Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

gerufen worden, oder endlich auch blos symptomatisch zu an-
dern Krankheiten, Fiebern, Hirnentzündungen, atrophischen
Zuständen hinzugetreten seyn kann. -- Die Gelegenheitsursachen
können, wie aus dem Angeführten hervorgeht, äußerst vielfach
seyn: frühzeitige Geburt, schlechte Pflege, Erkältungen u. s.
w. -- Die Prognose ist im Durchschnitt sehr mißlich, und
wiederholten heftigen Anfällen unterliegt gewöhnlich das Kind
sehr bald.

§. 1706.

Was die Behandlung betrifft, so kann durchaus kein
Mittel oder Verfahren genannt werden, welches als unbedingt
specifisch hülfreich in diesem Zustande anzusehen wäre, sondern
der Arzt muß auch hier auf die nächsten Bedingungen des
Krankseyns Rücksicht nehmen, und wird darnach bald ein an-
tiphlogistisches, bald ein gastrisches, bald ein rein antispas-
modisches Heilverfahren anzuwenden sich genöthigt finden, wel-
che Fälle sämmtlich einzeln zu erörtern uns hier zu weit füh-
ren würde. Als allgemeingültige Behandlungsregeln sind da-
her nur zu erwähnen: daß man die Anfälle durch Anwen-
dung äußerer beruhigender Mittel, als der warmen Bäder
mit dem Infus. Flor. Chamom. oder R. Valerianae, der Fo-
mentationen, Einreibungen vom Ol. Hyoscyami, der beruhi-
genden Lavements u. s. w. zu mindern und abzukürzen suche,
die freien Zwischenräume aber vorzüglich zur Anwendung der
kräftig und schnell wirkenden angezeigten Mittel benutze, un-
ter welchen als Antispasmodica, nach berücksichtigten anti-
phlogistischen oder gastrischen Indicationen, namentlich 1 bis
2 Tropfen von dem Laud. liq. S. oder Liq. C. C. mit einem concen-
trirten Infus. Valerian. und dem Moschus oben an stehen.

2. Kinnbackenkrampf.
§. 1707.

Man bemerkt hierbei eine plötzlich eintretende, anfäng-
lich oft nur periodisch erscheinende, späterhin anhaltende Un-

gerufen worden, oder endlich auch blos ſymptomatiſch zu an-
dern Krankheiten, Fiebern, Hirnentzuͤndungen, atrophiſchen
Zuſtaͤnden hinzugetreten ſeyn kann. — Die Gelegenheitsurſachen
koͤnnen, wie aus dem Angefuͤhrten hervorgeht, aͤußerſt vielfach
ſeyn: fruͤhzeitige Geburt, ſchlechte Pflege, Erkaͤltungen u. ſ.
w. — Die Prognoſe iſt im Durchſchnitt ſehr mißlich, und
wiederholten heftigen Anfaͤllen unterliegt gewoͤhnlich das Kind
ſehr bald.

§. 1706.

Was die Behandlung betrifft, ſo kann durchaus kein
Mittel oder Verfahren genannt werden, welches als unbedingt
ſpecifiſch huͤlfreich in dieſem Zuſtande anzuſehen waͤre, ſondern
der Arzt muß auch hier auf die naͤchſten Bedingungen des
Krankſeyns Ruͤckſicht nehmen, und wird darnach bald ein an-
tiphlogiſtiſches, bald ein gaſtriſches, bald ein rein antiſpas-
modiſches Heilverfahren anzuwenden ſich genoͤthigt finden, wel-
che Faͤlle ſaͤmmtlich einzeln zu eroͤrtern uns hier zu weit fuͤh-
ren wuͤrde. Als allgemeinguͤltige Behandlungsregeln ſind da-
her nur zu erwaͤhnen: daß man die Anfaͤlle durch Anwen-
dung aͤußerer beruhigender Mittel, als der warmen Baͤder
mit dem Infus. Flor. Chamom. oder R. Valerianae, der Fo-
mentationen, Einreibungen vom Ol. Hyoscyami, der beruhi-
genden Lavements u. ſ. w. zu mindern und abzukuͤrzen ſuche,
die freien Zwiſchenraͤume aber vorzuͤglich zur Anwendung der
kraͤftig und ſchnell wirkenden angezeigten Mittel benutze, un-
ter welchen als Antispasmodica, nach beruͤckſichtigten anti-
phlogiſtiſchen oder gaſtriſchen Indicationen, namentlich 1 bis
2 Tropfen von dem Laud. liq. S. oder Liq. C. C. mit einem concen-
trirten Infus. Valerian. und dem Moschus oben an ſtehen.

2. Kinnbackenkrampf.
§. 1707.

Man bemerkt hierbei eine ploͤtzlich eintretende, anfaͤng-
lich oft nur periodiſch erſcheinende, ſpaͤterhin anhaltende Un-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <p><pb facs="#f0662" n="636"/>
gerufen worden, oder endlich auch blos &#x017F;ymptomati&#x017F;ch zu an-<lb/>
dern Krankheiten, Fiebern, Hirnentzu&#x0364;ndungen, atrophi&#x017F;chen<lb/>
Zu&#x017F;ta&#x0364;nden hinzugetreten &#x017F;eyn kann. &#x2014; Die Gelegenheitsur&#x017F;achen<lb/>
ko&#x0364;nnen, wie aus dem Angefu&#x0364;hrten hervorgeht, a&#x0364;ußer&#x017F;t vielfach<lb/>
&#x017F;eyn: fru&#x0364;hzeitige Geburt, &#x017F;chlechte Pflege, Erka&#x0364;ltungen u. &#x017F;.<lb/>
w. &#x2014; Die Progno&#x017F;e i&#x017F;t im Durch&#x017F;chnitt &#x017F;ehr mißlich, und<lb/>
wiederholten heftigen Anfa&#x0364;llen unterliegt gewo&#x0364;hnlich das Kind<lb/>
&#x017F;ehr bald.</p>
                          </div><lb/>
                          <div n="11">
                            <head>§. 1706.</head><lb/>
                            <p>Was die Behandlung betrifft, &#x017F;o kann durchaus kein<lb/>
Mittel oder Verfahren genannt werden, welches als unbedingt<lb/>
&#x017F;pecifi&#x017F;ch hu&#x0364;lfreich in die&#x017F;em Zu&#x017F;tande anzu&#x017F;ehen wa&#x0364;re, &#x017F;ondern<lb/>
der Arzt muß auch hier auf die na&#x0364;ch&#x017F;ten Bedingungen des<lb/>
Krank&#x017F;eyns Ru&#x0364;ck&#x017F;icht nehmen, und wird darnach bald ein an-<lb/>
tiphlogi&#x017F;ti&#x017F;ches, bald ein ga&#x017F;tri&#x017F;ches, bald ein rein anti&#x017F;pas-<lb/>
modi&#x017F;ches Heilverfahren anzuwenden &#x017F;ich geno&#x0364;thigt finden, wel-<lb/>
che Fa&#x0364;lle &#x017F;a&#x0364;mmtlich einzeln zu ero&#x0364;rtern uns hier zu weit fu&#x0364;h-<lb/>
ren wu&#x0364;rde. Als allgemeingu&#x0364;ltige Behandlungsregeln &#x017F;ind da-<lb/>
her nur zu erwa&#x0364;hnen: daß man die Anfa&#x0364;lle durch Anwen-<lb/>
dung a&#x0364;ußerer beruhigender Mittel, als der warmen Ba&#x0364;der<lb/>
mit dem <hi rendition="#aq">Infus. Flor. Chamom.</hi> oder <hi rendition="#aq">R. Valerianae,</hi> der Fo-<lb/>
mentationen, Einreibungen vom <hi rendition="#aq">Ol. Hyoscyami,</hi> der beruhi-<lb/>
genden Lavements u. &#x017F;. w. zu mindern und abzuku&#x0364;rzen &#x017F;uche,<lb/>
die freien Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume aber vorzu&#x0364;glich zur Anwendung der<lb/>
kra&#x0364;ftig und &#x017F;chnell wirkenden angezeigten Mittel benutze, un-<lb/>
ter welchen als <hi rendition="#aq">Antispasmodica,</hi> nach beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigten anti-<lb/>
phlogi&#x017F;ti&#x017F;chen oder ga&#x017F;tri&#x017F;chen Indicationen, namentlich 1 bis<lb/>
2 Tropfen von dem <hi rendition="#aq">Laud. liq. S.</hi> oder <hi rendition="#aq">Liq. C. C.</hi> mit einem concen-<lb/>
trirten <hi rendition="#aq">Infus. Valerian.</hi> und dem <hi rendition="#aq">Moschus</hi> oben an &#x017F;tehen.</p>
                          </div>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>2. <hi rendition="#g">Kinnbackenkrampf</hi>.</head><lb/>
                          <div n="11">
                            <head>§. 1707.</head><lb/>
                            <p>Man bemerkt hierbei eine plo&#x0364;tzlich eintretende, anfa&#x0364;ng-<lb/>
lich oft nur periodi&#x017F;ch er&#x017F;cheinende, &#x017F;pa&#x0364;terhin anhaltende Un-<lb/></p>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0662] gerufen worden, oder endlich auch blos ſymptomatiſch zu an- dern Krankheiten, Fiebern, Hirnentzuͤndungen, atrophiſchen Zuſtaͤnden hinzugetreten ſeyn kann. — Die Gelegenheitsurſachen koͤnnen, wie aus dem Angefuͤhrten hervorgeht, aͤußerſt vielfach ſeyn: fruͤhzeitige Geburt, ſchlechte Pflege, Erkaͤltungen u. ſ. w. — Die Prognoſe iſt im Durchſchnitt ſehr mißlich, und wiederholten heftigen Anfaͤllen unterliegt gewoͤhnlich das Kind ſehr bald. §. 1706. Was die Behandlung betrifft, ſo kann durchaus kein Mittel oder Verfahren genannt werden, welches als unbedingt ſpecifiſch huͤlfreich in dieſem Zuſtande anzuſehen waͤre, ſondern der Arzt muß auch hier auf die naͤchſten Bedingungen des Krankſeyns Ruͤckſicht nehmen, und wird darnach bald ein an- tiphlogiſtiſches, bald ein gaſtriſches, bald ein rein antiſpas- modiſches Heilverfahren anzuwenden ſich genoͤthigt finden, wel- che Faͤlle ſaͤmmtlich einzeln zu eroͤrtern uns hier zu weit fuͤh- ren wuͤrde. Als allgemeinguͤltige Behandlungsregeln ſind da- her nur zu erwaͤhnen: daß man die Anfaͤlle durch Anwen- dung aͤußerer beruhigender Mittel, als der warmen Baͤder mit dem Infus. Flor. Chamom. oder R. Valerianae, der Fo- mentationen, Einreibungen vom Ol. Hyoscyami, der beruhi- genden Lavements u. ſ. w. zu mindern und abzukuͤrzen ſuche, die freien Zwiſchenraͤume aber vorzuͤglich zur Anwendung der kraͤftig und ſchnell wirkenden angezeigten Mittel benutze, un- ter welchen als Antispasmodica, nach beruͤckſichtigten anti- phlogiſtiſchen oder gaſtriſchen Indicationen, namentlich 1 bis 2 Tropfen von dem Laud. liq. S. oder Liq. C. C. mit einem concen- trirten Infus. Valerian. und dem Moschus oben an ſtehen. 2. Kinnbackenkrampf. §. 1707. Man bemerkt hierbei eine ploͤtzlich eintretende, anfaͤng- lich oft nur periodiſch erſcheinende, ſpaͤterhin anhaltende Un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/662
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/662>, abgerufen am 27.11.2024.