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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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oft hie und da ein Prolapsus vaginae wahrnehmbar, und
dabei zeigt sie sich mit häufigem Schleim, welcher Färbung
und specifischen Geruch der Wochenreinigung trägt, über-
zogen. 2) Die Vaginalportion ist in ihrem Umfange noch
bedeutend vergrößert, schlaff und wulstig anzufühlen, und im
Anfange des Wochenbetts noch sehr verkürzt. Die Mutter-
mundsränder sind ungleich, mit mehrern Einrissen versehen.
Der Muttermund bildet wieder eine Querspalte, ist anfäng-
lich noch stark geöffnet, ergießt die Lochien und ist auch häufig
noch gegen Berührung empfindlich. --

Je weiter indeß die Tage des Wochenbettes von dem
Termin der Geburt sich entfernen, desto mehr verschwinden
diese Zeichen, und gehen endlich in die oben (Thl. I. §. 53.)
erwähnten Zeichen der vorausgegangenen Geburt überhaupt
über.

II. Von den Veränderungen, welche der Kör-
per des neugebornen Kindes im Vergleich
zu seinem Zustande vor der Geburt erfährt
.
§. 875.

Die wichtigste Umänderung, welche das Kind bei der
Geburt erleidet, ist, daß es aus der unmittelbaren Verbin-
dung, so wie aus der Umschließung des mütterlichen Körpers
heraustritt, und dadurch, indem es aufhört gleichsam ein
Theil des Mutterkörpers zu seyn, einen höhern Grad von
Selbstständigkeit, von Selbstbestimmung erhält, wodurch zu-
gleich die animale Seite seines Lebens mehr hervor gehoben
wird. -- Von diesem Gesichtspunkte aus werden sich die
einzelnen Modificationen, welche die Lebensverrichtungen des
Kindes, durch die Geburt veranlaßt, erleiden, hinlänglich er-
klären lassen.

§. 876.

I. Vegtatives oder reproduktives Leben. 1)
Stoffaufnahme, Ernährung. Vor der Geburt wurde
die Nahrung pflanzenartig an der Oberfläche der Eihäute

oft hie und da ein Prolapsus vaginae wahrnehmbar, und
dabei zeigt ſie ſich mit haͤufigem Schleim, welcher Faͤrbung
und ſpecifiſchen Geruch der Wochenreinigung traͤgt, uͤber-
zogen. 2) Die Vaginalportion iſt in ihrem Umfange noch
bedeutend vergroͤßert, ſchlaff und wulſtig anzufuͤhlen, und im
Anfange des Wochenbetts noch ſehr verkuͤrzt. Die Mutter-
mundsraͤnder ſind ungleich, mit mehrern Einriſſen verſehen.
Der Muttermund bildet wieder eine Querſpalte, iſt anfaͤng-
lich noch ſtark geoͤffnet, ergießt die Lochien und iſt auch haͤufig
noch gegen Beruͤhrung empfindlich. —

Je weiter indeß die Tage des Wochenbettes von dem
Termin der Geburt ſich entfernen, deſto mehr verſchwinden
dieſe Zeichen, und gehen endlich in die oben (Thl. I. §. 53.)
erwaͤhnten Zeichen der vorausgegangenen Geburt uͤberhaupt
uͤber.

II. Von den Veraͤnderungen, welche der Koͤr-
per des neugebornen Kindes im Vergleich
zu ſeinem Zuſtande vor der Geburt erfaͤhrt
.
§. 875.

Die wichtigſte Umaͤnderung, welche das Kind bei der
Geburt erleidet, iſt, daß es aus der unmittelbaren Verbin-
dung, ſo wie aus der Umſchließung des muͤtterlichen Koͤrpers
heraustritt, und dadurch, indem es aufhoͤrt gleichſam ein
Theil des Mutterkoͤrpers zu ſeyn, einen hoͤhern Grad von
Selbſtſtaͤndigkeit, von Selbſtbeſtimmung erhaͤlt, wodurch zu-
gleich die animale Seite ſeines Lebens mehr hervor gehoben
wird. — Von dieſem Geſichtspunkte aus werden ſich die
einzelnen Modificationen, welche die Lebensverrichtungen des
Kindes, durch die Geburt veranlaßt, erleiden, hinlaͤnglich er-
klaͤren laſſen.

§. 876.

I. Vegtatives oder reproduktives Leben. 1)
Stoffaufnahme, Ernaͤhrung. Vor der Geburt wurde
die Nahrung pflanzenartig an der Oberflaͤche der Eihaͤute

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[143/0167] oft hie und da ein Prolapsus vaginae wahrnehmbar, und dabei zeigt ſie ſich mit haͤufigem Schleim, welcher Faͤrbung und ſpecifiſchen Geruch der Wochenreinigung traͤgt, uͤber- zogen. 2) Die Vaginalportion iſt in ihrem Umfange noch bedeutend vergroͤßert, ſchlaff und wulſtig anzufuͤhlen, und im Anfange des Wochenbetts noch ſehr verkuͤrzt. Die Mutter- mundsraͤnder ſind ungleich, mit mehrern Einriſſen verſehen. Der Muttermund bildet wieder eine Querſpalte, iſt anfaͤng- lich noch ſtark geoͤffnet, ergießt die Lochien und iſt auch haͤufig noch gegen Beruͤhrung empfindlich. — Je weiter indeß die Tage des Wochenbettes von dem Termin der Geburt ſich entfernen, deſto mehr verſchwinden dieſe Zeichen, und gehen endlich in die oben (Thl. I. §. 53.) erwaͤhnten Zeichen der vorausgegangenen Geburt uͤberhaupt uͤber. II. Von den Veraͤnderungen, welche der Koͤr- per des neugebornen Kindes im Vergleich zu ſeinem Zuſtande vor der Geburt erfaͤhrt. §. 875. Die wichtigſte Umaͤnderung, welche das Kind bei der Geburt erleidet, iſt, daß es aus der unmittelbaren Verbin- dung, ſo wie aus der Umſchließung des muͤtterlichen Koͤrpers heraustritt, und dadurch, indem es aufhoͤrt gleichſam ein Theil des Mutterkoͤrpers zu ſeyn, einen hoͤhern Grad von Selbſtſtaͤndigkeit, von Selbſtbeſtimmung erhaͤlt, wodurch zu- gleich die animale Seite ſeines Lebens mehr hervor gehoben wird. — Von dieſem Geſichtspunkte aus werden ſich die einzelnen Modificationen, welche die Lebensverrichtungen des Kindes, durch die Geburt veranlaßt, erleiden, hinlaͤnglich er- klaͤren laſſen. §. 876. I. Vegtatives oder reproduktives Leben. 1) Stoffaufnahme, Ernaͤhrung. Vor der Geburt wurde die Nahrung pflanzenartig an der Oberflaͤche der Eihaͤute

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/167>, abgerufen am 23.11.2024.