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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Statten gehen sah *), ja sogar Zwillinge hier entwickelt
hat **). Schon langwieriger und gefährlicher ist der Uebergang
der Frucht in den Darmkanal, bei welchen oft bedeutende,
selbst der Untersuchung durch den After fühlbare Oeffnungen
entstehen, und die einzelnen Kindesknochen dann mit vielem
Eiter durch dem Mastdarm ausgeleert werden. Auch Mutter-
trompetenschwangerschaften haben sich so geendigt. -- (Ist
wirklich ein vom Peritonaeo gebildeter Sack um das Ovulum,
so erklärt sich der oft glückliche Ausgang dieser Fälle weit
leichter). In einem Falle will man sogar beobachtet haben,
daß die Reste eines aufgelösten Kindes, welche in den Darmkanal
übergegangen waren, ausgebrochen wurden ***). -- Der
dritte Ausweg durch Vagina oder Harnblase kommt selten
vor, indeß hat man selbst durch die Harnblase die Knochen
des Kindes, ohne der Mutter tödtlich zu werden, abgehen
sehen ****).

§. 1446.

Bemerkenswerth sind nun noch einige Erscheinungen am
mütterlichen Körper, welche, es mag nun eine außerhalb des
Uterus liegende Frucht sich verhärten oder in Eiterung über-
gehen (seltner, und nur zum Theil, wo die Zerreißung des
abnormen Fruchthälters erfolgt) beobachtet werden. Hierher
gehören aber zunächst die völlig Wehen-artigen Schmerzen,
welche, sobald das Kind seine Reife erlangt hat, immer einzu-
treten pflegen, oft aber, bei einem frühern Aufhören der Bildung

*) So entband sich eine Frau nach 5/4 jähriger Schwangerschaft, aus
einem Absceß an den Bauchdecken selbst von einem 18 Zoll langen
ziemlich erhaltenen todten Mädchen (Salzb. med. chir. Zeitung
1815. 2. Bd.)
**) So in Bell's Fall s. Richter's chirurgische Bibliothek. 4 Bd.
S. 411.
***) So in Marold's Fall, welchen H. Osiander (Handb. d.
Endbindungsk. Thl. 1. S. 337) anführt.
****) So in dem Falle von Morlane beschrieben (s. Meckel's Handb.
d. pathol. Anatomie Bd. 2. S. 175.)

Statten gehen ſah *), ja ſogar Zwillinge hier entwickelt
hat **). Schon langwieriger und gefaͤhrlicher iſt der Uebergang
der Frucht in den Darmkanal, bei welchen oft bedeutende,
ſelbſt der Unterſuchung durch den After fuͤhlbare Oeffnungen
entſtehen, und die einzelnen Kindesknochen dann mit vielem
Eiter durch dem Maſtdarm ausgeleert werden. Auch Mutter-
trompetenſchwangerſchaften haben ſich ſo geendigt. — (Iſt
wirklich ein vom Peritonaeo gebildeter Sack um das Ovulum,
ſo erklaͤrt ſich der oft gluͤckliche Ausgang dieſer Faͤlle weit
leichter). In einem Falle will man ſogar beobachtet haben,
daß die Reſte eines aufgeloͤſten Kindes, welche in den Darmkanal
uͤbergegangen waren, ausgebrochen wurden ***). — Der
dritte Ausweg durch Vagina oder Harnblaſe kommt ſelten
vor, indeß hat man ſelbſt durch die Harnblaſe die Knochen
des Kindes, ohne der Mutter toͤdtlich zu werden, abgehen
ſehen ****).

§. 1446.

Bemerkenswerth ſind nun noch einige Erſcheinungen am
muͤtterlichen Koͤrper, welche, es mag nun eine außerhalb des
Uterus liegende Frucht ſich verhaͤrten oder in Eiterung uͤber-
gehen (ſeltner, und nur zum Theil, wo die Zerreißung des
abnormen Fruchthaͤlters erfolgt) beobachtet werden. Hierher
gehoͤren aber zunaͤchſt die voͤllig Wehen-artigen Schmerzen,
welche, ſobald das Kind ſeine Reife erlangt hat, immer einzu-
treten pflegen, oft aber, bei einem fruͤhern Aufhoͤren der Bildung

*) So entband ſich eine Frau nach 5/4 jaͤhriger Schwangerſchaft, aus
einem Abſceß an den Bauchdecken ſelbſt von einem 18 Zoll langen
ziemlich erhaltenen todten Maͤdchen (Salzb. med. chir. Zeitung
1815. 2. Bd.)
**) So in Bell’s Fall ſ. Richter’s chirurgiſche Bibliothek. 4 Bd.
S. 411.
***) So in Marold’s Fall, welchen H. Oſiander (Handb. d.
Endbindungsk. Thl. 1. S. 337) anfuͤhrt.
****) So in dem Falle von Morlane beſchrieben (ſ. Meckel’s Handb.
d. pathol. Anatomie Bd. 2. S. 175.)
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[474/0500] Statten gehen ſah *), ja ſogar Zwillinge hier entwickelt hat **). Schon langwieriger und gefaͤhrlicher iſt der Uebergang der Frucht in den Darmkanal, bei welchen oft bedeutende, ſelbſt der Unterſuchung durch den After fuͤhlbare Oeffnungen entſtehen, und die einzelnen Kindesknochen dann mit vielem Eiter durch dem Maſtdarm ausgeleert werden. Auch Mutter- trompetenſchwangerſchaften haben ſich ſo geendigt. — (Iſt wirklich ein vom Peritonaeo gebildeter Sack um das Ovulum, ſo erklaͤrt ſich der oft gluͤckliche Ausgang dieſer Faͤlle weit leichter). In einem Falle will man ſogar beobachtet haben, daß die Reſte eines aufgeloͤſten Kindes, welche in den Darmkanal uͤbergegangen waren, ausgebrochen wurden ***). — Der dritte Ausweg durch Vagina oder Harnblaſe kommt ſelten vor, indeß hat man ſelbſt durch die Harnblaſe die Knochen des Kindes, ohne der Mutter toͤdtlich zu werden, abgehen ſehen ****). §. 1446. Bemerkenswerth ſind nun noch einige Erſcheinungen am muͤtterlichen Koͤrper, welche, es mag nun eine außerhalb des Uterus liegende Frucht ſich verhaͤrten oder in Eiterung uͤber- gehen (ſeltner, und nur zum Theil, wo die Zerreißung des abnormen Fruchthaͤlters erfolgt) beobachtet werden. Hierher gehoͤren aber zunaͤchſt die voͤllig Wehen-artigen Schmerzen, welche, ſobald das Kind ſeine Reife erlangt hat, immer einzu- treten pflegen, oft aber, bei einem fruͤhern Aufhoͤren der Bildung *) So entband ſich eine Frau nach 5/4 jaͤhriger Schwangerſchaft, aus einem Abſceß an den Bauchdecken ſelbſt von einem 18 Zoll langen ziemlich erhaltenen todten Maͤdchen (Salzb. med. chir. Zeitung 1815. 2. Bd.) **) So in Bell’s Fall ſ. Richter’s chirurgiſche Bibliothek. 4 Bd. S. 411. ***) So in Marold’s Fall, welchen H. Oſiander (Handb. d. Endbindungsk. Thl. 1. S. 337) anfuͤhrt. ****) So in dem Falle von Morlane beſchrieben (ſ. Meckel’s Handb. d. pathol. Anatomie Bd. 2. S. 175.)

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/500>, abgerufen am 23.11.2024.