gen, am meisten aber durch Pressen, so leicht Blutflüsse und Vorfall veranlaßt werden) diese Ausleerungen unterbleiben, liegt am Tage, und muß bei der Behandlung der Wöchnerin vor- züglich berücksichtigt werden.
§. 871.
Was das Gefühl der Erschöpfung betrifft, so pflegt sich dieses, nach einer völlig naturgemäßen Entbindung bald zu mindern, und, obwohl es sicher auch durch das Gefühl der innern Umänderungen in der Richtung der Gefäßthätigkeit unterhalten wird, gegen den fünften oder achten Tag, wo auch der Uterus mehr in seinen frühern Zustand zurück ge- kehrt ist, insoweit sich zu verlieren, daß die Wöchnerin der horizontalen Lage am Tage nicht mehr anhaltend bedürftig ist. Späterhin bezeichnet sich die völlige Rückkehr des Ute- rus zum Zustande vor der Empfängniß, durch das in der fünften oder sechsten Woche bemerkbare gänzliche Verschwin- den der Wochenreinigung; und es wird so zugleich die Pe- riode angedeutet, wo die Kräfte, die Eßlust, kurz die allge- meine Gesundheit der Mutter, wieder hervorgestellt sind, von wo sie aufhört, Wöchnerin zu seyn, und als stillende Mutter sich mit Ausnahme dieser erhöhten Funktion der Brüste selbst, so wie der noch nicht eintretenden Menstrua- tion, ganz so wie vor der Conception befindet.
Zeichenlehre für den Zustand der Wöchnerin.
§. 872.
Für den Arzt und Geburtshelfer überhaupt, namentlich aber in gerichtlichen Fällen (z. B. bei verheimlichten Geburten, Verdacht von Kindermord u. s. w.) ist oft die ge- naue Ausmittelung des Zustandes einer Wöchnerin nicht min- der wichtig als es die Ausmittelung der Schwangerschaft war; demungeachtet haben wir auch nur wenige Kennzeichen, welche in ihrem Zusammentreffen völlige Gewißheit gewähren; und überhaupt sind es nur die ersten acht bis vierzehn Tage des
gen, am meiſten aber durch Preſſen, ſo leicht Blutfluͤſſe und Vorfall veranlaßt werden) dieſe Ausleerungen unterbleiben, liegt am Tage, und muß bei der Behandlung der Woͤchnerin vor- zuͤglich beruͤckſichtigt werden.
§. 871.
Was das Gefuͤhl der Erſchoͤpfung betrifft, ſo pflegt ſich dieſes, nach einer voͤllig naturgemaͤßen Entbindung bald zu mindern, und, obwohl es ſicher auch durch das Gefuͤhl der innern Umaͤnderungen in der Richtung der Gefaͤßthaͤtigkeit unterhalten wird, gegen den fuͤnften oder achten Tag, wo auch der Uterus mehr in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck ge- kehrt iſt, inſoweit ſich zu verlieren, daß die Woͤchnerin der horizontalen Lage am Tage nicht mehr anhaltend beduͤrftig iſt. Spaͤterhin bezeichnet ſich die voͤllige Ruͤckkehr des Ute- rus zum Zuſtande vor der Empfaͤngniß, durch das in der fuͤnften oder ſechsten Woche bemerkbare gaͤnzliche Verſchwin- den der Wochenreinigung; und es wird ſo zugleich die Pe- riode angedeutet, wo die Kraͤfte, die Eßluſt, kurz die allge- meine Geſundheit der Mutter, wieder hervorgeſtellt ſind, von wo ſie aufhoͤrt, Woͤchnerin zu ſeyn, und als ſtillende Mutter ſich mit Ausnahme dieſer erhoͤhten Funktion der Bruͤſte ſelbſt, ſo wie der noch nicht eintretenden Menſtrua- tion, ganz ſo wie vor der Conception befindet.
Zeichenlehre fuͤr den Zuſtand der Woͤchnerin.
§. 872.
Fuͤr den Arzt und Geburtshelfer uͤberhaupt, namentlich aber in gerichtlichen Faͤllen (z. B. bei verheimlichten Geburten, Verdacht von Kindermord u. ſ. w.) iſt oft die ge- naue Ausmittelung des Zuſtandes einer Woͤchnerin nicht min- der wichtig als es die Ausmittelung der Schwangerſchaft war; demungeachtet haben wir auch nur wenige Kennzeichen, welche in ihrem Zuſammentreffen voͤllige Gewißheit gewaͤhren; und uͤberhaupt ſind es nur die erſten acht bis vierzehn Tage des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0165"n="141"/>
gen, am meiſten aber durch Preſſen, ſo leicht Blutfluͤſſe und<lb/>
Vorfall veranlaßt werden) dieſe Ausleerungen unterbleiben, liegt<lb/>
am Tage, und muß bei der Behandlung der Woͤchnerin vor-<lb/>
zuͤglich beruͤckſichtigt werden.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 871.</head><lb/><p>Was das Gefuͤhl der Erſchoͤpfung betrifft, ſo pflegt ſich<lb/>
dieſes, nach einer voͤllig naturgemaͤßen Entbindung bald zu<lb/>
mindern, und, obwohl es ſicher auch durch das Gefuͤhl der<lb/>
innern Umaͤnderungen in der Richtung der Gefaͤßthaͤtigkeit<lb/>
unterhalten wird, gegen den fuͤnften oder achten Tag, wo<lb/>
auch der Uterus mehr in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck ge-<lb/>
kehrt iſt, inſoweit ſich zu verlieren, daß die Woͤchnerin der<lb/>
horizontalen Lage am Tage nicht mehr anhaltend beduͤrftig<lb/>
iſt. Spaͤterhin bezeichnet ſich die voͤllige Ruͤckkehr des Ute-<lb/>
rus zum Zuſtande vor der Empfaͤngniß, durch das in der<lb/>
fuͤnften oder ſechsten Woche bemerkbare gaͤnzliche Verſchwin-<lb/>
den der Wochenreinigung; und es wird ſo zugleich die Pe-<lb/>
riode angedeutet, wo die Kraͤfte, die Eßluſt, kurz die allge-<lb/>
meine Geſundheit der Mutter, wieder hervorgeſtellt ſind, von<lb/>
wo ſie aufhoͤrt, <hirendition="#g">Woͤchnerin</hi> zu ſeyn, und als <hirendition="#g">ſtillende<lb/>
Mutter</hi>ſich mit Ausnahme dieſer erhoͤhten Funktion der<lb/>
Bruͤſte ſelbſt, ſo wie der noch nicht eintretenden Menſtrua-<lb/>
tion, ganz ſo wie vor der Conception <choice><sic>beſindet</sic><corr>befindet</corr></choice>.</p></div></div><lb/><divn="6"><head><hirendition="#g">Zeichenlehre fuͤr den Zuſtand der Woͤchnerin</hi>.</head><lb/><divn="7"><head>§. 872.</head><lb/><p>Fuͤr den Arzt und Geburtshelfer uͤberhaupt, namentlich<lb/>
aber in <hirendition="#g">gerichtlichen Faͤllen</hi> (z. B. bei verheimlichten<lb/>
Geburten, Verdacht von Kindermord u. ſ. w.) iſt oft die ge-<lb/>
naue Ausmittelung des Zuſtandes einer Woͤchnerin nicht min-<lb/>
der wichtig als es die Ausmittelung der Schwangerſchaft war;<lb/>
demungeachtet haben wir auch nur wenige Kennzeichen, welche<lb/>
in ihrem Zuſammentreffen voͤllige Gewißheit gewaͤhren; und<lb/>
uͤberhaupt ſind es nur die erſten acht bis vierzehn Tage des<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[141/0165]
gen, am meiſten aber durch Preſſen, ſo leicht Blutfluͤſſe und
Vorfall veranlaßt werden) dieſe Ausleerungen unterbleiben, liegt
am Tage, und muß bei der Behandlung der Woͤchnerin vor-
zuͤglich beruͤckſichtigt werden.
§. 871.
Was das Gefuͤhl der Erſchoͤpfung betrifft, ſo pflegt ſich
dieſes, nach einer voͤllig naturgemaͤßen Entbindung bald zu
mindern, und, obwohl es ſicher auch durch das Gefuͤhl der
innern Umaͤnderungen in der Richtung der Gefaͤßthaͤtigkeit
unterhalten wird, gegen den fuͤnften oder achten Tag, wo
auch der Uterus mehr in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck ge-
kehrt iſt, inſoweit ſich zu verlieren, daß die Woͤchnerin der
horizontalen Lage am Tage nicht mehr anhaltend beduͤrftig
iſt. Spaͤterhin bezeichnet ſich die voͤllige Ruͤckkehr des Ute-
rus zum Zuſtande vor der Empfaͤngniß, durch das in der
fuͤnften oder ſechsten Woche bemerkbare gaͤnzliche Verſchwin-
den der Wochenreinigung; und es wird ſo zugleich die Pe-
riode angedeutet, wo die Kraͤfte, die Eßluſt, kurz die allge-
meine Geſundheit der Mutter, wieder hervorgeſtellt ſind, von
wo ſie aufhoͤrt, Woͤchnerin zu ſeyn, und als ſtillende
Mutter ſich mit Ausnahme dieſer erhoͤhten Funktion der
Bruͤſte ſelbſt, ſo wie der noch nicht eintretenden Menſtrua-
tion, ganz ſo wie vor der Conception befindet.
Zeichenlehre fuͤr den Zuſtand der Woͤchnerin.
§. 872.
Fuͤr den Arzt und Geburtshelfer uͤberhaupt, namentlich
aber in gerichtlichen Faͤllen (z. B. bei verheimlichten
Geburten, Verdacht von Kindermord u. ſ. w.) iſt oft die ge-
naue Ausmittelung des Zuſtandes einer Woͤchnerin nicht min-
der wichtig als es die Ausmittelung der Schwangerſchaft war;
demungeachtet haben wir auch nur wenige Kennzeichen, welche
in ihrem Zuſammentreffen voͤllige Gewißheit gewaͤhren; und
uͤberhaupt ſind es nur die erſten acht bis vierzehn Tage des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/165>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.