Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

am Beckenausgange, und macht dann gemeiniglich baldige
Hülfe durch Anwendung der Zange nothwendig. Becken
mit wankenden Kreuz- Darm- und Scham-
beinverbindungen
kommen bei Gebärenden gewiß nur
äußerst selten vor. Umlegen eines sichernden Gürtels, mög-
lichste Ruhe und sehr vorsichtige und schonende Leitung des
ganzen Geburtsgeschäfts, würde dabei unentbehrlich seyn.

§. 1430.

Endlich anlangend die Schiefheit des Beckens,
die Verunstaltungen einzelner Knochen
u. s. w.,
so hindern diese gewöhnlich nur den Geburtsverlauf, in so-
fern als sie das Becken verengern, oder den natürlichen Ge-
burtsmechanismus umändern. Die Behandlung kann daher
auch hier keine andere als die schon für das zu enge Becken
angegebene seyn. --

Uebrigens wird selten ein verbildetes Becken gefunden
werden, was nicht mehrere Arten von Regelwidrigkeiten
zugleich in sich faßte, und es können diese sodann theils ein-
ander wechselseitig verstärken und ihren Nachtheil vergrößern
(z. B. die Schiefheit, starke Neigung und Engigkeit), theils
sich wechselseitig aufheben und ihre Nachtheile vermindern
(wie z. B. die starke Krümmung und ungewöhnliche Weite);
wonach dann auch in solchen complicirten Fällen, den für die
einzelnen gegebenen Regeln gemäß, eine zweckmäßige Behand-
lung einzuschlagen nicht schwer fallen wird.



am Beckenausgange, und macht dann gemeiniglich baldige
Huͤlfe durch Anwendung der Zange nothwendig. Becken
mit wankenden Kreuz- Darm- und Scham-
beinverbindungen
kommen bei Gebaͤrenden gewiß nur
aͤußerſt ſelten vor. Umlegen eines ſichernden Guͤrtels, moͤg-
lichſte Ruhe und ſehr vorſichtige und ſchonende Leitung des
ganzen Geburtsgeſchaͤfts, wuͤrde dabei unentbehrlich ſeyn.

§. 1430.

Endlich anlangend die Schiefheit des Beckens,
die Verunſtaltungen einzelner Knochen
u. ſ. w.,
ſo hindern dieſe gewoͤhnlich nur den Geburtsverlauf, in ſo-
fern als ſie das Becken verengern, oder den natuͤrlichen Ge-
burtsmechanismus umaͤndern. Die Behandlung kann daher
auch hier keine andere als die ſchon fuͤr das zu enge Becken
angegebene ſeyn. —

Uebrigens wird ſelten ein verbildetes Becken gefunden
werden, was nicht mehrere Arten von Regelwidrigkeiten
zugleich in ſich faßte, und es koͤnnen dieſe ſodann theils ein-
ander wechſelſeitig verſtaͤrken und ihren Nachtheil vergroͤßern
(z. B. die Schiefheit, ſtarke Neigung und Engigkeit), theils
ſich wechſelſeitig aufheben und ihre Nachtheile vermindern
(wie z. B. die ſtarke Kruͤmmung und ungewoͤhnliche Weite);
wonach dann auch in ſolchen complicirten Faͤllen, den fuͤr die
einzelnen gegebenen Regeln gemaͤß, eine zweckmaͤßige Behand-
lung einzuſchlagen nicht ſchwer fallen wird.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0490" n="464"/>
am Beckenausgange, und macht dann gemeiniglich baldige<lb/>
Hu&#x0364;lfe durch Anwendung der Zange nothwendig. <hi rendition="#g">Becken<lb/>
mit wankenden Kreuz- Darm- und Scham-<lb/>
beinverbindungen</hi> kommen bei Geba&#x0364;renden gewiß nur<lb/>
a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;elten vor. Umlegen eines &#x017F;ichernden Gu&#x0364;rtels, mo&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;te Ruhe und &#x017F;ehr vor&#x017F;ichtige und &#x017F;chonende Leitung des<lb/>
ganzen Geburtsge&#x017F;cha&#x0364;fts, wu&#x0364;rde dabei unentbehrlich &#x017F;eyn.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1430.</head><lb/>
                        <p>Endlich anlangend die <hi rendition="#g">Schiefheit des Beckens,<lb/>
die Verun&#x017F;taltungen einzelner Knochen</hi> u. &#x017F;. w.,<lb/>
&#x017F;o hindern die&#x017F;e gewo&#x0364;hnlich nur den Geburtsverlauf, in &#x017F;o-<lb/>
fern als &#x017F;ie das Becken verengern, oder den natu&#x0364;rlichen Ge-<lb/>
burtsmechanismus uma&#x0364;ndern. Die Behandlung kann daher<lb/>
auch hier keine andere als die &#x017F;chon fu&#x0364;r das zu enge Becken<lb/>
angegebene &#x017F;eyn. &#x2014;</p><lb/>
                        <p>Uebrigens wird &#x017F;elten ein verbildetes Becken gefunden<lb/>
werden, was nicht <hi rendition="#g">mehrere Arten</hi> von Regelwidrigkeiten<lb/>
zugleich in &#x017F;ich faßte, und es ko&#x0364;nnen die&#x017F;e &#x017F;odann theils ein-<lb/>
ander wech&#x017F;el&#x017F;eitig ver&#x017F;ta&#x0364;rken und ihren Nachtheil vergro&#x0364;ßern<lb/>
(z. B. die Schiefheit, &#x017F;tarke Neigung und Engigkeit), theils<lb/>
&#x017F;ich wech&#x017F;el&#x017F;eitig aufheben und ihre Nachtheile vermindern<lb/>
(wie z. B. die &#x017F;tarke Kru&#x0364;mmung und ungewo&#x0364;hnliche Weite);<lb/>
wonach dann auch in &#x017F;olchen complicirten Fa&#x0364;llen, den fu&#x0364;r die<lb/>
einzelnen gegebenen Regeln gema&#x0364;ß, eine zweckma&#x0364;ßige Behand-<lb/>
lung einzu&#x017F;chlagen nicht &#x017F;chwer fallen wird.</p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0490] am Beckenausgange, und macht dann gemeiniglich baldige Huͤlfe durch Anwendung der Zange nothwendig. Becken mit wankenden Kreuz- Darm- und Scham- beinverbindungen kommen bei Gebaͤrenden gewiß nur aͤußerſt ſelten vor. Umlegen eines ſichernden Guͤrtels, moͤg- lichſte Ruhe und ſehr vorſichtige und ſchonende Leitung des ganzen Geburtsgeſchaͤfts, wuͤrde dabei unentbehrlich ſeyn. §. 1430. Endlich anlangend die Schiefheit des Beckens, die Verunſtaltungen einzelner Knochen u. ſ. w., ſo hindern dieſe gewoͤhnlich nur den Geburtsverlauf, in ſo- fern als ſie das Becken verengern, oder den natuͤrlichen Ge- burtsmechanismus umaͤndern. Die Behandlung kann daher auch hier keine andere als die ſchon fuͤr das zu enge Becken angegebene ſeyn. — Uebrigens wird ſelten ein verbildetes Becken gefunden werden, was nicht mehrere Arten von Regelwidrigkeiten zugleich in ſich faßte, und es koͤnnen dieſe ſodann theils ein- ander wechſelſeitig verſtaͤrken und ihren Nachtheil vergroͤßern (z. B. die Schiefheit, ſtarke Neigung und Engigkeit), theils ſich wechſelſeitig aufheben und ihre Nachtheile vermindern (wie z. B. die ſtarke Kruͤmmung und ungewoͤhnliche Weite); wonach dann auch in ſolchen complicirten Faͤllen, den fuͤr die einzelnen gegebenen Regeln gemaͤß, eine zweckmaͤßige Behand- lung einzuſchlagen nicht ſchwer fallen wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/490
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/490>, abgerufen am 22.12.2024.