werden, da aber diese bei der beträchtlichen Zusammendrückung des Mastdarms oft nur wenig ausrichten können, auch durch den noch rückbleibenden Darmkoth die Operation nicht wesent- lich gehindert wird, so muß man die völlige Beseitigung die- ser Obstruktion oft bis nach Vollendung der Operation ver- sparen.
§. 1088.
Die zweite und wichtigste Indication ferner, fordert zu- erst die Anordnung einer zweckmäßigen Lage der Kranken, zu welchem Behuf man dieselbe auf Kniee und Ellenbogen ge- stützt, quer über das Bett legen läßt, so daß die Füße über den Bettrand hervorragen und der Operirende bequem zu den Geburtstheilen kommen kann. Die Reposition selbst kann nun auf doppelte Weise gemacht werden, entweder durch die Vagina oder durch das Intestinum rectum. In den mei- sten Fällen gelingt die Operation eben so vollkommen auf dem ersten Wege als auf dem zweiten, und da durch die Scheide das Eingehen mit der Hand bequemer und schmerzloser ist, so verdient dieses Verfahren, wo immer möglich, den Vorzug. Jedenfalls ist es indeß nöthig entweder zwei Finger oder nö- thigenfalls die ganze conisch zusammengelegte und ausgestreckte Hand mit Fett oder Oehl bestrichen einzuführen, die Spitzen der Finger an den vorragenden Gebärmuttergrund anzusetzen und diesen sofort gelinde aufwärts zu drängen. Hat man denselben durch mäßigen Druck bis zum Rande des Promon- torii gebracht, so muß der Druck vorzüglich behutsam fortge- setzt werden, um das plötzliche Uebergleiten des Uterus und Ausfahren der Spitzen der Finger zu verhüten. Zeichen der gelungenen Reposition ist es, daß der Muttermund sich wie- der in der Führungslinie befindet. -- Hat das Uebel noch nicht zu lange gedauert, so wird man die Reposition meistens ziemlich leicht finden, im entgegengesetzten Falle fordert sie oft mehr Zeit, und stärkern demohnerachtet aber immer vor- sichtigen Druck.
werden, da aber dieſe bei der betraͤchtlichen Zuſammendruͤckung des Maſtdarms oft nur wenig ausrichten koͤnnen, auch durch den noch ruͤckbleibenden Darmkoth die Operation nicht weſent- lich gehindert wird, ſo muß man die voͤllige Beſeitigung die- ſer Obſtruktion oft bis nach Vollendung der Operation ver- ſparen.
§. 1088.
Die zweite und wichtigſte Indication ferner, fordert zu- erſt die Anordnung einer zweckmaͤßigen Lage der Kranken, zu welchem Behuf man dieſelbe auf Kniee und Ellenbogen ge- ſtuͤtzt, quer uͤber das Bett legen laͤßt, ſo daß die Fuͤße uͤber den Bettrand hervorragen und der Operirende bequem zu den Geburtstheilen kommen kann. Die Repoſition ſelbſt kann nun auf doppelte Weiſe gemacht werden, entweder durch die Vagina oder durch das Intestinum rectum. In den mei- ſten Faͤllen gelingt die Operation eben ſo vollkommen auf dem erſten Wege als auf dem zweiten, und da durch die Scheide das Eingehen mit der Hand bequemer und ſchmerzloſer iſt, ſo verdient dieſes Verfahren, wo immer moͤglich, den Vorzug. Jedenfalls iſt es indeß noͤthig entweder zwei Finger oder noͤ- thigenfalls die ganze coniſch zuſammengelegte und ausgeſtreckte Hand mit Fett oder Oehl beſtrichen einzufuͤhren, die Spitzen der Finger an den vorragenden Gebaͤrmuttergrund anzuſetzen und dieſen ſofort gelinde aufwaͤrts zu draͤngen. Hat man denſelben durch maͤßigen Druck bis zum Rande des Promon- torii gebracht, ſo muß der Druck vorzuͤglich behutſam fortge- ſetzt werden, um das ploͤtzliche Uebergleiten des Uterus und Ausfahren der Spitzen der Finger zu verhuͤten. Zeichen der gelungenen Repoſition iſt es, daß der Muttermund ſich wie- der in der Fuͤhrungslinie befindet. — Hat das Uebel noch nicht zu lange gedauert, ſo wird man die Repoſition meiſtens ziemlich leicht finden, im entgegengeſetzten Falle fordert ſie oft mehr Zeit, und ſtaͤrkern demohnerachtet aber immer vor- ſichtigen Druck.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><p><pbfacs="#f0285"n="261"/>
werden, da aber dieſe bei der betraͤchtlichen Zuſammendruͤckung<lb/>
des Maſtdarms oft nur wenig ausrichten koͤnnen, auch durch<lb/>
den noch ruͤckbleibenden Darmkoth die Operation nicht weſent-<lb/>
lich gehindert wird, ſo muß man die voͤllige Beſeitigung die-<lb/>ſer Obſtruktion oft bis nach Vollendung der Operation ver-<lb/>ſparen.</p></div><lb/><divn="8"><head>§. 1088.</head><lb/><p>Die zweite und wichtigſte Indication ferner, fordert zu-<lb/>
erſt die Anordnung einer zweckmaͤßigen Lage der Kranken, zu<lb/>
welchem Behuf man dieſelbe auf Kniee und Ellenbogen ge-<lb/>ſtuͤtzt, quer uͤber das Bett legen laͤßt, ſo daß die Fuͤße uͤber<lb/>
den Bettrand hervorragen und der Operirende bequem zu den<lb/>
Geburtstheilen kommen kann. Die Repoſition ſelbſt kann<lb/>
nun auf doppelte Weiſe gemacht werden, entweder durch die<lb/><hirendition="#aq">Vagina</hi> oder durch das <hirendition="#aq">Intestinum rectum.</hi> In den mei-<lb/>ſten Faͤllen gelingt die Operation eben ſo vollkommen auf dem<lb/>
erſten Wege als auf dem zweiten, und da durch die Scheide<lb/>
das Eingehen mit der Hand bequemer und ſchmerzloſer iſt,<lb/>ſo verdient dieſes Verfahren, wo immer moͤglich, den Vorzug.<lb/>
Jedenfalls iſt es indeß noͤthig entweder zwei Finger oder noͤ-<lb/>
thigenfalls die ganze coniſch zuſammengelegte und ausgeſtreckte<lb/>
Hand mit Fett oder Oehl beſtrichen einzufuͤhren, die Spitzen<lb/>
der Finger an den vorragenden Gebaͤrmuttergrund anzuſetzen<lb/>
und dieſen ſofort gelinde aufwaͤrts zu draͤngen. Hat man<lb/>
denſelben durch maͤßigen Druck bis zum Rande des <hirendition="#aq">Promon-<lb/>
torii</hi> gebracht, ſo muß der Druck vorzuͤglich behutſam fortge-<lb/>ſetzt werden, um das ploͤtzliche Uebergleiten des Uterus und<lb/>
Ausfahren der Spitzen der Finger zu verhuͤten. Zeichen der<lb/>
gelungenen Repoſition iſt es, daß der Muttermund ſich wie-<lb/>
der in der Fuͤhrungslinie befindet. — Hat das Uebel noch<lb/>
nicht zu lange gedauert, ſo wird man die Repoſition meiſtens<lb/>
ziemlich leicht finden, im entgegengeſetzten Falle fordert ſie<lb/>
oft mehr Zeit, und ſtaͤrkern demohnerachtet aber immer vor-<lb/>ſichtigen Druck.</p></div><lb/></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[261/0285]
werden, da aber dieſe bei der betraͤchtlichen Zuſammendruͤckung
des Maſtdarms oft nur wenig ausrichten koͤnnen, auch durch
den noch ruͤckbleibenden Darmkoth die Operation nicht weſent-
lich gehindert wird, ſo muß man die voͤllige Beſeitigung die-
ſer Obſtruktion oft bis nach Vollendung der Operation ver-
ſparen.
§. 1088.
Die zweite und wichtigſte Indication ferner, fordert zu-
erſt die Anordnung einer zweckmaͤßigen Lage der Kranken, zu
welchem Behuf man dieſelbe auf Kniee und Ellenbogen ge-
ſtuͤtzt, quer uͤber das Bett legen laͤßt, ſo daß die Fuͤße uͤber
den Bettrand hervorragen und der Operirende bequem zu den
Geburtstheilen kommen kann. Die Repoſition ſelbſt kann
nun auf doppelte Weiſe gemacht werden, entweder durch die
Vagina oder durch das Intestinum rectum. In den mei-
ſten Faͤllen gelingt die Operation eben ſo vollkommen auf dem
erſten Wege als auf dem zweiten, und da durch die Scheide
das Eingehen mit der Hand bequemer und ſchmerzloſer iſt,
ſo verdient dieſes Verfahren, wo immer moͤglich, den Vorzug.
Jedenfalls iſt es indeß noͤthig entweder zwei Finger oder noͤ-
thigenfalls die ganze coniſch zuſammengelegte und ausgeſtreckte
Hand mit Fett oder Oehl beſtrichen einzufuͤhren, die Spitzen
der Finger an den vorragenden Gebaͤrmuttergrund anzuſetzen
und dieſen ſofort gelinde aufwaͤrts zu draͤngen. Hat man
denſelben durch maͤßigen Druck bis zum Rande des Promon-
torii gebracht, ſo muß der Druck vorzuͤglich behutſam fortge-
ſetzt werden, um das ploͤtzliche Uebergleiten des Uterus und
Ausfahren der Spitzen der Finger zu verhuͤten. Zeichen der
gelungenen Repoſition iſt es, daß der Muttermund ſich wie-
der in der Fuͤhrungslinie befindet. — Hat das Uebel noch
nicht zu lange gedauert, ſo wird man die Repoſition meiſtens
ziemlich leicht finden, im entgegengeſetzten Falle fordert ſie
oft mehr Zeit, und ſtaͤrkern demohnerachtet aber immer vor-
ſichtigen Druck.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/285>, abgerufen am 25.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.