Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

die Erfahrung nicht allzuselten bezeugt, wie schwer zuweilen
durch Schiefheit des Uterus u. s. w. das Auffinden des Mut-
termundes werden könne. Immer wird also nur in einem
Falle wo wirklich die Narbe des Muttermundes zu entdecken
ist, aber auch zugleich das gänzliche Geschlossenseyn derselben
deutlich gefühlt wird, an Vorhandenseyn dieser Abnormität
geglaubt werden dürfen. --

§. 1381.

Eine solche Verwachsung kann aber bei eintretenden We-
hen theils als ursprünglicher Bildungsfehler vorkommen (s.
davon und über die Möglichkeit der Conception 1. Thl. §.
139.), und dieses ist der seltenste Fall; oder sie ist die Folge
von vorausgegangener schwerer Entbindung, eingetretener Ent-
zündung, Eiterung u. s. w. *). Immer wird diese Atresie
operative Hülfe nöthig machen, welche auf zum Theil schon
früher beschriebene Weise mit Osiander's Hysterotom, oder
mit einem bis gegen die Spitze umwickelten Bistouri zu lei-
sten ist. Nicht unzweckmäßig ist hierbei Moscati's Rath,
den Muttermund, um das Weiterreißen eines einfachen Quer-
oder Längenschnittes zu vermeiden, nach mehrern Richtungen
seiner Peripherie einzuschlitzen (s. §. 1154).

§. 1382.

Verengerungen des Muttermundes kommen ebenfalls ent-
weder als Folge bloßer Rigidität seiner Fasern bei sehr be-
jahrten Erstgebärenden vor, oder sie entstehen durch Steato-
mata
**) Skirrhositäten u. s. w. -- Was die Behandlung
betrifft, so wird im ersten Falle das Beseitigen der Verenge-
rung vorzüglich das Werk der Natur bleiben müssen, indem

*) s. einen Fall dieser Art nebst der Geschichte der Operation von
Moscati im Journal universel des Sciences. Decbr. 1819.
p.
335.
**) s. einen Fall dieser Art in v. Siebold's Lucina. 1. Bd. 1.
St. S. 87.

die Erfahrung nicht allzuſelten bezeugt, wie ſchwer zuweilen
durch Schiefheit des Uterus u. ſ. w. das Auffinden des Mut-
termundes werden koͤnne. Immer wird alſo nur in einem
Falle wo wirklich die Narbe des Muttermundes zu entdecken
iſt, aber auch zugleich das gaͤnzliche Geſchloſſenſeyn derſelben
deutlich gefuͤhlt wird, an Vorhandenſeyn dieſer Abnormitaͤt
geglaubt werden duͤrfen. —

§. 1381.

Eine ſolche Verwachſung kann aber bei eintretenden We-
hen theils als urſpruͤnglicher Bildungsfehler vorkommen (ſ.
davon und uͤber die Moͤglichkeit der Conception 1. Thl. §.
139.), und dieſes iſt der ſeltenſte Fall; oder ſie iſt die Folge
von vorausgegangener ſchwerer Entbindung, eingetretener Ent-
zuͤndung, Eiterung u. ſ. w. *). Immer wird dieſe Atreſie
operative Huͤlfe noͤthig machen, welche auf zum Theil ſchon
fruͤher beſchriebene Weiſe mit Oſiander’s Hyſterotom, oder
mit einem bis gegen die Spitze umwickelten Biſtouri zu lei-
ſten iſt. Nicht unzweckmaͤßig iſt hierbei Moscati’s Rath,
den Muttermund, um das Weiterreißen eines einfachen Quer-
oder Laͤngenſchnittes zu vermeiden, nach mehrern Richtungen
ſeiner Peripherie einzuſchlitzen (ſ. §. 1154).

§. 1382.

Verengerungen des Muttermundes kommen ebenfalls ent-
weder als Folge bloßer Rigiditaͤt ſeiner Faſern bei ſehr be-
jahrten Erſtgebaͤrenden vor, oder ſie entſtehen durch Steato-
mata
**) Skirrhoſitaͤten u. ſ. w. — Was die Behandlung
betrifft, ſo wird im erſten Falle das Beſeitigen der Verenge-
rung vorzuͤglich das Werk der Natur bleiben muͤſſen, indem

*) ſ. einen Fall dieſer Art nebſt der Geſchichte der Operation von
Moscati im Journal universel des Sciences. Decbr. 1819.
p.
335.
**) ſ. einen Fall dieſer Art in v. Siebold’s Lucina. 1. Bd. 1.
St. S. 87.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0463" n="437"/>
die Erfahrung nicht allzu&#x017F;elten bezeugt, wie &#x017F;chwer zuweilen<lb/>
durch Schiefheit des Uterus u. &#x017F;. w. das Auffinden des Mut-<lb/>
termundes werden ko&#x0364;nne. Immer wird al&#x017F;o nur in einem<lb/>
Falle wo wirklich die Narbe des Muttermundes zu entdecken<lb/>
i&#x017F;t, aber auch zugleich das ga&#x0364;nzliche Ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en&#x017F;eyn der&#x017F;elben<lb/>
deutlich gefu&#x0364;hlt wird, an Vorhanden&#x017F;eyn die&#x017F;er Abnormita&#x0364;t<lb/>
geglaubt werden du&#x0364;rfen. &#x2014;</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1381.</head><lb/>
                          <p>Eine &#x017F;olche Verwach&#x017F;ung kann aber bei eintretenden We-<lb/>
hen theils als ur&#x017F;pru&#x0364;nglicher Bildungsfehler vorkommen (&#x017F;.<lb/>
davon und u&#x0364;ber die Mo&#x0364;glichkeit der Conception 1. Thl. §.<lb/>
139.), und die&#x017F;es i&#x017F;t der &#x017F;elten&#x017F;te Fall; oder &#x017F;ie i&#x017F;t die Folge<lb/>
von vorausgegangener &#x017F;chwerer Entbindung, eingetretener Ent-<lb/>
zu&#x0364;ndung, Eiterung u. &#x017F;. w. <note place="foot" n="*)">&#x017F;. einen Fall die&#x017F;er Art neb&#x017F;t der Ge&#x017F;chichte der Operation von<lb/><hi rendition="#aq">Moscati</hi> im <hi rendition="#aq">Journal universel des Sciences. Decbr. 1819.<lb/>
p.</hi> 335.</note>. Immer wird die&#x017F;e Atre&#x017F;ie<lb/>
operative Hu&#x0364;lfe no&#x0364;thig machen, welche auf zum Theil &#x017F;chon<lb/>
fru&#x0364;her be&#x017F;chriebene Wei&#x017F;e mit <hi rendition="#g">O&#x017F;iander&#x2019;s</hi> Hy&#x017F;terotom, oder<lb/>
mit einem bis gegen die Spitze umwickelten Bi&#x017F;touri zu lei-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t. Nicht unzweckma&#x0364;ßig i&#x017F;t hierbei <hi rendition="#aq">Moscati&#x2019;s</hi> Rath,<lb/>
den Muttermund, um das Weiterreißen eines einfachen Quer-<lb/>
oder La&#x0364;ngen&#x017F;chnittes zu vermeiden, nach mehrern Richtungen<lb/>
&#x017F;einer Peripherie einzu&#x017F;chlitzen (&#x017F;. §. 1154).</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1382.</head><lb/>
                          <p>Verengerungen des Muttermundes kommen ebenfalls ent-<lb/>
weder als Folge bloßer Rigidita&#x0364;t &#x017F;einer Fa&#x017F;ern bei &#x017F;ehr be-<lb/>
jahrten Er&#x017F;tgeba&#x0364;renden vor, oder &#x017F;ie ent&#x017F;tehen durch <hi rendition="#aq">Steato-<lb/>
mata</hi> <note place="foot" n="**)">&#x017F;. einen Fall die&#x017F;er Art in v. <hi rendition="#g">Siebold&#x2019;s</hi> Lucina. 1. Bd. 1.<lb/>
St. S. 87.</note> Skirrho&#x017F;ita&#x0364;ten u. &#x017F;. w. &#x2014; Was die Behandlung<lb/>
betrifft, &#x017F;o wird im er&#x017F;ten Falle das Be&#x017F;eitigen der Verenge-<lb/>
rung vorzu&#x0364;glich das Werk der Natur bleiben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, indem<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0463] die Erfahrung nicht allzuſelten bezeugt, wie ſchwer zuweilen durch Schiefheit des Uterus u. ſ. w. das Auffinden des Mut- termundes werden koͤnne. Immer wird alſo nur in einem Falle wo wirklich die Narbe des Muttermundes zu entdecken iſt, aber auch zugleich das gaͤnzliche Geſchloſſenſeyn derſelben deutlich gefuͤhlt wird, an Vorhandenſeyn dieſer Abnormitaͤt geglaubt werden duͤrfen. — §. 1381. Eine ſolche Verwachſung kann aber bei eintretenden We- hen theils als urſpruͤnglicher Bildungsfehler vorkommen (ſ. davon und uͤber die Moͤglichkeit der Conception 1. Thl. §. 139.), und dieſes iſt der ſeltenſte Fall; oder ſie iſt die Folge von vorausgegangener ſchwerer Entbindung, eingetretener Ent- zuͤndung, Eiterung u. ſ. w. *). Immer wird dieſe Atreſie operative Huͤlfe noͤthig machen, welche auf zum Theil ſchon fruͤher beſchriebene Weiſe mit Oſiander’s Hyſterotom, oder mit einem bis gegen die Spitze umwickelten Biſtouri zu lei- ſten iſt. Nicht unzweckmaͤßig iſt hierbei Moscati’s Rath, den Muttermund, um das Weiterreißen eines einfachen Quer- oder Laͤngenſchnittes zu vermeiden, nach mehrern Richtungen ſeiner Peripherie einzuſchlitzen (ſ. §. 1154). §. 1382. Verengerungen des Muttermundes kommen ebenfalls ent- weder als Folge bloßer Rigiditaͤt ſeiner Faſern bei ſehr be- jahrten Erſtgebaͤrenden vor, oder ſie entſtehen durch Steato- mata **) Skirrhoſitaͤten u. ſ. w. — Was die Behandlung betrifft, ſo wird im erſten Falle das Beſeitigen der Verenge- rung vorzuͤglich das Werk der Natur bleiben muͤſſen, indem *) ſ. einen Fall dieſer Art nebſt der Geſchichte der Operation von Moscati im Journal universel des Sciences. Decbr. 1819. p. 335. **) ſ. einen Fall dieſer Art in v. Siebold’s Lucina. 1. Bd. 1. St. S. 87.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/463
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/463>, abgerufen am 22.11.2024.