Behandlung im ersten Stadium der Krank- heit. Sie ist ganz vorzüglich wichtig, und muß sich zur Hauptaufgabe machen das zu Stande kommen einer innern Ablagerung als Produkt der Krankheit, zu hindern. Es er- geben sich hieraus folgende drei Heilanzeigen: die Gefäßthätig- keit des örtlich ergriffenen innern Organs zu vermindern, die peripherische Thätigkeit und die normalen Ausscheidungen dieser Periode zu befördern, das Fieber, seinem Charakter nach, durch eine zweckmäßige Anordnung äußerer Verhältniße und Heil- mittel zu leiten.
§. 1632.
Was die specielle Erfüllung dieser Indicationen betrifft, so ist wieder vorzüglich die erste und zweite wichtig, denn das Fieber ist das Barometer der Lokalaffektion, steigt und fällt mit dieser. Die Behandlung der leidenden Stelle nun, muß vorzüglich darauf gerichtet seyn, wo möglich den ersten Anfang des Uebels zu unterdrücken. Ist nämlich die Lokalas- fektion noch auf der Stufe bloßer Reitzung, der Puls noch nicht heftig aufgeregt, der Schmerz noch gelind, und mehr ein hoher Grad von Empfindlichkeit als entwickelter heftiger Ent- zündungsschmerz, so können häufig beruhigende, ableitende Mittel das Uebel in der Wurzel ersticken. Daher bei beginnendem Lokalleiden des Unterleibes der große Nutzen warmer trockner Kräuterfomentationen, der Einreibungen vom Oleo Hyoscyami, der Injektionen von Aufgüssen der Cicuta, der Valeriana, der Flor. Chamom. in die Vagina, der Mohnsamenemulsionen, der erweichenden Lavements und eines ruhigen warmen Ver- haltens bei höchst sparsamer Diät. Daher bei beginnender Affektion des Kopfs (wo indeß oft die heftigste Entzündung weit plötzlicher eintritt) der Nutzen kühlender Essigfomentationen auf die Stirn, säuerlicher, kühlender Getränke, der Beförderung der Hautthätigkeit und der Entleerung des Darmkanals. Daher endlich bei dem Ergriffenseyn der Respirationsorgane der Nutzen warmer Kataplasma's über die Brust, der Inhalationen
§. 1631.
Behandlung im erſten Stadium der Krank- heit. Sie iſt ganz vorzuͤglich wichtig, und muß ſich zur Hauptaufgabe machen das zu Stande kommen einer innern Ablagerung als Produkt der Krankheit, zu hindern. Es er- geben ſich hieraus folgende drei Heilanzeigen: die Gefaͤßthaͤtig- keit des oͤrtlich ergriffenen innern Organs zu vermindern, die peripheriſche Thaͤtigkeit und die normalen Ausſcheidungen dieſer Periode zu befoͤrdern, das Fieber, ſeinem Charakter nach, durch eine zweckmaͤßige Anordnung aͤußerer Verhaͤltniße und Heil- mittel zu leiten.
§. 1632.
Was die ſpecielle Erfuͤllung dieſer Indicationen betrifft, ſo iſt wieder vorzuͤglich die erſte und zweite wichtig, denn das Fieber iſt das Barometer der Lokalaffektion, ſteigt und faͤllt mit dieſer. Die Behandlung der leidenden Stelle nun, muß vorzuͤglich darauf gerichtet ſeyn, wo moͤglich den erſten Anfang des Uebels zu unterdruͤcken. Iſt naͤmlich die Lokalaſ- fektion noch auf der Stufe bloßer Reitzung, der Puls noch nicht heftig aufgeregt, der Schmerz noch gelind, und mehr ein hoher Grad von Empfindlichkeit als entwickelter heftiger Ent- zuͤndungsſchmerz, ſo koͤnnen haͤufig beruhigende, ableitende Mittel das Uebel in der Wurzel erſticken. Daher bei beginnendem Lokalleiden des Unterleibes der große Nutzen warmer trockner Kraͤuterfomentationen, der Einreibungen vom Oleo Hyoscyami, der Injektionen von Aufguͤſſen der Cicuta, der Valeriana, der Flor. Chamom. in die Vagina, der Mohnſamenemulſionen, der erweichenden Lavements und eines ruhigen warmen Ver- haltens bei hoͤchſt ſparſamer Diaͤt. Daher bei beginnender Affektion des Kopfs (wo indeß oft die heftigſte Entzuͤndung weit ploͤtzlicher eintritt) der Nutzen kuͤhlender Eſſigfomentationen auf die Stirn, ſaͤuerlicher, kuͤhlender Getraͤnke, der Befoͤrderung der Hautthaͤtigkeit und der Entleerung des Darmkanals. Daher endlich bei dem Ergriffenſeyn der Reſpirationsorgane der Nutzen warmer Kataplaſma’s uͤber die Bruſt, der Inhalationen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><pbfacs="#f0611"n="585"/><divn="11"><head>§. 1631.</head><lb/><p><hirendition="#g">Behandlung im erſten Stadium der Krank-<lb/>
heit</hi>. Sie iſt ganz vorzuͤglich wichtig, und muß ſich zur<lb/>
Hauptaufgabe machen das zu Stande kommen einer innern<lb/>
Ablagerung als Produkt der Krankheit, zu hindern. Es er-<lb/>
geben ſich hieraus folgende drei Heilanzeigen: die Gefaͤßthaͤtig-<lb/>
keit des oͤrtlich ergriffenen innern Organs zu vermindern, die<lb/>
peripheriſche Thaͤtigkeit und die normalen Ausſcheidungen dieſer<lb/>
Periode zu befoͤrdern, das Fieber, ſeinem Charakter nach, durch<lb/>
eine zweckmaͤßige Anordnung aͤußerer Verhaͤltniße und Heil-<lb/>
mittel zu leiten.</p></div><lb/><divn="11"><head>§. 1632.</head><lb/><p>Was die ſpecielle Erfuͤllung dieſer Indicationen betrifft,<lb/>ſo iſt wieder vorzuͤglich die erſte und zweite wichtig, denn<lb/>
das Fieber iſt das Barometer der Lokalaffektion, ſteigt und<lb/>
faͤllt mit dieſer. Die Behandlung der leidenden Stelle nun,<lb/>
muß vorzuͤglich darauf gerichtet ſeyn, wo moͤglich den erſten<lb/>
Anfang des Uebels zu unterdruͤcken. Iſt naͤmlich die Lokalaſ-<lb/>
fektion noch auf der Stufe bloßer Reitzung, der Puls noch nicht<lb/>
heftig aufgeregt, der Schmerz noch gelind, und mehr ein<lb/>
hoher Grad von Empfindlichkeit als entwickelter heftiger Ent-<lb/>
zuͤndungsſchmerz, ſo koͤnnen haͤufig beruhigende, ableitende Mittel<lb/>
das Uebel in der Wurzel erſticken. Daher bei beginnendem<lb/>
Lokalleiden des Unterleibes der große Nutzen warmer trockner<lb/>
Kraͤuterfomentationen, der Einreibungen vom <hirendition="#aq">Oleo Hyoscyami,</hi><lb/>
der Injektionen von Aufguͤſſen der <hirendition="#aq">Cicuta,</hi> der <hirendition="#aq">Valeriana,</hi><lb/>
der <hirendition="#aq">Flor. Chamom.</hi> in die Vagina, der Mohnſamenemulſionen,<lb/>
der erweichenden Lavements und eines ruhigen warmen Ver-<lb/>
haltens bei hoͤchſt ſparſamer Diaͤt. Daher bei beginnender<lb/>
Affektion des Kopfs (wo indeß oft die heftigſte Entzuͤndung<lb/>
weit ploͤtzlicher eintritt) der Nutzen kuͤhlender Eſſigfomentationen<lb/>
auf die Stirn, ſaͤuerlicher, kuͤhlender Getraͤnke, der Befoͤrderung<lb/>
der Hautthaͤtigkeit und der Entleerung des Darmkanals. Daher<lb/>
endlich bei dem Ergriffenſeyn der Reſpirationsorgane der<lb/>
Nutzen warmer Kataplaſma’s uͤber die Bruſt, der Inhalationen<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[585/0611]
§. 1631.
Behandlung im erſten Stadium der Krank-
heit. Sie iſt ganz vorzuͤglich wichtig, und muß ſich zur
Hauptaufgabe machen das zu Stande kommen einer innern
Ablagerung als Produkt der Krankheit, zu hindern. Es er-
geben ſich hieraus folgende drei Heilanzeigen: die Gefaͤßthaͤtig-
keit des oͤrtlich ergriffenen innern Organs zu vermindern, die
peripheriſche Thaͤtigkeit und die normalen Ausſcheidungen dieſer
Periode zu befoͤrdern, das Fieber, ſeinem Charakter nach, durch
eine zweckmaͤßige Anordnung aͤußerer Verhaͤltniße und Heil-
mittel zu leiten.
§. 1632.
Was die ſpecielle Erfuͤllung dieſer Indicationen betrifft,
ſo iſt wieder vorzuͤglich die erſte und zweite wichtig, denn
das Fieber iſt das Barometer der Lokalaffektion, ſteigt und
faͤllt mit dieſer. Die Behandlung der leidenden Stelle nun,
muß vorzuͤglich darauf gerichtet ſeyn, wo moͤglich den erſten
Anfang des Uebels zu unterdruͤcken. Iſt naͤmlich die Lokalaſ-
fektion noch auf der Stufe bloßer Reitzung, der Puls noch nicht
heftig aufgeregt, der Schmerz noch gelind, und mehr ein
hoher Grad von Empfindlichkeit als entwickelter heftiger Ent-
zuͤndungsſchmerz, ſo koͤnnen haͤufig beruhigende, ableitende Mittel
das Uebel in der Wurzel erſticken. Daher bei beginnendem
Lokalleiden des Unterleibes der große Nutzen warmer trockner
Kraͤuterfomentationen, der Einreibungen vom Oleo Hyoscyami,
der Injektionen von Aufguͤſſen der Cicuta, der Valeriana,
der Flor. Chamom. in die Vagina, der Mohnſamenemulſionen,
der erweichenden Lavements und eines ruhigen warmen Ver-
haltens bei hoͤchſt ſparſamer Diaͤt. Daher bei beginnender
Affektion des Kopfs (wo indeß oft die heftigſte Entzuͤndung
weit ploͤtzlicher eintritt) der Nutzen kuͤhlender Eſſigfomentationen
auf die Stirn, ſaͤuerlicher, kuͤhlender Getraͤnke, der Befoͤrderung
der Hautthaͤtigkeit und der Entleerung des Darmkanals. Daher
endlich bei dem Ergriffenſeyn der Reſpirationsorgane der
Nutzen warmer Kataplaſma’s uͤber die Bruſt, der Inhalationen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/611>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.