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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 669.

Die Nabelblase steht als erste Weitung des Darmkanals
einem Magen vergleichbar, und dieses Organ demnach ist
als erstes Rudiment auch des menschlichen Embryos zu be-
trachten. Allein diese Magenblase oder Nabelblase ist noch
von einer äußern Hülle umgeben, welche der Schale des
Eies eierlegender Thiere analog ist, aber hier ebenfalls an-
dere Bedeutung erhält und den Namen der Lederhaut (Cho-
rion
) bekommt. (S. Taf. II. Fig. I.)

§. 670.

Nabelbläschen (oder vielmehr Magen- oder Darmbläs-
chen) und Chorion stellen sonach das Ei ursprünglich dar,
aber die Verwandlung schreitet rasch vorwärts, und es bil-
den sich zunächst rings am Chorion einsaugende Fasern. --
Diese hat man öfters als wahre vom Embryo ausgehende
Adern gedacht *), welches sie indeß gewiß nicht sind **),
sondern anschließende kolbig geendigte Saugfasern, bestimmt
wie Haarröhrchen plastische vom Uterus dargebotene Stoffe
aufzunehmen.

§. 671.

Wie das Chorion sich verwandelt so auch das inliegende
Bläschen. In seiner Haut müssen wohl wie in der Keim-
haut am Dotter des Hühnereies nach Pander mehrere
Schichten angenommen werden, wenigstens bildet sich in die-
ser Hülle (wenn irgend eine Analogie gültig seyn kann und
ohne alle Analogie sage man nur gerade, daß hier alles
Bestreben nach Erkenntniß völlig vergeblich und unnütz sey),

*) So z. B. H. Froriep Handbuch der Geburtshülfe S. 143. und
Andere mehr.
**) Wenn man hier die Anwesenheit der Blutgefäße auch analogisch
durch Vorhandenseyn der Adern in dem sogenannten Chorion
des Vogeleies erweisen will, so ist dieß darum irrig, weil dieses
Chorion des Vogels eigentlich blos die Allantois der Säugthiere ist.
§. 669.

Die Nabelblaſe ſteht als erſte Weitung des Darmkanals
einem Magen vergleichbar, und dieſes Organ demnach iſt
als erſtes Rudiment auch des menſchlichen Embryos zu be-
trachten. Allein dieſe Magenblaſe oder Nabelblaſe iſt noch
von einer aͤußern Huͤlle umgeben, welche der Schale des
Eies eierlegender Thiere analog iſt, aber hier ebenfalls an-
dere Bedeutung erhaͤlt und den Namen der Lederhaut (Cho-
rion
) bekommt. (S. Taf. II. Fig. I.)

§. 670.

Nabelblaͤschen (oder vielmehr Magen- oder Darmblaͤs-
chen) und Chorion ſtellen ſonach das Ei urſpruͤnglich dar,
aber die Verwandlung ſchreitet raſch vorwaͤrts, und es bil-
den ſich zunaͤchſt rings am Chorion einſaugende Faſern. —
Dieſe hat man oͤfters als wahre vom Embryo ausgehende
Adern gedacht *), welches ſie indeß gewiß nicht ſind **),
ſondern anſchließende kolbig geendigte Saugfaſern, beſtimmt
wie Haarroͤhrchen plaſtiſche vom Uterus dargebotene Stoffe
aufzunehmen.

§. 671.

Wie das Chorion ſich verwandelt ſo auch das inliegende
Blaͤschen. In ſeiner Haut muͤſſen wohl wie in der Keim-
haut am Dotter des Huͤhnereies nach Pander mehrere
Schichten angenommen werden, wenigſtens bildet ſich in die-
ſer Huͤlle (wenn irgend eine Analogie guͤltig ſeyn kann und
ohne alle Analogie ſage man nur gerade, daß hier alles
Beſtreben nach Erkenntniß voͤllig vergeblich und unnuͤtz ſey),

*) So z. B. H. Froriep Handbuch der Geburtshuͤlfe S. 143. und
Andere mehr.
**) Wenn man hier die Anweſenheit der Blutgefaͤße auch analogiſch
durch Vorhandenſeyn der Adern in dem ſogenannten Chorion
des Vogeleies erweiſen will, ſo iſt dieß darum irrig, weil dieſes
Chorion des Vogels eigentlich blos die Allantois der Saͤugthiere iſt.
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[21/0043] §. 669. Die Nabelblaſe ſteht als erſte Weitung des Darmkanals einem Magen vergleichbar, und dieſes Organ demnach iſt als erſtes Rudiment auch des menſchlichen Embryos zu be- trachten. Allein dieſe Magenblaſe oder Nabelblaſe iſt noch von einer aͤußern Huͤlle umgeben, welche der Schale des Eies eierlegender Thiere analog iſt, aber hier ebenfalls an- dere Bedeutung erhaͤlt und den Namen der Lederhaut (Cho- rion) bekommt. (S. Taf. II. Fig. I.) §. 670. Nabelblaͤschen (oder vielmehr Magen- oder Darmblaͤs- chen) und Chorion ſtellen ſonach das Ei urſpruͤnglich dar, aber die Verwandlung ſchreitet raſch vorwaͤrts, und es bil- den ſich zunaͤchſt rings am Chorion einſaugende Faſern. — Dieſe hat man oͤfters als wahre vom Embryo ausgehende Adern gedacht *), welches ſie indeß gewiß nicht ſind **), ſondern anſchließende kolbig geendigte Saugfaſern, beſtimmt wie Haarroͤhrchen plaſtiſche vom Uterus dargebotene Stoffe aufzunehmen. §. 671. Wie das Chorion ſich verwandelt ſo auch das inliegende Blaͤschen. In ſeiner Haut muͤſſen wohl wie in der Keim- haut am Dotter des Huͤhnereies nach Pander mehrere Schichten angenommen werden, wenigſtens bildet ſich in die- ſer Huͤlle (wenn irgend eine Analogie guͤltig ſeyn kann und ohne alle Analogie ſage man nur gerade, daß hier alles Beſtreben nach Erkenntniß voͤllig vergeblich und unnuͤtz ſey), *) So z. B. H. Froriep Handbuch der Geburtshuͤlfe S. 143. und Andere mehr. **) Wenn man hier die Anweſenheit der Blutgefaͤße auch analogiſch durch Vorhandenſeyn der Adern in dem ſogenannten Chorion des Vogeleies erweiſen will, ſo iſt dieß darum irrig, weil dieſes Chorion des Vogels eigentlich blos die Allantois der Saͤugthiere iſt.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/43>, abgerufen am 21.11.2024.