ein scheintodtes Kind, erwärmte Tücher zum Einhüllen der zuerst hervortretenden Kindestheile, vorräthig und in Ordnung gehalten werden. Von Instrumenten muß besonders die Ge- burtszange und (für ungewöhnliche Fälle) Smellie's stump- fer Haken, zur Hand seyn, so wie man zugleich ein Paar gewirkte Schlingen zum Anschlingen eines Fußes oder einer Hand in Bereitschaft zu halten hat. (Andere sonst wohl zur Wendung empfohlene Instrumente, Krücken zum Zurückschieben vorgefallener Theile, Fußhaken, Fußzangen, Wendungsstäbchen u. s. w. sind vollkommen überflüßig.)
§. 1177.
Endlich 5) ist noch der besondern Vorbereitungen zu ge- denken, welche ein solcher Wendungsfall erfordert wo bereits das Fruchtwasser längere Zeit abgegangen ist, und der zu fest um das Kind zusammengezogene Uterus für den ersten Augenblick das Unternehmen der Wendung hindert. -- Vor- züglich hat man hierbei zu unterscheiden, ob es ein blos krampfhafter oder ob es ein entzündlicher Zustand sei, in wel- chem der Uterus sich befindet? -- Im erstern Falle sind vor- züglich warme antispasmodische Fomentationen aus Flanelltü- chern in den Aufguß der Hb. Hyoscyami, der Flor. Cha- momill. der Rad. Valerian. getaucht, und über Unterleib und Geburtstheile gelegt, zu empfehlen; innerlich giebt man die Aufgüße der Rad. Valerian. und Flor. Chamomill. zum Ge- tränke, reicht kleine Dosen vom Liq. C. C., der Essent. Va- lerianae, und dem Laud. liq. S. -- Auch Injektionen wer- den ferner, vorzüglich bei großer Trockenheit der Geburtstheile, mit Nutzen angewendet; man bereitet sie aus warmer Milch, Leinsamen- oder Hafergrützabkochung mit Oehl vermischt, Aufgüßen der Kamillenblumen oder des Bilsenkrautes (bei welchen letztern, so wie dann wenn man den Injektionen Laudanum beimischt, jedoch sehr darauf zu sehen ist, daß, so lange das Kind noch lebt, keine Flüßigkeit zum Munde desselben dringen könne). Endlich würde selbst das laue Bad in besonders schweren Fällen sicher Erleichterung gewähren. --
ein ſcheintodtes Kind, erwaͤrmte Tuͤcher zum Einhuͤllen der zuerſt hervortretenden Kindestheile, vorraͤthig und in Ordnung gehalten werden. Von Inſtrumenten muß beſonders die Ge- burtszange und (fuͤr ungewoͤhnliche Faͤlle) Smellie’s ſtump- fer Haken, zur Hand ſeyn, ſo wie man zugleich ein Paar gewirkte Schlingen zum Anſchlingen eines Fußes oder einer Hand in Bereitſchaft zu halten hat. (Andere ſonſt wohl zur Wendung empfohlene Inſtrumente, Kruͤcken zum Zuruͤckſchieben vorgefallener Theile, Fußhaken, Fußzangen, Wendungsſtaͤbchen u. ſ. w. ſind vollkommen uͤberfluͤßig.)
§. 1177.
Endlich 5) iſt noch der beſondern Vorbereitungen zu ge- denken, welche ein ſolcher Wendungsfall erfordert wo bereits das Fruchtwaſſer laͤngere Zeit abgegangen iſt, und der zu feſt um das Kind zuſammengezogene Uterus fuͤr den erſten Augenblick das Unternehmen der Wendung hindert. — Vor- zuͤglich hat man hierbei zu unterſcheiden, ob es ein blos krampfhafter oder ob es ein entzuͤndlicher Zuſtand ſei, in wel- chem der Uterus ſich befindet? — Im erſtern Falle ſind vor- zuͤglich warme antiſpasmodiſche Fomentationen aus Flanelltuͤ- chern in den Aufguß der Hb. Hyoscyami, der Flor. Cha- momill. der Rad. Valerian. getaucht, und uͤber Unterleib und Geburtstheile gelegt, zu empfehlen; innerlich giebt man die Aufguͤße der Rad. Valerian. und Flor. Chamomill. zum Ge- traͤnke, reicht kleine Doſen vom Liq. C. C., der Essent. Va- lerianae, und dem Laud. liq. S. — Auch Injektionen wer- den ferner, vorzuͤglich bei großer Trockenheit der Geburtstheile, mit Nutzen angewendet; man bereitet ſie aus warmer Milch, Leinſamen- oder Hafergruͤtzabkochung mit Oehl vermiſcht, Aufguͤßen der Kamillenblumen oder des Bilſenkrautes (bei welchen letztern, ſo wie dann wenn man den Injektionen Laudanum beimiſcht, jedoch ſehr darauf zu ſehen iſt, daß, ſo lange das Kind noch lebt, keine Fluͤßigkeit zum Munde deſſelben dringen koͤnne). Endlich wuͤrde ſelbſt das laue Bad in beſonders ſchweren Faͤllen ſicher Erleichterung gewaͤhren. —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><p><pbfacs="#f0339"n="315"/>
ein ſcheintodtes Kind, erwaͤrmte Tuͤcher zum Einhuͤllen der<lb/>
zuerſt hervortretenden Kindestheile, vorraͤthig und in Ordnung<lb/>
gehalten werden. Von Inſtrumenten muß beſonders die Ge-<lb/>
burtszange und (fuͤr ungewoͤhnliche Faͤlle) <hirendition="#g">Smellie’s</hi>ſtump-<lb/>
fer Haken, zur Hand ſeyn, ſo wie man zugleich ein Paar<lb/>
gewirkte Schlingen zum Anſchlingen eines Fußes oder einer<lb/>
Hand in Bereitſchaft zu halten hat. (Andere ſonſt wohl zur<lb/>
Wendung empfohlene Inſtrumente, Kruͤcken zum Zuruͤckſchieben<lb/>
vorgefallener Theile, Fußhaken, Fußzangen, Wendungsſtaͤbchen<lb/>
u. ſ. w. ſind vollkommen uͤberfluͤßig.)</p></div><lb/><divn="8"><head>§. 1177.</head><lb/><p>Endlich 5) iſt noch der beſondern Vorbereitungen zu ge-<lb/>
denken, welche ein <hirendition="#g">ſolcher</hi> Wendungsfall erfordert wo bereits<lb/>
das Fruchtwaſſer laͤngere Zeit abgegangen iſt, und der zu<lb/>
feſt um das Kind zuſammengezogene Uterus fuͤr den erſten<lb/>
Augenblick das Unternehmen der Wendung hindert. — Vor-<lb/>
zuͤglich hat man hierbei zu unterſcheiden, ob es ein blos<lb/>
krampfhafter oder ob es ein entzuͤndlicher Zuſtand ſei, in wel-<lb/>
chem der Uterus ſich befindet? — Im erſtern Falle ſind vor-<lb/>
zuͤglich warme antiſpasmodiſche Fomentationen aus Flanelltuͤ-<lb/>
chern in den Aufguß der <hirendition="#aq">Hb. Hyoscyami,</hi> der <hirendition="#aq">Flor. Cha-<lb/>
momill.</hi> der <hirendition="#aq">Rad. Valerian.</hi> getaucht, und uͤber Unterleib<lb/>
und Geburtstheile gelegt, zu empfehlen; innerlich giebt man<lb/>
die Aufguͤße der <hirendition="#aq">Rad. Valerian.</hi> und <hirendition="#aq">Flor. Chamomill.</hi> zum Ge-<lb/>
traͤnke, reicht kleine Doſen vom <hirendition="#aq">Liq. C. C.,</hi> der <hirendition="#aq">Essent. Va-<lb/>
lerianae,</hi> und dem <hirendition="#aq">Laud. liq. S.</hi>— Auch Injektionen wer-<lb/>
den ferner, vorzuͤglich bei großer Trockenheit der Geburtstheile,<lb/>
mit Nutzen angewendet; man bereitet ſie aus warmer Milch,<lb/>
Leinſamen- oder Hafergruͤtzabkochung mit Oehl vermiſcht,<lb/>
Aufguͤßen der Kamillenblumen oder des Bilſenkrautes (bei<lb/>
welchen letztern, ſo wie dann wenn man den Injektionen<lb/><hirendition="#aq">Laudanum</hi> beimiſcht, jedoch ſehr darauf zu ſehen iſt, daß,<lb/>ſo lange das Kind noch lebt, keine Fluͤßigkeit zum Munde<lb/>
deſſelben dringen koͤnne). Endlich wuͤrde ſelbſt das laue Bad<lb/>
in beſonders ſchweren Faͤllen ſicher Erleichterung gewaͤhren. —<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[315/0339]
ein ſcheintodtes Kind, erwaͤrmte Tuͤcher zum Einhuͤllen der
zuerſt hervortretenden Kindestheile, vorraͤthig und in Ordnung
gehalten werden. Von Inſtrumenten muß beſonders die Ge-
burtszange und (fuͤr ungewoͤhnliche Faͤlle) Smellie’s ſtump-
fer Haken, zur Hand ſeyn, ſo wie man zugleich ein Paar
gewirkte Schlingen zum Anſchlingen eines Fußes oder einer
Hand in Bereitſchaft zu halten hat. (Andere ſonſt wohl zur
Wendung empfohlene Inſtrumente, Kruͤcken zum Zuruͤckſchieben
vorgefallener Theile, Fußhaken, Fußzangen, Wendungsſtaͤbchen
u. ſ. w. ſind vollkommen uͤberfluͤßig.)
§. 1177.
Endlich 5) iſt noch der beſondern Vorbereitungen zu ge-
denken, welche ein ſolcher Wendungsfall erfordert wo bereits
das Fruchtwaſſer laͤngere Zeit abgegangen iſt, und der zu
feſt um das Kind zuſammengezogene Uterus fuͤr den erſten
Augenblick das Unternehmen der Wendung hindert. — Vor-
zuͤglich hat man hierbei zu unterſcheiden, ob es ein blos
krampfhafter oder ob es ein entzuͤndlicher Zuſtand ſei, in wel-
chem der Uterus ſich befindet? — Im erſtern Falle ſind vor-
zuͤglich warme antiſpasmodiſche Fomentationen aus Flanelltuͤ-
chern in den Aufguß der Hb. Hyoscyami, der Flor. Cha-
momill. der Rad. Valerian. getaucht, und uͤber Unterleib
und Geburtstheile gelegt, zu empfehlen; innerlich giebt man
die Aufguͤße der Rad. Valerian. und Flor. Chamomill. zum Ge-
traͤnke, reicht kleine Doſen vom Liq. C. C., der Essent. Va-
lerianae, und dem Laud. liq. S. — Auch Injektionen wer-
den ferner, vorzuͤglich bei großer Trockenheit der Geburtstheile,
mit Nutzen angewendet; man bereitet ſie aus warmer Milch,
Leinſamen- oder Hafergruͤtzabkochung mit Oehl vermiſcht,
Aufguͤßen der Kamillenblumen oder des Bilſenkrautes (bei
welchen letztern, ſo wie dann wenn man den Injektionen
Laudanum beimiſcht, jedoch ſehr darauf zu ſehen iſt, daß,
ſo lange das Kind noch lebt, keine Fluͤßigkeit zum Munde
deſſelben dringen koͤnne). Endlich wuͤrde ſelbſt das laue Bad
in beſonders ſchweren Faͤllen ſicher Erleichterung gewaͤhren. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/339>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.