Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

wirken, und man daher oft lange Zeit, unter anhaltenden Zu-
sammenziehungen, den Grad der Eröffnung sich gleich bleibend,
und nur den Muttermund mehr in die Führungslinie rückend
findet, worauf er dann gewöhnlich schnellzur völligen Erwei-
terung gelangt.

§. 1393.

Die Kunst vermag zur Beseitigung dieser Regelwidrig-
keit sehr wenig, vorzüglich ist alles gewaltsame Einrichten des
Muttermundes zu vermeiden, und es gleicht auch die Natur
durch fortgehende Wehen selbst die Schiefheit nach und nach
immer aus. Ruhiges Abwarten der etwas längern Dauer
der zweiten Periode, Anordnen der gegen etwa sich hinzuge-
sellende krampfhafte oder entzündliche Zustände oder falsche
Lagen des Uterus nothwendigen Hülfsmittel, und endlich, wenn
wirklich in Folge der zu langen und starken Wehen der zwei-
ten Periode, wahre Schwäche des Uterus in der dritten und
vierten Periode eintritt, Anwenden dynamischer oder operati-
ver Hülfe, nach den bei der Schwäche des Uterus aufgestell-
ten Grundsätzen, ist folglich das einzige hierbei angezeigte
Verfahren.

c. Regelwidrige Lagen der Gebärmutter während
der Geburt.
1) Schieflagen.
§. 1394.

Wir finden deren bei Gebärenden vorzüglich dreierlei Ar-
ten vor, nämlich: Schieflage mit dem Gebärmuttergrunde nach
rechts (die gewöhnlichste Art) oder zweitens nach links, und
endlich drittens mit dem Gebärmuttergrunde nach vorwärts,
bei welcher Lage denn zuweilen gleichzeitig der Uterus zum
Theil durch eine Bruchspalte vorgetreten seyn kann. Erkannt
werden diese Schieflagen sehr leicht durch Vergleichung der

wirken, und man daher oft lange Zeit, unter anhaltenden Zu-
ſammenziehungen, den Grad der Eroͤffnung ſich gleich bleibend,
und nur den Muttermund mehr in die Fuͤhrungslinie ruͤckend
findet, worauf er dann gewoͤhnlich ſchnellzur voͤlligen Erwei-
terung gelangt.

§. 1393.

Die Kunſt vermag zur Beſeitigung dieſer Regelwidrig-
keit ſehr wenig, vorzuͤglich iſt alles gewaltſame Einrichten des
Muttermundes zu vermeiden, und es gleicht auch die Natur
durch fortgehende Wehen ſelbſt die Schiefheit nach und nach
immer aus. Ruhiges Abwarten der etwas laͤngern Dauer
der zweiten Periode, Anordnen der gegen etwa ſich hinzuge-
ſellende krampfhafte oder entzuͤndliche Zuſtaͤnde oder falſche
Lagen des Uterus nothwendigen Huͤlfsmittel, und endlich, wenn
wirklich in Folge der zu langen und ſtarken Wehen der zwei-
ten Periode, wahre Schwaͤche des Uterus in der dritten und
vierten Periode eintritt, Anwenden dynamiſcher oder operati-
ver Huͤlfe, nach den bei der Schwaͤche des Uterus aufgeſtell-
ten Grundſaͤtzen, iſt folglich das einzige hierbei angezeigte
Verfahren.

c. Regelwidrige Lagen der Gebaͤrmutter waͤhrend
der Geburt.
1) Schieflagen.
§. 1394.

Wir finden deren bei Gebaͤrenden vorzuͤglich dreierlei Ar-
ten vor, naͤmlich: Schieflage mit dem Gebaͤrmuttergrunde nach
rechts (die gewoͤhnlichſte Art) oder zweitens nach links, und
endlich drittens mit dem Gebaͤrmuttergrunde nach vorwaͤrts,
bei welcher Lage denn zuweilen gleichzeitig der Uterus zum
Theil durch eine Bruchſpalte vorgetreten ſeyn kann. Erkannt
werden dieſe Schieflagen ſehr leicht durch Vergleichung der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0469" n="443"/>
wirken, und man daher oft lange Zeit, unter anhaltenden Zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehungen, den Grad der Ero&#x0364;ffnung &#x017F;ich gleich bleibend,<lb/>
und nur den Muttermund mehr in die Fu&#x0364;hrungslinie ru&#x0364;ckend<lb/>
findet, worauf er dann gewo&#x0364;hnlich &#x017F;chnellzur vo&#x0364;lligen Erwei-<lb/>
terung gelangt.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1393.</head><lb/>
                          <p>Die Kun&#x017F;t vermag zur Be&#x017F;eitigung die&#x017F;er Regelwidrig-<lb/>
keit &#x017F;ehr wenig, vorzu&#x0364;glich i&#x017F;t alles gewalt&#x017F;ame Einrichten des<lb/>
Muttermundes zu vermeiden, und es gleicht auch die Natur<lb/>
durch fortgehende Wehen &#x017F;elb&#x017F;t die Schiefheit nach und nach<lb/>
immer aus. Ruhiges Abwarten der etwas la&#x0364;ngern Dauer<lb/>
der zweiten Periode, Anordnen der gegen etwa &#x017F;ich hinzuge-<lb/>
&#x017F;ellende krampfhafte oder entzu&#x0364;ndliche Zu&#x017F;ta&#x0364;nde oder fal&#x017F;che<lb/>
Lagen des Uterus nothwendigen Hu&#x0364;lfsmittel, und endlich, wenn<lb/>
wirklich in Folge der zu langen und &#x017F;tarken Wehen der zwei-<lb/>
ten Periode, <hi rendition="#g">wahre</hi> Schwa&#x0364;che des Uterus in der dritten und<lb/>
vierten Periode eintritt, Anwenden dynami&#x017F;cher oder operati-<lb/>
ver Hu&#x0364;lfe, nach den bei der Schwa&#x0364;che des Uterus aufge&#x017F;tell-<lb/>
ten Grund&#x017F;a&#x0364;tzen, i&#x017F;t folglich das einzige hierbei angezeigte<lb/>
Verfahren.</p>
                        </div>
                      </div>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head><hi rendition="#aq">c.</hi> Regelwidrige Lagen der Geba&#x0364;rmutter wa&#x0364;hrend<lb/>
der Geburt.</head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>1) <hi rendition="#g">Schieflagen</hi>.</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1394.</head><lb/>
                          <p>Wir finden deren bei Geba&#x0364;renden vorzu&#x0364;glich dreierlei Ar-<lb/>
ten vor, na&#x0364;mlich: Schieflage mit dem Geba&#x0364;rmuttergrunde nach<lb/>
rechts (die gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te Art) oder zweitens nach links, und<lb/>
endlich drittens mit dem Geba&#x0364;rmuttergrunde nach vorwa&#x0364;rts,<lb/>
bei welcher Lage denn zuweilen gleichzeitig der Uterus zum<lb/>
Theil durch eine Bruch&#x017F;palte vorgetreten &#x017F;eyn kann. Erkannt<lb/>
werden die&#x017F;e Schieflagen &#x017F;ehr leicht durch Vergleichung der<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0469] wirken, und man daher oft lange Zeit, unter anhaltenden Zu- ſammenziehungen, den Grad der Eroͤffnung ſich gleich bleibend, und nur den Muttermund mehr in die Fuͤhrungslinie ruͤckend findet, worauf er dann gewoͤhnlich ſchnellzur voͤlligen Erwei- terung gelangt. §. 1393. Die Kunſt vermag zur Beſeitigung dieſer Regelwidrig- keit ſehr wenig, vorzuͤglich iſt alles gewaltſame Einrichten des Muttermundes zu vermeiden, und es gleicht auch die Natur durch fortgehende Wehen ſelbſt die Schiefheit nach und nach immer aus. Ruhiges Abwarten der etwas laͤngern Dauer der zweiten Periode, Anordnen der gegen etwa ſich hinzuge- ſellende krampfhafte oder entzuͤndliche Zuſtaͤnde oder falſche Lagen des Uterus nothwendigen Huͤlfsmittel, und endlich, wenn wirklich in Folge der zu langen und ſtarken Wehen der zwei- ten Periode, wahre Schwaͤche des Uterus in der dritten und vierten Periode eintritt, Anwenden dynamiſcher oder operati- ver Huͤlfe, nach den bei der Schwaͤche des Uterus aufgeſtell- ten Grundſaͤtzen, iſt folglich das einzige hierbei angezeigte Verfahren. c. Regelwidrige Lagen der Gebaͤrmutter waͤhrend der Geburt. 1) Schieflagen. §. 1394. Wir finden deren bei Gebaͤrenden vorzuͤglich dreierlei Ar- ten vor, naͤmlich: Schieflage mit dem Gebaͤrmuttergrunde nach rechts (die gewoͤhnlichſte Art) oder zweitens nach links, und endlich drittens mit dem Gebaͤrmuttergrunde nach vorwaͤrts, bei welcher Lage denn zuweilen gleichzeitig der Uterus zum Theil durch eine Bruchſpalte vorgetreten ſeyn kann. Erkannt werden dieſe Schieflagen ſehr leicht durch Vergleichung der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/469
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/469>, abgerufen am 22.11.2024.