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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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zu entschieden daß die Krankheit immer erst spät nach der
Geburt ausbricht, und daß sie auf sehr leichte Geburten eben
so wie auf schwere Geburten erfolgen kann. Eben so wenig
scheint die neuerlich geäußerte Meinung, daß Nervenleiden
Ursache der Krankheit sey, sich erweisen zu lassen. Viel mehr
mit dem Gange des Uebels und zum Theil auch mit dem
Sektionsbefunde *) stimmt es überein, die Entzündung
der Lymphgefäße
als wesentliche Ursache zu betrachten **),
welcher Meinung auch die mehrsten neuern Beobachter beigetreten
sind.

§. 1603.

Was die Gelegenheitsursachen zur Entstehung dieses
Uebels betrifft, so lassen sie sich nicht mit Bestimmtheit an-
geben. Es kommt bei Jüngern und Aeltern, zart- und stark-
Gebauten, Vornehmen und Geringen vor; eben so, bald nach
regelmäßigen, bald nach regelwidrigen, nach der ersten oder
nach wiederholten Geburten, und endlich scheinen auch die
Funktionen der Wochenperiode als Milch- und Lochien-Aus-
scheidung wenig Einfluß auf die Entstehung zu haben, da
man sie theils in regelmäßigem Gange theils unterdrückt ge-
funden hat. -- Die Prognose ist bei einer so schmerzhaften,
langwierigen ja selbst gefährlichen Krankheit allerdings im
Allgemeinen höchst ungünstig zu nennen.

§. 1604.

Auch über die Behandlung der weißen Schenkelgeschwulst
herrschen sehr verschiedene Ansichten. Im Beginn derselben,
wo die entzündlichen Zufälle noch sehr hervortreten, wird ein
antiphlogistisches Verfahren welches der allgemeinen Constitution
angemessen ist, und in örtlichen oder allgemeinen Blutentzie-
hungen, Anwendung von Calomel, Mittelsalzen u. s. w.

*) s. Casper. Commenlar. p. 54.
**) Man s. die in Horn's Archiv 1819. 4. Hft. S. 183 zusammen-
gestellten Beobachtungen von Simmons, Wyer, Moore, Sankey. --

zu entſchieden daß die Krankheit immer erſt ſpaͤt nach der
Geburt ausbricht, und daß ſie auf ſehr leichte Geburten eben
ſo wie auf ſchwere Geburten erfolgen kann. Eben ſo wenig
ſcheint die neuerlich geaͤußerte Meinung, daß Nervenleiden
Urſache der Krankheit ſey, ſich erweiſen zu laſſen. Viel mehr
mit dem Gange des Uebels und zum Theil auch mit dem
Sektionsbefunde *) ſtimmt es uͤberein, die Entzuͤndung
der Lymphgefaͤße
als weſentliche Urſache zu betrachten **),
welcher Meinung auch die mehrſten neuern Beobachter beigetreten
ſind.

§. 1603.

Was die Gelegenheitsurſachen zur Entſtehung dieſes
Uebels betrifft, ſo laſſen ſie ſich nicht mit Beſtimmtheit an-
geben. Es kommt bei Juͤngern und Aeltern, zart- und ſtark-
Gebauten, Vornehmen und Geringen vor; eben ſo, bald nach
regelmaͤßigen, bald nach regelwidrigen, nach der erſten oder
nach wiederholten Geburten, und endlich ſcheinen auch die
Funktionen der Wochenperiode als Milch- und Lochien-Aus-
ſcheidung wenig Einfluß auf die Entſtehung zu haben, da
man ſie theils in regelmaͤßigem Gange theils unterdruͤckt ge-
funden hat. — Die Prognoſe iſt bei einer ſo ſchmerzhaften,
langwierigen ja ſelbſt gefaͤhrlichen Krankheit allerdings im
Allgemeinen hoͤchſt unguͤnſtig zu nennen.

§. 1604.

Auch uͤber die Behandlung der weißen Schenkelgeſchwulſt
herrſchen ſehr verſchiedene Anſichten. Im Beginn derſelben,
wo die entzuͤndlichen Zufaͤlle noch ſehr hervortreten, wird ein
antiphlogiſtiſches Verfahren welches der allgemeinen Conſtitution
angemeſſen iſt, und in oͤrtlichen oder allgemeinen Blutentzie-
hungen, Anwendung von Calomel, Mittelſalzen u. ſ. w.

*) ſ. Casper. Commenlar. p. 54.
**) Man ſ. die in Horn’s Archiv 1819. 4. Hft. S. 183 zuſammen-
geſtellten Beobachtungen von Simmons, Wyer, Moore, Sankey.
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[568/0594] zu entſchieden daß die Krankheit immer erſt ſpaͤt nach der Geburt ausbricht, und daß ſie auf ſehr leichte Geburten eben ſo wie auf ſchwere Geburten erfolgen kann. Eben ſo wenig ſcheint die neuerlich geaͤußerte Meinung, daß Nervenleiden Urſache der Krankheit ſey, ſich erweiſen zu laſſen. Viel mehr mit dem Gange des Uebels und zum Theil auch mit dem Sektionsbefunde *) ſtimmt es uͤberein, die Entzuͤndung der Lymphgefaͤße als weſentliche Urſache zu betrachten **), welcher Meinung auch die mehrſten neuern Beobachter beigetreten ſind. §. 1603. Was die Gelegenheitsurſachen zur Entſtehung dieſes Uebels betrifft, ſo laſſen ſie ſich nicht mit Beſtimmtheit an- geben. Es kommt bei Juͤngern und Aeltern, zart- und ſtark- Gebauten, Vornehmen und Geringen vor; eben ſo, bald nach regelmaͤßigen, bald nach regelwidrigen, nach der erſten oder nach wiederholten Geburten, und endlich ſcheinen auch die Funktionen der Wochenperiode als Milch- und Lochien-Aus- ſcheidung wenig Einfluß auf die Entſtehung zu haben, da man ſie theils in regelmaͤßigem Gange theils unterdruͤckt ge- funden hat. — Die Prognoſe iſt bei einer ſo ſchmerzhaften, langwierigen ja ſelbſt gefaͤhrlichen Krankheit allerdings im Allgemeinen hoͤchſt unguͤnſtig zu nennen. §. 1604. Auch uͤber die Behandlung der weißen Schenkelgeſchwulſt herrſchen ſehr verſchiedene Anſichten. Im Beginn derſelben, wo die entzuͤndlichen Zufaͤlle noch ſehr hervortreten, wird ein antiphlogiſtiſches Verfahren welches der allgemeinen Conſtitution angemeſſen iſt, und in oͤrtlichen oder allgemeinen Blutentzie- hungen, Anwendung von Calomel, Mittelſalzen u. ſ. w. *) ſ. Casper. Commenlar. p. 54. **) Man ſ. die in Horn’s Archiv 1819. 4. Hft. S. 183 zuſammen- geſtellten Beobachtungen von Simmons, Wyer, Moore, Sankey. —

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/594>, abgerufen am 21.11.2024.