Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

stehendem, wegen dem Anziehen der untern Extremitäten leich-
ter falsch, d. i. mit seinem längsten Durchmesser eintretendem
Kindeskopfe, theils wegen der Dehnung oder Drehung der
Wirbelsäule, welche hierbei nur allzuleicht Statt finden kann. *)
Es wird jedoch die Vorhersagung auch für das Kind günsti-
ger ausfallen können, 1) je weiter das Becken ist, 2) je kräf-
tiger die Wehen sind und je besser die Mutter ihre Wehen
noch zu verarbeiten im Stande ist; 3) je weniger anderwei-
tige krankhafte Zustände sich bei Mutter und Kind vorfinden;
4) je mehr die Nabelschnur vermöge ihrer Lage gegen Druck
gesichert ist, und 5) je besser die Stellung des Kindes selbst
ist, je mehr die Bauchfläche nach rückwärts gekehrt ist, und
die Arme am Rumpfe herabgeschlagen sind.

§. 1196.

Das Lager der Kreisenden muß für diese Operation
dasselbe wie für die Wendung seyn, und auch die übrigen
Vorbereitungen, was vorzüglich die Mittel zur Wieder-
belebung des Kindes, die gewärmten Tücher zur Einhüllung
desselben, die Bereithaltung der Geburtszange und des stump-
fen Hakens betrifft, sind dieselben welche wir bei der Wen-
dung auf die Füße beschrieben haben.

§. 1197.

Um nun zur Operation selbst zu schreiten, ist es am
vortheilhaftesten, wenn beide Füße im Muttermunde liegen;
ist daher durch die Wendung auf die Füße nur ein Fuß her-
abgeleiter worden, so muß dieser angeschlungen, und der zweite
Fuß auf oben beschriebene Weise nachgeholt werden, nur darf

*) Ueberhaupt haben an dem leichten Absterben des Kindes bei Fuß-
geburten außer diesen Ursachen, gewiß noch vorzüglich die unvoll-
kommenen Respirationsversuche des Kindes, während der Kopf
noch im Becken steckt, und der Druck welchen die Placenta erleidet,
indem sie vom Uterus gegen den Kopf gepreßt wird, Antheil.

ſtehendem, wegen dem Anziehen der untern Extremitaͤten leich-
ter falſch, d. i. mit ſeinem laͤngſten Durchmeſſer eintretendem
Kindeskopfe, theils wegen der Dehnung oder Drehung der
Wirbelſaͤule, welche hierbei nur allzuleicht Statt finden kann. *)
Es wird jedoch die Vorherſagung auch fuͤr das Kind guͤnſti-
ger ausfallen koͤnnen, 1) je weiter das Becken iſt, 2) je kraͤf-
tiger die Wehen ſind und je beſſer die Mutter ihre Wehen
noch zu verarbeiten im Stande iſt; 3) je weniger anderwei-
tige krankhafte Zuſtaͤnde ſich bei Mutter und Kind vorfinden;
4) je mehr die Nabelſchnur vermoͤge ihrer Lage gegen Druck
geſichert iſt, und 5) je beſſer die Stellung des Kindes ſelbſt
iſt, je mehr die Bauchflaͤche nach ruͤckwaͤrts gekehrt iſt, und
die Arme am Rumpfe herabgeſchlagen ſind.

§. 1196.

Das Lager der Kreiſenden muß fuͤr dieſe Operation
daſſelbe wie fuͤr die Wendung ſeyn, und auch die uͤbrigen
Vorbereitungen, was vorzuͤglich die Mittel zur Wieder-
belebung des Kindes, die gewaͤrmten Tuͤcher zur Einhuͤllung
deſſelben, die Bereithaltung der Geburtszange und des ſtump-
fen Hakens betrifft, ſind dieſelben welche wir bei der Wen-
dung auf die Fuͤße beſchrieben haben.

§. 1197.

Um nun zur Operation ſelbſt zu ſchreiten, iſt es am
vortheilhafteſten, wenn beide Fuͤße im Muttermunde liegen;
iſt daher durch die Wendung auf die Fuͤße nur ein Fuß her-
abgeleiter worden, ſo muß dieſer angeſchlungen, und der zweite
Fuß auf oben beſchriebene Weiſe nachgeholt werden, nur darf

*) Ueberhaupt haben an dem leichten Abſterben des Kindes bei Fuß-
geburten außer dieſen Urſachen, gewiß noch vorzuͤglich die unvoll-
kommenen Reſpirationsverſuche des Kindes, waͤhrend der Kopf
noch im Becken ſteckt, und der Druck welchen die Placenta erleidet,
indem ſie vom Uterus gegen den Kopf gepreßt wird, Antheil.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0353" n="329"/>
&#x017F;tehendem, wegen dem Anziehen der untern Extremita&#x0364;ten leich-<lb/>
ter fal&#x017F;ch, d. i. mit &#x017F;einem la&#x0364;ng&#x017F;ten Durchme&#x017F;&#x017F;er eintretendem<lb/>
Kindeskopfe, theils wegen der Dehnung oder Drehung der<lb/>
Wirbel&#x017F;a&#x0364;ule, welche hierbei nur allzuleicht Statt finden kann. <note place="foot" n="*)">Ueberhaupt haben an dem leichten Ab&#x017F;terben des Kindes bei Fuß-<lb/>
geburten außer die&#x017F;en Ur&#x017F;achen, gewiß noch vorzu&#x0364;glich die unvoll-<lb/>
kommenen Re&#x017F;pirationsver&#x017F;uche des Kindes, wa&#x0364;hrend der Kopf<lb/>
noch im Becken &#x017F;teckt, und der Druck welchen die Placenta erleidet,<lb/>
indem &#x017F;ie vom Uterus gegen den Kopf gepreßt wird, Antheil.</note><lb/>
Es wird jedoch die Vorher&#x017F;agung auch fu&#x0364;r das Kind gu&#x0364;n&#x017F;ti-<lb/>
ger ausfallen ko&#x0364;nnen, 1) je weiter das Becken i&#x017F;t, 2) je kra&#x0364;f-<lb/>
tiger die Wehen &#x017F;ind und je be&#x017F;&#x017F;er die Mutter ihre Wehen<lb/>
noch zu verarbeiten im Stande i&#x017F;t; 3) je weniger anderwei-<lb/>
tige krankhafte Zu&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;ich bei Mutter und Kind vorfinden;<lb/>
4) je mehr die Nabel&#x017F;chnur vermo&#x0364;ge ihrer Lage gegen Druck<lb/>
ge&#x017F;ichert i&#x017F;t, und 5) je be&#x017F;&#x017F;er die Stellung des Kindes &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t, je mehr die Bauchfla&#x0364;che nach ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts gekehrt i&#x017F;t, und<lb/>
die Arme am Rumpfe herabge&#x017F;chlagen &#x017F;ind.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1196.</head><lb/>
                          <p>Das <hi rendition="#g">Lager</hi> der Krei&#x017F;enden muß fu&#x0364;r die&#x017F;e Operation<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe wie fu&#x0364;r die Wendung &#x017F;eyn, und auch die u&#x0364;brigen<lb/><hi rendition="#g">Vorbereitungen</hi>, was vorzu&#x0364;glich die Mittel zur Wieder-<lb/>
belebung des Kindes, die gewa&#x0364;rmten Tu&#x0364;cher zur Einhu&#x0364;llung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, die Bereithaltung der Geburtszange und des &#x017F;tump-<lb/>
fen Hakens betrifft, &#x017F;ind die&#x017F;elben welche wir bei der Wen-<lb/>
dung auf die Fu&#x0364;ße be&#x017F;chrieben haben.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1197.</head><lb/>
                          <p>Um nun zur Operation &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;chreiten, i&#x017F;t es am<lb/>
vortheilhafte&#x017F;ten, wenn beide Fu&#x0364;ße im Muttermunde liegen;<lb/>
i&#x017F;t daher durch die Wendung auf die Fu&#x0364;ße nur ein Fuß her-<lb/>
abgeleiter worden, &#x017F;o muß die&#x017F;er ange&#x017F;chlungen, und der zweite<lb/>
Fuß auf oben be&#x017F;chriebene Wei&#x017F;e nachgeholt werden, nur darf<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0353] ſtehendem, wegen dem Anziehen der untern Extremitaͤten leich- ter falſch, d. i. mit ſeinem laͤngſten Durchmeſſer eintretendem Kindeskopfe, theils wegen der Dehnung oder Drehung der Wirbelſaͤule, welche hierbei nur allzuleicht Statt finden kann. *) Es wird jedoch die Vorherſagung auch fuͤr das Kind guͤnſti- ger ausfallen koͤnnen, 1) je weiter das Becken iſt, 2) je kraͤf- tiger die Wehen ſind und je beſſer die Mutter ihre Wehen noch zu verarbeiten im Stande iſt; 3) je weniger anderwei- tige krankhafte Zuſtaͤnde ſich bei Mutter und Kind vorfinden; 4) je mehr die Nabelſchnur vermoͤge ihrer Lage gegen Druck geſichert iſt, und 5) je beſſer die Stellung des Kindes ſelbſt iſt, je mehr die Bauchflaͤche nach ruͤckwaͤrts gekehrt iſt, und die Arme am Rumpfe herabgeſchlagen ſind. §. 1196. Das Lager der Kreiſenden muß fuͤr dieſe Operation daſſelbe wie fuͤr die Wendung ſeyn, und auch die uͤbrigen Vorbereitungen, was vorzuͤglich die Mittel zur Wieder- belebung des Kindes, die gewaͤrmten Tuͤcher zur Einhuͤllung deſſelben, die Bereithaltung der Geburtszange und des ſtump- fen Hakens betrifft, ſind dieſelben welche wir bei der Wen- dung auf die Fuͤße beſchrieben haben. §. 1197. Um nun zur Operation ſelbſt zu ſchreiten, iſt es am vortheilhafteſten, wenn beide Fuͤße im Muttermunde liegen; iſt daher durch die Wendung auf die Fuͤße nur ein Fuß her- abgeleiter worden, ſo muß dieſer angeſchlungen, und der zweite Fuß auf oben beſchriebene Weiſe nachgeholt werden, nur darf *) Ueberhaupt haben an dem leichten Abſterben des Kindes bei Fuß- geburten außer dieſen Urſachen, gewiß noch vorzuͤglich die unvoll- kommenen Reſpirationsverſuche des Kindes, waͤhrend der Kopf noch im Becken ſteckt, und der Druck welchen die Placenta erleidet, indem ſie vom Uterus gegen den Kopf gepreßt wird, Antheil.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/353
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/353>, abgerufen am 22.12.2024.