Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

annimmt (im Tropfen) erscheint, in welcher die Weltkörper
erscheinen, in welcher auch die aus dem Flüssigen hervorge-
henden ersten Keime eines Organischen (im Ei) sich dar-
stellen.

§. 660.

Ein organisirter Körper aber, welcher das Einfache dar-
stellt, in und aus welchem die Mannigfaltigkeit der Gebilde
eines thierischen Organismus sich unter günstigen äußern Ver-
hältnissen entwickeln kann, nennen wir Ei (Ovum).

§. 661.

Das Ei ist lebendig, sein Leben äußert sich unter gün-
stigen äußern Verhältnissen als bildende Kraft, und man
könnte das Ei (wie es auch wohl geschehen ist *) selbst als
Thier betrachten, wenn es nicht des Vermögens der Wirk-
samkeit im Ganzen durch eigene Bestimmungen gegen äußere
Gegenstände beraubt wäre; welches Vermögen doch selbst den
niedrigsten Thiergattungen nicht mangelt, deren Leben immer
ein inneres und äußeres zugleich ist, dahingegen das Leben
des Eies blos als innres erscheint.

§. 662.

Wie der Form nach aber im Reiche des Organischen die
Kugel das Einfachste und Ursprüngliche ist, so dem Stoffe,
der Masse nach, das Flüssige. Wie also das Ei selbst zuerst
aus Flüssigem sich erzeugt, so liegt es nothwendig im Be-
griffe desselben, daß der Stoff desselben, welcher den Keim
zum neuen Organismus enthält, nämlich das Innere des
Eies, flüssig sey. Der Mischung nach ist aber diese
Flüssigkeit von der Gattung, welche überall die Grundlage
des thierischen Organismus ausmacht; sie ist eiweiß-
stoffig
.

§. 663.

Wie nun aber oben erwähnt worden ist, daß im Men-

*) So von H. Jörg Grundlinien der Physiologie. 1r Theil,
S. 242.
II. Theil. 2

annimmt (im Tropfen) erſcheint, in welcher die Weltkoͤrper
erſcheinen, in welcher auch die aus dem Fluͤſſigen hervorge-
henden erſten Keime eines Organiſchen (im Ei) ſich dar-
ſtellen.

§. 660.

Ein organiſirter Koͤrper aber, welcher das Einfache dar-
ſtellt, in und aus welchem die Mannigfaltigkeit der Gebilde
eines thieriſchen Organismus ſich unter guͤnſtigen aͤußern Ver-
haͤltniſſen entwickeln kann, nennen wir Ei (Ovum).

§. 661.

Das Ei iſt lebendig, ſein Leben aͤußert ſich unter guͤn-
ſtigen aͤußern Verhaͤltniſſen als bildende Kraft, und man
koͤnnte das Ei (wie es auch wohl geſchehen iſt *) ſelbſt als
Thier betrachten, wenn es nicht des Vermoͤgens der Wirk-
ſamkeit im Ganzen durch eigene Beſtimmungen gegen aͤußere
Gegenſtaͤnde beraubt waͤre; welches Vermoͤgen doch ſelbſt den
niedrigſten Thiergattungen nicht mangelt, deren Leben immer
ein inneres und aͤußeres zugleich iſt, dahingegen das Leben
des Eies blos als innres erſcheint.

§. 662.

Wie der Form nach aber im Reiche des Organiſchen die
Kugel das Einfachſte und Urſpruͤngliche iſt, ſo dem Stoffe,
der Maſſe nach, das Fluͤſſige. Wie alſo das Ei ſelbſt zuerſt
aus Fluͤſſigem ſich erzeugt, ſo liegt es nothwendig im Be-
griffe deſſelben, daß der Stoff deſſelben, welcher den Keim
zum neuen Organismus enthaͤlt, naͤmlich das Innere des
Eies, fluͤſſig ſey. Der Miſchung nach iſt aber dieſe
Fluͤſſigkeit von der Gattung, welche uͤberall die Grundlage
des thieriſchen Organismus ausmacht; ſie iſt eiweiß-
ſtoffig
.

§. 663.

Wie nun aber oben erwaͤhnt worden iſt, daß im Men-

*) So von H. Joͤrg Grundlinien der Phyſiologie. 1r Theil,
S. 242.
II. Theil. 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0039" n="17"/>
annimmt (im Tropfen) er&#x017F;cheint, in welcher die Weltko&#x0364;rper<lb/>
er&#x017F;cheinen, in welcher auch die aus dem Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen hervorge-<lb/>
henden er&#x017F;ten Keime eines Organi&#x017F;chen (im Ei) &#x017F;ich dar-<lb/>
&#x017F;tellen.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 660.</head><lb/>
                  <p>Ein organi&#x017F;irter Ko&#x0364;rper aber, welcher das Einfache dar-<lb/>
&#x017F;tellt, in und aus welchem die Mannigfaltigkeit der Gebilde<lb/>
eines thieri&#x017F;chen Organismus &#x017F;ich unter gu&#x0364;n&#x017F;tigen a&#x0364;ußern Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en entwickeln kann, nennen wir Ei (<hi rendition="#aq">Ovum</hi>).</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 661.</head><lb/>
                  <p>Das Ei i&#x017F;t lebendig, &#x017F;ein Leben a&#x0364;ußert &#x017F;ich unter gu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tigen a&#x0364;ußern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en als bildende Kraft, und man<lb/>
ko&#x0364;nnte das Ei (wie es auch wohl ge&#x017F;chehen i&#x017F;t <note place="foot" n="*)">So von H. <hi rendition="#g">Jo&#x0364;rg</hi> Grundlinien der Phy&#x017F;iologie. 1r Theil,<lb/>
S. 242.</note> &#x017F;elb&#x017F;t als<lb/>
Thier betrachten, wenn es nicht des Vermo&#x0364;gens der Wirk-<lb/>
&#x017F;amkeit im Ganzen durch eigene Be&#x017F;timmungen gegen a&#x0364;ußere<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde beraubt wa&#x0364;re; welches Vermo&#x0364;gen doch &#x017F;elb&#x017F;t den<lb/>
niedrig&#x017F;ten Thiergattungen nicht mangelt, deren Leben immer<lb/>
ein inneres und a&#x0364;ußeres zugleich i&#x017F;t, dahingegen das Leben<lb/>
des Eies blos als innres er&#x017F;cheint.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 662.</head><lb/>
                  <p>Wie der Form nach aber im Reiche des Organi&#x017F;chen die<lb/>
Kugel das Einfach&#x017F;te und Ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche i&#x017F;t, &#x017F;o dem Stoffe,<lb/>
der Ma&#x017F;&#x017F;e nach, das Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige. Wie al&#x017F;o das Ei &#x017F;elb&#x017F;t zuer&#x017F;t<lb/>
aus Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igem &#x017F;ich erzeugt, &#x017F;o liegt es nothwendig im Be-<lb/>
griffe de&#x017F;&#x017F;elben, daß der Stoff de&#x017F;&#x017F;elben, welcher den Keim<lb/>
zum neuen Organismus entha&#x0364;lt, na&#x0364;mlich das Innere des<lb/>
Eies, <hi rendition="#g">flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig</hi> &#x017F;ey. Der Mi&#x017F;chung nach i&#x017F;t aber die&#x017F;e<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit von der Gattung, welche u&#x0364;berall die Grundlage<lb/>
des thieri&#x017F;chen Organismus ausmacht; &#x017F;ie i&#x017F;t <hi rendition="#g">eiweiß-<lb/>
&#x017F;toffig</hi>.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 663.</head><lb/>
                  <p>Wie nun aber oben erwa&#x0364;hnt worden i&#x017F;t, daß im Men-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. 2</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0039] annimmt (im Tropfen) erſcheint, in welcher die Weltkoͤrper erſcheinen, in welcher auch die aus dem Fluͤſſigen hervorge- henden erſten Keime eines Organiſchen (im Ei) ſich dar- ſtellen. §. 660. Ein organiſirter Koͤrper aber, welcher das Einfache dar- ſtellt, in und aus welchem die Mannigfaltigkeit der Gebilde eines thieriſchen Organismus ſich unter guͤnſtigen aͤußern Ver- haͤltniſſen entwickeln kann, nennen wir Ei (Ovum). §. 661. Das Ei iſt lebendig, ſein Leben aͤußert ſich unter guͤn- ſtigen aͤußern Verhaͤltniſſen als bildende Kraft, und man koͤnnte das Ei (wie es auch wohl geſchehen iſt *) ſelbſt als Thier betrachten, wenn es nicht des Vermoͤgens der Wirk- ſamkeit im Ganzen durch eigene Beſtimmungen gegen aͤußere Gegenſtaͤnde beraubt waͤre; welches Vermoͤgen doch ſelbſt den niedrigſten Thiergattungen nicht mangelt, deren Leben immer ein inneres und aͤußeres zugleich iſt, dahingegen das Leben des Eies blos als innres erſcheint. §. 662. Wie der Form nach aber im Reiche des Organiſchen die Kugel das Einfachſte und Urſpruͤngliche iſt, ſo dem Stoffe, der Maſſe nach, das Fluͤſſige. Wie alſo das Ei ſelbſt zuerſt aus Fluͤſſigem ſich erzeugt, ſo liegt es nothwendig im Be- griffe deſſelben, daß der Stoff deſſelben, welcher den Keim zum neuen Organismus enthaͤlt, naͤmlich das Innere des Eies, fluͤſſig ſey. Der Miſchung nach iſt aber dieſe Fluͤſſigkeit von der Gattung, welche uͤberall die Grundlage des thieriſchen Organismus ausmacht; ſie iſt eiweiß- ſtoffig. §. 663. Wie nun aber oben erwaͤhnt worden iſt, daß im Men- *) So von H. Joͤrg Grundlinien der Phyſiologie. 1r Theil, S. 242. II. Theil. 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/39
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/39>, abgerufen am 22.12.2024.