Dritter Monat. Auch hier schreitet das Wachsthum des Eies noch mit außerordentlicher Raschheit vorwärts und der Embryo vergrößert sich, nach Haller, noch um das funf- zehnfache, welches indeß doch bereits gegen das Wachsthum im zweiten Monate bedeutend zurücksteht; und so sieht man es nun in der folgenden Zeit bis zur Geburt, und dann bis zur Entwickelung der Pubertät immer in verminderter Pro- gression sich fortsetzen, bis es endlich auf der letztern Stufe zum vollkommnen Stillstande gelangt, und das weitere Ver- größern des Körpers völlig aufhört, wodurch der Mensch und die meisten Säugethiere und Vögel sich von den kaltblütigen Wirbelthieren auszeichnen, welche letztere allerdings zeitlebens fortzuwachsen scheinen.
§. 695.
Das Ei wird in diesem Monat ungefähr 31/2 Zoll lang, an dem obern stumpfen Ende werden die Flocken immer län- ger und dichter, indem sich die Gefäße des Nabelstranges hier mehr und mehr verzweigen, und so den sich bildenden Mutterkuchen immer bestimmter andeuten. Ueber die Endi- gung dieser Gefäße selbst, hat man verschiedene Meinungen aufgestellt; früher glaubte man, daß sie unmittelbar in die Gefäße des Uterus übergingen, und rothes Blut von daher aufnähmen. Diese Annahme stellte sich indeß bey nähern Unter- suchungen bald als unrichtig dar, und wird durch die ver- schiedene Beschaffenheit des Blutes, so wie durch die Bei- spiele von Säugethieren, wo sich gar keine Placenta bildet, und Chorion und Uterus nur locker aneinander kleben (wie beim Pferd), und endlich durch die Berücksichtigung der Fetusentwickelung im Ei der eierlegenden Thiere (wo ohne daß Blut ursprünglich im Ei vorhanden ist, dieses durch den Fetus allein bereitet wird) hinlänglich widerlegt.
§. 696.
Es fragt sich also vorzüglich ob, und auf welche Weise
§. 694.
Dritter Monat. Auch hier ſchreitet das Wachsthum des Eies noch mit außerordentlicher Raſchheit vorwaͤrts und der Embryo vergroͤßert ſich, nach Haller, noch um das funf- zehnfache, welches indeß doch bereits gegen das Wachsthum im zweiten Monate bedeutend zuruͤckſteht; und ſo ſieht man es nun in der folgenden Zeit bis zur Geburt, und dann bis zur Entwickelung der Pubertaͤt immer in verminderter Pro- greſſion ſich fortſetzen, bis es endlich auf der letztern Stufe zum vollkommnen Stillſtande gelangt, und das weitere Ver- groͤßern des Koͤrpers voͤllig aufhoͤrt, wodurch der Menſch und die meiſten Saͤugethiere und Voͤgel ſich von den kaltbluͤtigen Wirbelthieren auszeichnen, welche letztere allerdings zeitlebens fortzuwachſen ſcheinen.
§. 695.
Das Ei wird in dieſem Monat ungefaͤhr 3½ Zoll lang, an dem obern ſtumpfen Ende werden die Flocken immer laͤn- ger und dichter, indem ſich die Gefaͤße des Nabelſtranges hier mehr und mehr verzweigen, und ſo den ſich bildenden Mutterkuchen immer beſtimmter andeuten. Ueber die Endi- gung dieſer Gefaͤße ſelbſt, hat man verſchiedene Meinungen aufgeſtellt; fruͤher glaubte man, daß ſie unmittelbar in die Gefaͤße des Uterus uͤbergingen, und rothes Blut von daher aufnaͤhmen. Dieſe Annahme ſtellte ſich indeß bey naͤhern Unter- ſuchungen bald als unrichtig dar, und wird durch die ver- ſchiedene Beſchaffenheit des Blutes, ſo wie durch die Bei- ſpiele von Saͤugethieren, wo ſich gar keine Placenta bildet, und Chorion und Uterus nur locker aneinander kleben (wie beim Pferd), und endlich durch die Beruͤckſichtigung der Fetusentwickelung im Ei der eierlegenden Thiere (wo ohne daß Blut urſpruͤnglich im Ei vorhanden iſt, dieſes durch den Fetus allein bereitet wird) hinlaͤnglich widerlegt.
§. 696.
Es fragt ſich alſo vorzuͤglich ob, und auf welche Weiſe
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§. 694.
Dritter Monat. Auch hier ſchreitet das Wachsthum
des Eies noch mit außerordentlicher Raſchheit vorwaͤrts und der
Embryo vergroͤßert ſich, nach Haller, noch um das funf-
zehnfache, welches indeß doch bereits gegen das Wachsthum
im zweiten Monate bedeutend zuruͤckſteht; und ſo ſieht man
es nun in der folgenden Zeit bis zur Geburt, und dann bis
zur Entwickelung der Pubertaͤt immer in verminderter Pro-
greſſion ſich fortſetzen, bis es endlich auf der letztern Stufe
zum vollkommnen Stillſtande gelangt, und das weitere Ver-
groͤßern des Koͤrpers voͤllig aufhoͤrt, wodurch der Menſch und
die meiſten Saͤugethiere und Voͤgel ſich von den kaltbluͤtigen
Wirbelthieren auszeichnen, welche letztere allerdings zeitlebens
fortzuwachſen ſcheinen.
§. 695.
Das Ei wird in dieſem Monat ungefaͤhr 3½ Zoll lang,
an dem obern ſtumpfen Ende werden die Flocken immer laͤn-
ger und dichter, indem ſich die Gefaͤße des Nabelſtranges
hier mehr und mehr verzweigen, und ſo den ſich bildenden
Mutterkuchen immer beſtimmter andeuten. Ueber die Endi-
gung dieſer Gefaͤße ſelbſt, hat man verſchiedene Meinungen
aufgeſtellt; fruͤher glaubte man, daß ſie unmittelbar in die
Gefaͤße des Uterus uͤbergingen, und rothes Blut von daher
aufnaͤhmen. Dieſe Annahme ſtellte ſich indeß bey naͤhern Unter-
ſuchungen bald als unrichtig dar, und wird durch die ver-
ſchiedene Beſchaffenheit des Blutes, ſo wie durch die Bei-
ſpiele von Saͤugethieren, wo ſich gar keine Placenta bildet,
und Chorion und Uterus nur locker aneinander kleben (wie
beim Pferd), und endlich durch die Beruͤckſichtigung der
Fetusentwickelung im Ei der eierlegenden Thiere (wo ohne
daß Blut urſpruͤnglich im Ei vorhanden iſt, dieſes durch den
Fetus allein bereitet wird) hinlaͤnglich widerlegt.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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