wirklich hülfreich werden könnte, völlig zu verwerfen, ja bei Blutungen und ähnlichen für die Schwangere sehr gefahrdro- henden Fällen, dieses Verfahren ganz unentbehrlich wird. -- Ist nun aber der Muttermund noch sehr geschlossen und selbst noch eine starke Portion Mutterhals vorhanden, so wird es nothwendig, die Schwangere Behufs der Operation auf ein Querlager, wie wir oben beschrieben haben, zu bringen. Man wählt sodann eine mäßig starke geknöpfte Sonde, oder einen silbernen weiblichen Katheter, führt denselben indem man ihn in die rechte Hand faßt, eingeöhlt, auf Zeige- und Mittelfin- ger der linken in die Mutterscheide gebrachten Hand ein, lei- tet die Spitze desselben durch die Finger der linken Hand in den Muttermund, und stößt das Instrument sodann vorsichtig durch denselben hindurch, bis es die Eihäute trennt, und der Abfluß des Fruchtwasser wahrgenommen wird. Selten wird es nöthig seyn, eines Troikarähnlichen Instruments zu diesem Behufe sich zu bedienen. -- Ist übrigens das Fruchtwasser abgeflossen, so geschieht, wo man bloß der Engigkeit des Beckens, oder anderer nicht augenblickliche Gefahr drohender Umstände wegen die Frühgeburt künstlich zu veranlassen ge- nöthigt ist, weiter durchaus nichts. Zwanzig, dreißig, ja zu- weilen erst vierzig Stunden nach abgeflossenem Fruchtwasser, pflegen sich Zusammenziehungen einzufinden, und nun die Ge- burt auf gewöhnliche, der Natur möglichst ganz allein zu über- lassende Weise, zu erfolgen, wobei man bemerkt haben will, daß vorzüglich durch sehr reichliche Schleimabsonderung in den Geburtstheilen der Mangel des Fruchtwassers ersetzt werde.
3. Von der Wendung.
§. 1166.
Es ist dieß eine der wichtigsten und schwierigsten Ge- burtshülflichen Operationen, welche wir folgendergestalt genauer zu definiren haben, nämlich: als ein Verfahren, das Kind, welches in einer abnormen, der Geburt hinderlich werdenden Lage sich befindet, in eine
wirklich huͤlfreich werden koͤnnte, voͤllig zu verwerfen, ja bei Blutungen und aͤhnlichen fuͤr die Schwangere ſehr gefahrdro- henden Faͤllen, dieſes Verfahren ganz unentbehrlich wird. — Iſt nun aber der Muttermund noch ſehr geſchloſſen und ſelbſt noch eine ſtarke Portion Mutterhals vorhanden, ſo wird es nothwendig, die Schwangere Behufs der Operation auf ein Querlager, wie wir oben beſchrieben haben, zu bringen. Man waͤhlt ſodann eine maͤßig ſtarke geknoͤpfte Sonde, oder einen ſilbernen weiblichen Katheter, fuͤhrt denſelben indem man ihn in die rechte Hand faßt, eingeoͤhlt, auf Zeige- und Mittelfin- ger der linken in die Mutterſcheide gebrachten Hand ein, lei- tet die Spitze deſſelben durch die Finger der linken Hand in den Muttermund, und ſtoͤßt das Inſtrument ſodann vorſichtig durch denſelben hindurch, bis es die Eihaͤute trennt, und der Abfluß des Fruchtwaſſer wahrgenommen wird. Selten wird es noͤthig ſeyn, eines Troikaraͤhnlichen Inſtruments zu dieſem Behufe ſich zu bedienen. — Iſt uͤbrigens das Fruchtwaſſer abgefloſſen, ſo geſchieht, wo man bloß der Engigkeit des Beckens, oder anderer nicht augenblickliche Gefahr drohender Umſtaͤnde wegen die Fruͤhgeburt kuͤnſtlich zu veranlaſſen ge- noͤthigt iſt, weiter durchaus nichts. Zwanzig, dreißig, ja zu- weilen erſt vierzig Stunden nach abgefloſſenem Fruchtwaſſer, pflegen ſich Zuſammenziehungen einzufinden, und nun die Ge- burt auf gewoͤhnliche, der Natur moͤglichſt ganz allein zu uͤber- laſſende Weiſe, zu erfolgen, wobei man bemerkt haben will, daß vorzuͤglich durch ſehr reichliche Schleimabſonderung in den Geburtstheilen der Mangel des Fruchtwaſſers erſetzt werde.
3. Von der Wendung.
§. 1166.
Es iſt dieß eine der wichtigſten und ſchwierigſten Ge- burtshuͤlflichen Operationen, welche wir folgendergeſtalt genauer zu definiren haben, naͤmlich: als ein Verfahren, das Kind, welches in einer abnormen, der Geburt hinderlich werdenden Lage ſich befindet, in eine
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wirklich huͤlfreich werden koͤnnte, voͤllig zu verwerfen, ja bei
Blutungen und aͤhnlichen fuͤr die Schwangere ſehr gefahrdro-
henden Faͤllen, dieſes Verfahren ganz unentbehrlich wird. —
Iſt nun aber der Muttermund noch ſehr geſchloſſen und ſelbſt
noch eine ſtarke Portion Mutterhals vorhanden, ſo wird es
nothwendig, die Schwangere Behufs der Operation auf ein
Querlager, wie wir oben beſchrieben haben, zu bringen. Man
waͤhlt ſodann eine maͤßig ſtarke geknoͤpfte Sonde, oder einen
ſilbernen weiblichen Katheter, fuͤhrt denſelben indem man ihn
in die rechte Hand faßt, eingeoͤhlt, auf Zeige- und Mittelfin-
ger der linken in die Mutterſcheide gebrachten Hand ein, lei-
tet die Spitze deſſelben durch die Finger der linken Hand in
den Muttermund, und ſtoͤßt das Inſtrument ſodann vorſichtig
durch denſelben hindurch, bis es die Eihaͤute trennt, und der
Abfluß des Fruchtwaſſer wahrgenommen wird. Selten wird
es noͤthig ſeyn, eines Troikaraͤhnlichen Inſtruments zu dieſem
Behufe ſich zu bedienen. — Iſt uͤbrigens das Fruchtwaſſer
abgefloſſen, ſo geſchieht, wo man bloß der Engigkeit des
Beckens, oder anderer nicht augenblickliche Gefahr drohender
Umſtaͤnde wegen die Fruͤhgeburt kuͤnſtlich zu veranlaſſen ge-
noͤthigt iſt, weiter durchaus nichts. Zwanzig, dreißig, ja zu-
weilen erſt vierzig Stunden nach abgefloſſenem Fruchtwaſſer,
pflegen ſich Zuſammenziehungen einzufinden, und nun die Ge-
burt auf gewoͤhnliche, der Natur moͤglichſt ganz allein zu uͤber-
laſſende Weiſe, zu erfolgen, wobei man bemerkt haben will,
daß vorzuͤglich durch ſehr reichliche Schleimabſonderung in den
Geburtstheilen der Mangel des Fruchtwaſſers erſetzt werde.
3. Von der Wendung.
§. 1166.
Es iſt dieß eine der wichtigſten und ſchwierigſten Ge-
burtshuͤlflichen Operationen, welche wir folgendergeſtalt genauer
zu definiren haben, naͤmlich: als ein Verfahren, das
Kind, welches in einer abnormen, der Geburt
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/332>, abgerufen am 24.11.2024.
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