Anmerkung. Wie die Wendung, so ist auch die Ex- traktion des Kindes eine Operation, zu deren geschickter Ausführung vorzüglich viel Uebung gehört, welche aber um so nothwendiger ist, als namentlich bei Mißbildung des Beckens dadurch zuweilen, mittelst vortheilhafter Hereinleitung des Kindeskopf wesentlich zur Erleichterung des Geburtsverlaufs beigetragen, ja selbst hier leichter als bei vorausgehendem Kopfe (wenn man gehörig die größte Weite des Beckens zum Eintritt der größten Durchmesser des Kopfs zu benutzen weiß), die Persora- tion überflüßig gemacht werden kann. Ich will in die- ser Hinsicht nur als Beispiel einen Fall anführen, wo ich eine Frau, deren Conjugata nur 23/4 Zoll maß, durch die Extraktion allein von einem todten ausgetragenen Kinde entband, und zwar von einem Kinde, welches bei dem Eintreten des vorangehenden Kopfs, schwerlich ohne Ercerebration hätte durch das Becken geführt werden können, weil hier fast immer der Kopf im schiefen Durch- messer eintritt, die Durchführung aber nur durch die Be- nutzung des Querdurchmessers möglich wird. Wenn daher wir auch keinesweges die Perforation mit H. Osiander für eine überhaupt nie zu unternehmende Operation erklären mö- gen, so ist doch nicht zu leugnen, daß sie bei Schiefständen des Kopfs auf dem verbildeten kleinen Becken, durch zeitig unternommene Wendung und vorsichtige Extraktion sehr häu- fig zu umgehen seyn wird, welches gewiß ein wichtiger Vortheil ist, dafern man bedenkt, welch fürchterliches Werkzeug das Perforatorium in der Hand des nicht hin- länglich Geübten werden könne.
2. Von der Extraktion des Kindeskopfs durch Hülfe der Geburtszange.
§. 1208.
Die Idee den Kopf des Kindes durch zwei hebelartig geformte Arme, welche gleichsam die verlängerten Hände des
Anmerkung. Wie die Wendung, ſo iſt auch die Ex- traktion des Kindes eine Operation, zu deren geſchickter Ausfuͤhrung vorzuͤglich viel Uebung gehoͤrt, welche aber um ſo nothwendiger iſt, als namentlich bei Mißbildung des Beckens dadurch zuweilen, mittelſt vortheilhafter Hereinleitung des Kindeskopf weſentlich zur Erleichterung des Geburtsverlaufs beigetragen, ja ſelbſt hier leichter als bei vorausgehendem Kopfe (wenn man gehoͤrig die groͤßte Weite des Beckens zum Eintritt der groͤßten Durchmeſſer des Kopfs zu benutzen weiß), die Perſora- tion uͤberfluͤßig gemacht werden kann. Ich will in die- ſer Hinſicht nur als Beiſpiel einen Fall anfuͤhren, wo ich eine Frau, deren Conjugata nur 2¾ Zoll maß, durch die Extraktion allein von einem todten ausgetragenen Kinde entband, und zwar von einem Kinde, welches bei dem Eintreten des vorangehenden Kopfs, ſchwerlich ohne Ercerebration haͤtte durch das Becken gefuͤhrt werden koͤnnen, weil hier faſt immer der Kopf im ſchiefen Durch- meſſer eintritt, die Durchfuͤhrung aber nur durch die Be- nutzung des Querdurchmeſſers moͤglich wird. Wenn daher wir auch keinesweges die Perforation mit H. Oſiander fuͤr eine uͤberhaupt nie zu unternehmende Operation erklaͤren moͤ- gen, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß ſie bei Schiefſtaͤnden des Kopfs auf dem verbildeten kleinen Becken, durch zeitig unternommene Wendung und vorſichtige Extraktion ſehr haͤu- fig zu umgehen ſeyn wird, welches gewiß ein wichtiger Vortheil iſt, dafern man bedenkt, welch fuͤrchterliches Werkzeug das Perforatorium in der Hand des nicht hin- laͤnglich Geuͤbten werden koͤnne.
2. Von der Extraktion des Kindeskopfs durch Huͤlfe der Geburtszange.
§. 1208.
Die Idee den Kopf des Kindes durch zwei hebelartig geformte Arme, welche gleichſam die verlaͤngerten Haͤnde des
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Anmerkung. Wie die Wendung, ſo iſt auch die Ex-
traktion des Kindes eine Operation, zu deren geſchickter
Ausfuͤhrung vorzuͤglich viel Uebung gehoͤrt, welche aber
um ſo nothwendiger iſt, als namentlich bei Mißbildung
des Beckens dadurch zuweilen, mittelſt vortheilhafter
Hereinleitung des Kindeskopf weſentlich zur Erleichterung
des Geburtsverlaufs beigetragen, ja ſelbſt hier leichter
als bei vorausgehendem Kopfe (wenn man gehoͤrig die
groͤßte Weite des Beckens zum Eintritt der groͤßten
Durchmeſſer des Kopfs zu benutzen weiß), die Perſora-
tion uͤberfluͤßig gemacht werden kann. Ich will in die-
ſer Hinſicht nur als Beiſpiel einen Fall anfuͤhren, wo
ich eine Frau, deren Conjugata nur 2¾ Zoll maß, durch
die Extraktion allein von einem todten ausgetragenen
Kinde entband, und zwar von einem Kinde, welches bei
dem Eintreten des vorangehenden Kopfs, ſchwerlich ohne
Ercerebration haͤtte durch das Becken gefuͤhrt werden
koͤnnen, weil hier faſt immer der Kopf im ſchiefen Durch-
meſſer eintritt, die Durchfuͤhrung aber nur durch die Be-
nutzung des Querdurchmeſſers moͤglich wird. Wenn daher
wir auch keinesweges die Perforation mit H. Oſiander fuͤr
eine uͤberhaupt nie zu unternehmende Operation erklaͤren moͤ-
gen, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß ſie bei Schiefſtaͤnden
des Kopfs auf dem verbildeten kleinen Becken, durch zeitig
unternommene Wendung und vorſichtige Extraktion ſehr haͤu-
fig zu umgehen ſeyn wird, welches gewiß ein wichtiger
Vortheil iſt, dafern man bedenkt, welch fuͤrchterliches
Werkzeug das Perforatorium in der Hand des nicht hin-
laͤnglich Geuͤbten werden koͤnne.
2.
Von der Extraktion des Kindeskopfs durch
Huͤlfe der Geburtszange.
§. 1208.
Die Idee den Kopf des Kindes durch zwei hebelartig
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/360>, abgerufen am 22.12.2024.
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