der Venen selbst gewirkt werden. Außerdem daß sonach bei großer Atonie des Körpers überhaupt, stärkere innere Heil- mittel, die Anordnung einer kräftigen, nahrhaften Diät, und des mäßigen Genußes eines kräftigen Weins, nützlich werden, kann auch örtlich durch Anlegen einer Binde oder der Schnür- strümpfe, durch öfteres Waschen der varikösen Geschwülste mit geistigen zusammenziehenden Flüßigkeiten (mit rothem Wein, Brantwein, Abkochungen von Absinthium, Ulmenrinde mit Brantwein, mit Spirit. serpilli nebst einem Zusatze der Tr. terrae Catechu) wenigstens ein größeres Anwachsen der Kno- ten verhütet werden. Haben die Varices ihren Sitz an den Schamtheilen selbst, so läßt man eine mit jener Flüßigkeit getränkte Compreße durch eine T Binde über dieselben be- festigen. -- Alle diese Mittel jedoch, so wie der äußere Druck werden immer nur im Beginn des Wachsthums dieser Ge- schwülste recht wohlthätig wirken können, späterhin aber die schon entstandenen Geschwülste zu beseitigen nicht im Stande seyn. -- Ueberhaupt ist das starke Zusammendrücken größerer Geschwülste keineswegs rathsam, da oft gerade dadurch erst das Aufspringen derselben veranlaßt wird.
§. 1011.
Ist indeß ein solcher Varix trotz angewandter Vorsicht, von selbst oder auch durch äußere Gewalt geborsten, so wird, um die Blutung zu stillen, namentlich vom Tamponiren und der Anwendung der Kälte Gebrauch gemacht werden müßen. Man läßt zu dem Ende Feuerschwamm mit Kolophonium-, oder Alaun- und arabischen Gummi-Pulver bestreut aufdrücken, macht kalte Umschläge von Wasser, Essig und Branntwein, ja könnte wohl in Fällen besonders heftiger Blutung zu Anlegung des Turnikets genöthigt werden (dessen Anwendung man neuerlich selbst zur Verhütung zu großer Ausdehnung dieser Ge- schwülste vorgeschlagen hat, wozu es uns jedoch nicht recht geeignet scheint).
der Venen ſelbſt gewirkt werden. Außerdem daß ſonach bei großer Atonie des Koͤrpers uͤberhaupt, ſtaͤrkere innere Heil- mittel, die Anordnung einer kraͤftigen, nahrhaften Diaͤt, und des maͤßigen Genußes eines kraͤftigen Weins, nuͤtzlich werden, kann auch oͤrtlich durch Anlegen einer Binde oder der Schnuͤr- ſtruͤmpfe, durch oͤfteres Waſchen der varikoͤſen Geſchwuͤlſte mit geiſtigen zuſammenziehenden Fluͤßigkeiten (mit rothem Wein, Brantwein, Abkochungen von Absinthium, Ulmenrinde mit Brantwein, mit Spirit. serpilli nebſt einem Zuſatze der Tr. terrae Catechu) wenigſtens ein groͤßeres Anwachſen der Kno- ten verhuͤtet werden. Haben die Varices ihren Sitz an den Schamtheilen ſelbſt, ſo laͤßt man eine mit jener Fluͤßigkeit getraͤnkte Compreße durch eine T Binde uͤber dieſelben be- feſtigen. — Alle dieſe Mittel jedoch, ſo wie der aͤußere Druck werden immer nur im Beginn des Wachsthums dieſer Ge- ſchwuͤlſte recht wohlthaͤtig wirken koͤnnen, ſpaͤterhin aber die ſchon entſtandenen Geſchwuͤlſte zu beſeitigen nicht im Stande ſeyn. — Ueberhaupt iſt das ſtarke Zuſammendruͤcken groͤßerer Geſchwuͤlſte keineswegs rathſam, da oft gerade dadurch erſt das Aufſpringen derſelben veranlaßt wird.
§. 1011.
Iſt indeß ein ſolcher Varix trotz angewandter Vorſicht, von ſelbſt oder auch durch aͤußere Gewalt geborſten, ſo wird, um die Blutung zu ſtillen, namentlich vom Tamponiren und der Anwendung der Kaͤlte Gebrauch gemacht werden muͤßen. Man laͤßt zu dem Ende Feuerſchwamm mit Kolophonium-, oder Alaun- und arabiſchen Gummi-Pulver beſtreut aufdruͤcken, macht kalte Umſchlaͤge von Waſſer, Eſſig und Branntwein, ja koͤnnte wohl in Faͤllen beſonders heftiger Blutung zu Anlegung des Turnikets genoͤthigt werden (deſſen Anwendung man neuerlich ſelbſt zur Verhuͤtung zu großer Ausdehnung dieſer Ge- ſchwuͤlſte vorgeſchlagen hat, wozu es uns jedoch nicht recht geeignet ſcheint).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0243"n="219"/>
der Venen ſelbſt gewirkt werden. Außerdem daß ſonach bei<lb/>
großer Atonie des Koͤrpers uͤberhaupt, ſtaͤrkere innere Heil-<lb/>
mittel, die Anordnung einer kraͤftigen, nahrhaften Diaͤt, und<lb/>
des maͤßigen Genußes eines kraͤftigen Weins, nuͤtzlich werden,<lb/>
kann auch oͤrtlich durch Anlegen einer Binde oder der Schnuͤr-<lb/>ſtruͤmpfe, durch oͤfteres Waſchen der varikoͤſen Geſchwuͤlſte mit<lb/>
geiſtigen zuſammenziehenden Fluͤßigkeiten (mit rothem Wein,<lb/>
Brantwein, Abkochungen von <hirendition="#aq">Absinthium,</hi> Ulmenrinde mit<lb/>
Brantwein, mit <hirendition="#aq">Spirit. serpilli</hi> nebſt einem Zuſatze der <hirendition="#aq">Tr.<lb/>
terrae Catechu</hi>) wenigſtens ein groͤßeres Anwachſen der Kno-<lb/>
ten verhuͤtet werden. Haben die <hirendition="#aq">Varices</hi> ihren Sitz an den<lb/>
Schamtheilen ſelbſt, ſo laͤßt man eine mit jener Fluͤßigkeit<lb/>
getraͤnkte Compreße durch eine <hirendition="#aq">T</hi> Binde uͤber dieſelben be-<lb/>
feſtigen. — Alle dieſe Mittel jedoch, ſo wie der aͤußere Druck<lb/>
werden immer nur im Beginn des Wachsthums dieſer Ge-<lb/>ſchwuͤlſte recht wohlthaͤtig wirken koͤnnen, ſpaͤterhin aber die<lb/>ſchon entſtandenen Geſchwuͤlſte zu beſeitigen nicht im Stande<lb/>ſeyn. — Ueberhaupt iſt das ſtarke Zuſammendruͤcken groͤßerer<lb/>
Geſchwuͤlſte keineswegs rathſam, da oft gerade dadurch erſt<lb/>
das Aufſpringen derſelben veranlaßt wird.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 1011.</head><lb/><p>Iſt indeß ein ſolcher <hirendition="#aq">Varix</hi> trotz angewandter Vorſicht,<lb/>
von ſelbſt oder auch durch aͤußere Gewalt geborſten, ſo wird,<lb/>
um die Blutung zu ſtillen, namentlich vom Tamponiren und<lb/>
der Anwendung der Kaͤlte Gebrauch gemacht werden muͤßen.<lb/>
Man laͤßt zu dem Ende Feuerſchwamm mit Kolophonium-, oder<lb/>
Alaun- und arabiſchen Gummi-Pulver beſtreut aufdruͤcken, macht<lb/>
kalte Umſchlaͤge von Waſſer, Eſſig und Branntwein, ja koͤnnte<lb/>
wohl in Faͤllen beſonders heftiger Blutung zu Anlegung des<lb/>
Turnikets genoͤthigt werden (deſſen Anwendung man neuerlich<lb/>ſelbſt zur <hirendition="#g">Verhuͤtung</hi> zu großer Ausdehnung dieſer Ge-<lb/>ſchwuͤlſte vorgeſchlagen hat, wozu es uns jedoch nicht recht<lb/>
geeignet ſcheint).</p></div></div><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0243]
der Venen ſelbſt gewirkt werden. Außerdem daß ſonach bei
großer Atonie des Koͤrpers uͤberhaupt, ſtaͤrkere innere Heil-
mittel, die Anordnung einer kraͤftigen, nahrhaften Diaͤt, und
des maͤßigen Genußes eines kraͤftigen Weins, nuͤtzlich werden,
kann auch oͤrtlich durch Anlegen einer Binde oder der Schnuͤr-
ſtruͤmpfe, durch oͤfteres Waſchen der varikoͤſen Geſchwuͤlſte mit
geiſtigen zuſammenziehenden Fluͤßigkeiten (mit rothem Wein,
Brantwein, Abkochungen von Absinthium, Ulmenrinde mit
Brantwein, mit Spirit. serpilli nebſt einem Zuſatze der Tr.
terrae Catechu) wenigſtens ein groͤßeres Anwachſen der Kno-
ten verhuͤtet werden. Haben die Varices ihren Sitz an den
Schamtheilen ſelbſt, ſo laͤßt man eine mit jener Fluͤßigkeit
getraͤnkte Compreße durch eine T Binde uͤber dieſelben be-
feſtigen. — Alle dieſe Mittel jedoch, ſo wie der aͤußere Druck
werden immer nur im Beginn des Wachsthums dieſer Ge-
ſchwuͤlſte recht wohlthaͤtig wirken koͤnnen, ſpaͤterhin aber die
ſchon entſtandenen Geſchwuͤlſte zu beſeitigen nicht im Stande
ſeyn. — Ueberhaupt iſt das ſtarke Zuſammendruͤcken groͤßerer
Geſchwuͤlſte keineswegs rathſam, da oft gerade dadurch erſt
das Aufſpringen derſelben veranlaßt wird.
§. 1011.
Iſt indeß ein ſolcher Varix trotz angewandter Vorſicht,
von ſelbſt oder auch durch aͤußere Gewalt geborſten, ſo wird,
um die Blutung zu ſtillen, namentlich vom Tamponiren und
der Anwendung der Kaͤlte Gebrauch gemacht werden muͤßen.
Man laͤßt zu dem Ende Feuerſchwamm mit Kolophonium-, oder
Alaun- und arabiſchen Gummi-Pulver beſtreut aufdruͤcken, macht
kalte Umſchlaͤge von Waſſer, Eſſig und Branntwein, ja koͤnnte
wohl in Faͤllen beſonders heftiger Blutung zu Anlegung des
Turnikets genoͤthigt werden (deſſen Anwendung man neuerlich
ſelbſt zur Verhuͤtung zu großer Ausdehnung dieſer Ge-
ſchwuͤlſte vorgeſchlagen hat, wozu es uns jedoch nicht recht
geeignet ſcheint).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/243>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.