ninghausen*) und Ackermann**), durch beträchtliche Verminderung der Nahrung, und besonders durch bloße Pflan- zenkost eine zu starke Vergrößerung des Kindes zu hindern, und so den Durchgang des Kopfs vermöge der biegsamern Kopfknochen zu erleichtern, Ideen von welchen indeß die prak- tische Anwendbarkeit sehr gering seyn möchte, da sich doch nicht selten die kräftigste Ernährung der Frucht selbst bei sehr abgezehrtem Körper der Schwangern zeigt, Purgirmittel, Aderlassen und Lenhardt'sche Quacksalbereien aber entwe- der ganz ohne Wirkung auf die Frucht bleiben, oder wohl sogar den Abortus befördern können.
§. 1425.
Ein anderes Mittel die schweren Geburten bei so ver- verengertem Becken zu erleichtern und ihnen einen für das Leben des Kindes glücklichern Ausgang zu geben, ist die künst- lich veranlaßte Frühgeburt durch Sprengung der Eihäute, wovon das Nähere oben (§. 1158 u. f.) angegeben worden ist. Nach den bis jetzt darüber von Engländern, und unter den Deut- schen von Wenzel gesammelten Erfahrungen, kann aber hiervon in Wahrheit mehr als von den im vorigen §. ge- nannten Mitteln erwartet werden, und es würde sonach in Fällen: wo durch eine oder mehrere vorausgegau- gene Geburteu mit Bestimmtheit dargethan ist, daß ein ausgetragenes Kind nicht lebend gebo- ren werden könne, allein die Engigkeit noch nicht so groß ist, daß nicht wenigstens ein achtmonat- liches Kind ohne Schwierigkeit geboren werden könnte, dieses Verfahren allerdings Anwendung finden ***).
*) H. J. Brünninghausen Etwas über Erleichterung schwerer Ge- burten. 1804.
**) J. F. Ackermann über die Erleichterung schwerer Geburten. 1804.
***) Während des Druckes kommt mir noch die Schrift von F. Rei- singer (die künstliche FrühgeburtAugsburg u. Leipzig. 1820) zur Hand welche sich über Geschichte und Anwendbarkeit dieser Operation ausführlich verbreitet.
ninghauſen*) und Ackermann**), durch betraͤchtliche Verminderung der Nahrung, und beſonders durch bloße Pflan- zenkoſt eine zu ſtarke Vergroͤßerung des Kindes zu hindern, und ſo den Durchgang des Kopfs vermoͤge der biegſamern Kopfknochen zu erleichtern, Ideen von welchen indeß die prak- tiſche Anwendbarkeit ſehr gering ſeyn moͤchte, da ſich doch nicht ſelten die kraͤftigſte Ernaͤhrung der Frucht ſelbſt bei ſehr abgezehrtem Koͤrper der Schwangern zeigt, Purgirmittel, Aderlaſſen und Lenhardt’ſche Quackſalbereien aber entwe- der ganz ohne Wirkung auf die Frucht bleiben, oder wohl ſogar den Abortus befoͤrdern koͤnnen.
§. 1425.
Ein anderes Mittel die ſchweren Geburten bei ſo ver- verengertem Becken zu erleichtern und ihnen einen fuͤr das Leben des Kindes gluͤcklichern Ausgang zu geben, iſt die kuͤnſt- lich veranlaßte Fruͤhgeburt durch Sprengung der Eihaͤute, wovon das Naͤhere oben (§. 1158 u. f.) angegeben worden iſt. Nach den bis jetzt daruͤber von Englaͤndern, und unter den Deut- ſchen von Wenzel geſammelten Erfahrungen, kann aber hiervon in Wahrheit mehr als von den im vorigen §. ge- nannten Mitteln erwartet werden, und es wuͤrde ſonach in Faͤllen: wo durch eine oder mehrere vorausgegau- gene Geburteu mit Beſtimmtheit dargethan iſt, daß ein ausgetragenes Kind nicht lebend gebo- ren werden koͤnne, allein die Engigkeit noch nicht ſo groß iſt, daß nicht wenigſtens ein achtmonat- liches Kind ohne Schwierigkeit geboren werden koͤnnte, dieſes Verfahren allerdings Anwendung finden ***).
*) H. J. Bruͤnninghauſen Etwas uͤber Erleichterung ſchwerer Ge- burten. 1804.
**) J. F. Ackermann uͤber die Erleichterung ſchwerer Geburten. 1804.
***) Waͤhrend des Druckes kommt mir noch die Schrift von F. Rei- ſinger (die kuͤnſtliche FruͤhgeburtAugsburg u. Leipzig. 1820) zur Hand welche ſich uͤber Geſchichte und Anwendbarkeit dieſer Operation ausfuͤhrlich verbreitet.
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ninghauſen *) und Ackermann **), durch betraͤchtliche
Verminderung der Nahrung, und beſonders durch bloße Pflan-
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und ſo den Durchgang des Kopfs vermoͤge der biegſamern
Kopfknochen zu erleichtern, Ideen von welchen indeß die prak-
tiſche Anwendbarkeit ſehr gering ſeyn moͤchte, da ſich doch
nicht ſelten die kraͤftigſte Ernaͤhrung der Frucht ſelbſt bei ſehr
abgezehrtem Koͤrper der Schwangern zeigt, Purgirmittel,
Aderlaſſen und Lenhardt’ſche Quackſalbereien aber entwe-
der ganz ohne Wirkung auf die Frucht bleiben, oder wohl
ſogar den Abortus befoͤrdern koͤnnen.
§. 1425.
Ein anderes Mittel die ſchweren Geburten bei ſo ver-
verengertem Becken zu erleichtern und ihnen einen fuͤr das
Leben des Kindes gluͤcklichern Ausgang zu geben, iſt die kuͤnſt-
lich veranlaßte Fruͤhgeburt durch Sprengung der Eihaͤute, wovon
das Naͤhere oben (§. 1158 u. f.) angegeben worden iſt. Nach
den bis jetzt daruͤber von Englaͤndern, und unter den Deut-
ſchen von Wenzel geſammelten Erfahrungen, kann aber
hiervon in Wahrheit mehr als von den im vorigen §. ge-
nannten Mitteln erwartet werden, und es wuͤrde ſonach in
Faͤllen: wo durch eine oder mehrere vorausgegau-
gene Geburteu mit Beſtimmtheit dargethan iſt,
daß ein ausgetragenes Kind nicht lebend gebo-
ren werden koͤnne, allein die Engigkeit noch nicht
ſo groß iſt, daß nicht wenigſtens ein achtmonat-
liches Kind ohne Schwierigkeit geboren werden
koͤnnte, dieſes Verfahren allerdings Anwendung finden ***).
*) H. J. Bruͤnninghauſen Etwas uͤber Erleichterung ſchwerer Ge-
burten. 1804.
**) J. F. Ackermann uͤber die Erleichterung ſchwerer Geburten. 1804.
***) Waͤhrend des Druckes kommt mir noch die Schrift von F. Rei-
ſinger (die kuͤnſtliche Fruͤhgeburt Augsburg u. Leipzig. 1820)
zur Hand welche ſich uͤber Geſchichte und Anwendbarkeit dieſer
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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