Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

der Wehen sich zeigende Blutung, der Abgang einzelner
Hydatiden *) mit derselben, und die Beschaffenheit der in den
Muttermund sich herabdrängenden Fruchttheile selbst, genügen-
den Aufschluß über diesen Zustand.

§. 1486.

Die Behandlung kann während der Schwangerschaft
nur auf Unterstützung der Reproduktion, Empfehlen eines
ruhigen Verhaltens, und Anwendung der gelindern tonischen
Mittel gerichtet seyn. Während der beginnenden Geburt aber,
muß ganz dasselbe Verfahren wie bei einer durch mechanische
Abtrennung bewirkten Frühgeburt beobachtet, und also haupt-
sächlich die Blutung berücksichtigt werden. -- Horizontale
Lage und Nichtverarbeiten der Wehen ist demnach durchaus
zu beobachten, das Empfangen der Mola an den äußern Ge-
burtstheilen gerade so wie beim Abgange der Nachgeburt zu
handhaben, dafür daß nichts abreiße und zurückbleibe zu sorgen,
und die Frucht zu weiterer Untersuchung sogleich in ein bereit
gehaltenes Gefäß zu legen. Unterstützung des Dammes wird
nur bei festen und großen Fleischmolen nöthig; Blutungen
welche nach dem Abgange der Mole andauern oder sich ver-
stärken, fordern die oben (§. 1368) beschriebene Behandlung
der Schwäche der Gebärmutter in der fünften Periode, also
Friktionen, Injektionen, u. s. w. -- Anordnung eines stär-
kenden Heilplans als Nachkur ist auch hier gewöhnlich
unentbehrlich. -- Lange zurückbleibende, sich verhärtende Molen
lassen fast so wenig als die Steatomata uteri eine vollstän-
dige Beseitigung, sondern nur zuweilen Milderung einzelner
Symptome zu.


*) Nach Bremser sind unter diesen Wasserblasen oft wahre
Blasenwürmer.

der Wehen ſich zeigende Blutung, der Abgang einzelner
Hydatiden *) mit derſelben, und die Beſchaffenheit der in den
Muttermund ſich herabdraͤngenden Fruchttheile ſelbſt, genuͤgen-
den Aufſchluß uͤber dieſen Zuſtand.

§. 1486.

Die Behandlung kann waͤhrend der Schwangerſchaft
nur auf Unterſtuͤtzung der Reproduktion, Empfehlen eines
ruhigen Verhaltens, und Anwendung der gelindern toniſchen
Mittel gerichtet ſeyn. Waͤhrend der beginnenden Geburt aber,
muß ganz daſſelbe Verfahren wie bei einer durch mechaniſche
Abtrennung bewirkten Fruͤhgeburt beobachtet, und alſo haupt-
ſaͤchlich die Blutung beruͤckſichtigt werden. — Horizontale
Lage und Nichtverarbeiten der Wehen iſt demnach durchaus
zu beobachten, das Empfangen der Mola an den aͤußern Ge-
burtstheilen gerade ſo wie beim Abgange der Nachgeburt zu
handhaben, dafuͤr daß nichts abreiße und zuruͤckbleibe zu ſorgen,
und die Frucht zu weiterer Unterſuchung ſogleich in ein bereit
gehaltenes Gefaͤß zu legen. Unterſtuͤtzung des Dammes wird
nur bei feſten und großen Fleiſchmolen noͤthig; Blutungen
welche nach dem Abgange der Mole andauern oder ſich ver-
ſtaͤrken, fordern die oben (§. 1368) beſchriebene Behandlung
der Schwaͤche der Gebaͤrmutter in der fuͤnften Periode, alſo
Friktionen, Injektionen, u. ſ. w. — Anordnung eines ſtaͤr-
kenden Heilplans als Nachkur iſt auch hier gewoͤhnlich
unentbehrlich. — Lange zuruͤckbleibende, ſich verhaͤrtende Molen
laſſen faſt ſo wenig als die Steatomata uteri eine vollſtaͤn-
dige Beſeitigung, ſondern nur zuweilen Milderung einzelner
Symptome zu.


*) Nach Bremſer ſind unter dieſen Waſſerblaſen oft wahre
Blaſenwuͤrmer.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0524" n="498"/>
der Wehen &#x017F;ich zeigende Blutung, der Abgang einzelner<lb/>
Hydatiden <note place="foot" n="*)">Nach <hi rendition="#g">Brem&#x017F;er</hi> &#x017F;ind unter die&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x017F;en oft wahre<lb/>
Bla&#x017F;enwu&#x0364;rmer.</note> mit der&#x017F;elben, und die Be&#x017F;chaffenheit der in den<lb/>
Muttermund &#x017F;ich herabdra&#x0364;ngenden Fruchttheile &#x017F;elb&#x017F;t, genu&#x0364;gen-<lb/>
den Auf&#x017F;chluß u&#x0364;ber die&#x017F;en Zu&#x017F;tand.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1486.</head><lb/>
                        <p>Die <hi rendition="#g">Behandlung</hi> kann wa&#x0364;hrend der Schwanger&#x017F;chaft<lb/>
nur auf Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung der Reproduktion, Empfehlen eines<lb/>
ruhigen Verhaltens, und Anwendung der gelindern toni&#x017F;chen<lb/>
Mittel gerichtet &#x017F;eyn. Wa&#x0364;hrend der beginnenden Geburt aber,<lb/>
muß ganz da&#x017F;&#x017F;elbe Verfahren wie bei einer durch mechani&#x017F;che<lb/>
Abtrennung bewirkten Fru&#x0364;hgeburt beobachtet, und al&#x017F;o haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich die Blutung beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigt werden. &#x2014; Horizontale<lb/>
Lage und Nichtverarbeiten der Wehen i&#x017F;t demnach durchaus<lb/>
zu beobachten, das Empfangen der Mola an den a&#x0364;ußern Ge-<lb/>
burtstheilen gerade &#x017F;o wie beim Abgange der Nachgeburt zu<lb/>
handhaben, dafu&#x0364;r daß nichts abreiße und zuru&#x0364;ckbleibe zu &#x017F;orgen,<lb/>
und die Frucht zu weiterer Unter&#x017F;uchung &#x017F;ogleich in ein bereit<lb/>
gehaltenes Gefa&#x0364;ß zu legen. Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung des Dammes wird<lb/>
nur bei fe&#x017F;ten und großen Flei&#x017F;chmolen no&#x0364;thig; Blutungen<lb/>
welche nach dem Abgange der Mole andauern oder &#x017F;ich ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rken, fordern die oben (§. 1368) be&#x017F;chriebene Behandlung<lb/>
der Schwa&#x0364;che der Geba&#x0364;rmutter in der fu&#x0364;nften Periode, al&#x017F;o<lb/>
Friktionen, Injektionen, u. &#x017F;. w. &#x2014; Anordnung eines &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
kenden Heilplans als Nachkur i&#x017F;t auch hier gewo&#x0364;hnlich<lb/>
unentbehrlich. &#x2014; Lange zuru&#x0364;ckbleibende, &#x017F;ich verha&#x0364;rtende Molen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en fa&#x017F;t &#x017F;o wenig als die <hi rendition="#aq">Steatomata uteri</hi> eine voll&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige Be&#x017F;eitigung, &#x017F;ondern nur zuweilen Milderung einzelner<lb/>
Symptome zu.</p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[498/0524] der Wehen ſich zeigende Blutung, der Abgang einzelner Hydatiden *) mit derſelben, und die Beſchaffenheit der in den Muttermund ſich herabdraͤngenden Fruchttheile ſelbſt, genuͤgen- den Aufſchluß uͤber dieſen Zuſtand. §. 1486. Die Behandlung kann waͤhrend der Schwangerſchaft nur auf Unterſtuͤtzung der Reproduktion, Empfehlen eines ruhigen Verhaltens, und Anwendung der gelindern toniſchen Mittel gerichtet ſeyn. Waͤhrend der beginnenden Geburt aber, muß ganz daſſelbe Verfahren wie bei einer durch mechaniſche Abtrennung bewirkten Fruͤhgeburt beobachtet, und alſo haupt- ſaͤchlich die Blutung beruͤckſichtigt werden. — Horizontale Lage und Nichtverarbeiten der Wehen iſt demnach durchaus zu beobachten, das Empfangen der Mola an den aͤußern Ge- burtstheilen gerade ſo wie beim Abgange der Nachgeburt zu handhaben, dafuͤr daß nichts abreiße und zuruͤckbleibe zu ſorgen, und die Frucht zu weiterer Unterſuchung ſogleich in ein bereit gehaltenes Gefaͤß zu legen. Unterſtuͤtzung des Dammes wird nur bei feſten und großen Fleiſchmolen noͤthig; Blutungen welche nach dem Abgange der Mole andauern oder ſich ver- ſtaͤrken, fordern die oben (§. 1368) beſchriebene Behandlung der Schwaͤche der Gebaͤrmutter in der fuͤnften Periode, alſo Friktionen, Injektionen, u. ſ. w. — Anordnung eines ſtaͤr- kenden Heilplans als Nachkur iſt auch hier gewoͤhnlich unentbehrlich. — Lange zuruͤckbleibende, ſich verhaͤrtende Molen laſſen faſt ſo wenig als die Steatomata uteri eine vollſtaͤn- dige Beſeitigung, ſondern nur zuweilen Milderung einzelner Symptome zu. *) Nach Bremſer ſind unter dieſen Waſſerblaſen oft wahre Blaſenwuͤrmer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/524
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/524>, abgerufen am 22.11.2024.