innerlich genommene erhitzende, treibende Mittel u. s. w. -- Späterhin kann denn auch der verzögerte Austritt des Kindes wegen falscher Lage desselben, Engigkeit des Beckens u. s. w. zu Entzündung führen, eben so aber kann sie auch durch Nachgeburtszögerungen, und rohe Operationen veranlaßt werden.
§. 1359.
Die Prognose richtet sich hierbei nach dem Grade des Uebels Leichtes Anschwellen und Entzünden am Muttermunde pflegt nicht leicht gefährlich zu werden, dahingegen ein jeder heftigerer und ausgebreiteter Entzündungszustand, nicht nur den Geburtsverlauf äußerst schmerzhaft macht und die regelmäßige Wirkung der Geburtskraft über lang oder kurz hindert, son- dern theils für das Kind gefährlich wird (indem ich immer beobachtet habe, daß Kinder bei entzündlichem Zustande im Uterus leichter abstarben), theils aber sich über das Geburts- geschäft hinaus fortsetzt, und dadurch selbst zu Entstehung des Puerperalfiebers Veranlassung geben kann.
§. 1360.
Die Behandlung muß ebenfalls, dem Grade der Hef- tigkeit des Uebels gemäß, verschieden seyn. Für die begin- nende Entzündung des Muttermundes paßt vorzüglich, nächst Beseitigung fortwährend einwirkender Gelegenheitsursachen, die Anwendung örtlicher erweichender, reizvermindernder Mittel; es gehören dahin die schleimigen, öhligen oder aus Milch mit Zusätzen des Infus. Hb. Hyoscyami, Hb. Cicut., Flor. Cha- momill. u. s. w. bereiteten Injektionen, die ganzen Bäder, die Fomentationen mit Flanelltüchern welche in den Aufguß der Kamillenblumen u. s. w. getaucht sind und über die Ge- burtstheile gelegt werden; im Allgemeinen aber ein antiphlo- gistisches Verfahren. -- Höhere Grade der Metritis hingegen fordern Blutentziehungen, außerdem die örtliche Anwendung der obengenannten schmerzlindernden Mittel; innerlich, nach beendigter Entbindung, die früher gelehrte Behandlung, end-
innerlich genommene erhitzende, treibende Mittel u. ſ. w. — Spaͤterhin kann denn auch der verzoͤgerte Austritt des Kindes wegen falſcher Lage deſſelben, Engigkeit des Beckens u. ſ. w. zu Entzuͤndung fuͤhren, eben ſo aber kann ſie auch durch Nachgeburtszoͤgerungen, und rohe Operationen veranlaßt werden.
§. 1359.
Die Prognoſe richtet ſich hierbei nach dem Grade des Uebels Leichtes Anſchwellen und Entzuͤnden am Muttermunde pflegt nicht leicht gefaͤhrlich zu werden, dahingegen ein jeder heftigerer und ausgebreiteter Entzuͤndungszuſtand, nicht nur den Geburtsverlauf aͤußerſt ſchmerzhaft macht und die regelmaͤßige Wirkung der Geburtskraft uͤber lang oder kurz hindert, ſon- dern theils fuͤr das Kind gefaͤhrlich wird (indem ich immer beobachtet habe, daß Kinder bei entzuͤndlichem Zuſtande im Uterus leichter abſtarben), theils aber ſich uͤber das Geburts- geſchaͤft hinaus fortſetzt, und dadurch ſelbſt zu Entſtehung des Puerperalfiebers Veranlaſſung geben kann.
§. 1360.
Die Behandlung muß ebenfalls, dem Grade der Hef- tigkeit des Uebels gemaͤß, verſchieden ſeyn. Fuͤr die begin- nende Entzuͤndung des Muttermundes paßt vorzuͤglich, naͤchſt Beſeitigung fortwaͤhrend einwirkender Gelegenheitsurſachen, die Anwendung oͤrtlicher erweichender, reizvermindernder Mittel; es gehoͤren dahin die ſchleimigen, oͤhligen oder aus Milch mit Zuſaͤtzen des Infus. Hb. Hyoscyami, Hb. Cicut., Flor. Cha- momill. u. ſ. w. bereiteten Injektionen, die ganzen Baͤder, die Fomentationen mit Flanelltuͤchern welche in den Aufguß der Kamillenblumen u. ſ. w. getaucht ſind und uͤber die Ge- burtstheile gelegt werden; im Allgemeinen aber ein antiphlo- giſtiſches Verfahren. — Hoͤhere Grade der Metritis hingegen fordern Blutentziehungen, außerdem die oͤrtliche Anwendung der obengenannten ſchmerzlindernden Mittel; innerlich, nach beendigter Entbindung, die fruͤher gelehrte Behandlung, end-
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innerlich genommene erhitzende, treibende Mittel u. ſ. w. —
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zu Entzuͤndung fuͤhren, eben ſo aber kann ſie auch durch
Nachgeburtszoͤgerungen, und rohe Operationen veranlaßt
werden.
§. 1359.
Die Prognoſe richtet ſich hierbei nach dem Grade des
Uebels Leichtes Anſchwellen und Entzuͤnden am Muttermunde
pflegt nicht leicht gefaͤhrlich zu werden, dahingegen ein jeder
heftigerer und ausgebreiteter Entzuͤndungszuſtand, nicht nur den
Geburtsverlauf aͤußerſt ſchmerzhaft macht und die regelmaͤßige
Wirkung der Geburtskraft uͤber lang oder kurz hindert, ſon-
dern theils fuͤr das Kind gefaͤhrlich wird (indem ich immer
beobachtet habe, daß Kinder bei entzuͤndlichem Zuſtande im
Uterus leichter abſtarben), theils aber ſich uͤber das Geburts-
geſchaͤft hinaus fortſetzt, und dadurch ſelbſt zu Entſtehung des
Puerperalfiebers Veranlaſſung geben kann.
§. 1360.
Die Behandlung muß ebenfalls, dem Grade der Hef-
tigkeit des Uebels gemaͤß, verſchieden ſeyn. Fuͤr die begin-
nende Entzuͤndung des Muttermundes paßt vorzuͤglich, naͤchſt
Beſeitigung fortwaͤhrend einwirkender Gelegenheitsurſachen, die
Anwendung oͤrtlicher erweichender, reizvermindernder Mittel;
es gehoͤren dahin die ſchleimigen, oͤhligen oder aus Milch mit
Zuſaͤtzen des Infus. Hb. Hyoscyami, Hb. Cicut., Flor. Cha-
momill. u. ſ. w. bereiteten Injektionen, die ganzen Baͤder,
die Fomentationen mit Flanelltuͤchern welche in den Aufguß
der Kamillenblumen u. ſ. w. getaucht ſind und uͤber die Ge-
burtstheile gelegt werden; im Allgemeinen aber ein antiphlo-
giſtiſches Verfahren. — Hoͤhere Grade der Metritis hingegen
fordern Blutentziehungen, außerdem die oͤrtliche Anwendung
der obengenannten ſchmerzlindernden Mittel; innerlich, nach
beendigter Entbindung, die fruͤher gelehrte Behandlung, end-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/450>, abgerufen am 22.11.2024.
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