zweckmäßige Diät und sonstiges Verhalten, im Normalzu- stande erhalten wird, jenes Uebel nicht zu befürchten stehen. Ferner werden die ersten Spuren eines solchen Leidens, welche sich durch allgemeines Sinken der Kräfte, stumpfe schmerz- hafte Gefühle im Uterus u. s. w. oft schon in der Schwan- gerschaft ankündigen, die Anwendung des belebenden Heilap- parates, der Cascarille, der China, der Serpentaria, des Elixir, vitriol. Mynsichti, eines kräftigen Weins u. s. w. erfordern.
§. 1068.
Nach der Entbindung hingegen, wo leider oft das Uebel zuerst völlig klar sich darstellt, muß sodann theils im Allge- meinen die später durchzugehende Behandlung des bösartigen Puerperalfiebers eintreten, theils ist die örtliche Anwendung erregender antiseptischer Mittel unentbehrlich, obwohl bei be- reits weiter ins Innere der Uterinsubstanz vorgedrungener Zer- störung die Heilungsversuche oft eben so fruchtlos als bei dem bereits ausgebrochenen carcinomatösen Geschwür zu seyn pflegen. Boer erfand zum Zweck dieser ganz örtlichen Be- handlung ein Instrument welches er Plumaceaux-Leiter (Porte-Plumaceaux) genannt hat, und welches aus einer gebogenen Röhre, worin die Carpie-Bäuschchen durch eine dünne seidene Schnur heraufgezogen werden, besteht. *) -- Durch solches Verfahren sollen die afficirten Stellen, gerade so wie beim sphacelösen Geschwüre äußerlicher Schäden, mit erregenden Salben, Mischungen der Tr. Myrrhae und Perubalsam u. s. w., regelmäßig verbunden werden können. Statt eines solchen Verbandes für die innere Uterinfläche empfiehlt H. Jörg dagegen stärkende, erregende Injektionen, jedoch so, daß man sie mittelst einer an eine bewegliche Röhre befestigten knöchernen (nöthigenfalls der Form des Mut- termundes angemeßen platt gefeilten) Kanüle **) einbringt, und folglich auch wahrhaft in die Höhle des Uterus leitet.
*) a. a. O. S. 201.
**) a. a. O.
zweckmaͤßige Diaͤt und ſonſtiges Verhalten, im Normalzu- ſtande erhalten wird, jenes Uebel nicht zu befuͤrchten ſtehen. Ferner werden die erſten Spuren eines ſolchen Leidens, welche ſich durch allgemeines Sinken der Kraͤfte, ſtumpfe ſchmerz- hafte Gefuͤhle im Uterus u. ſ. w. oft ſchon in der Schwan- gerſchaft ankuͤndigen, die Anwendung des belebenden Heilap- parates, der Caſcarille, der China, der Serpentaria, des Elixir, vitriol. Mynsichti, eines kraͤftigen Weins u. ſ. w. erfordern.
§. 1068.
Nach der Entbindung hingegen, wo leider oft das Uebel zuerſt voͤllig klar ſich darſtellt, muß ſodann theils im Allge- meinen die ſpaͤter durchzugehende Behandlung des boͤsartigen Puerperalfiebers eintreten, theils iſt die oͤrtliche Anwendung erregender antiſeptiſcher Mittel unentbehrlich, obwohl bei be- reits weiter ins Innere der Uterinſubſtanz vorgedrungener Zer- ſtoͤrung die Heilungsverſuche oft eben ſo fruchtlos als bei dem bereits ausgebrochenen carcinomatoͤſen Geſchwuͤr zu ſeyn pflegen. Boër erfand zum Zweck dieſer ganz oͤrtlichen Be- handlung ein Inſtrument welches er Plumaceaux-Leiter (Porte-Plumaceaux) genannt hat, und welches aus einer gebogenen Roͤhre, worin die Carpie-Baͤuſchchen durch eine duͤnne ſeidene Schnur heraufgezogen werden, beſteht. *) — Durch ſolches Verfahren ſollen die afficirten Stellen, gerade ſo wie beim ſphaceloͤſen Geſchwuͤre aͤußerlicher Schaͤden, mit erregenden Salben, Miſchungen der Tr. Myrrhae und Perubalſam u. ſ. w., regelmaͤßig verbunden werden koͤnnen. Statt eines ſolchen Verbandes fuͤr die innere Uterinflaͤche empfiehlt H. Joͤrg dagegen ſtaͤrkende, erregende Injektionen, jedoch ſo, daß man ſie mittelſt einer an eine bewegliche Roͤhre befeſtigten knoͤchernen (noͤthigenfalls der Form des Mut- termundes angemeßen platt gefeilten) Kanuͤle **) einbringt, und folglich auch wahrhaft in die Hoͤhle des Uterus leitet.
*) a. a. O. S. 201.
**) a. a. O.
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zweckmaͤßige Diaͤt und ſonſtiges Verhalten, im Normalzu-
ſtande erhalten wird, jenes Uebel nicht zu befuͤrchten ſtehen.
Ferner werden die erſten Spuren eines ſolchen Leidens, welche
ſich durch allgemeines Sinken der Kraͤfte, ſtumpfe ſchmerz-
hafte Gefuͤhle im Uterus u. ſ. w. oft ſchon in der Schwan-
gerſchaft ankuͤndigen, die Anwendung des belebenden Heilap-
parates, der Caſcarille, der China, der Serpentaria, des Elixir,
vitriol. Mynsichti, eines kraͤftigen Weins u. ſ. w. erfordern.
§. 1068.
Nach der Entbindung hingegen, wo leider oft das Uebel
zuerſt voͤllig klar ſich darſtellt, muß ſodann theils im Allge-
meinen die ſpaͤter durchzugehende Behandlung des boͤsartigen
Puerperalfiebers eintreten, theils iſt die oͤrtliche Anwendung
erregender antiſeptiſcher Mittel unentbehrlich, obwohl bei be-
reits weiter ins Innere der Uterinſubſtanz vorgedrungener Zer-
ſtoͤrung die Heilungsverſuche oft eben ſo fruchtlos als bei
dem bereits ausgebrochenen carcinomatoͤſen Geſchwuͤr zu ſeyn
pflegen. Boër erfand zum Zweck dieſer ganz oͤrtlichen Be-
handlung ein Inſtrument welches er Plumaceaux-Leiter
(Porte-Plumaceaux) genannt hat, und welches aus einer
gebogenen Roͤhre, worin die Carpie-Baͤuſchchen durch eine
duͤnne ſeidene Schnur heraufgezogen werden, beſteht. *) —
Durch ſolches Verfahren ſollen die afficirten Stellen, gerade
ſo wie beim ſphaceloͤſen Geſchwuͤre aͤußerlicher Schaͤden, mit
erregenden Salben, Miſchungen der Tr. Myrrhae und
Perubalſam u. ſ. w., regelmaͤßig verbunden werden koͤnnen.
Statt eines ſolchen Verbandes fuͤr die innere Uterinflaͤche
empfiehlt H. Joͤrg dagegen ſtaͤrkende, erregende Injektionen,
jedoch ſo, daß man ſie mittelſt einer an eine bewegliche
Roͤhre befeſtigten knoͤchernen (noͤthigenfalls der Form des Mut-
termundes angemeßen platt gefeilten) Kanuͤle **) einbringt,
und folglich auch wahrhaft in die Hoͤhle des Uterus leitet.
*) a. a. O. S. 201.
**) a. a. O.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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