dung der Extrakte, der China u. s. w. in Verbindung mit aromatischen Bädern von Nutzen.
§. 1053.
Endlich aber bleibt noch von einem Mittel zu sprechen, welches man sonst zwar viel zu einseitig als das einzige und Hauptmittel bei Convulsionen aufgestellt hat, welches wir indeß vielmehr nur auf einzelne Fälle und zwar so wohl um das Leben der Mutter als des Kindes zu erhalten, em- pfehlen können. Es ist dieß die gewaltsame Entbindung (Ac- couchement force). -- In Fällen nämlich wo die beträcht- liche Ausdehnung des Uterus und die dadurch veranlaßte Be- engung der Refpiration, Nervenreitzung u. s. w. offenbar als vorzügliche Veranlaßung dieser Anfälle erscheinen, und deßhalb die oben (§. 1046 -- 50.) erwähnten Mittel die gehoffte Linderung nicht herbeiführen, oder doch einer baldigen Wieder- kehr der Zuckungen entgegenzusehen ist, muß allerdings die Beendigung der Schwangerschaft überhaupt vorzüglich wün- schenswerth bleiben, und die Natur deutet hierauf selbst hin, indem wir sehr häufig unter solchen Umständen das von freien Stücken erfolgende Eintreten des Geburtsgeschäfts bemerken. Da nun überdieß bei solcher Ausdehnung des Uterus gewöhn- lich die vierte Periode der Schwangerschaft bereits eingetreten, und das Kind als Lebensfähig zu betrachten ist, so wird es hier zur Aufgabe der Kunst entweder die Natur in ihrem sich bereits zeigenden Bestreben zur Ausstoßung des Kindes, durch ein Verfahren, welches in der geburtshülflichen Therapie näher erörtert werden wird, zu unterstützen, oder die Geburt gänzlich durch Hülfe der Kunst zu bewerkstelligen. --
§. 1054.
Es kann dieses aber auf zweierlei Weise geschehen; ent- weder indem man durch behutsames Durchboren der Eihäute, ohne vorhergegangene künstliche Erweiterung des Muttermun- des (eine Operation welche ebenfalls im Folgenden näher be- schrieben werden wird) den Abgang des Fruchtwassers veran- laßt, und auf diese Weise eine künstliche Frühgeburt bewirkt,
dung der Extrakte, der China u. ſ. w. in Verbindung mit aromatiſchen Baͤdern von Nutzen.
§. 1053.
Endlich aber bleibt noch von einem Mittel zu ſprechen, welches man ſonſt zwar viel zu einſeitig als das einzige und Hauptmittel bei Convulſionen aufgeſtellt hat, welches wir indeß vielmehr nur auf einzelne Faͤlle und zwar ſo wohl um das Leben der Mutter als des Kindes zu erhalten, em- pfehlen koͤnnen. Es iſt dieß die gewaltſame Entbindung (Ac- couchement forcé). — In Faͤllen naͤmlich wo die betraͤcht- liche Ausdehnung des Uterus und die dadurch veranlaßte Be- engung der Refpiration, Nervenreitzung u. ſ. w. offenbar als vorzuͤgliche Veranlaßung dieſer Anfaͤlle erſcheinen, und deßhalb die oben (§. 1046 — 50.) erwaͤhnten Mittel die gehoffte Linderung nicht herbeifuͤhren, oder doch einer baldigen Wieder- kehr der Zuckungen entgegenzuſehen iſt, muß allerdings die Beendigung der Schwangerſchaft uͤberhaupt vorzuͤglich wuͤn- ſchenswerth bleiben, und die Natur deutet hierauf ſelbſt hin, indem wir ſehr haͤufig unter ſolchen Umſtaͤnden das von freien Stuͤcken erfolgende Eintreten des Geburtsgeſchaͤfts bemerken. Da nun uͤberdieß bei ſolcher Ausdehnung des Uterus gewoͤhn- lich die vierte Periode der Schwangerſchaft bereits eingetreten, und das Kind als Lebensfaͤhig zu betrachten iſt, ſo wird es hier zur Aufgabe der Kunſt entweder die Natur in ihrem ſich bereits zeigenden Beſtreben zur Ausſtoßung des Kindes, durch ein Verfahren, welches in der geburtshuͤlflichen Therapie naͤher eroͤrtert werden wird, zu unterſtuͤtzen, oder die Geburt gaͤnzlich durch Huͤlfe der Kunſt zu bewerkſtelligen. —
§. 1054.
Es kann dieſes aber auf zweierlei Weiſe geſchehen; ent- weder indem man durch behutſames Durchboren der Eihaͤute, ohne vorhergegangene kuͤnſtliche Erweiterung des Muttermun- des (eine Operation welche ebenfalls im Folgenden naͤher be- ſchrieben werden wird) den Abgang des Fruchtwaſſers veran- laßt, und auf dieſe Weiſe eine kuͤnſtliche Fruͤhgeburt bewirkt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0266"n="242"/>
dung der Extrakte, der China u. ſ. w. in Verbindung mit<lb/>
aromatiſchen Baͤdern von Nutzen.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 1053.</head><lb/><p>Endlich aber bleibt noch von einem Mittel zu ſprechen,<lb/>
welches man ſonſt zwar viel zu einſeitig als das einzige<lb/>
und Hauptmittel bei Convulſionen aufgeſtellt hat, welches<lb/>
wir indeß vielmehr nur auf einzelne Faͤlle und zwar ſo wohl<lb/>
um das Leben der Mutter als des Kindes zu erhalten, em-<lb/>
pfehlen koͤnnen. Es iſt dieß die gewaltſame Entbindung (<hirendition="#aq">Ac-<lb/>
couchement forcé</hi>). — In Faͤllen naͤmlich wo die betraͤcht-<lb/>
liche Ausdehnung des Uterus und die dadurch veranlaßte Be-<lb/>
engung der Refpiration, Nervenreitzung u. ſ. w. offenbar als<lb/>
vorzuͤgliche Veranlaßung dieſer Anfaͤlle erſcheinen, und deßhalb<lb/>
die oben (§. 1046 — 50.) erwaͤhnten Mittel die gehoffte<lb/>
Linderung nicht herbeifuͤhren, oder doch einer baldigen Wieder-<lb/>
kehr der Zuckungen entgegenzuſehen iſt, muß allerdings die<lb/>
Beendigung der Schwangerſchaft uͤberhaupt vorzuͤglich wuͤn-<lb/>ſchenswerth bleiben, und die Natur deutet hierauf ſelbſt hin,<lb/>
indem wir ſehr haͤufig unter ſolchen Umſtaͤnden das von freien<lb/>
Stuͤcken erfolgende Eintreten des Geburtsgeſchaͤfts bemerken.<lb/>
Da nun uͤberdieß bei ſolcher Ausdehnung des Uterus gewoͤhn-<lb/>
lich die vierte Periode der Schwangerſchaft bereits eingetreten,<lb/>
und das Kind als Lebensfaͤhig zu betrachten iſt, ſo wird es<lb/>
hier zur Aufgabe der Kunſt entweder die Natur in ihrem ſich<lb/>
bereits zeigenden Beſtreben zur Ausſtoßung des Kindes, durch<lb/>
ein Verfahren, welches in der geburtshuͤlflichen Therapie naͤher<lb/>
eroͤrtert werden wird, zu unterſtuͤtzen, oder die Geburt gaͤnzlich<lb/>
durch Huͤlfe der Kunſt zu bewerkſtelligen. —</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 1054.</head><lb/><p>Es kann dieſes aber auf zweierlei Weiſe geſchehen; ent-<lb/>
weder indem man durch behutſames Durchboren der Eihaͤute,<lb/>
ohne vorhergegangene kuͤnſtliche Erweiterung des Muttermun-<lb/>
des (eine Operation welche ebenfalls im Folgenden naͤher be-<lb/>ſchrieben werden wird) den Abgang des Fruchtwaſſers veran-<lb/>
laßt, und auf dieſe Weiſe eine kuͤnſtliche Fruͤhgeburt bewirkt,<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[242/0266]
dung der Extrakte, der China u. ſ. w. in Verbindung mit
aromatiſchen Baͤdern von Nutzen.
§. 1053.
Endlich aber bleibt noch von einem Mittel zu ſprechen,
welches man ſonſt zwar viel zu einſeitig als das einzige
und Hauptmittel bei Convulſionen aufgeſtellt hat, welches
wir indeß vielmehr nur auf einzelne Faͤlle und zwar ſo wohl
um das Leben der Mutter als des Kindes zu erhalten, em-
pfehlen koͤnnen. Es iſt dieß die gewaltſame Entbindung (Ac-
couchement forcé). — In Faͤllen naͤmlich wo die betraͤcht-
liche Ausdehnung des Uterus und die dadurch veranlaßte Be-
engung der Refpiration, Nervenreitzung u. ſ. w. offenbar als
vorzuͤgliche Veranlaßung dieſer Anfaͤlle erſcheinen, und deßhalb
die oben (§. 1046 — 50.) erwaͤhnten Mittel die gehoffte
Linderung nicht herbeifuͤhren, oder doch einer baldigen Wieder-
kehr der Zuckungen entgegenzuſehen iſt, muß allerdings die
Beendigung der Schwangerſchaft uͤberhaupt vorzuͤglich wuͤn-
ſchenswerth bleiben, und die Natur deutet hierauf ſelbſt hin,
indem wir ſehr haͤufig unter ſolchen Umſtaͤnden das von freien
Stuͤcken erfolgende Eintreten des Geburtsgeſchaͤfts bemerken.
Da nun uͤberdieß bei ſolcher Ausdehnung des Uterus gewoͤhn-
lich die vierte Periode der Schwangerſchaft bereits eingetreten,
und das Kind als Lebensfaͤhig zu betrachten iſt, ſo wird es
hier zur Aufgabe der Kunſt entweder die Natur in ihrem ſich
bereits zeigenden Beſtreben zur Ausſtoßung des Kindes, durch
ein Verfahren, welches in der geburtshuͤlflichen Therapie naͤher
eroͤrtert werden wird, zu unterſtuͤtzen, oder die Geburt gaͤnzlich
durch Huͤlfe der Kunſt zu bewerkſtelligen. —
§. 1054.
Es kann dieſes aber auf zweierlei Weiſe geſchehen; ent-
weder indem man durch behutſames Durchboren der Eihaͤute,
ohne vorhergegangene kuͤnſtliche Erweiterung des Muttermun-
des (eine Operation welche ebenfalls im Folgenden naͤher be-
ſchrieben werden wird) den Abgang des Fruchtwaſſers veran-
laßt, und auf dieſe Weiſe eine kuͤnſtliche Fruͤhgeburt bewirkt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/266>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.