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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Vorsicht durch Instrumente beendigt worden sind, geschieht es
zuweilen, daß der Muttermund stärker als gewöhnlich einreißt,
oder der Scheidenkanal selbst hin und wieder oberflächliche
Verletzungen und Quetschungen erleidet, welches dann im Wo-
chenbett durch Schmerz in den Geburtstheilen, Entzündung,
oberflächliche Eiterungen und riechende Lochien sich zu erken-
nen giebt, ja selbst Fieber erregt, und wobei durch die star-
ken Verletzungen des Muttermundes bleibende Nachtheile, Un-
fruchtbarkeit, Leukorrhöen oder Skirrhösitäten leicht entstehen
können. -- Die Heilung dieser Verletzungen muß dem Orte
nach, freilich hauptsächlich der Natur überlassen bleiben, sie
wird indeß durch öftere Reinigung der Geburtstheile, mittelst
Einspritzung des Aufgußes der Flor. Chamomill. der Hb.
Serpilli
u. s. w. am besten besördert, so wie sich hierbei auch
länger beobachtete Ruhe im Wochenbett und eine angemessene
antiphlogistische Behandlung bei dem eintretenden Wundfieber
nothwendig macht.

§. 1550.

3) Zerreißung des Mittelfleisches. Einer der
unangenehmsten Zufälle der Entbindung welcher auch im Ver-
laufe des Wochenbettes oft zu den bedeutensten Störungen
Veranlassung giebt, sehr schwer oder gar nicht durch die Na-
tur geheilt wird, und dafern die Verletzung bedeutend ist, d. i.
sobald sie sich bis an, oder in den After erstreckt, unwillkühr-
licher Abgang von Blähungen oder Stuhl, Scheidenvorfälle,
Leukorrhöen, Unfruchtbarkeit u. s. w. nothwendig zur Folge
hat; Gründe genug welche uns nöthigen müssen alles aufzu-
bieten, um diese Verletzungen zu verhüten, welches denn durch
genaue Befolgung der oben gegebenen Regeln auch fast im-
mer möglich seyn wird. Findet sich indeß das Uebel wirk-
lich vor, so giebt es sich durch Geschwulst, Schmerz und
Brennen bein Uriniren, Unvermögen aufzusitzen und Wundfie-
ber bald zu erkennen. Selten reißt die rima genitalium
mehr rück- und seitwärts ein, wobei jedoch die Folgen
und die Behandlung mit denen des zerrißenen Mittelfleisches
völlig übereinstimmen.


Vorſicht durch Inſtrumente beendigt worden ſind, geſchieht es
zuweilen, daß der Muttermund ſtaͤrker als gewoͤhnlich einreißt,
oder der Scheidenkanal ſelbſt hin und wieder oberflaͤchliche
Verletzungen und Quetſchungen erleidet, welches dann im Wo-
chenbett durch Schmerz in den Geburtstheilen, Entzuͤndung,
oberflaͤchliche Eiterungen und riechende Lochien ſich zu erken-
nen giebt, ja ſelbſt Fieber erregt, und wobei durch die ſtar-
ken Verletzungen des Muttermundes bleibende Nachtheile, Un-
fruchtbarkeit, Leukorrhoͤen oder Skirrhoͤſitaͤten leicht entſtehen
koͤnnen. — Die Heilung dieſer Verletzungen muß dem Orte
nach, freilich hauptſaͤchlich der Natur uͤberlaſſen bleiben, ſie
wird indeß durch oͤftere Reinigung der Geburtstheile, mittelſt
Einſpritzung des Aufgußes der Flor. Chamomill. der Hb.
Serpilli
u. ſ. w. am beſten beſoͤrdert, ſo wie ſich hierbei auch
laͤnger beobachtete Ruhe im Wochenbett und eine angemeſſene
antiphlogiſtiſche Behandlung bei dem eintretenden Wundfieber
nothwendig macht.

§. 1550.

3) Zerreißung des Mittelfleiſches. Einer der
unangenehmſten Zufaͤlle der Entbindung welcher auch im Ver-
laufe des Wochenbettes oft zu den bedeutenſten Stoͤrungen
Veranlaſſung giebt, ſehr ſchwer oder gar nicht durch die Na-
tur geheilt wird, und dafern die Verletzung bedeutend iſt, d. i.
ſobald ſie ſich bis an, oder in den After erſtreckt, unwillkuͤhr-
licher Abgang von Blaͤhungen oder Stuhl, Scheidenvorfaͤlle,
Leukorrhoͤen, Unfruchtbarkeit u. ſ. w. nothwendig zur Folge
hat; Gruͤnde genug welche uns noͤthigen muͤſſen alles aufzu-
bieten, um dieſe Verletzungen zu verhuͤten, welches denn durch
genaue Befolgung der oben gegebenen Regeln auch faſt im-
mer moͤglich ſeyn wird. Findet ſich indeß das Uebel wirk-
lich vor, ſo giebt es ſich durch Geſchwulſt, Schmerz und
Brennen bein Uriniren, Unvermoͤgen aufzuſitzen und Wundfie-
ber bald zu erkennen. Selten reißt die rima genitalium
mehr ruͤck- und ſeitwaͤrts ein, wobei jedoch die Folgen
und die Behandlung mit denen des zerrißenen Mittelfleiſches
voͤllig uͤbereinſtimmen.


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[536/0562] Vorſicht durch Inſtrumente beendigt worden ſind, geſchieht es zuweilen, daß der Muttermund ſtaͤrker als gewoͤhnlich einreißt, oder der Scheidenkanal ſelbſt hin und wieder oberflaͤchliche Verletzungen und Quetſchungen erleidet, welches dann im Wo- chenbett durch Schmerz in den Geburtstheilen, Entzuͤndung, oberflaͤchliche Eiterungen und riechende Lochien ſich zu erken- nen giebt, ja ſelbſt Fieber erregt, und wobei durch die ſtar- ken Verletzungen des Muttermundes bleibende Nachtheile, Un- fruchtbarkeit, Leukorrhoͤen oder Skirrhoͤſitaͤten leicht entſtehen koͤnnen. — Die Heilung dieſer Verletzungen muß dem Orte nach, freilich hauptſaͤchlich der Natur uͤberlaſſen bleiben, ſie wird indeß durch oͤftere Reinigung der Geburtstheile, mittelſt Einſpritzung des Aufgußes der Flor. Chamomill. der Hb. Serpilli u. ſ. w. am beſten beſoͤrdert, ſo wie ſich hierbei auch laͤnger beobachtete Ruhe im Wochenbett und eine angemeſſene antiphlogiſtiſche Behandlung bei dem eintretenden Wundfieber nothwendig macht. §. 1550. 3) Zerreißung des Mittelfleiſches. Einer der unangenehmſten Zufaͤlle der Entbindung welcher auch im Ver- laufe des Wochenbettes oft zu den bedeutenſten Stoͤrungen Veranlaſſung giebt, ſehr ſchwer oder gar nicht durch die Na- tur geheilt wird, und dafern die Verletzung bedeutend iſt, d. i. ſobald ſie ſich bis an, oder in den After erſtreckt, unwillkuͤhr- licher Abgang von Blaͤhungen oder Stuhl, Scheidenvorfaͤlle, Leukorrhoͤen, Unfruchtbarkeit u. ſ. w. nothwendig zur Folge hat; Gruͤnde genug welche uns noͤthigen muͤſſen alles aufzu- bieten, um dieſe Verletzungen zu verhuͤten, welches denn durch genaue Befolgung der oben gegebenen Regeln auch faſt im- mer moͤglich ſeyn wird. Findet ſich indeß das Uebel wirk- lich vor, ſo giebt es ſich durch Geſchwulſt, Schmerz und Brennen bein Uriniren, Unvermoͤgen aufzuſitzen und Wundfie- ber bald zu erkennen. Selten reißt die rima genitalium mehr ruͤck- und ſeitwaͤrts ein, wobei jedoch die Folgen und die Behandlung mit denen des zerrißenen Mittelfleiſches voͤllig uͤbereinſtimmen.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/562>, abgerufen am 22.12.2024.