprochen, so viel
Wirbel des Rückgraths, so viel wesentliche Abtheilungen
des Hirns, durch die wesentlichen Nervenpaare der großen
Sinnesorgane bezeichnet werden, so viel wesentliche Wirbel
des Schädels gibt es. Von der ganzen Wirbelsäule des
Kopfskelets also, welche aus sechs Wirbeln und mehrern
Zwischenwirbeln besteht, beziehen sich die wesentlichsten und
größten, die drei eigentlichen Schädelwirbel genau auf die
drei Hauptmassen des Gehirns. -- Auch hier ist bei der ersten
Darstellung dieser Bildung im Embryo, oder in niedern
Thieren diese Beziehung die auch räumlich exakteste, so
nämlich daß genau jede Hirnmasse in einem Schädelwirbel
enthalten ist; in höhern Thieren und in spätern Perioden
der menschlichen Entwicklung, also eben da, wo die Synthese
des Hirnbaues durch die Ausbildung der Leitungsfasern
mehr und mehr die höhere Einheit des Ganzen herstellt,
verschmelzen nicht nur immer vollkommner die drei Wirbel
zu einer sphärischen Knochenhöhle des Schädels, sondern
es ist auch nicht mehr ausschließend jeder Wirbel bloß durch
die ihm bestimmte Hirnmasse ausgefüllt, vielmehr wächst
namentlich das Vorhirn (die Hemisphären) angemessen der
immer mehr und mehr sich erhöhenden Bedeutung der Er¬
kenntniß, zu einer solchen Ausdehnung an, daß es zuerst,
nächst dem Vorderhauptwirbel auch den des Mittelhaupts,
und endlich selbst den des Hinterhaupts zum Theil mit er¬
füllt, obwohl immer dabei noch wesentlich Nachhirn im
Hinterhaupt und Mittelhirn im Mittelhaupt verbleiben. Bei
alle dem hält übrigens doch getreu das merkwürdige Ge¬

Gegenſatzes einer am vollkommenſten erſtarrten conſolidirten
Maſſe, zu einer in jenem halbflüſſigen Urzuſtande alles
Organiſchen, am vollkommenſten Verweilenden. Es iſt daher
dieſes Erſtarrte überall in genauer Wechſelbeziehung mit
den Centralmaſſen des Nervenſyſtems, als in welchen eben
jener elementare Zuſtand des Organiſchen mit merkwürdiger
Reinheit erhalten wird. So viel Abtheilungen des Rücken¬
marks, in der Zahl der Nervenpaare ausgeſprochen, ſo viel
Wirbel des Rückgraths, ſo viel weſentliche Abtheilungen
des Hirns, durch die weſentlichen Nervenpaare der großen
Sinnesorgane bezeichnet werden, ſo viel weſentliche Wirbel
des Schädels gibt es. Von der ganzen Wirbelſäule des
Kopfſkelets alſo, welche aus ſechs Wirbeln und mehrern
Zwiſchenwirbeln beſteht, beziehen ſich die weſentlichſten und
größten, die drei eigentlichen Schädelwirbel genau auf die
drei Hauptmaſſen des Gehirns. — Auch hier iſt bei der erſten
Darſtellung dieſer Bildung im Embryo, oder in niedern
Thieren dieſe Beziehung die auch räumlich exakteſte, ſo
nämlich daß genau jede Hirnmaſſe in einem Schädelwirbel
enthalten iſt; in höhern Thieren und in ſpätern Perioden
der menſchlichen Entwicklung, alſo eben da, wo die Syntheſe
des Hirnbaues durch die Ausbildung der Leitungsfaſern
mehr und mehr die höhere Einheit des Ganzen herſtellt,
verſchmelzen nicht nur immer vollkommner die drei Wirbel
zu einer ſphäriſchen Knochenhöhle des Schädels, ſondern
es iſt auch nicht mehr ausſchließend jeder Wirbel bloß durch
die ihm beſtimmte Hirnmaſſe ausgefüllt, vielmehr wächſt
namentlich das Vorhirn (die Hemiſphären) angemeſſen der
immer mehr und mehr ſich erhöhenden Bedeutung der Er¬
kenntniß, zu einer ſolchen Ausdehnung an, daß es zuerſt,
nächſt dem Vorderhauptwirbel auch den des Mittelhaupts,
und endlich ſelbſt den des Hinterhaupts zum Theil mit er¬
füllt, obwohl immer dabei noch weſentlich Nachhirn im
Hinterhaupt und Mittelhirn im Mittelhaupt verbleiben. Bei
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[189/0205] Gegenſatzes einer am vollkommenſten erſtarrten conſolidirten Maſſe, zu einer in jenem halbflüſſigen Urzuſtande alles Organiſchen, am vollkommenſten Verweilenden. Es iſt daher dieſes Erſtarrte überall in genauer Wechſelbeziehung mit den Centralmaſſen des Nervenſyſtems, als in welchen eben jener elementare Zuſtand des Organiſchen mit merkwürdiger Reinheit erhalten wird. So viel Abtheilungen des Rücken¬ marks, in der Zahl der Nervenpaare ausgeſprochen, ſo viel Wirbel des Rückgraths, ſo viel weſentliche Abtheilungen des Hirns, durch die weſentlichen Nervenpaare der großen Sinnesorgane bezeichnet werden, ſo viel weſentliche Wirbel des Schädels gibt es. Von der ganzen Wirbelſäule des Kopfſkelets alſo, welche aus ſechs Wirbeln und mehrern Zwiſchenwirbeln beſteht, beziehen ſich die weſentlichſten und größten, die drei eigentlichen Schädelwirbel genau auf die drei Hauptmaſſen des Gehirns. — Auch hier iſt bei der erſten Darſtellung dieſer Bildung im Embryo, oder in niedern Thieren dieſe Beziehung die auch räumlich exakteſte, ſo nämlich daß genau jede Hirnmaſſe in einem Schädelwirbel enthalten iſt; in höhern Thieren und in ſpätern Perioden der menſchlichen Entwicklung, alſo eben da, wo die Syntheſe des Hirnbaues durch die Ausbildung der Leitungsfaſern mehr und mehr die höhere Einheit des Ganzen herſtellt, verſchmelzen nicht nur immer vollkommner die drei Wirbel zu einer ſphäriſchen Knochenhöhle des Schädels, ſondern es iſt auch nicht mehr ausſchließend jeder Wirbel bloß durch die ihm beſtimmte Hirnmaſſe ausgefüllt, vielmehr wächſt namentlich das Vorhirn (die Hemiſphären) angemeſſen der immer mehr und mehr ſich erhöhenden Bedeutung der Er¬ kenntniß, zu einer ſolchen Ausdehnung an, daß es zuerſt, nächſt dem Vorderhauptwirbel auch den des Mittelhaupts, und endlich ſelbſt den des Hinterhaupts zum Theil mit er¬ füllt, obwohl immer dabei noch weſentlich Nachhirn im Hinterhaupt und Mittelhirn im Mittelhaupt verbleiben. Bei alle dem hält übrigens doch getreu das merkwürdige Ge¬

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/205>, abgerufen am 25.11.2024.