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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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den größten Einfluß haben, mit welchem Charakter das Fieber
auftrete, und es ist an sich klar, daß bei dem typhösen Cha-
rakter, welcher auch meistens nur bei Neigung oder beceits
erfolgtem Uebergang des örtlichen Leidens in Putrescenz, Brand,
Exsudation eintritt, eine ungünstige Prognose Statt finden müsse.

§. 1629.

5) Muß die Prognose das Organ berück sichtigen welches
örtlich ergriffen ist, und die Affektion der Hirnhäute wird z.
B. als vorzüglich gefahrdrohend angesehen werden müssen.
6) Ist auf die Wochenfunktionen zu achten, und jemehr die
Brüste ihre Thätigkeit vermindern, die Lochien stocken und
abnorme Qualität zeigen, je rigider, brennender die Haut ist,
um so ungünstiger für die Kranke. 7) Können denn auch ver-
schiedene Complicationen des Kindbettfiebers mit anderweitigen
Zuständen, gastrischen Unreinigkeiten, Obstruktionen, chronischen
Diarrhöen, Würmern, Gicht, asthmatischen Zufällen, hysteri-
schen Beschwerden u. s. w. vorkommen, wodurch die Prog-
nose verschlimmert wird.

§. 1630.

Wir kommen nun zur nähern Erörterung der Behand-
lung des Kindbettfiebers
, welche sich aus dem Vor-
hergehenden nun leicht ableiten lassen wird. -- Aus den
verschiedenen Stadien aber, welche diese Krankheit durchläuft,
so wie aus dem verschiedenen Charakter und den mannigfal-
tigen Complicationen mit welchen wir sie auftreten sehen,
ergiebt sich zunächst, daß durchaus nicht blos eine speci-
fische Heilmethode, noch weniger irgend ein specifisches Mittel
unbedingt hierbei empfohlen werden kann, und daß es eben
so wenig fruchten würde, die rein antiphlogistische, oder
gastrische, oder incitirende, oder irgend eine andere Methode
allen Fällen dieser Krankheit entgegensetzen zu wollen. --
Wir werden deßhalb die Behandlung nach den einzelnen Stadien
durchgehen, und bei einem jeden auf die Wesentlichsten der
dabei vorkommenden Modificationen Rücksicht nehmen.


den groͤßten Einfluß haben, mit welchem Charakter das Fieber
auftrete, und es iſt an ſich klar, daß bei dem typhoͤſen Cha-
rakter, welcher auch meiſtens nur bei Neigung oder beceits
erfolgtem Uebergang des oͤrtlichen Leidens in Putreſcenz, Brand,
Exſudation eintritt, eine unguͤnſtige Prognoſe Statt finden muͤſſe.

§. 1629.

5) Muß die Prognoſe das Organ beruͤck ſichtigen welches
oͤrtlich ergriffen iſt, und die Affektion der Hirnhaͤute wird z.
B. als vorzuͤglich gefahrdrohend angeſehen werden muͤſſen.
6) Iſt auf die Wochenfunktionen zu achten, und jemehr die
Bruͤſte ihre Thaͤtigkeit vermindern, die Lochien ſtocken und
abnorme Qualitaͤt zeigen, je rigider, brennender die Haut iſt,
um ſo unguͤnſtiger fuͤr die Kranke. 7) Koͤnnen denn auch ver-
ſchiedene Complicationen des Kindbettfiebers mit anderweitigen
Zuſtaͤnden, gaſtriſchen Unreinigkeiten, Obſtruktionen, chroniſchen
Diarrhoͤen, Wuͤrmern, Gicht, aſthmatiſchen Zufaͤllen, hyſteri-
ſchen Beſchwerden u. ſ. w. vorkommen, wodurch die Prog-
noſe verſchlimmert wird.

§. 1630.

Wir kommen nun zur naͤhern Eroͤrterung der Behand-
lung des Kindbettfiebers
, welche ſich aus dem Vor-
hergehenden nun leicht ableiten laſſen wird. — Aus den
verſchiedenen Stadien aber, welche dieſe Krankheit durchlaͤuft,
ſo wie aus dem verſchiedenen Charakter und den mannigfal-
tigen Complicationen mit welchen wir ſie auftreten ſehen,
ergiebt ſich zunaͤchſt, daß durchaus nicht blos eine ſpeci-
fiſche Heilmethode, noch weniger irgend ein ſpecifiſches Mittel
unbedingt hierbei empfohlen werden kann, und daß es eben
ſo wenig fruchten wuͤrde, die rein antiphlogiſtiſche, oder
gaſtriſche, oder incitirende, oder irgend eine andere Methode
allen Faͤllen dieſer Krankheit entgegenſetzen zu wollen. —
Wir werden deßhalb die Behandlung nach den einzelnen Stadien
durchgehen, und bei einem jeden auf die Weſentlichſten der
dabei vorkommenden Modificationen Ruͤckſicht nehmen.


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[584/0610] den groͤßten Einfluß haben, mit welchem Charakter das Fieber auftrete, und es iſt an ſich klar, daß bei dem typhoͤſen Cha- rakter, welcher auch meiſtens nur bei Neigung oder beceits erfolgtem Uebergang des oͤrtlichen Leidens in Putreſcenz, Brand, Exſudation eintritt, eine unguͤnſtige Prognoſe Statt finden muͤſſe. §. 1629. 5) Muß die Prognoſe das Organ beruͤck ſichtigen welches oͤrtlich ergriffen iſt, und die Affektion der Hirnhaͤute wird z. B. als vorzuͤglich gefahrdrohend angeſehen werden muͤſſen. 6) Iſt auf die Wochenfunktionen zu achten, und jemehr die Bruͤſte ihre Thaͤtigkeit vermindern, die Lochien ſtocken und abnorme Qualitaͤt zeigen, je rigider, brennender die Haut iſt, um ſo unguͤnſtiger fuͤr die Kranke. 7) Koͤnnen denn auch ver- ſchiedene Complicationen des Kindbettfiebers mit anderweitigen Zuſtaͤnden, gaſtriſchen Unreinigkeiten, Obſtruktionen, chroniſchen Diarrhoͤen, Wuͤrmern, Gicht, aſthmatiſchen Zufaͤllen, hyſteri- ſchen Beſchwerden u. ſ. w. vorkommen, wodurch die Prog- noſe verſchlimmert wird. §. 1630. Wir kommen nun zur naͤhern Eroͤrterung der Behand- lung des Kindbettfiebers, welche ſich aus dem Vor- hergehenden nun leicht ableiten laſſen wird. — Aus den verſchiedenen Stadien aber, welche dieſe Krankheit durchlaͤuft, ſo wie aus dem verſchiedenen Charakter und den mannigfal- tigen Complicationen mit welchen wir ſie auftreten ſehen, ergiebt ſich zunaͤchſt, daß durchaus nicht blos eine ſpeci- fiſche Heilmethode, noch weniger irgend ein ſpecifiſches Mittel unbedingt hierbei empfohlen werden kann, und daß es eben ſo wenig fruchten wuͤrde, die rein antiphlogiſtiſche, oder gaſtriſche, oder incitirende, oder irgend eine andere Methode allen Faͤllen dieſer Krankheit entgegenſetzen zu wollen. — Wir werden deßhalb die Behandlung nach den einzelnen Stadien durchgehen, und bei einem jeden auf die Weſentlichſten der dabei vorkommenden Modificationen Ruͤckſicht nehmen.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/610>, abgerufen am 22.11.2024.