einen beträchtlichen Grad erreichen wird, ohne das Absterben des Kindes und Frühgeburten nach sich zu ziehen, oder auf die Bildung der Frucht und des Kindes nachtheilig zu wir- ken, indem abnorm feste Verwachsungen der Placenta mit dem Uterus, Verwachsungen des Muttermundes, abnorme Was- seranhäufung u. s. w. die Folge davon seyn können.
§. 1063.
Die Behandlung wird sonach ebenfalls wie bei Nicht- schwangern vorzugsweise streng antiphlogistisch seyn müßen, und nur bei unvollkommner Entscheidung der Krankheit, bei Neigung zum Uebergange in Gangrän oder Eiterung wird kräftigere Unterstützung der Lebensthätigkeit und Reproduktion, wie bereits Theil I. §. 345. erwähnt worden ist, nöthig werden. -- Ist es nun allerdings klar, daß bei einer in Gangrän übergegangenen Entzündung des schwangern Uterus, welche noch vor dem hier meistens unvermeidlichen Tode die Geburt veranlaßt hat, die innere an sich vorzüglich flockige und schwammige Gebärmutterfläche in eine wahrhaft faulige Auflösung übergehen könne, so scheint es doch, als ob, den BeobachtungenBoers zufolge, ein solcher gangränöser Zu- stand auch ohne vorausgegangene Entzündung zu- weilen eintreten könne.
§. 1064.
Es sind dieß die Fälle welche von Boer mit dem Namen der Putrescenz der beschwängerten Gebärmutter belegt worden sind, welche Krankheit sich nach Boer*) und den neuerlich von H. Jörg**) gegebenen nähern Bestim- mungen durch folgende Eigenthümlichkeiten charakterisirt. --
*) Abhandlungen und Versuche. 1. Band, S. 181.
**) Schriften zur Beförderung der Kenntniß des Weibes und Kindes im Allgemeinen, und zur Bereicherung der Geburtshülfe insbeson- dere. Leipzig 1818. 2. Thl. S. 1.
einen betraͤchtlichen Grad erreichen wird, ohne das Abſterben des Kindes und Fruͤhgeburten nach ſich zu ziehen, oder auf die Bildung der Frucht und des Kindes nachtheilig zu wir- ken, indem abnorm feſte Verwachſungen der Placenta mit dem Uterus, Verwachſungen des Muttermundes, abnorme Waſ- ſeranhaͤufung u. ſ. w. die Folge davon ſeyn koͤnnen.
§. 1063.
Die Behandlung wird ſonach ebenfalls wie bei Nicht- ſchwangern vorzugsweiſe ſtreng antiphlogiſtiſch ſeyn muͤßen, und nur bei unvollkommner Entſcheidung der Krankheit, bei Neigung zum Uebergange in Gangraͤn oder Eiterung wird kraͤftigere Unterſtuͤtzung der Lebensthaͤtigkeit und Reproduktion, wie bereits Theil I. §. 345. erwaͤhnt worden iſt, noͤthig werden. — Iſt es nun allerdings klar, daß bei einer in Gangraͤn uͤbergegangenen Entzuͤndung des ſchwangern Uterus, welche noch vor dem hier meiſtens unvermeidlichen Tode die Geburt veranlaßt hat, die innere an ſich vorzuͤglich flockige und ſchwammige Gebaͤrmutterflaͤche in eine wahrhaft faulige Aufloͤſung uͤbergehen koͤnne, ſo ſcheint es doch, als ob, den BeobachtungenBoërs zufolge, ein ſolcher gangraͤnoͤſer Zu- ſtand auch ohne vorausgegangene Entzuͤndung zu- weilen eintreten koͤnne.
§. 1064.
Es ſind dieß die Faͤlle welche von Boër mit dem Namen der Putrescenz der beſchwaͤngerten Gebaͤrmutter belegt worden ſind, welche Krankheit ſich nach Boër*) und den neuerlich von H. Joͤrg**) gegebenen naͤhern Beſtim- mungen durch folgende Eigenthuͤmlichkeiten charakteriſirt. —
*) Abhandlungen und Verſuche. 1. Band, S. 181.
**) Schriften zur Befoͤrderung der Kenntniß des Weibes und Kindes im Allgemeinen, und zur Bereicherung der Geburtshuͤlfe insbeſon- dere. Leipzig 1818. 2. Thl. S. 1.
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einen betraͤchtlichen Grad erreichen wird, ohne das Abſterben
des Kindes und Fruͤhgeburten nach ſich zu ziehen, oder auf
die Bildung der Frucht und des Kindes nachtheilig zu wir-
ken, indem abnorm feſte Verwachſungen der Placenta mit
dem Uterus, Verwachſungen des Muttermundes, abnorme Waſ-
ſeranhaͤufung u. ſ. w. die Folge davon ſeyn koͤnnen.
§. 1063.
Die Behandlung wird ſonach ebenfalls wie bei Nicht-
ſchwangern vorzugsweiſe ſtreng antiphlogiſtiſch ſeyn muͤßen,
und nur bei unvollkommner Entſcheidung der Krankheit, bei
Neigung zum Uebergange in Gangraͤn oder Eiterung wird
kraͤftigere Unterſtuͤtzung der Lebensthaͤtigkeit und Reproduktion,
wie bereits Theil I. §. 345. erwaͤhnt worden iſt, noͤthig
werden. — Iſt es nun allerdings klar, daß bei einer in
Gangraͤn uͤbergegangenen Entzuͤndung des ſchwangern Uterus,
welche noch vor dem hier meiſtens unvermeidlichen Tode die
Geburt veranlaßt hat, die innere an ſich vorzuͤglich flockige
und ſchwammige Gebaͤrmutterflaͤche in eine wahrhaft faulige
Aufloͤſung uͤbergehen koͤnne, ſo ſcheint es doch, als ob, den
Beobachtungen Boërs zufolge, ein ſolcher gangraͤnoͤſer Zu-
ſtand auch ohne vorausgegangene Entzuͤndung zu-
weilen eintreten koͤnne.
§. 1064.
Es ſind dieß die Faͤlle welche von Boër mit dem Namen
der Putrescenz der beſchwaͤngerten Gebaͤrmutter
belegt worden ſind, welche Krankheit ſich nach Boër *) und
den neuerlich von H. Joͤrg **) gegebenen naͤhern Beſtim-
mungen durch folgende Eigenthuͤmlichkeiten charakteriſirt. —
*) Abhandlungen und Verſuche. 1. Band, S. 181.
**) Schriften zur Befoͤrderung der Kenntniß des Weibes und Kindes
im Allgemeinen, und zur Bereicherung der Geburtshuͤlfe insbeſon-
dere. Leipzig 1818. 2. Thl. S. 1.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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