Wir kommen zur Erwägung der zur Zangenoperation erforderlichen Vorbereitungen: -- Sie bestehen zuvör- derst 1) in Anordnung eines zweckmäßigen Geburtslagers für die zu entbindende, wozu sich in allen Fällen wo eine schwie- rige Operation zu erwarten ist, vorzüglich wieder das Quer- bett (Wendungslager) eignet; allein nicht immer ist dieses La- ger unumgänglich nothwendig, und in manchen Fällen ver- dient das gewöhnliche horizontale Geburtslager, mit etwas mehr erhöhter Kreuzgegend allerdings den Vorzug; es gehören hierher die Geburten wo der Kopf bereits sehr tief im Bek- ken steht und nicht allzustarke Traktionen, um ihn zum Ein- schneiden zu bringen, erfordert werden; zumal wenn die Ur- sache zur Anlegung der Zange von der Art ist, daß sie vieles Bewegen der Kranken nicht zuläßt, z. B. Blutungen, große Schwäche u. s. w.
§. 1222.
Fernere Vorbereitungen sind: 2) die Sorge für hinläng- liche Entleerung der Harnblase und des Mastdarms (welches zwar bei jeder Geburt nöthig, indeß hier wo die Eingeweide des Beckens einen stärkern Druck erfahren, vorzüglich unent- behrlich ist.) 3) Bereithaltung sämmtlicher zum Empfang des Kindes, so wie zur Wiederbelebung desselben nöthigen Appa- rate, und der übrigen geburtshülflichen Werkzeuge. 4) Hin- länglich genaue, nöthigenfalls durch die eingeführte Hand unternommene Untersuchung des Beckens, so wie der Größe und Lage des Kindeskopfs. 5) Erwärmung der Zange. 6) Sorge für hinlängliche Eröffnung des Muttermundes und Beseitigung der etwa noch über den Kopf gespannten Ei- häute.
§. 1223.
Bei der Operation selbst ist nun vorzüglich nothwendig, sich daran zu erinnern, daß die Zangenarme eigentlich als verlängerte Hände des Geburtshelfers wirken sollen, daß sie
§. 1221.
Wir kommen zur Erwaͤgung der zur Zangenoperation erforderlichen Vorbereitungen: — Sie beſtehen zuvoͤr- derſt 1) in Anordnung eines zweckmaͤßigen Geburtslagers fuͤr die zu entbindende, wozu ſich in allen Faͤllen wo eine ſchwie- rige Operation zu erwarten iſt, vorzuͤglich wieder das Quer- bett (Wendungslager) eignet; allein nicht immer iſt dieſes La- ger unumgaͤnglich nothwendig, und in manchen Faͤllen ver- dient das gewoͤhnliche horizontale Geburtslager, mit etwas mehr erhoͤhter Kreuzgegend allerdings den Vorzug; es gehoͤren hierher die Geburten wo der Kopf bereits ſehr tief im Bek- ken ſteht und nicht allzuſtarke Traktionen, um ihn zum Ein- ſchneiden zu bringen, erfordert werden; zumal wenn die Ur- ſache zur Anlegung der Zange von der Art iſt, daß ſie vieles Bewegen der Kranken nicht zulaͤßt, z. B. Blutungen, große Schwaͤche u. ſ. w.
§. 1222.
Fernere Vorbereitungen ſind: 2) die Sorge fuͤr hinlaͤng- liche Entleerung der Harnblaſe und des Maſtdarms (welches zwar bei jeder Geburt noͤthig, indeß hier wo die Eingeweide des Beckens einen ſtaͤrkern Druck erfahren, vorzuͤglich unent- behrlich iſt.) 3) Bereithaltung ſaͤmmtlicher zum Empfang des Kindes, ſo wie zur Wiederbelebung deſſelben noͤthigen Appa- rate, und der uͤbrigen geburtshuͤlflichen Werkzeuge. 4) Hin- laͤnglich genaue, noͤthigenfalls durch die eingefuͤhrte Hand unternommene Unterſuchung des Beckens, ſo wie der Groͤße und Lage des Kindeskopfs. 5) Erwaͤrmung der Zange. 6) Sorge fuͤr hinlaͤngliche Eroͤffnung des Muttermundes und Beſeitigung der etwa noch uͤber den Kopf geſpannten Ei- haͤute.
§. 1223.
Bei der Operation ſelbſt iſt nun vorzuͤglich nothwendig, ſich daran zu erinnern, daß die Zangenarme eigentlich als verlaͤngerte Haͤnde des Geburtshelfers wirken ſollen, daß ſie
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§. 1221.
Wir kommen zur Erwaͤgung der zur Zangenoperation
erforderlichen Vorbereitungen: — Sie beſtehen zuvoͤr-
derſt 1) in Anordnung eines zweckmaͤßigen Geburtslagers fuͤr
die zu entbindende, wozu ſich in allen Faͤllen wo eine ſchwie-
rige Operation zu erwarten iſt, vorzuͤglich wieder das Quer-
bett (Wendungslager) eignet; allein nicht immer iſt dieſes La-
ger unumgaͤnglich nothwendig, und in manchen Faͤllen ver-
dient das gewoͤhnliche horizontale Geburtslager, mit etwas
mehr erhoͤhter Kreuzgegend allerdings den Vorzug; es gehoͤren
hierher die Geburten wo der Kopf bereits ſehr tief im Bek-
ken ſteht und nicht allzuſtarke Traktionen, um ihn zum Ein-
ſchneiden zu bringen, erfordert werden; zumal wenn die Ur-
ſache zur Anlegung der Zange von der Art iſt, daß ſie vieles
Bewegen der Kranken nicht zulaͤßt, z. B. Blutungen, große
Schwaͤche u. ſ. w.
§. 1222.
Fernere Vorbereitungen ſind: 2) die Sorge fuͤr hinlaͤng-
liche Entleerung der Harnblaſe und des Maſtdarms (welches
zwar bei jeder Geburt noͤthig, indeß hier wo die Eingeweide
des Beckens einen ſtaͤrkern Druck erfahren, vorzuͤglich unent-
behrlich iſt.) 3) Bereithaltung ſaͤmmtlicher zum Empfang des
Kindes, ſo wie zur Wiederbelebung deſſelben noͤthigen Appa-
rate, und der uͤbrigen geburtshuͤlflichen Werkzeuge. 4) Hin-
laͤnglich genaue, noͤthigenfalls durch die eingefuͤhrte Hand
unternommene Unterſuchung des Beckens, ſo wie der Groͤße
und Lage des Kindeskopfs. 5) Erwaͤrmung der Zange. 6)
Sorge fuͤr hinlaͤngliche Eroͤffnung des Muttermundes und
Beſeitigung der etwa noch uͤber den Kopf geſpannten Ei-
haͤute.
§. 1223.
Bei der Operation ſelbſt iſt nun vorzuͤglich nothwendig,
ſich daran zu erinnern, daß die Zangenarme eigentlich als
verlaͤngerte Haͤnde des Geburtshelfers wirken ſollen, daß ſie
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/369>, abgerufen am 21.11.2024.
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